Die verschwundene Braut (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
384 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99553-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die verschwundene Braut -  Bella Ellis
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Ein Mord ohne Leiche? Die Brontë-Schwestern ermitteln ... Yorkshire, 1845: Ein mysteriöser Vorfall erschüttert das Anwesen Chester Grange. Die junge Gemahlin des Besitzers ist über Nacht spurlos verschwunden. Ihr Hausmädchen findet das Schlafzimmer verwüstet und voller Blut vor. Alles weist auf ein schreckliches Verbrechen hin. Als Charlotte, Emily und Anne Brontë von dem furchtbaren Ereignis hören, sind sie entsetzt - aber auch fasziniert. Die drei Töchter eines Landpfarrers sind sofort fest entschlossen, das Rätsel zu lösen. Unbeirrt und allen gesellschaftlichen Konventionen zum Trotz setzen sie ihre Nachforschungen fort, auch als sie selbst in Gefahr geraten ... Sturmumtoste Anhöhen, wildes Moor und ein einsames Anwesen - tauchen Sie ab in die Welt von Anne, Charlotte und Emily Brontë! »Toll, mit vielen Fakten über die berühmten Brontë-Schwestern.« Für Sie  »Elegant, witzig und absolut lesenswert - die Brontë-Schwestern wären bestimmt begeistert!« Rosie Walsh »?Die verschwundene Braut? von Bella Ellis liest sich so spannend-amüsant, als hätten die Brontë-Schwestern zusammen mit Agatha Christie den Krimi geschrieben.« literaturmarkt.info »Bella Ellis vereint biografische Fakten mit einer packenden Geschichte. ?Die verschwundene Braut? ist ein Vergnügen!« Wall Street Journal »Unterhaltsam und einfallsreich« Daily Mail »Großer Lesespaß mit Gothic-Touch! Durch die meisterhafte Erzählung fällt es nicht schwer, sich die Schwestern als Amateurdetektivinnen vorzustellen.« Red Magazine »Man muss kein Brontë-Experte sein, um dieses großartige Abenteuer zu genießen.« Guardian

Bella Ellis ist der von den Brontë-Schwestern inspirierte Künstlername der preisgekrönten Autorin Rowan Coleman. Sie war schon immer eine begeisterte Brontë-Anhängerin - und ist selbst Bestsellerautorin von vierzehn Romanen, darunter »Einfach unvergesslich«, »Zwanzig Zeilen Liebe« und »Beim Leben meiner Mutter«.

Bella Ellis ist der von den Brontë-Schwestern inspirierte Künstlername der preisgekrönten Autorin Rowan Coleman. Sie war schon immer eine begeisterte Brontë-Anhängerin – und ist selbst Bestsellerautorin von vierzehn Romanen, darunter "Einfach unvergesslich", "Zwanzig Zeilen Liebe" und "Beim Leben meiner Mutter".

Kapitel 1


Haworth, 1845

Charlotte


»Du kannst nicht einfach stehen bleiben, Emily«, schalt Charlotte ihre sie überragende Schwester lachend, nachdem sie von hinten in sie hineingelaufen war. »Hier ist kein Platz, stehen zu bleiben. Und keine Zeit.«

Die Schwestern hatten in den letzten Wochen ein Ritual entwickelt, immer wieder um den Esstisch herumzulaufen und dabei über ihre Ideen zu sprechen, sie in die Luft zu werfen, bis sie sehen konnten, wie sich über ihren Köpfen Wörter bildeten, angeleuchtet vom Feuer und geformt vom Rauch.

Das Esszimmer war nicht sonderlich groß, eigentlich sogar eher beengt, der schöne Tisch und ein abgenutzter schwarzer Diwan nahmen fast allen Raum ein. Charlotte hatte die Tapete ausgesucht, dunkle Rosa- und Grautöne, bescheiden und gedämpft wie das Gefieder einer Taube. An der Wand hing ein Porträt von Lord Horatio Nelson, dem Nationalhelden und militärischen Genie, der im Pfarrhaus auch vierzig Jahre nach seinem ruhmreichen Tod in der Schlacht noch verehrt wurde. Charlotte stellte sich immer gerne vor, dass er den Blick an seiner imposanten Nase vorbei auf sie richtete und all ihr Tun und Lassen beobachtete. Sie fand das beruhigend.

»Ich habe eine Idee, Charlotte.« Emily drehte sich halb um und sah ihre Schwester aus ihren beneidenswert graublauen Augen über die Schulter hinweg an. »Und zwar eine gute, so gut, dass ich sie sofort aufschreiben muss, bevor sie mir wieder entwischt. Platz da.«

Entsetzt sah Charlotte dabei zu, wie Emily wild mit der Feder über ein Blatt Fließpapier kratzte, das direkt auf dem polierten Tisch lag.

