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2020 | 1. Auflage
190 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7502-2341-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Found -  Amanda Adair
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Studium, Backpacking oder Praktikum? Eins kann Evalina Campbell definitiv nicht: Entscheidungen treffen. Der Studienplatz für eine der besten Privatuniversitäten des Landes kommt ihr gerade recht. Endlich kann Eve aufhören, sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. Nicht nur, dass ihre Mitbewohnerinnen die beliebtesten Mädchen auf dem Campus sind, auch ihre Dates mit dem Unternehmersohn Elias sind ein wahrgewordener Traum. Doch was verheimlicht er? Passt sie wirklich in die Welt voller Geld und Luxus? Zu allem Überfluss belastet sie auch noch ein bisher verdrängtes Geheimnis aus ihrer Vergangenheit.

Amanda Adair studies English literature and international relations. The inspiration for all of her stories comes from travelling the world, from Hawai'i to Brazil, from psychology lectures and afternoons spend at coffee shops and libraries.

2



Ich werfe mir einen Cardigan über Jeans und Shirt und schnappe mir meinen Stoffbeutel.

»Was ist das da auf der Tasche?«, fragt Sheina, als wir im Aufzug stehen, auf dem Weg zur Vorlesung.

Ich betrachte das blaue Logo auf dem Beutel, den ich von meinem Engagement im Jugendkommittee einer Kinderrechtsorganisation habe.

»Eine NGO für Kinderrechte. Ich war im Jugendkommittee.«

Wenn alles gut läuft, kann ich mein Praxissemester dort verbringen.

Dass es in Livingstone den Schwerpunkt NGO Management und Wirtschaftsethik gibt, ist auch ein überzeugendes Kriterium für mich gewesen, das Stipendium anzunehmen und mich hier einzuschreiben. Mit Accounting oder Controlling habe ich bisher wenig zu tun gehabt.

Noch ziemlich müde und langsam laufen Sheina und ich den Korridor des Vorlesungsgebäudes entlang. Die Erstsemesterwoche ist vollgepackt mit Sektempfängen, Partys, Vorstellungen der Clubs, Kennenlerntreffen und Segeltouren.


Ersti-Orientierungswoche

Montag


10:00 Uhr Feierlicher Empfang der neuen Studenten und Sektempfang

12:00 Uhr Gemeinsames Mittagessen in der Rhodes Cafeteria

13:00 Uhr Vorstellung der Studentenclubs

15:00 Uhr Workshop Akademisches Schreiben

19:00 Uhr Welcome Party (Dresscode Cocktail)

22:00 Uhr Feuerwerk am See


Und das ist nur der erste Tag. Eine Einführungen durch den Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften steht morgen an. Heute freue ich mich besonders auf das Feuerwerk und den Workshop. Laut Prüfungsordnung steht schon im ersten Semester eine Seminararbeit an. Darauf möchte ich vorbereitet sein. Als ich gestern zugegeben habe, die Prüfungsordnung tatsächlich gelesen zu haben, waren Sheina und Reem für ein paar Sekunden komplett still.

»Komplett? Echt? Warum?«, war Reems Reaktion.

Ich bin eben gerne vorbereitet.

Reem hat uns direkt am Eingang verlassen, um eine Gruppe von Studenten zu begrüßen, die sie schon kennt. Ihre Schwester und einer ihrer zwei Brüder haben auch in Livingstone studiert. Im Flur meine ich sogar ein Foto mit ihrem Nachnamen gesehen zu haben.

Um kurz vor 10 Uhr haben Sheina, zwei Kommilitoninnen und ich uns an einem der Stehtische am Rand der Aula niedergelassen. Sheina und ich trinken Orangensaft statt Sekt. Sie hat mich dazu überredet.

