Blutwurst, Bier und Beichtgeheimnis (eBook)

Ein Dorfkrimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
416 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-23368-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blutwurst, Bier und Beichtgeheimnis -  Fanny König
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Himmlisch, abgründig und urkomisch: der neue Fall für Dorfpfarrer Leopold Meininger
Im beschaulichen niederbayerischen Dörfchen Eichenberg hat man beinahe schon wieder vergessen, dass der Hofbauer-Metzger eine Schwester hat. Schließlich hat sich die Claudia vor fünf Jahren aufgemacht, um in Berlin zu studieren. Jetzt steht sie wieder auf der Matte und will mit ihren Freunden aus der Großstadt in einem Food-Truck vegane Würstchen und irgendein hochmodernes Craft-Bier verkaufen. Aber da stellen sich die Eichenberger stur: nicht mit ihrem Bier! Als plötzlich einer der Berliner Gockel mausetot aufgefunden wird, wundert das die Einheimischen nicht. Und stören tut es auch erst mal nur Pfarrer Leopold Meininger und seine Köchin Maria - denn die müssen Dorfpolizist Simeon Hirsch bei seinen Ermittlungen tatkräftig unter die Arme greifen ...

Fanny König kennt sich als niederbayerisches Madl bestens mit dem Zwist zwischen Dörflern und Städtern aus, denn auch sie hat es nach dem Abitur in die große weite Welt gezogen: Nach dem Studium in München lebte sie einige Zeit im Ausland. Inzwischen ist sie zurück in der bayerischen Hauptstadt, wo sie als Redakteurin viele Buchprojekte betreute, bis die Liebe zum Schreiben sie die Seiten wechseln ließ.

II


Fleischeslust


In aller Herrgottsfrühe machte sich der Leopold am nächsten Morgen auf Richtung Hofbauer Metzgerei. Er selbst redete sich ein, dass es mehr die Unlust am Schlangestehen mit den ganzen Dorfratschen war und weniger die Neugier auf die Claudia, aber der liebe Gott wusste schon ganz genau, was da wirklich Sache war. Nichtsdestotrotz, genauso wie den sonntäglichen Heimweg aus der Kirche liebte es der Eichenberger Pfarrer, gemütlich und ganz ohne Stress durch sein Dörfchen zu spazieren. Vor allem, wenn wie an diesem Morgen schon der Frühling in der Luft lag, man die warmen Tage fast schon spüren konnte, aber das Schwitzen unter dem langen Talar noch nicht zu schlimm war. Dann machte er gern mal den ein oder anderen Umweg durch die engen Dorfgassen, schlenderte gemütlich übers Kopfsteinpflaster in Richtung Dorfplatz und ließ liebevoll, väterlich den Blick über Häuser und Geschäfte schweifen. Ja, es hätte ihn wirklich schlimmer treffen können. In solchen Momenten, da genoss er sein Pfarrersleben wirklich in vollen Zügen. Noch mehr sogar, wenn er an den ängstlichen Blick dachte, mit dem sich der Simeon Hirsch am Sonntag gegen zehn Uhr abends endlich nach Hause verabschiedet hatte. Lange nach den fleißigen Tatort-Detektiven im ersten Programm war es dem Polizisten nämlich erst gelungen, den Übeltäter im nicht funktionierenden Meininger-System zu finden. Eine tote Telefonbuchse im Pfarrersbüro, das war das Problem. Da hatte der arme Kerl so fehlerfrei verkabeln können wie nur irgendwie, wo kein Netz in der Dose, da auch kein Netz im Kabel und erst recht nicht im Computer. Und weil am Sonntagabend die armen Teufel in der Telekom-Notfallstelle allesamt noch weniger eine Ahnung hatten wie der Hirsch selbst, hatte er alles einfach noch einmal mit tausend Verlängerungskabeln umgesteckt und wieder von vorne angefangen. Weil geschlagen geben, das wollte sich der Hirsch immer noch nicht. Und das, obwohl sein Handy mittlerweile im Zehn-Minuten-Takt furchtbar böse klingelte. Todesmutig hatte der Simeon es irgendwann einfach ausgestellt. Da war sogar der Leopold schwer beeindruckt gewesen. Die Angst, die den jungen Helden dann überkam, als es in Richtung Heimweg ging, konnte er nur zu gut verstehen. Hoffentlich hatte der arme Kerl die Nacht lebend überstanden. Einziger Dorfpolizist erschlagen wegen Nichteinhaltung der Ausgangssperre. Wer sollte da denn dann ermitteln? Der Pfarrer schmunzelte in sich hinein und freute sich über seine so partnerschaftliche und erwachsene Beziehung mit der Maria. Mei, was würde die Augen machen, wenn er die ganzen Einkäufe für sie erledigt hätte. Er rieb sich die Hände und gab ein bisschen Gas in Richtung Metzgerei. Fünf Minuten vor acht. Gleich würde der Hofbauer die Tore zum Wurstparadies öffnen.