»Also wirklich, Emily«, sagte sie. »Hast du den Tisch nicht schon genug malträtiert? Die arme Tante Branwell würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie sehen könnte, wie wenig Respekt du ihrem lebenslangen Einsatz von Bienenwachs und Muskelkraft zollst.«

»Die Sache mit dem ›E‹ ist schon so viele Jahre her, Charlotte – ich war damals noch ein Kind«, entgegnete Emily, schob aber dennoch pflichtschuldig das Papier auf ihre Schreibunterlage. Charlotte sah dabei zu, wie der Daumen ihrer Schwester das Initial nachzeichnete, das sie vor vielen Jahren mit einem Obstmesser in die Tischplatte geritzt hatte. Emily strich darüber, als sollte es ihr Glück bringen. »Man könnte auch sagen, dass ich den Tisch damit verziert habe …«

»Tante Branwell würde das ganz sicher nicht sagen«, warf Anne freundlich ein, ohne von der Zeitung aufzusehen, in die sie vertieft war. »Weißt du noch, Charlotte? Emily hat alles getan, ihre Missetat zu verbergen, indem sie sich den ganzen Vormittag weigerte, die Hand von der Stelle zu nehmen. Und wie Tante Branwell aufschrie, als sie sah, was Emily getan hatte!«

»Soweit ich mich erinnere, war Papa ganz schön beeindruckt von mir«, brummte Emily, die bereits halb in ihr Schreiben versunken war.

»Wir können uns äußerst glücklich schätzen, einen Vater zu haben, dem unsere Bildung so wichtig ist, dass ein zerkratzter Tisch vollkommen zurücktritt hinter der Tatsache, dass seine fortschrittliche Tochter das Alphabet lernt«, merkte Charlotte an. »Jeder andere Vater hätte dich windelweich geprügelt, und unsere Tante hätte das ganz sicher begrüßt. Oder was meinst du, Anne?«

Charlotte brauchte dringend Ablenkung und versuchte, Annes Blick auf sich zu lenken, doch ihre jüngste Schwester ließ die Augen nicht von ihrer Lektüre. Nur Annes kleiner Hund Flossy marschierte nun mit, ansonsten drehte Charlotte allein mit einem tiefen Seufzer weiter ihre Runden um den Tisch und beobachtete dabei neidisch, wie Emily mit demselben ungeduldigen Feuereifer Buchstaben und Wörter zu Papier brachte, mit dem sie auch dem Leben begegnete. Wenn Charlotte doch nur ähnliche Inspiration finden könnte, um sich von dem großen Kummer abzulenken, der ihr Gemüt verdunkelte. Wenn sie ihre Schwestern doch nur dazu bringen könnte, mit ihr zu reden.

Sie könnte zufrieden sein. Glücklich sogar. Es war nämlich viele Jahre her gewesen, seit sie zuletzt alle unter demselben Dach gewohnt hatten. Das Feuer im Kamin loderte fröhlich und warf warmes, tanzendes Licht an die Wände, die einzige andere Lichtquelle in dem gemütlichen und leicht verräucherten Zimmer war eine Öllampe. Draußen regnete es in Strömen, die Tropfen prasselten gegen die Fenster wie Kieselsteine. Unterhalb des Pfarrhauses duckte sich das Örtchen Haworth gegen den unerbittlichen Wind.

Ein typischer Sommer in Yorkshire.

»Mir fällt heute überhaupt nichts ein.« Charlotte seufzte enttäuscht und betrachtete die vielen Grabsteine, die sich den Hügel hinab auf die Kirche und den Ort dahinter zu neigten, als wollten die Toten nach Hause zurückkehren. »In meinem Kopf ist es so leer wie auf meinem Papier. Es hat keinen Zweck. Mir kommt einfach viel zu viel … Gefühl dazwischen. Das macht mir das Denken ganz unmöglich. Ich bekomme keine zwei vernünftigen Zeilen zusammen.«

»Vielleicht solltest du versuchen, in Gefühlen zu denken«, schlug Emily wenig hilfreich vor, während die Worte nur so aus ihrer Feder zu fließen schienen, und zwar in der chaotischen und verschmierten Klaue, die die sehr auf Ordnung bedachte Charlotte zur Verzweiflung bringen konnte. Seite um Seite füllte Emily ihr Notizbuch mühelos mit eifersüchtig beäugten Versen.

»Mag sein, dass du immer noch Inspiration in kindlichen Fantasien findest, Emily«, gab Charlotte unversehens spitz zurück. »Ich dagegen bin aus unseren Fantasiewelten Gondal und Angria herausgewachsen. Ich trage die Last ganz anderer, reiferer Sorgen.«

»›Reifere Sorgen‹ ist doch bloß eine neue Bezeichnung für ›Liebeskummer‹, murmelte Emily, ohne aufzusehen. »Und mir ist es gleich, was du von mir denkst, Charlotte, aber die Gondals stecken mitten in ihrem Ersten Krieg, und ich muss sie zum Sieg führen, da sonst zu viele umkommen.«

»Du bist unmöglich, Emily«, sagte Charlotte, meinte es aber nicht böse. In Wirklichkeit wünschte sie sich nämlich, mehr wie ihre Schwester zu sein, denn ganz gleich, wo Emily sich bewegte, wo sie hinsah, überall war für sie Gondal, und Gondals Volk bedeutete ihr genauso viel wie die Menschen aus Fleisch und Blut und mit pochenden Herzen – wenn nicht sogar mehr. Ihre Fantasie war ihre Freiheit, dachte Charlotte neidisch und wünschte sich, sie wäre selbst in der Lage, den nicht enden wollenden Schmerz dieser profanen irdischen Existenz zu verlassen und sich stattdessen in eine Welt zu begeben, in der alle auf ihr Kommando hörten. Dort würde ihr gewiss niemand je das Herz brechen.

