Wenn du zurückkehrst (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
464 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-22806-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wenn du zurückkehrst -  Nicholas Sparks
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Trevor ist 32 und an einer Wegscheide in seinem Leben angekommen. Da stirbt sein Großvater und hinterlässt ihm sein heruntergekommenes Cottage in North Carolina - samt riesigem wildwucherndem Garten und zwanzig Bienenstöcken. Trevor beginnt das Haus wieder instand zu setzen und kümmert sich mit Begeisterung um die Bienenvölker. Und er lernt zwei geheimnisvolle Frauen kennen, die ihn beide auf ganz unterschiedliche Weise in ihren Bann ziehen: die Polizistin Natalie, zu der er sich sofort hingezogen fühlt, die seine Gefühle auch zu erwidern scheint - und die sich doch nicht an ihn binden kann. Und die Jugendliche Callie, die sich ganz allein durchs Leben schlägt und offensichtlich mit schwerstwiegenden Problemen kämpft. Kann Trevor Callie retten und Natalie für sich gewinnen?

Nicholas Sparks, 1965 in Nebraska geboren, lebt in North Carolina. Mit seinen Romanen, die ausnahmslos die Bestsellerlisten eroberten und weltweit in über 50 Sprachen erscheinen, gilt Sparks als einer der meistgelesenen Autoren der Welt. Mehrere seiner Bestseller wurden erfolgreich verfilmt, drei weitere Filme sind derzeit in Planung. Alle seine Bücher sind bei Heyne erschienen.

Kapitel 1

2014

Zum ersten Mal bemerkte ich die junge Frau, als sie am Tag nach meinem Einzug an meinem Haus vorbeilief. Im Laufe der nächsten eineinhalb Monate schlurfte sie mehrmals pro Woche durch die Straße, mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern. Lange sagte keiner von uns ein Wort zum anderen.

Ich nahm an, dass sie noch keine zwanzig war – ihre Haltung ließ darauf schließen, dass sie mit der Doppellast von niedrigem Selbstwertgefühl und Zorn auf die Welt zu kämpfen hatte –, aber mit meinen zweiunddreißig war ich inzwischen in einem Alter, in dem ich das nicht mehr gut einschätzen konnte. Abgesehen davon, dass sie lange braune Haare und weit auseinanderstehende Augen hatte, wusste ich über sie nur, dass sie in der Wohnwagensiedlung am Ende der Straße lebte und gern zu Fuß ging. Besser gesagt wahrscheinlich zu Fuß gehen musste, weil sie kein Auto besaß.

Der Aprilhimmel war klar, die Temperatur lag um die zwanzig Grad, bei ausreichend Brise, dass der Duft von Blumen herangetragen wurde. Die Hartriegel und Azaleen im Vorgarten waren mehr oder weniger über Nacht voll erblüht und werteten nun die Kiesstraße vor dem Haus meines Großvaters bei New Bern, North Carolina, auf, das ich kürzlich geerbt hatte.

Und ich, Trevor Benson, rekonvaleszierender Arzt und kriegsversehrter Veteran, schüttelte gerade Mottenkugeln aus einer Schachtel vor die Veranda, missmutig über den bisherigen Verlauf meines Vormittags. Das Problem an Arbeiten im und um das Haus war, dass man nie genau wusste, wann man fertig war, da es immer noch mehr zu tun gab. Oder ob es überhaupt lohnte, den alten Kasten wieder in Schuss zu bringen.

Das Haus – den Begriff verwende ich im weiteren Sinne – machte äußerlich nicht viel her, und die Jahre waren nicht spurlos daran vorbeigegangen. Mein Großvater hatte es selbst gebaut, nachdem er aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt war, und obwohl er ein guter Handwerker war, hatte er nicht viel Talent für Design besessen. Es war ein Quader mit einer Veranda vorn und einer Terrasse hinten, zwei Schlafzimmern, Küche, Wohnzimmer und zwei Bädern. Die Zedernfassade war zu einem gräulichen Silber verblasst, passend zu den Haaren meines Großvaters. Das Dach war geflickt, die Fenster undicht und der Küchenboden mittlerweile so schräg, dass verschüttete Flüssigkeit in einem Rinnsal zur Terrassentür floss. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es meinem Großvater, der die letzten dreißig Jahre seines Lebens allein dort gewohnt hatte, das Putzen erleichtert hatte.

