Die Weihnachtsdiebin. Eiskalt erwischt (eBook)
300 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98721-9 (ISBN)
C.K.Zille lebt seit ihrer Geburt nahe der niederländischen Grenze auf dem Land. Schon immer hat sie sich gerne Geschichten ausgedacht und ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. In ihrem Freundeskreis ist sie für ihre Ideen und ihren Einfallsreichtum bekannt. Es gibt keine kreative Herausforderung, der sie sich nicht stellt. Neues auszuprobieren, liegt ihr im Blut, aber eine Sache bleibt beständig: Die Liebe zum Schreiben.
C.K.Zille lebt seit ihrer Geburt nahe der niederländischen Grenze auf dem Land. Schon immer hat sie sich gerne Geschichten ausgedacht und ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. In ihrem Freundeskreis ist sie für ihre Ideen und ihren Einfallsreichtum bekannt. Es gibt keine kreative Herausforderung, der sie sich nicht stellt. Neues auszuprobieren, liegt ihr im Blut, aber eine Sache bleibt beständig: Die Liebe zum Schreiben.
Kapitel 1
»Das ist er!« Niklas’ Flüstern war so leise, dass Kira es zwischen den Geräuschen des Weihnachtsmarktes kaum verstand. Passanten plauderten, ihre Stimmen vermischten sich mit dem Gedudel von Weihnachtsliedern, die vom Chinesischen Turm zu ihnen herunterdrangen, und dem Rauschen einer Fritteuse. Der Geruch von Fett, Mandeln und Glühwein lag in der Luft. Ein behagliches, fast schon karamelliges Wintergefühl hüllte sie ein. So kurz vor Weihnachten fehlte nur noch der Schnee, um den Münchener Weihnachtsmarkt in ein Winterwunderland zu verzaubern.
Mit ihrem Blick folgte Kira Niklas’ Fingerzeig in Richtung eines kaum besuchten Standes, die wenigsten schenkten der Auslage ihre Aufmerksamkeit. Kira rieb ihre Hände aneinander, die nur in dünnen Handschuhen steckten. Zu dünn für diese Kälte. Doch nicht der Stand wurde von ihr ausgiebig gemustert, sondern der bärtige Mann, der an dessen Rand den Vorbeiziehenden lächelnd zunickte, vermutlich in der Hoffnung, sie würden ihn ansprechen.
Es würde ein Kinderspiel sein, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, da war Kira sich sicher. Trotzdem haderte sie noch einen Augenblick, ihr Puls beschleunigte sich. Wochenlang war sie mit Niklas und den anderen beiden in ihrem Team diesen Plan durchgegangen, nun durfte sie den Start nicht vermasseln. In Gedanken sagte sie sich immer wieder ihre Decknamen. Sie würde sich als Antonia Sorokin vorstellen, und Niklas spielte ihren Bruder Sascha. Angeblich waren sie hier, um ihre Großmutter zu besuchen, und der Rest würde sich hoffentlich von allein ergeben.
Ungeduldig stieß Niklas ihr seine Hand in den Rücken. Es war Zeit, loszulegen.
Langsam und mit interessiertem Blick ging sie auf den Stand zu. Beim Näherkommen erkannte sie, dass auf dem Verkaufstresen Poster, Postkarten und Prospekte lagen. Die flüchtigen Blicke der Passanten huschten darüber hinweg, kaum einer interessierte sich für die Auslage, die schließlich mit kandierten Äpfeln, Schmalzgebäck und gebrannten Mandeln konkurrierte. Die Frau hinter den Papierbergen wärmte sich ihre Finger an einem Heißgetränk, vielleicht ein Glühwein oder ein Kräutertee, und erwiderte Kiras Lächeln.
»Oooh, schau mal, Bruderherz! Weißt du noch, wie wir als Kinder mit Oma und Opa immer in das Museum gegangen sind?« Mit gespielter Begeisterung griff Kira nach einem der Flyer. »Ach, wie gerne würde ich wieder hingehen. Über die Feiertage hat es bestimmt geschlossen.«
»Schön, dass junge Menschen noch Freude an unserer Ausstellung haben«, erklang die warme Stimme des dunkelhaarigen Mannes mit Vollbart, auf den sie es abgesehen hatten. Sein russischer Akzent war unverkennbar. »Alexander Petrikov, Museumsleiter.«
»Ist nicht Ihr Ernst!« Mit weit aufgerissenen Augen drehte Kira sich zu Niklas um. »Hast du das gehört? Der Museumsleiter! Ich bin Antonia Sorokin, das ist mein Bruder Sascha.« Innerlich atmete Kira auf, dass sie trotz ihrer brodelnden Aufregung die ausgemachten Decknamen benutzt hatte.
