Die Strandvilla (eBook)

Ein Sylt-Roman

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2020 | 1. Auflage
464 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45497-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Strandvilla -  Sina Beerwald
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Ein Roman wie ein Sommer-Urlaub auf Sylt, voller nostalgischem Insel-Charme Sylt 1913: Für die junge Seefahrer-Witwe Moiken Jacobsen scheint ein Traum in Erfüllung zu gehen, als der Hotelier Theodor von Lengenfeldt um ihre Hand anhält. Vom beschaulichen Keitum bringt er sie ins mondäne Westerland und ermöglicht es ihr, sich in der »Strandvilla«, dem besten Hotel auf der Insel, eine eigene Konditorei einzurichten. Heimlich träumt Moiken davon, eines Tages das verlassene Strand-Café im Dünenpavillon wiederzueröffnen und steckt all ihre Kraft und Leidenschaft in süße Köstlichkeiten, die sie bis spät in die Nacht kreiert. Bald muss sie allerdings feststellen, dass Theodor sie vor allem geheiratet hat, damit sie ihm einen Stammhalter schenkt. Von ihren beruflichen Plänen ist er wenig begeistert. Als Moiken dann auch noch dem erfolgreichen Strand-Fotografen Boy Lassen begegnet, geraten ihre Lebenspläne ins Wanken. Denn kein anderer als Boy hat ihr einst mit sandigen Lippen den ersten unschuldigen Kuss geraubt ... Urlaubs-Lektüre, historischer Roman, romantische Liebesgeschichte: Sina Beerwald hat mit »Die Strandvilla« einen zauberhaften Roman über Sylt geschrieben, der nicht nur Nordsee-Urlauber begeistern wird.

Sina Beerwald, 1977 in Stuttgart geboren, hat sich bislang mit siebzehn erfolgreichen Romanen, darunter historische Romane und Sylt-Erlebnisführer, einen Namen gemacht. Sie ist Preisträgerin des NordMordAward und des Samiel Award. 'Die Strandvilla' und 'Das Dünencafé' waren auf der Shortlist beim LovelyBooks Leserpreis. 2008 wanderte sie mit zwei Koffern und vielen Ideen im Gepäck auf die Insel Sylt aus und lebt dort seither als freie Autorin.

Sina Beerwald, 1977 in Stuttgart geboren, hat sich bislang mit siebzehn erfolgreichen Romanen, darunter historische Romane und Sylt-Erlebnisführer, einen Namen gemacht. Sie ist Preisträgerin des NordMordAward und des Samiel Award. "Die Strandvilla" und "Das Dünencafé" waren auf der Shortlist beim LovelyBooks Leserpreis. 2008 wanderte sie mit zwei Koffern und vielen Ideen im Gepäck auf die Insel Sylt aus und lebt dort seither als freie Autorin.

2. Buch


August bis Dezember 1913


Emma vergrub ihre Zehen im warmen Sand. Ein wohliges Gefühl durchströmte sie, und sie schloss die Augen.

Nun schien die Augustsonne mit aller Kraft vom dunkelblauen Himmel, der seit zehn Tagen wolkenlos war. Schon der Frühling hatte zahlreiche Badegäste auf die Insel gelockt, wie Schneeglöckchen waren sie plötzlich überall zu sehen gewesen, doch jetzt war die Insel mit Sommerfrischlern übersät wie die Dünen mit blühendem Heidekraut.

Nach dem langen Winter hatte sie geglaubt, die Sonne würde ihre Kraft nie mehr zurückgewinnen, und ebenso lange hatte es gedauert, bis wieder Sonne in ihrem Herzen schien, besonders in Momenten, in denen sie an ihren Vater dachte.

Mittlerweile glaubte sie fest daran, dass ihr Vater sehen konnte, was sie auf Erden machte, und er jeden Tag bei ihr war. Nur ob es ihm gefiel, dass sie sich entgegen dem Willen ihrer Mutter für eine Lehre bei Boy Lassen, dem Strandfotografen, entschieden hatte, dessen war sie sich nicht so sicher. Schließlich hätte sie wie Juliane weiter als Zimmermädchen arbeiten können, den Winter über hatte sie auf diese Weise sogar einiges an Geld zusammengespart. Doch im April hatte sie ihre Mutter vor vollendete Tatsachen gestellt, und seltsamerweise hatte sie zwar ordentlich Gegenwind bekommen, allerdings hatte ihre Mutter auf ein Donnerwetter verzichtet, unter dem sie gezwungen gewesen wäre, die Lehrstelle bei Boy doch wieder abzusagen.

Den Gegenwind hatte sie locker ausgehalten, es hatte ihr sogar ein verbotenes Vergnügen bereitet, gegen den Widerstand ihrer Mutter zu handeln.

Moschusduft hing schwer über der Wandelbahn, wo die Damen ausschließlich in weißen Kostümen spazierten, als gäbe es keine andere Farbe. Schirmchen und Spazierstöcke, wohin man sah, Kinder mit Schleifen im Haar, die an diesem Sonntag brav an der Seite ihrer Eltern gingen, und Männer, die ihre viel zu warmen Sommermäntel ausführten, indem sie diese mit dem glänzenden Futter nach außen über dem Arm trugen.

