Play Strindberg / Porträt eines Planeten (eBook)

Übungsstücke für Schauspieler
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2020 | 2. Auflage
208 Seiten
Diogenes (Verlag)
978-3-257-60846-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Play Strindberg / Porträt eines Planeten -  Friedrich Dürrenmatt
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Dürrenmatt verwandelte Strindbergs Totentanz, eine düstere und irgendwie schwülstige Tragödie in eine herrliche schwarze Komödie: Play Strindberg.
Im Porträt eines Planeten droht die Sonne, eine Supernova zu werden und die Erde zu vernichten. Da will der Autor noch im letzten Moment den Planeten und seine gesellschaftlichen Zustände in einem Porträt festhalten...'

Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte Philosophie in Bern und Zürich und lebte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel. Bekannt wurde er mit seinen Kriminalromanen und Erzählungen ?Der Richter und sein Henker?, ?Der Verdacht?, ?Die Panne? und ?Das Versprechen?, weltberühmt mit den Komödien ?Der Besuch der alten Dame? und ?Die Physiker?. Den Abschluss seines umfassenden Werks schuf er mit den ?Stoffen?, worin er Autobiografisches mit Essayistischem verband. Friedrich Dürrenmatt starb 1990 in Neuchâtel.

Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte Philosophie in Bern und Zürich und lebte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel. Bekannt wurde er mit seinen Kriminalromanen und Erzählungen ›Der Richter und sein Henker‹, ›Der Verdacht‹, ›Die Panne‹ und ›Das Versprechen‹, weltberühmt mit den Komödien ›Der Besuch der alten Dame‹ und ›Die Physiker‹. Den Abschluss seines umfassenden Werks schuf er mit den ›Stoffen‹, worin er Autobiografisches mit Essayistischem verband. Friedrich Dürrenmatt starb 1990 in Neuchâtel.

E

Erste Runde.

A

Unterhaltung vor dem Abendessen.

Gong.

Alice auf dem Liegebett, stickend, Edgar im Lehnstuhl.

Lange geschieht nichts.

Edgar zieht seine Uhr auf.

E

Spiel was vor.

A

Was?

E

Was du willst.

A

›Solveigs Lied‹.

E

Den ›Einzug der Bojaren‹.

A

Du liebst nicht mein Repertoire.

E

Du meines auch nicht.

A

Dann spiele ich nichts vor.

 

E

Die Türe ist offen.

A

Soll ich sie schließen?

E

Wenn du willst.

A

Dann schließe ich sie nicht.

 

A

Rauche doch.

E

Ich vertrage keinen starken Tabak mehr.

A

Rauche schwächeren.

E

Ich habe keinen schwächeren.

A

Rauchen ist doch deine einzige Freude.

E

Was ist Freude?

A

Ich weiß nicht.

E

Ich auch nicht.

 

A

Whisky?

E

Später.

 

E

Was gibt es heute abend?

A

Frag Jenny.

E

Die Makrelenzeit beginnt.

A

Möglich.

E

Es ist Herbst.

A

Und wie.

E

Eine geröstete Makrele mit einer Zitronenscheibe wäre nicht zu verachten.

A

Dir ist bloß deine Gefräßigkeit geblieben.

E

Ob wir noch Burgunder im Weinkeller haben?

A

Nein.

E

Wir brauchen aber Burgunder.

A

Wozu?

E

Wir müssen unsere silberne Hochzeit feiern.

A

Unser fünfundzwanzigjähriges Elend brauchen wir nicht zu feiern.

E

Wir hatten es manchmal nett miteinander.

A

Das bildest du dir bloß ein.

E

Bald ist alles vorbei.

A

Hoffentlich.

E

Von uns bleibt nichts als ein Schiebkarren voll Mist für ein Gartenbeet.

A

Laß mich mit deinem ewigen Mist zufrieden.

 

A

Post?

E

Ja.

A

Die Fleischrechnung?

E

Ja.

A

Wie hoch?

Alice geht zu Edgar.

E

Ich brauche eine neue Brille.

Edgar gibt Alice die Fleischrechnung.

A

Kannst du die Rechnung bezahlen?

E

Ja.

A

Jetzt?

E

Später.

A

Wenn du pensioniert wirst, weil deine Krankheit wiederkommt, muß ich sie zahlen.

E

Ich bin kerngesund.

A

Das ist mir neu.

E

Nur hin und wieder ein wenig schwindlig.

A

Du hast ganz schöne Absencen, mein Lieber.

Alice setzt sich wieder auf das Liegebett, stickt.

E

Ich lebe noch zwanzig Jahre.

A

Kaum.

E

Ich bin nicht krank, ich bin nie krank gewesen, und ich werde nie krank sein.

A

Deine Ansicht.

E

Ich sterbe Knall auf Fall wie ein alter Soldat.

A

Der Arzt ist anderer Ansicht.

E

Der Arzt ist ein Idiot.

A

Der Arzt gibt heute eine Gesellschaft.

E

Soll er.

A

Wir sind nicht eingeladen.

E

Weil wir mit diesen Leuten nicht verkehren, und wir verkehren nicht mit diesen Leuten, weil wir nicht wollen, und wir wollen mit ihnen nicht verkehren, weil wir sie verachten.

