America First (eBook)

Donald Trump im Weißen Haus
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
271 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-75707-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

America First - Stephan Bierling
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Donald Trump vereinigt ein beachtliches Bündel von 'Firsts' in seiner Amtszeit. Er ist der erste Präsident der USA, der zuvor noch nie eine Funktion in Politik oder Militär innehatte. Er ist der älteste jemals neugewählte Präsident und der erste Milliardär im Weißen Haus. Er hat mehr Minister und Berater entlassen als jeder seiner Vorgänger. Und er ist der erste Präsident, der nach einem überstandenen Impeachment-Verfahren eine zweite Amtszeit anstrebt. Ein Star des Reality-TV hält im Weißen Haus die Hebel der Macht in seiner Hand. Stephan Bierling zeigt in seinem informativen Buch sachlich und mit klarem Urteil, welche erschreckenden Resultate diese Präsidentschaft hervorgebracht hat.
Welche Politik aber betreibt der Mann, der unter dem Beifall seiner Anhänger gegen jede etablierte Regel der Politik verstößt? Gibt es eine - sichtbare oder unsichtbare - Agenda, oder ist alles blanker Machtopportunismus? Gibt es definierbare Erfolge oder Misserfolge? Was ist mit der Russland-Connection, mit dem Verhältnis zu Europa oder dem Mittleren Osten? Stephan Bierling, einer der angesehensten deutschen USA-Kenner, legt eine fundierte Bilanz der Ära Trump vor, an deren Ende die Einsicht steht, dass auch das älteste freiheitliche Staatswesen der Welt schon bald an seine Belastungsgrenzen geraten kann.

Stephan Bierling ist Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Regensburg. Er schreibt regelmäßig als Kolumnist für die "Neue Zürcher Zeitung" und hat bei C.H.Beck u.a. eine Geschichte der amerikanischen Außenpolitik, eine Geschichte des Irakkriegs und eine Biographie Nelson Mandelas vorgelegt.

1. «Sie sind gefeuert»: Der Mann und die Marke


Donald Trump liebt das Bild von sich als Selfmademan, der sich aufgrund seiner Cleverness, Entschlossenheit und harten Arbeit ein globales Milliarden-Dollar-Imperium geschaffen hat. Es ist die klassische Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichte, die den Kern des amerikanischen Traums bildet und die das Land im Innersten zusammenhält. Aber wie vieles, das Trump den USA und der Welt in den vergangenen Jahrzehnten von sich erzählt hat, entspricht dieses Bild nicht der Wahrheit, sondern ist Teil einer großangelegten Inszenierung.

Denn Donald John Trump kam am 14. Juni 1946 als viertes von fünf Geschwistern in einem vermögenden Elternhaus zur Welt. Er wuchs in einer noblen Villa mit 23 Zimmern und zwei Bediensteten im New Yorker Stadtteil Queens auf. Sein Vater Fred war Kind deutscher Einwanderer namens Drumpf aus Kallstadt in der bayerischen Pfalz, auch wenn beide später behaupteten, aus Schweden zu stammen. Fred hatte das Baugewerbe von der Pike auf gelernt und sich durch Fleiß und Geschick zu einem erfolgreichen Unternehmer und Vermieter hochgearbeitet. Geschäftlich wie privat legte er extremes Konkurrenzdenken und Männlichkeitskult an den Tag. Im Zweiten Weltkrieg errichtete Fred mit staatlichen Fördergeldern Kasernen und Wohnungen für die Navy, später vor allem Apartmentkomplexe. Bald war er einer der größten Immobilienentwickler im Land und besaß tausende Mietwohnungen. Dass dabei nicht immer alles ganz regelkonform zuging, war in dieser Branche normal. In den 1950er und 1960er Jahren erhoben die Regierungen in Washington und im Bundesstaat New York Vorwürfe gegen Fred Trump wegen Wuchers und unlauteren Geschäftsgebarens. Es kam zwar zu keiner Anklage, aber seine Firma wurde von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen.