Das Ziel des feinen und internationalen Badepublikums waren die fahnengeschmückten weißen Zelte am Strand, aufgebaut in einer langen Reihe, wo die Klänge der Kurmusik mit dem Meeresrauschen verschmolzen und sich die Herrschaften nahe der Promenade windgeschützt und nach Familien geordnet wie zu Hause am Esstisch niederließen. Selbst bei dieser Hitze liefen die Diener in voller Montur durch den Sand und kredenzten auf Silbertabletts kleine Erfrischungen.

Dazwischen der süße Heinrich mit seinem Bauchladen, der trotz seines Alters – das an seinem langen weißen Bart unschwer zu erkennen war – mit Kochmütze, schwarzer Jacke und langer weißer Schürze unermüdlich in seinen schweren Stiefeln durch den Sand stapfte und seine Süßigkeiten feilbot, die bei Erwachsenen und Kindern gleichermaßen beliebt waren. Schließlich war er seit dreißig Jahren aus dem Strandbild nicht mehr wegzudenken.

Wer sich nicht zu vornehm war, die Hände in den Sand zu stecken, beschäftigte sich frohgemut mit der Ausgestaltung seines Urlaubsrefugiums in Form eines kunstvoll errichteten Sandwalls rund um den Strandkorb.

Einem Heerlager gleich drängten sich die Strandburgen zusammen, hoch flatternde Fahnen und Wimpel gaben mit einem Augenzwinkern über die Besitzer Auskunft, und so wurden die Refugien von der feuergefährlichen Strohwitwe und der lustigen Schwiegermutter über Wochen hinweg hartnäckig gegen die tückische Flut und missgünstige Nachbarn verteidigt.

Es wurde vor bissigen Junggesellen gewarnt, Xanthippes Ruheplätzchen nutzte eine ältere Dame, der Emma tatsächlich besser nicht zu nahe kommen wollte, und nur wenige Meter weiter versprach eine Fahne die liebevolle Aufnahme junger Damen in der Strandburg. Und tatsächlich hatten sich bestimmt fünf oder sechs adrett gekleidete Damen von den dort anwesenden Herren zu einem Tässchen Tee einladen lassen und plauderten vergnügt, während sich die jungen Männer fröhlich mit ihren Schnapsgläsern zuprosteten. Nur was es mit der Harmlosen G.m.b.H. – der Gesellschaft mit besonderen Hintergedanken – auf sich hatte, erschloss sich Emma nicht.

Ebenso wenig konnte sie verstehen, wie man sich zum Bad in die hohen Wellen wagen konnte. Zwar hielten sich alle, die nicht gut schwimmen konnten, vorschriftsmäßig an einem langen Seil fest, das mit einem schweren Pflock am Flutsaum verankert war, doch was, dachte Emma, wenn sie es einmal versuchen würde und sie sich nicht mehr halten könnte?

Schwimmen hatte sie nie gelernt. Wozu auch am Wattenmeer, wo man einen Spaziergang durchs kühle Nass unternehmen konnte und nach einem gefühlten Kilometer immer noch nur bis zur Hüfte im Wasser stand.

Vor diesen raubtiermäßigen Wellen an der Westseite hatte sie jedoch größten Respekt, und leider wirkten auch die Rettungsschwimmer, die selbst einen Gürtel mit breiten Korkblöcken über Hemd und Hose trugen, nicht gerade vertrauensfördernd.

Nein, da blieb sie doch lieber auf dem sicheren Strand, dachte Emma. Barfuß. Vermutlich war sie die Einzige, die hier ohne Schuhe herumlief. Zwar fand sie ihre Füße nicht hübsch, weil ihre kleinen Zehen lediglich als unansehnliche Knubbel ausgebildet waren, aber so genau sah schließlich niemand hin, und sie liebte es so sehr, den warmen Sand unter den Fußsohlen zu spüren. Zudem kannte sie es nicht anders.

Allerdings war ihre Mutter der hartnäckigen Meinung, das zieme sich nicht zwischen dem feinen Badepublikum und sie müsse, wie alle anderen auch, Schuhe tragen.

Sie war aber nicht wie alle anderen. Darum lag ihr Schuhwerk neben dem Strandkorb, in dem Requisiten wie Schirmchen, Buch, Picknickkorb und Zeichenpapier lagen.

Ihre Mutter saß nur einen Strandkorb weiter, in einem hübschen Sommerkleid, das ihr der großzügige Hotelier geschenkt hatte, hellblau, mit dem allein sie schon aus der Menge der Frauen herausstach. Zudem hatte sie die Haare heute wieder kunstvoll hochgesteckt, sodass die Meeresbrise der Frisur kaum etwas anhaben konnten. Nur ihre Wangen waren vom Nordseewind zartrosa gefärbt – oder hatte sie etwa Rouge aufgelegt?