Das Grundstück dagegen war etwas ganz Besonderes. Es umfasste knapp fünfundzwanzigtausend Quadratmeter, mit einer uralten, etwas schiefen Scheune und einem Imkerschuppen, in dem mein Großvater seinen Honig erntete, und es war übersät von so ungefähr jeder der Menschheit bekannten blühenden Pflanze, einschließlich Klee und Wildblumen. Den gesamten Frühling und Sommer hindurch ähnelte es einem bodennahen Feuerwerk. Außerdem lag es am Brices Creek, in dem dunkles Wasser so langsam floss, dass es den Himmel oft wie ein Spiegel reflektierte. Sonnenuntergänge verwandelten den Fluss in ein wildes Farbenspiel von Dunkelrot und Orange und Gelb, weil die schwindenden Strahlen das von den Ästen hängende Louisianamoos durchdrangen.

Die Honigbienen liebten den Garten, was auch die Absicht meines Großvaters gewesen war. Ich bin ziemlich sicher, dass er Bienen lieber mochte als Menschen. Auf dem Grundstück verteilt standen etwa zwanzig Stöcke; er war zeit seines Lebens Hobby-Imker gewesen, und oft fiel mir auf, dass diese Stöcke besser gepflegt waren als das Haus und die Scheune. Von Weitem hatte ich ein paarmal nach ihnen gesehen, und die Völker waren, das konnte ich feststellen, gesund.

Momentan vermehrten sie sich rasch, wie immer im Frühling – ich hörte sie tatsächlich schwirren, wenn ich horchte –, und daher überließ ich sie sich selbst. Stattdessen verbrachte ich den Großteil meiner Zeit damit, das Haus wieder bewohnbar zu machen. Ich räumte die Schränke aus, stellte ein paar Gläser Honig beiseite und warf einen Karton alter Cracker, ein halb volles Glas Erdnussbutter, ein fast leeres Marmeladenglas und eine Tüte verschrumpelter Äpfel weg. Die Schubladen waren randvoll mit abgelaufenen Coupons, halb abgebrannten Kerzen, Magneten und nicht mehr funktionierenden Stiften, was alles in den Müll wanderte. Der Kühlschrank war praktisch leer und eigenartig sauber, ohne die verschimmelten Reste oder widerlichen Gerüche, mit denen ich gerechnet hatte. Ich schaffte eine Tonne Trödel nach draußen – die meisten Möbel waren ein halbes Jahrhundert alt, und mein Großvater war ein latenter Messie gewesen – und beauftragte dann diverse Handwerker für die schwierigeren Arbeiten. Eines der Bäder ließ ich renovieren, den defekten Wasserhahn in der Küche reparieren, die Fußböden abschleifen und beizen, die Wände streichen und die Hintertür ersetzen. Die alte hatte einen Riss am Türpfosten, die Klinke hing heraus, und das Loch war mit einem Brett zugenagelt. Nachdem das Haus noch von einer Putzkolonne von oben bis unten gereinigt worden war, richtete ich das WLAN ein und bestellte Möbel für Wohn- und Schlafzimmer wie auch einen neuen Fernseher. Der meines Großvaters besaß noch eine Zimmerantenne und hatte die Größe einer Schatztruhe. Da die Heilsarmee die gebrauchten Möbel nicht annahm, trotz meines Einwands, man könne sie als Antiquitäten betrachten, landete alles auf der Deponie.

Veranda und Terrasse waren allerdings in relativ gutem Zustand, und dort hielt ich mich während der meisten Vormittage und Abende auf. Weshalb ich auch das mit den Mottenkugeln angefangen hatte. Frühling in den Südstaaten hieß nicht nur Blumen und Honigbienen und hübsche Sonnenuntergänge, vor allem nicht, wenn man an einem Fluss praktisch in der Wildnis wohnte – wegen des ungewöhnlich warmen Wetters in letzter Zeit waren die ersten Schlangen aus ihrer Winterruhe erwacht. Als ich an jenem Morgen mit meinem Kaffee nach draußen spaziert war, hatte ich eine große Schlange auf der Terrasse entdeckt. Vor lauter Schreck hatte ich mir den halben Kaffee aufs Hemd gekippt und war hastig zurück ins Haus geflohen.

