Walnusswünsche (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
416 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-26593-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Walnusswünsche - Manuela Inusa
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Wo die Walnussbäume wachsen, werden alle Wünsche wahr!
Victoria führt ein erfülltes Leben auf ihrer geliebten Walnussfarm, die schon seit Generationen im Besitz ihrer Familie ist. Seit ihre Mutter verstarb und ihre ältere Schwester Abigail - schon immer eine Rebellin - die Familie verließ, ist es allerdings an ihr allein, die Farm über Wasser zu halten, was sich nicht immer leicht gestaltet. Und dann steht plötzlich Abby wieder vor der Tür, an der Hand ihre kleine Tochter, die bezaubernde Bella. Doch schon bald fliegen zwischen den Schwestern wieder die Fetzen, und Abby verschwindet - ohne Bella. Vickys einziger Lichtblick: Liam Sanders, der auf der idyllischen Walnussfarm für seinen neuen Roman recherchieren will - und der ihr Herz dazu bringt, ein paar ganz ungewohnte Sprünge zu machen ...
Die zauberhafte »Kalifornische Träume«-Reihe bei Blanvalet:
1. Wintervanille
2. Orangenträume
3. Mandelglück
4. Erdbeerversprechen
5. Walnusswünsche
6. Blaubeerjahre
Alle Bände können unabhängig voneinander gelesen werden.

Manuela Inusa wurde 1981 in Hamburg geboren und wollte schon als Kind Autorin werden. Kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag sagte die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin sich: »Jetzt oder nie!« Nach einigen Erfolgen im Selfpublishing erscheinen ihre aktuellen Romane bei Blanvalet. Ihre Valerie-Lane-Reihe verzauberte die Herzen der Leserinnen und eroberte auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste, genau wie ihre Kalifornische-Träume-Reihe. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in einem idyllischen Haus auf dem Land. In ihrer Freizeit liest und reist sie gern, außerdem liebt sie Musik, Serien, Tee und Schokolade.

Kapitel 1

Victoria

Heute

»Fährst du mich nachher zum Clubhaus?«, fragte ihr Vater, und Vicky sah auf.

Sie saßen zusammen an dem kleinen Verandatisch und frühstückten. Vicky hatte Bagels aufgebacken und dazu Spiegeleier und Bacon gebraten – wie ihr Dad es am liebsten mochte. Er hatte schon immer etwas für eine deftige Morgenmahlzeit übriggehabt, da er so Kräfte tanken konnte für einen langen Tag auf der Walnussfarm. Dass er heute wegen seines kaputten Knies nicht mehr allzu viel mit anpacken konnte, vergaß er manchmal, oder er schien sein Gebrechen absichtlich zu ignorieren. Glücklicherweise hatte er vor zwei Jahren Riversides Clubhaus für sich entdeckt, wo sich tagtäglich die älteren Herren der Gegend trafen, um miteinander Zeit totzuschlagen. Und Vicky war sehr dankbar dafür, denn so musste sie nicht mehr ständig mit ihrem lieben, aber äußerst sturen Vater streiten.

»Klar«, antwortete sie und beschmierte eine weitere Bagelhälfte mit Frischkäse. »Was habt ihr denn heute vor? Spielt ihr wieder Schach oder Shuffleboard? Oder lest ihr ein Buch?«

»Leider nicht. Ich wünschte, ich könnte die anderen davon überzeugen, einen Buchclub zu gründen. Die wissen ja gar nicht, was sie verpassen, wenn sie nicht Steinbeck, Faulkner oder Fitzgerald lesen.«

Vicky musste schmunzeln. Ihr Dad war schon immer ein Literaturfanatiker gewesen. Im Haus gab es sogar ein Zimmer, das nur mit Bücherregalen vollgestellt war – seine ganz eigene Bibliothek. Und dort hielt er sich auch am allerliebsten auf, seit er seine Tage nicht mehr draußen auf den Feldern verbrachte.

»Eine Schande!«, sagte sie.

»Allerdings!«, stimmte er ihr zu, nahm ein Stück Bacon und hielt es Betty hin. Die Hündin, die zu seinen Füßen lag, schnappte es sich und leckte ihm zum Dank die Hand.

»Also, was habt ihr denn nun geplant für heute?«

»Joe und Carl wollen sich draußen vors Café setzen und Skat kloppen. Und dabei hübschen Frauen hinterherpfeifen.« Er rollte mit den Augen.

