Sterbender Cato (eBook)

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2020 | 1. Auflage
168 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961718-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sterbender Cato -  Johann Christoph Gottsched
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Gottscheds 'Sterbender Cato', 1731 in Leipzig uraufgeführt, gilt als die erste deutsche ?Originaltragödie? im Sinne der regelhaften Poetik der Aufklärung, mit weitreichenden Folgen für die Epoche. Im Zentrum des Dramas steht Cato, der sich, als Cäsar die Alleinherrschaft erringt, selbst tötet - überzeugt von der Wahrheit der republikanischen Idee und der Unsterblichkeit seiner Seele. Der Anhang der Ausgabe enthält neben einem Nachwort Auszüge aus der zeitgenössischen Diskussion über Gottscheds Drama. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Johann Christoph Gottsched (2.2.1700 Juditten - 12.12.1766 Leipzig), Pfarrersohn, gehört mit seiner Regelpoetik zu den großen Denkern der Aufklärung. Er studiert bereits mit 14 Jahren an der Universität Königsberg und schließt mit 23 als Magister ab. Gottsched hält Vorlesungen in Leipzig und wird als wissenschaftlicher und pädagogischer Publizist aktiv. 1730 erscheint mit seinem 'Versuch einer Critischen Dichtkunst' die letzte große deutsche Regelpoetik. Deren Regeln versucht Gottsched in der 'Deutschen Schaubühne', einem Kompendium von Regeldramen, zu präsentieren. Große Hilfe erhält er bei seinen Unternehmungen von seiner Frau Louise Gottsched (geborene Kulmus).

Johann Christoph Gottsched (2.2.1700 Juditten – 12.12.1766 Leipzig), Pfarrersohn, gehört mit seiner Regelpoetik zu den großen Denkern der Aufklärung. Er studiert bereits mit 14 Jahren an der Universität Königsberg und schließt mit 23 als Magister ab. Gottsched hält Vorlesungen in Leipzig und wird als wissenschaftlicher und pädagogischer Publizist aktiv. 1730 erscheint mit seinem "Versuch einer Critischen Dichtkunst" die letzte große deutsche Regelpoetik. Deren Regeln versucht Gottsched in der "Deutschen Schaubühne", einem Kompendium von Regeldramen, zu präsentieren. Große Hilfe erhält er bei seinen Unternehmungen von seiner Frau Louise Gottsched (geborene Kulmus).

VorredeSterbender CatoZu dieser AusgabeAnmerkungenZeittafelAuszüge aus der zeitgenössischen Diskussion über Gottscheds Drama[Gottlieb Stolle:] Eines ungenannten Gönners kritische Gedanken über den Sterbenden CatoJohann Christoph Gottsched: Bescheidene Antwort auf die vorhergehenden kritischen Gedanken über den Sterbenden CatoImmanuel Pyra: Untersuchung der innern Einrichtung des teutschen Cato nach den Regeln des AristotelesLiteraturhinweiseNachwort

[55]Der andere Auftritt


Cäsar und Arsene.

ARSENE (vor sich).

Ihr Götter! Welch ein Schall! Der Ton ist mir bekannt,

   Das muss der Römer sein! Ich weiß nicht ob ich wache?    735

CÄSAR.

   Was für Verwirrungen von Abscheu, Hass und Rache

   Erfüllen Eure Brust? Bemeistert doch den Schmerz!

   Hier opfert sich in mir ein ewig treues Herz.

ARSENE.

   Mein Herr, ich hab Euch sonst an unserm Hof gesehen,

   Als Cäsars Antrag einst durch Euren Mund geschehen:    740

   Ich dacht auch in der Tat, er wäre selber hier?

CÄSAR.

   Ihr seht ihn, in Person, o Königin in mir.

ARSENE.

   Was? Wollt Ihrs selber sein?

   (Beiseite.)

              Ach ja, ich muss es glauben,

   Was Schlechters konnte mir wohl nie die Freiheit rauben.

   Es musste Cäsar sein, wer mir gefallen sollt.    745

CÄSAR.

   Ja schönste Königin, wenn Ihr mich hören wollt;

   So hat Seleucia, sobald ich Euch erblicket,

   Durch Eurer Schönheit Pracht zuerst mein Herz bestricket.

   Der Sieg war dazumal mein vorgestecktes Ziel,

   Wiewohl mein Wachstum schon den Römern nicht gefiel.    750

   Die Neider meines Ruhms verfolgten meine Waffen,

   Und ich bestrebte mich mir selber Recht zu schaffen.

   Fast alles was ich tat, hieß Rom ein Bubenstück;

   Die Bürger wünschten nichts als Cäsars Ungelück:

   Indes war ich bemüht ein neues Reich zu gründen,    755

   Und überall die Glut des Krieges anzuzünden.

