Der Mitternachtsladen (eBook)

Getrennte Pfade
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
100 Seiten
familia Verlag
978-3-96131-082-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Mitternachtsladen -  Tanja Karmann
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'Ich möchte, dass du mit mir zurückkehrst. In den Mitternachtsladen.' Nachdem der Versuch gescheitert ist, ein dauerhaftes Tor zwischen den Welten zu öffnen, müssen Lina und Brendan getrennte Wege gehen. Während der Sohn des Feenlords mit aller Macht versucht, in der Anderwelt Unterstützung im Krieg gegen die Grenzwahrer zu finden, setzt Lina alles daran, die bei den Menschen gestrandeten Feen zu retten - eine mühevolle Aufgabe, denn das Volk der Síodhach ist den Menschen gegenüber misstrauisch. Auch Brendan wird in der Anderwelt vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Werden Lina und Brendan es schaffen, die Anderwelt zu retten und sich je wiedersehen? TRAUST DU DICH in den Mitternachtsladen? Contemporary Fantasy 14+

Tanja Karmann konnte schon in jungen Jahren keinem Buch widerstehen. Sie verfiel der Phantastik, die sie bis heute in all ihren Facetten erforscht. Wenn sie in den letzten Jahren auch eher tanzend durchs Leben ging, ist die Kulturwissenschaftlerin dem Literaturbetrieb treu geblieben: als Eventmanagerin, Buchhändlerin, Pressesprecherin und nicht zuletzt mit ihrem eigenen Blog. Der 1. Band der Geschichte um den 'Mitternachtsladen' war ihr erster Fantasy-Roman. Mit Band 2 führt sie die spannende Geschichte um Lina und Brendan weiter.

Tanja Karmann, Vollblut-Saarländerin im Exil, hat sich schon immer gern mit Büchern umgeben. Als Gründerin und Geschäftsführerin der WerkZeugs Kreativ KG schuf sie u. a. Literatur-Merchandise, organisierte zahlreiche Lesungen und gründete die Buchhandlung Drachenwinkel mit. Die Kulturwissenschaftlerin ist Gründungsmitglied der Phantastischen Akademie, die jedes Jahr den Literaturpreis SERAPH vergibt, war über mehrere Jahre als Pressereferentin für den saarländischen Conte-Verlag tätig und ist außerdem Frontfrau der erfolgreichen Tanz-Formation The Velvet Serpents. Seit 2016 schreibt sie selbst. Ihre zweiteilige Reihe um den »Mitternachtsladen«, der seinen Ausgang im Nordsaarland findet, verbindet klassische Fantasy-Elemente mit Anleihen an keltische Mythen. Daneben zählen derzeit eine Anthologie und ein Bilderbuch zu ihren Veröffentlichungen.

»Lina?« Das Klopfen ihrer Mutter an ihrer Zimmertür war sanft. Besorgnis lag in ihrer Stimme. Lina zog sich die Decke über den Kopf, um die Geräusche auszublenden. Sie hasste den resignierten Unterton in den Worten ihrer Mutter, wenn sie versuchte, sie zum Aufstehen zu bewegen. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie ihr meist nicht antwortete, dass sie sich wegdrehte, wenn sie ins Zimmer kam. Aber sie konnte einfach nicht.

Seit Mara sie aus der Bretagne zurückgebracht hatte, hatte Lina kaum etwas gegessen. Die meiste Zeit hatte sie in ihrem Bett gelegen und an die Decke gestarrt. Sie war wie betäubt. Ihre Mutter hatte mehrfach versucht, aus ihr herauszubekommen, was während ihres angeblichen Stipendiums in London geschehen war, doch Lina hatte nicht die passenden Worte gefunden. Wie hätte sie ihr den Schmerz erklären sollen, den sie kaum selbst verstand? Seit sie denken konnte, hatte sie alles mit ihrer Mutter geteilt, doch der Mitternachtsladen und seine Bewohner waren ein Geheimnis, das sie nicht teilen durfte. Sie hatte vorgegeben, sich eine schwere Erkältung zugezogen zu haben, doch sie wusste, dass ihre Mutter ihr das nicht abnahm. Immerhin hatte sie zugelassen, dass Lina den ersten Schultag versäumte.

Wieder klopfte ihre Mutter an der Tür, diesmal energischer. Lina antwortete auch diesmal nicht. Kurz darauf hörte sie, wie ihre Mutter die Tür öffnete und vorsichtig das Zimmer betrat. Sie rührte sich nicht. Lass mich einfach in Ruhe, dachte sie. Ich kann nicht mit dir reden. Ihre Mutter erfüllte ihre unausgesprochene Bitte nicht. Lina spürte, wie sie an ihr Bett trat. Sie schloss die Augen und atmete tief durch.

»Lina«, setzte sie jedoch wieder an. »Bitte steh auf und zieh dir etwas Ordentliches an.«

»Ich will nicht«, brachte Lina heraus.