Donald Trump profitierte früh vom Reichtum und den Verbindungen seiner Familie. Wie die New York Times in einer aufwendigen Recherche herausfand, erhielt er insgesamt mindestens 413 Millionen Dollar (nach heutigem Wert) aus dem Immobilienimperium seines Vaters. Im Alter von drei Jahren bezog Trump aufgrund ihm überschriebener Mietanlagen bereits ein Jahreseinkommen von 200.000 Dollar, mit acht war er Millionär. Kurz nach seinem Collegeabschluss zahlte ihm sein Vater eine Jahresapanage von einer Million Dollar, eine Summe, die in den folgenden Jahrzehnten auf fünf Millionen anwuchs. Die New York Times analysierte: «Fred Trump war unermüdlich und kreativ darin, Wege zu finden, um das Vermögen an seine Kinder zu übertragen. Er machte Donald nicht nur zu seinem bezahlten Angestellten, sondern auch zu seinem Hausverwalter, Vermieter, Bankier und Berater. Er gewährte ihm Darlehen um Darlehen, viele davon wurden nie zurückbezahlt. Er gab ihm Geld für seinen Wagen, Geld für seine Angestellten, Geld für Aktienkäufe, Geld für seine ersten Büros in Manhattan und Geld für deren Renovierung.»[1] Die meisten Mittel flossen in einer Weise, die Geschenk- und Erbschaftssteuern vermied, und die Finanzexperten als anstößig und potentiell illegal bezeichneten.

Donald Trump genoss weitere Vorteile. Er besuchte eine vornehme Privatschule, war jedoch so aufsässig und störrisch, dass ihn sein Vater nach der achten Klasse in ein strenges Privatinternat schickte, die New York Military Academy. Viele der dortigen Lehrer waren Veteranen. Sie führten ein autoritäres Regime und brachten ihren Zöglingen, die Uniform tragen mussten, mit brutalen Methoden Disziplin bei. Gewinnen sei nicht das wichtigste, lautete das Credo eines Ausbilders, Gewinnen sei das einzige.[2] Trump sog diese Botschaft auf, sie wurde zu seinem Wesenskern: Fortan wollte er stets der Beste sein, der Sieg bedeutete ihm alles, sein schlimmstes Schmähwort wurde «looser» (Verlierer). Nach seinem Abschluss wollte Trump eigentlich Filmproduzent werden, aber die University of Southern California in Los Angeles lehnte ihn als Studenten ab. Er ging zwei Jahre an die Fordham University in der Bronx und wechselte 1966 an die Wharton School of Finance der Universität von Pennsylvania, um Immobilienwirtschaft zu studieren.

Später behauptete Trump, dies sei «die schwerste Uni gewesen, um reinzukommen, die beste Uni der Welt» und eine «Super-Genie-Sache».[3] Obwohl Wharton heute nur sieben Prozent aller Bewerber akzeptiert, war es damals nicht sehr schwierig, dort einen Studienplatz zu erhalten. Mehr als 50 Prozent der Kandidaten wurden angenommen. Zudem machte sich Trump die Freundschaft seines älteren Bruders mit einem Mitarbeiter der Zulassungsstelle zunutze, um seine Chancen zu erhöhen. Zum Vorstellungsinterview kam er in Begleitung seines reichen Vaters, der sich beim Aufnahmeverantwortlichen einzuschmeicheln versuchte. Trumps Noten reichten scheinbar nicht für einen Studienplatz. Vor seinem Präsidentschaftswahlkampf ließ er seinen persönlichen Anwalt Michael Cohen 2015 die Military Academy und die Fordham University jedenfalls schriftlich auffordern, seine Zeugnisse unter Verschluss zu halten. Das war die Rechtslage, zeigte allerdings eine eklatante Doppelmoral: Vier Jahre zuvor hatte Trump Präsident Barack Obama gedrängt, seine Übertrittszeugnisse an die renommierten Universitäten von Columbia und Harvard offenzulegen.[4] An Wharton waren Trumps Leistungen nicht so herausragend, wie er gern behauptete, zumindest taucht sein Name auf keiner der veröffentlichten Bestenranglisten auf.[5]