Aber als der Pfarrer um die letzte Hausecke bog, das gratis Stückerl Gelbwurst, das eigentlich nur die kleinen Kunden bekamen schon geistig zwischen den erwachsenen Fingern haltend, da mochte er fast den eigenen Augen nicht trauen. Bei dem Anblick, der sich ihm da bot. Gleich eine ganze Menschentraube hatte sich schon versammelt vor der geschlossenen Metzgerei. Da war ja mehr los als bei ihm am Sonntag, wenn es ans Leib-Christi-Verteilen ging.

Der Pfarrer machte auf dem Absatz halt und runzelte verwundert die Stirn, weil noch etwas, das stimmte an dem Bild hinten und vorne nicht. Da standen nicht etwa die üblichen, vom Leopold so sehr gefürchteten Hausfrauen und Ratschen vor der Metzgerei. Das hätte er sich ja irgendwie noch eingehen lassen. Super Aufschnitt-Angebot, jetzt zuschlagen, der frühe Vogel fängt das Würstel oder so ähnlich. Aber nein, keine Schnäppchenjägerinnen hatten sich da beim Hofbauern versammelt. Ganz im Gegenteil. Männer und Burschen, durch die Bank. Aller Altersstufen. Vor der Metzgerei ging es zu wie beim Freibierausschank am Pfarrfest.

Der Meininger rieb sich die Augen. Alle waren sie da, angefangen bei den graubärtigen Kriegsveteranen samt ihren Gehwagerln bis hin zur Jugend der Freiwilligen Feuerwehr. Was hatte es denn mit dieser Männerrunde bloß auf sich?

Das wollte der Pfarrer jetzt aber doch genauer wissen. Er raffte seine langen Röcke und marschierte strammen Schrittes auf die Testosteron-Vollversammlung zu.

»Guten Morgen, die Herrschaften, alle miteinander«, grüßte er freundlich in die Runde. »Was ist denn hier heute schon los? Hab ich was verpasst? Spendiert der Hofbauer heute gratis Leberkässemmeln?«

Gut dreißig Köpfe drehten sich in Richtung Meininger, und alle liefen sie knallrot an. Ansonsten, Schweigen im Männerwald. Der Meininger kratzte sich am Hinterkopf. Seltsam, seltsam. Wortkarg, ja, freilich, das war er von den Mannsbildern in seiner Gemeinde gewohnt, das störte auch niemanden, weil die Frauen in Eichenberg eh genug redeten, den lieben langen Tag, aber stumm wie die Karpfen, das war dann doch neu.

»Hat der Herrgott euch die Zungen gelähmt, oder seit wann grüßt man sich hier nicht mehr?«, bohrte der Pfarrer langsam ein bisserl grantig. Er mochte das nämlich überhaupt gar nicht, so ungewohnte Situationen, in denen man nicht riechen konnte, was eigentlich los war. »Raus mit der Sprache!«, polterte er den Haufen an. »Was habts ihr hier beim Hofbauern verloren in aller Herrgottsfrühe?«

»Ähm …«

»Ja, mei …«

»Wissens, Herr Pfarrer …«

»Also …«

»Ein Pfund Aufschnitt soll ich holen!«, plärrte der uralte Gleixner Alfons zahnlos über seinem Gehwagen hängend. »Mei Oide hat mich gschickt. Die spürt das Wetter im Haxn.«

Und dem gefühlt hundertjährigen Rentner glaubte der Pfarrer sogar. Weil erstens, er kannte die Frau Gleixner auch sehr gut, und zweitens, was der Rest der Truppe hier suchte, das war dem Meininger plötzlich sonnenklar. Schlag acht Uhr öffnete sich die Tür zur Metzgerei, und heraus spaziert kam die viel besprochene Claudia Hofbauer.

Die Sachlage war eindeutig, da musste man überhaupt kein Detektiv sein und wahrscheinlich nicht mal besonders gescheit im Kopf, um das gleich auf den ersten Blick zu verstehen, warum plötzlich jeder Mann im einigermaßen paarungsfähigen Alter noch vorm Frühstück zum Wursteinkaufen rannte. Selbst dem Meininger klappte die Kinnlade auf die Brust.