In Keitum hatte ihre Mutter nie etwas aus ihrem Äußeren gemacht, selbst wenn sie mehr Geld gehabt hätten, hätte sie sich wohl weiterhin in Sack und Asche gehüllt. Doch seit sie in Westerland lebten, schien sie plötzlich Lust zu haben, mehr aus sich zu machen, und war deutlich selbstbewusster geworden.

Nur ihre Ansichten hatten sich nicht geändert. Sie war gegen die Lehrstelle bei Boy gewesen, wahrscheinlich, weil Frauen es sehr schwer hatten, in diesem Beruf Fuß zu fassen. Emma jedoch hatte den Moment auf dem Hörnumer Leuchtturm nicht vergessen.

Rüm Hart, klaar Kiming.

Sie war unterwegs in ihr eigenes Leben, die Segel waren gesetzt, und sie musste nur noch auf den Wind warten, der sie in die richtige Richtung davontreiben würde.

Fort von ihrer Mutter.

Wohin, wusste Emma auch schon. Nur ihre Mutter ahnte noch nichts davon.

Umso erstaunlicher, dass ihre Mutter sich trotz der Vorbehalte gegen die Lehrstelle sehr gern als Modell zur Verfügung stellte, und so ließ sie sich voller Stolz nicht nur im Atelier, sondern auch zwischen dem vornehmen Badepublikum fotografieren. Diese Leidenschaft hätte sie ihrer Mutter nicht zugetraut, und Emma wunderte sich bis zum heutigen Tage, warum diese fast keine Gelegenheit ausließ, an ihren freien Tagen oder sogar noch nach der Arbeit im Atelier zu erscheinen.

Boy Lassen schien das jedoch sehr recht zu sein. Schließlich könnte er ihr im Angesicht ungeduldiger Kunden nicht so viele technische Kniffe in Ruhe beibringen.

Mit der Atelierkamera und der noch größeren Reproduktionskamera war Emma zwischenzeitlich vertraut, und seit ein paar Wochen konnte sie auch schon recht gut mit der Handkamera umgehen, die Platten in einer Größe von lediglich 9 mal 12 Zentimetern benötigte.

Diese Kamera erforderte eine ruhige Hand und ein lichtstarkes Objektiv, damit die Momentaufnahmen mit Aussicht auf Erfolg gemacht werden konnten und nicht durch Unterbelichtung unnützerweise Platten geopfert wurden – was sie bereits ausgiebig getan hatte.

Außerdem musste die Kamera ganz gerade stehen und stets senkrecht zur Objektivachse geführt werden, denn schon eine leichte Neigung oder Schrägstellung erzeugte ein unscharfes Bild, was sie zu ihrem eigenen Leidwesen ebenfalls schon häufig geschafft hatte.

Doch Boy trug all diese Malheure mit erstaunlich viel Fassung, wofür sie ihm unendlich dankbar war. Sie wusste nicht, woher ihre Faszination für diesen Beruf rührte, aber von dem Tag an, als sie Boys Atelier betreten und ihre erste Aufnahme gemacht hatte, konnte sie sich nichts anderes mehr vorstellen.

Seit Kurzem besaß Boy eine zum Transport zusammenlegbare Spiegelreflexkamera der Firma Mentor, und die sollte sie heute erneut am Strand ausprobieren, wobei Emma mit der Handhabung noch einige Mühe hatte.

Wie einen Bauchladen musste sie die Kamera zum Fotografieren vor ihre Brust halten, und der Apparat war trotz der Trageriemen ziemlich schwer. Der große Vorteil war jedoch, dass man das Motiv in seiner wahren Größe und Ausdehnung aufrecht stehend betrachten konnte, bevor man abdrückte, und man konnte das Bild auch bei eingesetzter Kassette und zur Aufnahme vorbereiteter Platte noch einstellen, weil der Spiegel die Platte lichtdicht abschloss.

»Und, kann es weitergehen?«, fragte ihre Mutter, der es im Strandkorb zunehmend langweilig zu werden schien.

»Ja, sofort«, entgegnete Boy lachend. »Du kannst tatsächlich vor der Kamera genauso wenig genug bekommen wie deine Tochter dahinter. Allerdings...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2020
Reihe/Serie Die Sylt-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1913 • Boy Lassen • Familie • Familiengeschichte • Familiengeschichten Romane • Familienroman • Große Liebe • Historischer Liebesroman • historische romane 20. jahrhundert • Historischer Roman • Hotel • Insel-Hotel • Inselroman • Insel-Roman • Jugendliebe • Keitum • Konditorei • Konditorin • Liebesgeschichte • Liebesroman • Moiken Jacobsen • Nordsee-Insel • Nordsee-Roman • Romane für Frauen • Romane Sylt • Roman Urlaub • Schicksal • Sommerromane • Sommerromane für Frauen • Strandcafe • Strandfotograf • Sylt • Sylt-Roman • Theodor von Lengenfeldt • Urlaubslektüre • Urlaubsromane • Urlaubsromane für Frauen • Vergangenheit • Westerland
ISBN-10 3-426-45497-1 / 3426454971
ISBN-13 978-3-426-45497-8 / 9783426454978
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