»Beruhige dich, Antonia. Er ist auch nur ein normaler Mensch.« Schmunzelnd legte Niklas seinen Arm um Kira, was sich seltsam vertraut anfühlte. Sie kannten sich schon lange, hatten intime Momente geteilt, aber das lag mehrere Jahre zurück. Kira war überrascht und geschmeichelt gewesen, als Niklas sich bei ihr gemeldet und sie um Hilfe gebeten hatte. Nun spielte er ihren Bruder, mimte die Vertrautheit in abgewandelter Form nach, die sie einst empfunden hatten.
Niklas war ein typischer Bad Boy gewesen, die Art Mann, die Mädchen vergötterten und auf die sie sich einließen, um ihre Eltern zur Weißglut zu treiben. Der heiße, geheimnisvolle Nachbar von schräg gegenüber, dem man ständig über den Weg lief. Eine schillernde Abwechslung zu ihrem tristen und deprimierenden Leben.
Nicht nur äußerlich hatte er sich verändert, seine dunklen Haare waren länger geworden, erste Falten zogen sich über sein Gesicht. Außerdem war er früher deutlich charmanter gewesen. Vielleicht lag seine angespannte Gereiztheit auch an diesem wichtigen Coup. Hatte er Angst, dass sie dem nicht gewachsen war?
Niklas wandte sich an Petrikov: »Meine Schwester studiert Kunstgeschichte und liebt Museen. Ihres haben wir als Kinder sehr oft besucht.«
»Sie müssen mir unbedingt erzählen, wie das so ist, ein Museum zu leiten.« Kiras Augen funkelten begeistert, das Lächeln brachte ihr eiskaltes Gesicht zum Brennen. Trotzdem legte sie einen Hundeblick auf, denn sie wusste, wie überzeugend ihre großen, blauen Augen wirkten.
Petrikov lachte kurz, ihm schien die Aufmerksamkeit zu gefallen. Schnell wurde er jedoch wieder ernst. »Es ist nicht leicht. Jedes Jahr kämpfen wir erneut ums Überleben. Dieses Mal rettet uns ein Künstlerwettbewerb mit Auktion, bei dem uns die Stadt nicht unwesentlich unterstützt. Daher findet über die Feiertage unsere Winterzauber-Aktion statt.«
Schockiert hielt Kira sich eine Hand vor den Mund. So würde es zumindest auf Petrikov wirken, obwohl sie bloß den Hauch eines Triumphlächelns verbarg. Dieser Kerl war tatsächlich so redselig, wie sie sich erhofft hatten. »Ich wusste gar nicht, wie schlecht es um das Museum steht. Unsere kranke Oma wäre am Boden zerstört, wenn sie es noch realisieren könnte. Dieses Museum war wie ein zweites Zuhause für sie. Ein Stück Heimat.«
Niklas war während des Gesprächs an die Auslage herangetreten und hielt Kira nun einen Zettel unter die Nase. An Petrikov gerichtet sagte er: »Künstlerwettbewerb, Auktion, Sie fahren wirklich einiges auf. Alles im winterlichen Ambiente? Mit Weihnachtsmann und allem Drum und Dran?«
»Weihnachtliche Dekoration, Lichterketten, …«, zählte der Museumsleiter auf, bis ihn Niklas unterbrach.
»Kein Weihnachtsmann?«
»Nein«, antwortete er leicht verwirrt.
Das war Kiras Einsatz. »Ich weiß, worauf du hinauswillst, Brüderchen. Wir waren schon auf einigen Veranstaltungen und den größten Erfolg erzielt man, wenn man etwas Besonderes bietet. Herr Petrikov, gestatten Sie uns, Ihnen zu helfen? Bitte! Uns liegt wirklich eine Menge an diesem Museum. Unserer Oma würde das so viel bedeuten.«
»Ich weiß nicht, wie wollen Sie mir denn helfen?« Leicht überfordert sah er von Kira zu Niklas.
»Ich habe da schon eine Idee! Wie wäre es, wenn …« Ihr Redefluss wurde durch den plötzlichen Gesang von Katy Perry unterbrochen.