Ich hatte keine Ahnung, ob die Schlange giftig oder welche Art es gewesen war. Ich war kein Schlangenexperte. Aber im Gegensatz zu anderen Leuten, meinem Großvater zum Beispiel, wollte ich sie auch nicht töten. Sie sollte sich nur von meinem Haus fernhalten und da hinten bleiben. Ich wusste, dass Schlangen Nützliches taten wie Mäuse jagen, die ich nachts an den Mauern entlanghuschen hörte. Das Geräusch war mir unheimlich; obwohl ich als Kind jeden Sommer in diesem Haus verbracht hatte, war ich nicht ans Landleben gewöhnt. Ich hatte mich immer eher als Stadtmenschen betrachtet, was ich auch gewesen war, bis zu der Explosion, die nicht nur meine ganze Welt, sondern auch mich in die Luft jagte. Weshalb ich mich auch in Rekonvaleszenz befand, aber dazu später.

Vorerst zurück zu der Schlange. Während ich mir ein frisches Hemd anzog, fiel mir ein, dass mein Großvater auf Mottenkugeln geschworen hatte. Er war davon überzeugt gewesen, dass Mottenkugeln magische Kräfte besaßen, um alle möglichen Tiere zu vertreiben, Fledermäuse, Nager, Käfer und Schlangen, und hatte daher das Zeug kistenweise gekauft. In der Scheune hatte ich gleich nach meiner Ankunft diverse Behälter entdeckt, und da ich davon ausging, dass mein Großvater nicht dumm gewesen war, hatte ich mir jetzt eine Packung geholt und verteilte die Kugeln großzügig um das Haus herum, zuerst hinten und seitlich, schließlich vorn.

Da entdeckte ich erneut die junge Frau auf der Straße. Sie trug Jeans und T-Shirt, und als ich den Kopf hob, muss sie meine Augen auf sich gespürt haben, denn unsere Blicke trafen sich. Sie lächelte nicht, winkte auch nicht, zog nur den Kopf ein, als hoffte sie, mich dadurch nicht grüßen zu müssen.

Mit einem Achselzucken machte ich mich wieder an die Arbeit, falls man Mottenkugeln auf den Boden zu werfen überhaupt als Arbeit bezeichnen konnte. Gleichzeitig musste ich an die Wohnwagensiedlung denken, in der sie lebte. Sie lag am Ende der Straße, etwa eineinhalb Kilometer entfernt. Aus Neugier war ich zu Anfang einmal dorthin gelaufen. Die Siedlung war erst nach meinem letzten Besuch entstanden, und ich wollte mir nur mal die Veränderungen ansehen. Mein erster Gedanke war, dass im Vergleich dazu das Haus meines Großvaters wie der Tadsch Mahal aussah. Sechs oder sieben uralte und klapprige Wohnwagen wirkten, als wären sie wahllos auf ein Stück Brachland geworfen worden. In der hinteren Ecke standen die Überreste eines weiteren, der in Brand geraten und von dem nur die verrußte, angeschmolzene Außenhaut übrig war. Zwischen den Wohnwagen hingen zwischen schiefen Pfosten einige Wäscheleinen. Dürre Hühner trippelten pickend über einen Hinderniskurs aus aufgebockten Autos und rostigen Haushaltsgeräten und wichen einem grimmigen Pitbull aus, der an einer abgefallenen Stoßstange festgebunden war. Der Hund hatte ein riesiges Gebiss und bellte mich so wild an, dass ihm Geifer aus dem schäumenden Maul spritzte. Kein liebes Hündchen, hatte ich gedacht und mich gefragt, warum irgendjemand an einem solchen Ort leben wollte. Aber ich kannte natürlich die Antwort. Auf dem Heimweg empfand ich Mitleid mit den Bewohnern und schalt mich innerlich dafür, so ein Snob zu sein, denn ich wusste, dass ich mehr Glück als die meisten anderen gehabt hatte, zumindest in Bezug auf Geld.

»Wohnen Sie hier?«, hörte ich jetzt eine Stimme.

Als ich aufsah, stand die junge Frau da. Sie hatte kehrtgemacht und war ein paar Meter...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2020
Übersetzer Astrid Finke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Return
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bienen • dunkles Geheimnis • eBooks • Frauenromane • Große Liebe • Liebesromane • North Carolina • Romane für Frauen • Schicksal
ISBN-10 3-641-22806-9 / 3641228069
ISBN-13 978-3-641-22806-4 / 9783641228064
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