   Die Parther waren mir beständig ungeneigt;

   Arsazes hat sich stets als meinen Feind bezeigt:

   Drum gab ich auch am Phrat mich gar nicht zu erkennen,

   Und ließ den ganzen Zorn auf Rom allein entbrennen.    760

   Das Schrecken und die Furcht ging über Land und Meer,

   Wie sonst ein Donnerschlag, vor meinen Waffen her.

   Ich siegte; doch der Kranz, der meine Scheitel zierte,

   War ein verworfner Schmuck, der meine Brust nicht rührte.

   Die Ehre dämpfte zwar den innerlichen Schmerz;    765

   Allein wie quälte mich mein unruhvolles Herz!

   Der schöne Gegenstand von meinen zarten Trieben,

   Bewog mich auch entfernt ihn unverrückt zu lieben.

   Voritzo fühl ich noch ein zwiefach härter Weh,

   Indem ich, Königin, vor Eurer Schönheit steh.    770

   Es scheint, Ihr hasset mich! O zorniges Geschicke!

   Gibst du vor Lieb und Brunst mir lauter Hass zurücke?

ARSENE.

   Wie wenig kennt Ihr doch den Grund von meiner Pein!

   Je mehr ich nach Euch seh, je stärker muss sie sein:

   Und darf ich meinen Sinn ganz kurz und deutlich fassen;    775

   So nehmt die Antwort an: Ich kann Euch gar nicht hassen!

CÄSAR.

   Ihr hasst den Sieger nicht, der Euch verehrt und liebt?

   Welch unverhofftes Wort! Nun bin ich nicht betrübt.

   Die Welt soll bald ihr Glück aus meiner Hand bekommen;

   Doch meines hat von Euch den Ursprung hergenommen780

   Ach sagts doch noch einmal, dafern ichs würdig bin;.    781

   Könnt Ihr empfindlich sein? Sprecht, schönste Königin!

[57]ARSENE.

   Wie? Hab ichs schon entdeckt, was ich verhehlen sollte?

   Wisst Ihr die Neigung schon, die ich verbergen wollte?

   Ach! Nun ists viel zu spät, dass sich mein Herz verstellt:    785

   Ja Herr, ich lieb Euch mehr, als alles in der Welt.

   Das Feuer so mein Herz in Utica empfindet,

   Hat sich vor langer Zeit bereits am Phrat entzündet;

   Da war die zarte Brust schon an Empfindung reich:

   Sobald ich Euch erblickt, ergab ich mich an Euch.    790

   Zwar sprach man mir bisher umsonst von Cäsars Liebe,

   Denn ich verfluchte gleich die Flammen seiner Triebe:

   Allein ich wusste nicht dass Cäsar mir gefiel;

   Ein unbekannter Gast war meiner Seufzer Ziel.

   So war mein ganzer Hass aus Zärtlichkeit entsprungen,    795

   Mein Herz hat Euch zu gut auch wider Euch gerungen:

   Und kurz, mein Irrtum selbst verführte mich so gar,

   Zu hassen, was mir doch am allerliebsten war.

CÄSAR.

   Welch ein erwünschtes Glück! Wenn mich Arsene liebet,

   So gibt mir Amor mehr als Mars mir selber giebet.    800

   Ich habe Rom besiegt, und Ihr besieget mich;

   Warum verknüpft uns denn nicht Hymen ewiglich?

   Der Hochzeitfackeln Glut soll unaufhörlich brennen,

   Und lauter Lieb und Ruhm anstatt der Nahrung kennen.

   Mein Sieg hat in der Welt mir schon viel Neid erregt,    805

   Erlaubt, dass so mein Glück die Götter selbst bewegt.

   Kommt, Schönste, kommt nach Rom! Die ärgsten Königsfeinde,

   Erklären Euch nunmehr als treugesinnte Freunde,

   Vor ihre Königin. Die jüngstbefochtne Schlacht

   Hat ihrem Übermut den Untergang gebracht.    810

ARSENE.

   Es wird noch Trotz genug in Utica gespüret,

   Daher auch itzo noch mein ganzer Kummer rühret;

   Pharnaz …

CÄSAR.

        Durch Glimpf und Huld bezwing ich ihn gar bald!

ARSENE.

   Ach! Cäsar, übt doch stets die freundliche Gewalt.

   O ließe Cato sich nur auch so leicht bewegen!    815

   Wiewohl sein harter Sinn ist gar durch nichts zu regen.

   Mein Herz, wie mich bedünkt, zerteilet sich vor Euch,

   Es rührt mich Cäsars Ruhm, und Catons Heil zugleich.

   Ein unbekannter Zug bewog mich Euch zu lieben;

   Indessen weiß ich nicht,...

Erscheint lt. Verlag 17.7.2020
Reihe/Serie 961718
961718
Nachwort Romana Weiershausen
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Aufklärung Drama • Frühaufklärung Drama • Frühe Aufklärung Drama • Gottsched Drama • Mustertragödie • Poetik der Aufklärung • Regelpoetik • Trauerspiel
ISBN-10 3-15-961718-1 / 3159617181
ISBN-13 978-3-15-961718-3 / 9783159617183
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