Sie meinte: »Saft ist auch nicht das Beste für den Körper, aber Wasser scheint es nicht zu geben.«

»Spannend«, sagt das Mädchen gegenüber von mir, als Sheina über ihre Mutter, das Model, erzählt. »Kommerziell, versteht sich, nie auf dem Laufsteg, sie ist in etwa so groß wie ich, also 1,65 Meter.«

Sie sagt es so, als wäre es damit weniger beeindruckend und schaut auf ihr leeres Glas.

Jetzt drehen sich beide zu mir.

»Was machen deine Eltern?«

Ich glaube, sie heißt Luzia. Sie und Trish neben ihr sind gleichzeitig mit mir und Sheina auf den einzigen noch nicht belegten Stehtisch zugelaufen. Wir studieren alle Betriebswirtschaft.

Ich habe schon erwartet, dass es an Unis wie Livingstone viele Unternehmerkinder gibt. Die meisten hier studieren nur pro forma. Sie sollen das Unternehmen eines Elternteils übernehmen oder bei Freunden und Bekannten einsteigen. Luzia beim Label ihrer Mutter, bei Trish habe ich nicht so genau zugehört. Es ist keine Überraschung für mich, aber angenehm ist es auch nicht.

Was machen deine Eltern?

Auf die Frage bin ich nicht vorbereitet. Bisher in meinem Leben war es bis auf wenige Ausnahmen nie wirklich relevant, was meine Eltern machen oder wo ich herkomme. Ich habe bisher keine umwerfende Familienhistorie gebraucht. Ich schaue in Luzias braune Augen, während ich in meinem Kopf eine neutrale Antwort formuliere. Sie hat erzählt, dass sie aus Italien kommt. Livingstone ist nicht nur elitär, sondern auch international. Wenigstens bei dem Aspekt kann ich mithalten, auch wenn ich in meinem Leben zusammengerechnet maximal anderthalb Jahre in Schweden verbracht habe.

»Mein Vater ist Ingenieur und meine Mutter verbringt viel Zeit in Schweden, um die Kanzlei ihrer Schwester administrativ zu unterstützen.«

»Bist du halb Schwedisch?«, fragt Sheina ehrlich interessiert. »Oder ist deine Tante dahin gezogen?«

»Die Familie von Mamma ist schwedisch. Aber ich bin in Cornwall geboren und aufgewachsen.«

Bingo.

Die Schwedenkarte ist immer wieder eine erfolgreiche Ablenkung. Mir war bewusst, worauf ich mich hier einlasse. Ein Abschluss von Livingstone bietet viele Chancen, Ansehen und Kontakte. Meine Eltern haben mir eine wunderschöne Kindheit geboten und mir hat es an nichts gefehlt, trotzdem trennen mich Welten von dem Lebensstil einer Sheina, Reem oder Luzia. Alles, wofür ich Luftsprünge machen würde, ist für sie normal und überhaupt nicht erwähnenswert.

Die Rede der Rektorin wird begleitet vom Universitätsorchester, das erhöht die Dramatik. Ihre Worte sind sehr einprägsam. Die nächsten drei bis vier Jahre werden uns nicht nur für den Beruf vorbereiten, sondern auch für eine Rolle als verantwortungsvolle Mitbürgerinnen und Mitbürger. Ich könnte ihr stundenlang zuhören.

Beinahe wäre vor lauter Emotionalität eine Träne an meiner Wange heruntergelaufen. Mir wird wieder bewusst, dass die Schulzeit vorbei ist. Nicht nur die Schulzeit, sondern auch meine Kindheit und Jugend. Alles, was ich bisher war, habe ich hinter mir gelassen, doch was ich sein werde, ist noch völlig verschwommen.

Plötzlich ärgere ich mich über das Orchester. Ohne die dramatische Musik wäre ich nicht kurz vor einem emotionalen Ausbruch. Ich schaue durch die Menge und versuche mich abzulenken. Es wird eine aufregende Zeit, rede ich mir ein.

Nachdem die Rede der Rektorin überstanden ist, begebe ich mich mit Sheina zu den Ständen der Clubs und Societies, die mittlerweile im Flur verteilt stehen.