Petrikov hob eine Hand und griff nach seinem Handy. »Entschuldigen Sie mich, bitte. … Ja? … Natürlich, es läuft alles wie geplant, Frau Bürgermeisterin. … Nein, machen Sie sich keine Sorgen.« Während er sprach, wandte er sich von Kira und Niklas ab und lief einige Schritte weiter, sodass sie nicht mithören konnten.
»Wo will er hin?«, fragte Kira vollkommen perplex.
»Shit, ich glaube, der hat nicht vor hierzubleiben.« Fluchend murmelte Niklas vor sich hin, sodass Kira sich erschrocken umschaute, ob jemand mitgehört hatte. Die Frau vom Museum starrte jedoch gedankenverloren an ihnen vorbei in die Menge der vorüberziehenden Passanten, von denen nur wenige kurz stehen blieben. Keiner nahm wirklich Notiz von ihnen, alle waren in dieser hektischen Zeit, wenige Tage vor Weihnachten, in ihre eigenen Probleme vertieft. Hatte Kira vorhin noch das Gefühl gehabt, der Weihnachtsmarkt wäre besinnlich, so wurde ihr nun die Unruhe und Angespanntheit bewusst. Von wegen verträumtes Wunderland. Nicht nur der Schnee fehlte, sondern auch die Feierlichkeit. Ebenso Petrikov, der sich immer weiter von ihnen fortbewegte.
»Wir müssen hinterher!« Kira wollte dem Museumsleiter schon nachlaufen, der sich von der Menge an Wintermänteln davontreiben ließ.
Jäh hielt Niklas sie am Arm zurück und zog sie einige Schritte vom Stand weg, mitten in die drängelnde Menschenmenge hinein. »Nein, ich habe eine andere Idee. Wir haben ihm die erste Saat ins Hirn gepflanzt. Lass sie erst einmal keimen. Morgen wirst du ihn rein zufällig treffen und mit ihm unsere Idee besprechen. Bis dahin wird er sich selbst Gedanken gemacht haben.«
Drängend schob er sie in die Menge, auch sie ließen sich treiben und schieben. Kiras Blick blieb an der Eisstockbahn hängen, zwei Jungs sprangen jubelnd in die Höhe. Gerne hätte auch Kira ihr Glück bei diesem Spiel versucht, aber sie war nicht zum Vergnügen hier. Niklas zog sie am Chinesischen Turm vorbei, dessen warme Lichter die Besuchermenge einhüllten. Die Musik dröhnte hier unangenehm laut, doch nach einer Weile bogen sie in eine Seitengasse ein, in der es keine Stände mehr gab. Kalter Wind blies ihnen entgegen, als wolle er sie zurück in die wärmende Menschenmenge treiben. Die Geräuschkulisse mit ihren schwermütigen Weihnachtsliedern rückte in den Hintergrund, sodass Kira sogar das Klacken ihrer Absätze an den Wänden widerhallen hörte.
»Wo soll ich ihn treffen? Ich glaube kaum, dass er morgen wieder hier sein wird. Er bereitet mit Sicherheit im Museum alles vor.« Frustriert zog sie ihre kalten Hände in die Ärmel ihres langen, hellgrauen Mantels, um sie ein wenig aufzuwärmen.
»Petrikov ist ein Gewohnheitstier. Jeden Morgen geht er auf dem Weg zum Museum bei einem kleinen Café vorbei und frühstückt. Dort wirst du ihn abfangen. Rein zufällig natürlich.« Wie gut Niklas doch vorbereitet war. Deshalb war er solch eine Bereicherung für das Team, er war der Planer. Er wusste über jede Person genau Bescheid.
Wenn sie seinen Bericht ein wenig sorgfältiger gelesen hätte, dann hätte sie sich bestimmt an dieses Detail erinnert. Doch sie hatte sich zu sehr auf ihren eigenen Lebenslauf und den Kerl von der Polizei konzentriert. Dieser Grassl, der sich um die Sicherheit beim Winterzauberevent kümmerte, durfte ihnen nicht in die Quere kommen. Für ihn hatte Kira sich eine große Palette an...
Erscheint lt. Verlag | 2.11.2020 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Cosy Crime • Cozy • Große Liebe • Liebesroman • Lucky Punch • München • München Krimi • new adult deutsch • Regionalkrimi • Romane für Frauen • Romantic Suspense • romantischer Krimi • Weihnachten • Weihnachtsgeschichte • Weihnachtskrimi • Weihnachtsromane |
ISBN-10 | 3-492-98721-4 / 3492987214 |
ISBN-13 | 978-3-492-98721-9 / 9783492987219 |
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