Schließlich nutzte Trump die Kontakte seiner Familie, um seine Einberufung während des Vietnamkriegs zu umgehen. Seit seiner Musterung 1966, wo er als tauglich befunden worden war, hatte man ihn bereits viermal wegen seines Studiums zurückgestellt – die maximal zulässige Zahl. 1968 schloss er die Uni ab; trotzdem erhielt er im Herbst 1968 eine fünfte Ausnahmegenehmigung, diesmal wegen Fersenbeinspornen. Der Orthopäde stellte die Diagnose, so erinnern sich dessen Kinder, als Gefallen für Trump sr., von dem er seine Praxisräume mietete.[6] Dass ein gesunder und durchtrainierter 22-Jähriger plötzlich nicht fit sein sollte für den Militärdienst, förderte Spekulationen, die Bescheinigung sei gefälscht oder zumindest übertrieben.

Als Spross einer wohlhabenden, gut vernetzten Familie genoss Trump also zahlreiche Privilegien. Das mag ethisch problematisch sein, war aber kein Rechtsbruch und schon gar nicht ungewöhnlich. Vor dem Dienst in Vietnam drückten sich die meisten Söhne aus gutem Haus, darunter spätere Präsidenten und Vizepräsidenten. George W. Bush fand kurz vor Auslaufen seiner letzten Uni-Zurückstellung überraschend schnell Aufnahme ins Pilotenprogramm der texanischen Nationalgarde, Bill Clinton ging als Stipendiat an die Universität Oxford, Joe Biden erhielt nach dem Studium eine Asthma-Diagnose, Dick Cheney heiratete umgehend, als er nach dem Universitätsabschluss mit der Einberufung rechnen musste. Die meisten der 2,2 Millionen Amerikaner, die zwischen 1964 und 1973 für den Vietnamkrieg eingezogen wurden, kamen deshalb aus den unteren Einkommens- und Bildungsschichten, die weder das Geld fürs College hatten noch die nötigen Beziehungen.

Der Punkt ist also nicht, dass Trump die Stellung seiner Familie missbrauchte – das taten, wie gesagt, viele Vermögende und Einflussreiche. Der Punkt ist: Trump verhielt sich unaufrichtig, als er Jahre später vorgab, es aus bescheidenen Anfängen ganz nach oben geschafft zu haben und seinen Geschäftserfolg nur der eigenen Leistung zu verdanken. Wenig glaubwürdig war im Präsidentschaftswahlkampf auch seine enthusiastische Unterstützung für die Streitkräfte und Veteranen. Den Gipfel an Heuchelei stellten Trumps Angriffe auf die Eltern einer amerikanischen Familie muslimischen Glaubens dar, deren Sohn 2004 im Irakkrieg gefallen war, sowie die ehrabschneidenden Beleidigungen Senator John McCains, der in Vietnam gekämpft und fünfeinhalb Jahre in brutaler Kriegsgefangenschaft verbracht hatte.

Immobilieninvestor und Milliardär


Schon während seiner College- und Universitätsjahre arbeitete Trump an den Wochenenden und in den Ferien in der väterlichen Firma mit. Nach dem Abschluss 1968 stieg er Vollzeit ein. Trump konzentrierte sich ganz aufs Geschäft, er trank und rauchte nicht, nahm keine Drogen, blieb abends meist zuhause, beteiligte sich an keiner der vielen Anti-Vietnam- oder Bürgerrechtsdemonstrationen jener Tage und zeigte kaum politisches Interesse. Immer ging es um neue Bauprojekte, er arbeitete fast rund um die Uhr und verabscheute...

Erscheint lt. Verlag 27.8.2020
Reihe/Serie Beck Paperback
Zusatzinfo mit 7 Abbildungen und 1 Grafik
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Geld / Bank / Börse
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Reisen Reiseführer Europa
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Staat / Verwaltung
Schlagworte Erfolg • Milliardär • Misserfolg • Politik • Präsident • Präsidentschaft • Sachbuch • Trump • USA • Weißes Haus
ISBN-10 3-406-75707-3 / 3406757073
ISBN-13 978-3-406-75707-5 / 9783406757075
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