Sie musste lachen. Ja, die beiden Freunde ihres Dads waren wirklich noch auf Zack, was die Damenwelt anging. Und dabei hielten sie sich sogar meist an diejenigen in ihrem Alter und nicht etwa an junge, sexy Frauen, die an ihnen vorbeiflanierten. Sie hatte es selbst ein paarmal gesehen, und sie hatte auch vernommen, wie geschmeichelt sich die älteren Damen gefühlt hatten. Die gute Mrs. Edison aus dem Schreibwarengeschäft errötete jedes Mal und lachte nervös wie ein Teenager. Vicky fand es süß. Warum sollten Menschen gehobenen Alters nicht auch noch flirten dürfen?

»Wobei du natürlich niemals mitmachen würdest«, sagte sie und zwinkerte ihrem Dad zu.

Anthony Lloyd setzte sich aufrecht und sah sie empört an. »Aber selbstverständlich nicht! Ich werde deiner Mutter immer treu bleiben, auch wenn sie nicht mehr bei uns ist. Denn eines Tages werden wir uns wiedersehen, und ich weiß jetzt schon, dass sie mir die Hölle heißmachen würde, wenn ich sie hier unten betrogen hätte.«

Ihr Vater glaubte fest an ein Leben nach dem Tod, an den Himmel und die Hölle und an so gut wie alles andere, was in der Bibel stand. Jeden Sonntag ging er in die Kirche, und vor jedem Essen sprach er ein Dankesgebet. Und sie wusste auch, dass er abends vor seinem Bett niederkniete – trotz immenser Schmerzen – und für die Seelen seiner verstorbenen Frau und seiner verlorenen Tochter betete.

»Ach, Dad. Ein bisschen flirten ist doch nicht gleich betrügen. Ich bin mir sicher, Mom hätte nichts dagegen, wenn du dich ein bisschen amüsieren und auch mal einer netten Lady hinterherpfeifen würdest.«

»Oh, ich will es lieber nicht riskieren«, sagte er und strich sich eine weiße Haarsträhne zur Seite, die ihm ins Gesicht gefallen war. Und dann warf er ihr wieder mal diesen ganz bestimmten Blick zu, den sie an ihm fürchtete, weil dann nie etwas Gutes folgte. »Wie sieht es denn bei dir aus? Hast du in letzter Zeit jemanden kennengelernt?«

»Wie denn, wenn ich meine Tage von morgens bis abends auf der Farm verbringe?«, entgegnete sie.

»Na, ab und zu fährst du doch auch mal in den Ort, oder du triffst dich mit Alexandra.«

Sie atmete einmal tief durch. »Wenn der Richtige kommt, dann kommt er. Ich werde aber nicht verzweifelt nach ihm suchen, okay?«

»Du und deine Sturheit!«

Ha! Das musste er gerade sagen!

»Dad, bitte …« Sie sah ihm eindringlich in die Augen und hoffte, er verstand, dass das kein Thema war, über das sie reden wollte. Jetzt oder überhaupt jemals.

»Na, ich mein ja nur. Es wäre schön, wenn wenigstens ich meine Enkel kennenlernen würde, bevor ich das Zeitliche segne. Deiner Mutter ist das ja leider nicht vergönnt gewesen.«

Sie seufzte, füllte ihnen beiden Kaffee nach, gab einen Löffel Zucker in ihren Becher und rührte. »Okay, ich werde die Augen nach netten Männern offen halten.«

»Das ist alles, was ich will«, sagte ihr Dad zufrieden und lehnte sich im Stuhl zurück. Er wischte sich mit seinem Stofftaschentuch, das er ganz altmodisch immer in der Hosentasche trug, über die Stirn. Es war erst kurz nach acht, aber das Thermometer zeigte jetzt schon knapp dreißig Grad an. Die Sommer in Riverside waren stets heiß, dieser August jedoch schien der heißeste aller Zeiten zu sein. »Wir müssen um zwei los, gleich nach dem Mittagessen. Bis dahin gehe ich mal schauen, was auf der Farm so anfällt.«

Vicky nickte und spielte das Spiel mit. Ihr Dad tat nämlich so, als wenn er immer noch für alles verantwortlich wäre. Vicky hatte ihm den Titel und die Aufgaben eines Vorarbeiters übertragen, als sie die Farm übernommen hatte; insgeheim wussten sie aber beide, dass die eigentliche Vorarbeiterin nach wie vor Inès war. Inès arbeitete seit zehn Jahren für sie, war Ende dreißig, geschieden und kinderlos und hatte alles fest im Griff. Auf sie konnte Vicky sich verlassen, und sie war zudem im Laufe der Jahre zu einer echten Freundin geworden. Das Beste jedoch war: Sie spielte das Spiel mit.

»Dann viel Spaß. Ich muss mich noch um ein paar Kunden kümmern und komme dann ebenfalls nach draußen.«

»Apropos Kunden … Wir sollten darüber nachdenken, unsere Preise auch zu erhöhen, wie alle Farmer der Gegend es diese Saison tun«, meinte ihr Dad.