A

Weil du sie verachtest.

E

Sie sind Pack.

A

So nennst du alle Menschen. Nur dich nimmst du aus.

E

Ich bin ein anständiger Mensch.

 

A

Spielen wir Karten?

E

Spielen wir Karten.

Alice setzt sich an den Tisch. Sie beginnen Karten zu spielen.

Kartenspielszene 1.

A

Dem Arzt steht das Musikkorps für seine Gesellschaft zur Verfügung.

E

Weil er vor dem Oberst kriecht.

A

Du kriechst auch vor dem Oberst.

E

Ich brauche nicht vor dem Oberst zu kriechen, weil der Oberst mich zu schätzen weiß.

A

Aber das Musikkorps steht dir nie zur Verfügung.

E

Was ist Trumpf?

A

Bist du müde?

E

Nein.

A

Dann sind deine Augen krank. Pik.

E

Unsinn.

A

Du sagtest doch, du brauchtest eine neue Brille.

E

Jeder braucht einmal eine neue Brille.

A

Und du willst noch zwanzig Jahre leben.

E

Ich lebe noch zwanzig Jahre.

A

Pik ist Trumpf.

E

Sechs und acht macht fünfzehn.

A

Vierzehn.

E

Vierzehn.

A

Rechnen kannst du auch nicht mehr.

E

Wenn ich müde bin, bin ich zerstreut.

A

Du sagtest doch, du bist nicht müde.

E

Ich bin nicht krank.

 

A

Man hört die Musik bis hierher.

E

Das Musikkorps taugt nichts.

A

Für die Offiziersfrauen taugen wir nichts.

E

Mir egal.

A

Dir.

E

Ich bin einsam, ich bin immer einsam gewesen, und ich werde immer einsam sein.

A

Ich auch.

E

Dann beklage dich nicht.

A

Für die Kinder ist es nicht egal.

E

Die vergnügen sich in der Stadt.

A

Ob Kurt ankommt?

E

Heute abend.

A

Besucht er uns?

E

Er wird beim Arzt eingeladen sein.

A

Er ist schließlich mein Vetter.

E

Das ist keine Ehre.

A

Laß meine Familie in Frieden, ich lasse deine Familie auch in Frieden.

E

In meiner Familie verließ niemand Frau und Kinder wie dein Vetter.

A

Du hast dich mit ihm gern unterhalten.

E

Schufte brauchen keine Idioten zu sein wie die Leute auf dieser Insel, mit denen ich mich nicht unterhalte, weil sie Schufte und Idioten sind.

A

Mein Vetter ist kein Schuft.

E

Er ist ein Schuft, weil er uns verheiratet hat.

 

A

Kennst du eine glückliche Ehe?

E

Ekmarks.

A

Sie ist im Spital.

E

Von Kraffts.

A

Er ist bankrott.

E

Dann kenne ich keine glückliche Ehe.

 

E

Spielen wir weiter.

A

Spielen wir weiter.

 

A

Schön, daß Kurt zu unserer silbernen Hochzeit kommt.

E

Merkwürdig, daß er sich auf dieser lausigen Insel als Quarantänemeister niederlassen will.

 

A

Wenn wir nicht geheiratet hätten, wäre ich noch am Theater.

E

Um so besser für das Theater.

A

Ich war eine berühmte Schauspielerin.

E

Die Kritiker waren anderer Ansicht.

A

Kritiker sind Schufte.

E

Aber keine Idioten.

E

So, ich nehme einen Whisky.

Edgar geht zum Buffet, schenkt sich einen Whisky ein.

E

Auf den Oberst!

Trinkt.

E

Wenn hier ein Querholz wäre, könnte man den Fuß darauf setzen und sich einbilden, man wäre in der ›Amerika-Bar‹ in Kopenhagen.

A

Kopenhagen war meine schönste Zeit.

E

Erinnerst du dich an Nimbs Navarin aux pommes?

A

Ich erinnere mich an die Konzerte in der Philharmonie.

E

Wir waren nie zusammen in der Philharmonie.

A

Meine schönste Zeit in Kopenhagen war die Zeit, als ich dich noch nicht kannte.

 

E

Du hast mich nur geheiratet, um mit mir zu prahlen.

A

Mit dir konnte ich nie prahlen.

E

Ich war ein berühmter Militärschriftsteller.

A

Dich hat nie ein Mensch gekannt.

 

E

Sie tanzen beim Arzt.

A

Den ›Alcazarwalzer‹.

A

Du hast mich nur geheiratet, um mit mir zu prahlen.

E

Mit dir konnte ich nie prahlen.

A

Ich war eine berühmte Schauspielerin.

E

Dich kennt kein Mensch mehr.

 

A

Ich tanzte lange nicht...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2020
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte 20. Jahrhundert • Auseinandersetzung • Dürrenmatt • Ehe • Ehepaar • Ehestreit • Klassiker • Komödie • Krise • Literatur • Nachdichtung • Schauspiel • Schwarzer Humor • Schweiz • Sonne • Supernova • Theater • Todestanz • Totentanz
ISBN-10 3-257-60846-2 / 3257608462
ISBN-13 978-3-257-60846-5 / 9783257608465
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