Ihre Mutter schnalzte mit der Zunge.

»Du hast Besuch«, fuhr sie fort und machte eine Pause. Lina reagierte nicht. Sie wollte niemanden sehen. Bestimmt war es ihre Freundin Nele. Sie war bereits heute Mittag hier gewesen, nachdem Lina den ersten Schultag verpasst hatte. Ihre Mutter hatte Lina klipp und klar zu verstehen gegeben, dass sie mehr als einen Fehltag nicht dulden würde, aber vor Nele war die Standpauke immerhin etwas sanfter ausgefallen. Gedankt hatte sie es ihr nicht. Wie oft sie ihre Freundin wohl vor den Kopf stoßen musste, bis sie aufgab? Tief drinnen wusste Lina, dass ihre Schulkameradin ein solches Verhalten nicht verdient hatte. Immerhin waren sie seit Jahren beste Freundinnen und hatten so manches zusammen durchgestanden. Noch vor Kurzem hatte Nele ihr aus ihrem Urlaub auf Mallorca diesen wunderschönen Anhänger mitgebracht. Eine silberne Meerjungfrau, die auf einer Perle saß. Linas Augen begannen zu brennen. Mit diesem Anhänger hatte alles begonnen. Sie hatte ihn auf der Feuerwiese verloren und nur deshalb hatte Arvid die Spur ihrer Gruppe aufnehmen können. Der Anführer der Grenzwahrer hatte das Nachtross auf sie gehetzt, kurz bevor sie den Brocéliande erreicht hatten. Tails … Die Bilder, die sie so vehement zurückgeschoben hatte, drängten sich unaufhaltsam in ihr Bewusstsein. Der kleine Nager hatte in dem Kampf sein Leben verloren. Und nur kurz darauf hatten Arvid und seine Mannen ihr Ritual gestört. Das Ritual, das sie alle aus der Anderwelt hätte zurückbringen sollen. Nur sie hatte es geschafft. Wieder sah sie Brendan vor sich, schweißüberströmt und zitternd auf dem Boden kniend, die Hände in der magischen Geste erhoben.

»Es ist dieser nette Herr vom Deutschen Historischen Institut.«

Ruckartig setzte Lina sich auf. Lord Fenway war hier? Mit aufgerissenen Augen starrte sie ihre Mutter an, auf deren Gesicht ein kleines Lächeln erschien. Die Erleichterung, ihrer Tochter irgendeine Reaktion entlockt zu haben, war ihr deutlich anzusehen.

»Er wartet in der Küche. Er hat sogar wieder Gebäck mitgebracht. So ein feiner Herr. Und so höflich!« Sie stand auf. »Also zieh dir etwas an und wasch dich. Ich koche in der Zwischenzeit Tee.«

Lina brachte keinen Ton heraus und nickte nur stumm. Ihre Mutter sah sie einen Moment lang stirnrunzelnd an und verließ den Raum. Kaum war sie fort, schwang Lina die Beine aus dem Bett. Was wollte der Ceannard von ihr? Ihr wurde kurz schlecht, als sie hastig aufstand. War er gekommen, um ihr Vorwürfe zu machen? Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste, sie hätte direkt in den Mitternachtsladen gehen und Bericht über die Vorkommnisse in der Anderwelt erstatten sollen. Bestimmt war der Ladenbesitzer wütend auf sie. Sie ging hinüber zu ihrem Schrank und zog sich eine Stoffhose sowie ein sauberes T-Shirt an. Dann ging sie ins Badezimmer. Beim Blick in den Spiegel erschrak sie. Ihre Haut war bleich, ihre Wangen eingefallen und tiefe Ringe unter ihren Augen tauchten ihr Gesicht in Schatten. Kein Wunder, dass ihre Mutter sich solche Sorgen machte. Als sie sich hastig das Gesicht wusch, kam ihr ein anderer Gedanke in den Sinn. Hatte Fenway Nachricht von seinem Sohn? Wieder wurde ihr schlecht und sie musste sich am Rand des Waschbeckens festhalten. Mühsam zwang sie sich, zu einem normalen Atemrhythmus zu finden. Dann bürstete sie ihre Haare und band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Mit weichen Knien trat sie in den Flur. Die Tür zur Küche war nur angelehnt. Sie atmete noch einmal tief durch, dann betrat sie den Raum.

Lord Fenway saß am Küchentisch, vor sich eine Tasse dampfenden Tees. Wie immer trug er eine braune Cordhose und die Fliege am Kragen seines hellen Hemdes saß schief. Als er Lina sah, stand er auf und trat auf sie zu. Einen Moment lang spürte Lina den Drang, sich ihm in die Arme zu werfen, doch sie beherrschte sich. Stattdessen ergriff sie die Hand, die Fenway ihr reichte. Sein Händedruck war fest und warm und Lina musste an die mächtigen Bäume des Forêt de Paimpont denken. Fenway legte seine linke Hand auf ihre verschlungenen Hände und blickte sie aus dunklen Augen an. Lina spürte die Wärme, die von seinen Händen ausging, und schloss kurz die Augen. Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr fühlte sie den Druck von ihrer Brust weichen. Fenway drückte ihre Hand einmal kaum merklich, bevor er sie losließ. Sein Blick war immer noch auf sie gerichtet.