Sie seufzte erneut und nickte widerwillig. »Ja, du hast recht. Über kurz oder lang sollten wir da mitziehen. Es wird jetzt schon eng. Das Wasser wird immer teurer, die Erntehelfer sind in zwei Wochen wieder im Einsatz und wollen bezahlt werden … Ich glaube, wir kommen nicht drum herum, dieses Jahr achtzig Cent oder mehr zu verlangen.«

Sie boten ihre Walnüsse der Sorte Chandler mitsamt der Schale an und hatten Abnehmer überall im Land – von Supermärkten über Bioläden bis hin zu Privatkunden war alles dabei. Im vergangenen Jahr hatten sie das Pfund noch für fünfundsiebzig Cent verkauft, doch dieses Jahr war es fast unumgänglich, die Preise anzuheben – da hatte ihr Vater leider recht. Mit über fünftausend Plantagen stammten neunundneunzig Prozent der US-Walnussernte aus Kalifornien, und so gerne sie bei der großen Konkurrenz die Preise auch niedrig gehalten hätte, befürchtete sie, dass es auf lange Sicht einfach nicht mehr möglich war.

»Ich werde es einmal durchrechnen«, versprach sie, erhob sich von ihrem Stuhl und begann, den Tisch abzudecken. Ihr Dad humpelte derweil von der Veranda, die drei Stufen hinunter und hinüber aufs Feld, Betty immer an seiner Seite.

Noch waren kaum Arbeiter anwesend. Lediglich Inès war da und bereitete zusammen mit Rodrigo und Thiago alles für die Ernte vor, die in knapp zwei Wochen beginnen würde. Hier im Süden Kaliforniens waren die ersten Walnüsse im Gegensatz zu den nördlicheren Anbaugebieten bereits Anfang September erntereif. Die schönste Zeit des Jahres, wie Vicky fand. Endlich wieder frische Walnüsse, mit denen sie ganz wunderbare Kuchen und die köstlichsten Kekse backen konnte. Und erst der Duft frisch gerösteter Walnusskerne … Allein der Gedanke zauberte ihr ein breites Lächeln ins Gesicht.

Sie kümmerte sich schnell um den Abwasch, schrieb dann ein paar Großkunden an, um sich zu vergewissern, dass sie auch dieses Jahr wieder auf sie zählen konnte, und trat aus dem Haus. Schritt über die Erde, die ihre Bäume seit hundertfünfzig Jahren nährte. Bereits ihre Urururgroßeltern hatten Walnüsse angebaut, tatsächlich galt die Lloyd-Farm als die älteste Walnussfarm in Kalifornien, die noch in Betrieb war. Worauf die Familie natürlich mächtig stolz war, allen voran ihr Dad, Anthony Lloyd. Vor ein paar Jahren war sogar ein Interview mit ihm in einer Zeitung erschienen, mit einem Bild, das ihn unter einem seiner geliebten Bäume zeigte, die Hände voll reifer Walnüsse. Diesen Artikel trug er stets bei sich und zeigte ihn jedem, der ihn noch nicht kannte – und auch denjenigen, denen er ihn schon zig Mal gezeigt hatte. Anthony hatte nicht mehr viel außer seinen Erinnerungen an eine bessere Zeit, doch die konnte ihm keiner nehmen.

Vicky sah hoch zu einem der Bäume, an denen die Walnüsse in ihren Schalen heranreiften. Die grünen Außenhüllen begannen bereits, sich zu spalten. Bald würden sie sich ganz öffnen und die Walnüsse freigeben beziehungsweise zusammen mit ihnen herabfallen. Und bei denen, die nicht von allein herunterkommen wollten, würden sie nachhelfen. Die Ernte war nah, und Vicky fühlte sich gesegnet, trotz allem ein weiteres Jahr dabei sein zu dürfen, wenn der Herbst hereinbrach und die Walnüsse alles andere in den Schatten stellten. Die schönste Zeit des Jahres,...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2021
Reihe/Serie Kalifornische Träume
Kalifornische Träume
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Erdbeerversprechen • Feel-Good-Roman • Frauenromane • Frauenunterhaltung Neuerscheinung 2021 • Große Gefühle • Jenny Colgan • Kalifornische Träume • kleine geschenke für frauen • Liebesgeschichte • Liebesromane • Orangenträume • Rivalität • Riverside, Kalifornien • Romane für Frauen • Romantik • Schwester • Spiegel-Bestsellerautorin • Tochter • Valerie Lane • Wintervanille
ISBN-10 3-641-26593-2 / 3641265932
ISBN-13 978-3-641-26593-9 / 9783641265939
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