»Ich gehe zum Eventkommittee«, sagt sie. »Bis später, Eve.«

Und schon ist sie im Getümmel der anderen Studenten verschwunden. Na wunderbar, denke ich mir. Erst Reem, dann Sheina. Ich habe gehofft, wir würden zusammen zur Cafeteria gehen. Obwohl wir uns die nächste Zeit eine Wohnung teilen werden haben Reem, Sheina und ich noch keine Nummern ausgetauscht. Zumindest nicht mit mir. Sofort muss ich an Josie denken.

»Kann ich dich für die Beer Pong Society begeistern?«, fragt ein schlaksiger, sehr großer Junge vor mir.

»Ehrlich gesagt, nein.«

Ich lasse meinen Blick suchend durch die Menge schweifen. Vielleicht kann ich Luzia und Trish wiederfinden.

»Hier geht’s zur Cheese and Whine Society!«

Er wedelt mitten vor meinem Gesicht mit einem Flyer.

»Gönn dir und probier etwas.«

Ich schüttele den Kopf und laufe an ihm vorbei.

Ist das sein Ernst? Käse und Wein? Jemand mit einem Student-Union-Aufdruck auf seinem roten, übergroßen T-Shirt reicht mir einen Flyer. Als ich ihn aufschlage bin ich überwältigt von der Auswahl. Neben einem Theaterclub, Debattierclub und Clubs für alle möglichen Religionen, politischen Richtungen, Studiengänge und Länder gibt es Clubs für Disney- oder Harry-Potter-Interessierte, K-Pop-Fans, Feministen, Gamer und so ziemlich alles andere, was man sein kann. Während ich überlege, was Robokrieg und Live-Musik bedeuten könnten, blicke ich auf und sehe ein Schild mit der Aufschrift »Entwicklungspolitische Vereinigung Livingstone«.

Als ich am Stand daneben das Logo von Amnesty International sehe, weiß ich, dass ich mich bei der großen Auswahl einfach nicht entscheiden kann. Und ich muss mich nach einer schwedischen Society umschauen. Wenn es eine chinesische, südostasiatische und afrikanische gibt, finde ich vielleicht auch eine zu Skandinavien.

Plötzlich spüre ich eine kalte Hand auf meiner Schulter.

»Eve, richtig?«

Als ich mich umdrehe, bin ich erleichtert. Ihre kurzen, schwarzen Locken, die mit einem rot-weißen Haarband zusammengebunden sind, erkenne ich sofort wieder.

»Josie, hast du schon mit deiner Chefin gesprochen?«

Die Worte sind mir rausgerutscht. Warum überrumpele ich sie so?

»Erzähl ich dir gleich, ich bin auf dem Weg zum Mittagessen. Komm doch mit!«, sagt sie und zieht mich an den Ständen vorbei. »Die kannst du dir später in Ruhe anschauen.«

Wenn ich an eine Cafeteria denke, habe ich eine klassische, schlichte Kantine vor Augen. Endlose Tischreihen, Plastikstühle und eine lange Theke mit zwei Gerichten zur Auswahl, meistens Nudeln oder Eintopf. Die Rhodes Cafeteria sieht aus wie das Frühstücksbuffet im Ritz-Carlton. Zumindest das weiß ich aus eigener Erfahrung. Nur, dass es statt Croissants, Rührei und Müsli verschiedene Mittagsgerichte gibt.

Pro Tische sitzen maximal sechs Leute zusammen und durch die gebogene Fensterfront hat man die perfekte Aussicht auf eine Wiese, auf der...

Erscheint lt. Verlag 2.2.2020
Reihe/Serie Livingstone
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Kinder- / Jugendbuch Vorlesebücher / Märchen
Schlagworte Adult • Age • College • Liebesroman • Neuanfang • New • Roman • Uni • Young
ISBN-10 3-7502-2341-6 / 3750223416
ISBN-13 978-3-7502-2341-7 / 9783750223417
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