Das Mädel sah aus wie ihr Bruder, der Metzger, nur aber war sie so viel schöner und so eindeutig mehr Frau, dass einem fast der Kopf platzen wollte bei dermaßen viel Ähnlichkeit und noch mehr Unterschied auf einmal. Wie der Mathias hatte auch die Claudia einen Berg von wilden blonden Locken auf dem Kopf, die sich kaum bändigen lassen wollten.

Jetzt als Mann trägt man das Haupthaar ja meistens kurz und daher unauffällig und unkompliziert, als Frau aber lieber lang und wie eine Löwenmähne ums Gesicht. Das musste sicherlich furchtbar stören und jucken an den Wangen, aber egal, weil es sah einfach atemberaubend aus, wie sich das Mädel da so dauernd eine Strähne nach der anderen hinters Ohr stopfte, obwohl eh gleich wieder alles nach vorne rutschte, und die Haare von der linken auf die rechte Schulter warf und wieder zurück. Auch die blauen Augen und das verschmitzte Lachen teilten sich die Geschwister untereinander, nur bei der Claudia, da blitzte, strahlte und funkelte alles dreimal so sehr wie beim Bruder. Lag vielleicht daran, dass die Claudia einfach ein paar Jahre jünger war und noch nicht so viel vom inneren Leuchten aufgebraucht hatte, oder vielleicht, weil sie so viel kleiner war als der Metzger und darum alles mit viel mehr Druck rausmusste aus den maximal ein Meter sechzig.

Der Meininger musste sich höllisch drauf konzentrieren, endlich den Mund wieder zu schließen und nicht dauernd auf die vielen Kurven zu starren, die sich so um das Fräulein Hofbauer schmiegten. Schaute man sich das Mädel so an, wie sie da an der Tafel mit Tagesangeboten herumwischte und alles neu beschriftete, sich dabei reckte und streckte, was die Zehenspitzen hergaben, dann kam einem das Wort »schlank« plötzlich wie ein furchtbares Schimpfwort vor. Weil, schlank war da gar nix, aber anders oder gar dünner wollte man es auf gar keinen Fall haben, nie im Leben nicht.

Ihr enges T-Shirt war bei der Arbeit ein wenig nach oben gerutscht und gab den Blick frei auf schwarze Spitze, die aus dem Hosenbund der knallengen Jeans blitzte. Ein buntes Schmetterlingstattoo direkt über der Hose bewegte sich rhythmisch im Takt mit den Hüften und den Armen. Eine türkische Bauchtänzerin im Glitzerrock hätte das wahrscheinlich auch nicht viel verführerischer hinbekommen. Kein Wunder also, dass die allgemeine Fleischbeschau beim Hofbauer an diesem Montag nicht drinnen an der Wursttheke, sondern draußen vor der Tür stattfand.

»Na, meine Herren?«, grinste die Claudia die versammelte Meute über die Schulter weg frech an. »Habt’s schon was gfunden? Oder soll ich euch eine besondere Spezialität des Hauses ans Herz legen?«

So viel Frech und Zweideutig, wie in diesem einen Satz versteckt war, da konnte sich der Meininger lebhaft vorstellen, was die Herrenrunde hier am liebsten mit nach Hause tragen wollte. Auf den Mund gefallen war die Metzgersgöre jedenfalls ebenso wenig wie ihr großer Bruder. Selbst der Meininger musste ein wenig schmunzeln. Wie die Ölgötzen standen sie da, seine Schäfchen, oder besser, seine Hammel, und keiner brachte auch nur einen Ton heraus.

»Na geh ma, geh ma«, nahm sich der Pfarrer ein Herz und begann, die Herde nach drinnen zu treiben. Sonst würde er heute gar nicht mehr zu seinem heiß ersehnten Leberkäse kommen.

»Extra frisch«, kritzelte die Claudia gerade schwungvoll auf die große Tafel, während die Herren wiederwillig und mit einem letzten Blick...

Erscheint lt. Verlag 8.2.2021
Reihe/Serie Dorfpfarrer Meininger ermittelt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bayern • Cosy Crime • Dahoam is Dahoam • eBooks • Heimatkrimi • Jörg Maurer • Kaiserschmarrndrama • Kirche • Klüpfel/Kobr • Köchin • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Mord • Niederbayern • Passau • Pfarrer • Regiokrimi • Rita Falk • Sauerkrautkoma • Wolf Schreiner
ISBN-10 3-641-23368-2 / 3641233682
ISBN-13 978-3-641-23368-6 / 9783641233686
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