»Würdest du bitte stehen bleiben und zur Ruhe kommen, liebe Charlotte«, sagte Anne, legte endlich die Zeitung beiseite und betrachtete Charlotte so mitfühlend, dass diese das Mitleid kaum ertragen konnte. Charlotte wusste, dass Anne den Namen niemals aussprechen würde, und auch Charlotte war sehr darauf bedacht, ihn niemals laut zu sagen. Und doch hallte er ständig in ihr wider.

»Komm, setz dich zu mir, und lies die Times aus London, sie ist erst ein paar Tage alt, und es steht viel Interessantes drin. Das Dampfschiff SS Great Britain von Brunel hat seine Reise über den Atlantik nach New York angetreten, in zwei Wochen soll es schon da sein! Stell dir das mal vor, in weniger als zwei Wochen bis ans andere Ende der Welt.« Anne hielt inne, ihre hübschen Augen glänzten bei der Vorstellung von Abenteuer, dann blickten sie wieder in die Zeitung. »Und hier, wie es aussieht, gibt es in London schon seit drei Jahren acht speziell ausgebildete Polizisten, die ausschließlich damit beschäftigt sind, Verbrechen aufzuklären, indem sie klug kombinieren und ihren Verstand einsetzen. Das Ganze ist offenbar so erfolgreich, dass die Times jetzt nach Heerscharen solcher Personen im ganzen Land sucht, während andere sagen, dass es in einem freien Land keine derartige Tyrannei durch die Polizei geben sollte. Da fragt man sich doch, ob diese Leute etwas zu verbergen haben. Guck, da steht es.«

»Sieht sehr interessant aus, Anne.« Charlotte nickte, setzte sich Emily gegenüber an den Tisch und zog die Zeitung zu sich heran – allein, sie konnte sich nicht auf die Lektüre konzentrieren.

Das Einzige, woran Charlotte denken konnte, war ihr letzter Brief an ihren früheren Lehrer, Monsieur Héger, in den sie ihr ganzes Wesen und Herzblut hatte fließen lassen. Und doch hatte er ihr nicht geantwortet. Mit größter Sorgfalt hatte sie ihm ihr gebrochenes Herz geschildert und ihn um wenigstens einen Krümel Gnade angefleht – doch er hatte nicht geantwortet. Wie konnte er nur? Gewiss, er war ein verheirateter Mann, aber … Charlotte schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, den Ausbruch quälender Gefühle in Schach zu halten, der jeden Moment drohte, und mit einiger Anstrengung gelang es ihr, die Gefühle zu reduzieren, sie zu verkleinern bis auf die winzige Größe der Bücher, die sie als Kinder immer gebastelt hatten, und sie hinter einer dicken Schicht aus selbst auferlegter Gelassenheit zu isolieren. Denn wenn sie das nicht tat, würde ihr Elend sie ersticken. Sie hatte keine Wahl, sie musste stillschweigend den Schmerz ertragen, jemanden zu lieben, der ihre Liebe nicht erwiderte.

»Haltet euch fest, Schwestern!« Branwell platzte herein, ziemlich nass vom Abendregen, der ihm von der Nasenspitze tropfte und das feuerrote Haar gegen die blasse Haut kleisterte, umwölkt von Bierdunst und Rauch. Seine Augen leuchteten vor Freude über das, was er zu berichten hatte. »Lasst ab von euren Mädchenthemen, denn ich habe eine gar grausame Geschichte zu erzählen!«

»Sag bloß, in der Schenke war wieder der Gin alle?«, sagte Emily, ohne aufzusehen, als er sich wie ein Hund schüttelte und dann neben sie...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2020
Reihe/Serie Die Brontë-Schwestern
Übersetzer Kathi Linden
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bronte-Schwestern • Charlotte Bronte • einfach unvergesslich • Emily Bronte • Frauenpower • Gothic-Novel • Gruselgeschichte • Herrenhaus • historischer Frauenroman • historischer Krimi • Jane Eyre • Kriminalfall • Rätselhafter Tod • Rosie Walsh • Rowan Coleman • Schauerroman • Zwanzig Zeilen Liebe
ISBN-10 3-492-99553-5 / 3492995535
ISBN-13 978-3-492-99553-5 / 9783492995535
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