»Ich grüße dich, Lina«, sagte er mit seiner tiefen Stimme. »Ich freue mich außerordentlich, dass du wohlbehalten aus England zurückgekehrt bist.« Nachdem Lina mit Brendan, seinem Sohn, sowie dessen Freunden Lynn, Glenn, Yorick und Tails in der Anderwelt gestrandet war, hatte Fenway ihre Mutter aufgesucht und behauptet, Lina hätte spontan ein Stipendium am Deutschen Historischen Institut bekommen und wäre nach London aufgebrochen. Lina konnte bis heute nicht fassen, dass ihre Mutter diese Ausrede so einfach geglaubt hatte, und vermutete, dass Magie im Spiel gewesen war. Wenn sie auch nicht genau wusste, welche Fähigkeiten Brendans Vater hatte, so traute sie ihm doch einiges zu.

Ihre Mutter trat zum Tisch und stellte einen kleinen Teller darauf ab, auf dem sie die Kekse arrangiert hatte, die Fenway mitgebracht hatte. Sie nahm sich ein Stück von dem hübsch verzierten Gebäck und biss hinein.

»Entschuldigung«, murmelte sie mit vollem Mund. »Die sind einfach zu lecker.«

Fenway bedachte Linas Mutter mit einem Lächeln. »Greifen Sie nur zu, deswegen habe ich sie mitgebracht.« Er zwinkerte Lina zu. »Manchmal braucht man etwas Gebäck. Oder einen Schokoriegel.«

Lina schaute ihn verblüfft an. Dass Fenway ausgerechnet jetzt auf die Süßigkeit anspielte, die sie bei ihrem ersten Besuch im Mitternachtsladen gekauft und womit sie alle späteren Ereignisse in Gang gesetzt hatte, wunderte sie. Offensichtlich war er nicht gekommen, um ihr Vorwürfe zu machen. Oder schauspielerte er nur gut, um sein Geheimnis vor ihrer Mutter zu bewahren? Mit einer ausladenden Geste deutete Fenway auf einen der Küchenstühle. Lina zog ihn heran und setzte sich.

»Ich lasse euch beide mal allein. Ich muss noch in den Keller, die Wäsche aufhängen.« Sie hielt ihrem Besucher die Hand hin. »Ich habe mich gefreut, Sie wiederzusehen. Danke, dass Sie Lina besuchen«, sagte sie zögernd.

»Gerne, Frau Dornscheidt«, antwortete er sanft und ergriff ihre Hand.

»Bitte, sagen Sie Christina.«

»Nun denn: Gerne, Christina. Es war mir eine Freude, Sie wiederzusehen.«

Er ließ sie los. Christina blieb noch einen Moment stehen, als sei sie in Gedanken versunken, dann lächelte sie und verließ den Raum. Lina hörte, wie sie kurz im Badezimmer hantierte und dann die Wohnung verließ. Als die Tür ins Schloss fiel, schaute sie hinüber zu Fenway, der sich ihr gegenübergesetzt hatte und sie aufmerksam ansah, während er mit einem kleinen Löffel in seiner Teetasse rührte.

Einen Moment lang sagte keiner ein Wort. Schließlich hielt Lina es nicht mehr aus.

»Haben Sie etwas von Brendan gehört? Geht es ihm gut? Ist er wieder hier?« Die Worte sprudelten ungehindert aus ihr heraus, viel schneller und zahlreicher, als sie beabsichtigt hatte.

Fenway schüttelte den Kopf. »Leider nicht«, sagte er leise.

Lina presste die Lippen aufeinander. Die Angst fraß ein dunkles Loch in ihren Magen. Nervös griff sie nach einem Keks und drehte ihn zwischen ihren Fingern hin und her.

»Warum sind Sie dann hier?«, fragte sie leise.

Fenway legte seine Hand auf ihre und zwang sie innezuhalten.

»Ich möchte, dass du mit mir zurückkehrst. In den Laden.« Er machte eine kurze Pause. »Ich denke, wir haben viel zu bereden. In der Zwischenzeit ist viel geschehen und ich glaube, es ist besser, wenn du einiges davon mit eigenen Augen siehst. Außerdem macht Mara sich Sorgen um dich und wird sich...

Erscheint lt. Verlag 21.3.2020
Reihe/Serie fehu Fantasy
Verlagsort Leipzig
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Anderswelt • Fantasy • Geheimnis • Liebe • Magie • magisch • Vertrauen • Zeitreise
ISBN-10 3-96131-082-3 / 3961310823
ISBN-13 978-3-96131-082-1 / 9783961310821
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