Beethoven -  Ludwig Nohl

Beethoven (eBook)

Eine Musikerbiografie

(Autor)

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2024 | 2. Auflage
133 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-721-3 (ISBN)
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Ludwig van Beethoven war ein deutscher Komponist und Pianist. Er führte die Wiener Klassik zu ihrer höchsten Entwicklung und bereitete der Musik der Romantik den Weg. Er gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Geschichte. Null Papier Verlag

Ludwig Nohl (1831-1885) war ein deutscher Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller.

Ludwig Nohl (1831–1885) war ein deutscher Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller.

Vorwort
1. Die Jugend und die erste Schaffenszeit.
2. Eroica und Fidelio.
3. Cmollsymphonie, Pastorale und Siebente.
4. Die Missa solennis und die Neunte Symphonie.
5. Die letzten Quartette.

1. Die Jugend und die erste Schaffenszeit.


(1770–94)

Lud­wig van Beetho­ven ward am 17. De­zem­ber 1770 in Bonn – ge­tauft. Nur die­ses, der Tag der Tau­fe, ist uns fest­ge­stellt, und so hat man den 17. De­zem­ber zu­gleich als den Ge­burts­tag gel­ten zu las­sen.

Sein Va­ter Jo­hann van Beetho­ven war kur­fürst­li­cher Ka­pell­sän­ger in Bonn. Doch stamm­te die Fa­mi­lie aus den Nie­der­lan­den. Erst der Groß­va­ter war (1732) nach Bonn ge­kom­men, nach­dem er als Kna­be we­gen ei­nes Strei­tes ei­gen­wil­lig das El­tern­haus ver­las­sen hat­te. Er hat­te sich als Bass­sän­ger in Kir­che und Thea­ter her­vor­ge­tan und war so 1763 kur­fürst­li­cher Hof­ka­pell­meis­ter ge­wor­den. Auch sonst hat­ten ihm Fleiß und Ord­nung einen wohl­be­stell­ten Haus­stand und ein per­sön­li­ches An­se­hen be­grün­det. Ein klei­ner Wein­han­del er­laub­te ihm »sich eher zu rüh­ren.« Doch trug eben die­ser Ne­ben­be­trieb bei, sein ei­ge­nes Glück wie das sei­nes Soh­nes zu un­ter­gra­ben. Sei­ne Frau Jo­se­pha Poll ver­fiel dem Las­ter des Trun­kes und muss­te zu­letzt nach Köln in ein Klos­ter ge­tan wer­den. Und lei­der teil­te die­sen Feh­ler der ein­zi­ge über­le­ben­de Sohn, – »Jo­hann van Beetho­ven ver­stand sich schon früh gut auf die Wein­pro­ben«, sagt der Be­richt sei­ner Ju­gend­ge­spie­len, – und bald nahm die üble Schwä­che so über­hand, dass eine tie­fe Stö­rung des Haus­we­sens ein­trat und schließ­lich gar Amts­ent­set­zung folg­te. Beetho­vens Ju­gend­freund Ste­phan von Bre­uning sah selbst ein­mal, wie er den trun­ke­nen Va­ter auf of­fe­ner Stra­ße aus den Hän­den der Po­li­zei be­frei­te.

Hier ha­ben wir nun so­gleich den Ein­blick in eine Ju­gend­zeit, die Beetho­vens Geis­tes- und Ge­müts­kraft hart er­prob­te. Denn nach der an­ge­se­he­nen Stel­lung des Groß­va­ters und durch sei­ne ei­ge­ne frü­he An­stel­lung als kur­fürst­li­cher Ho­f­or­ga­nist wie die be­deu­ten­de Ent­wick­lung sei­nes Ta­len­tes ge­noss Beetho­ven frü­he den Um­gang der bes­se­ren Ge­sell­schaft und wirk­te als Künst­ler in den Fa­mi­li­en des Adels wie bei Hofe. Doch wird be­rich­tet, dass es stets mit der größ­ten Zart­heit ge­sch­ah, wenn sie, er und sei­ne zwei jün­ge­ren Brü­der, den Va­ter ins Haus zu­rück­zu­brin­gen such­ten, und nie­mals hö­ren wir ein har­tes Wort über den Mann, der sei­ne Ju­gend zu ei­ner so schwe­ren ge­macht, ja ein sol­ches von ei­nem Drit­ten mach­te ihn ge­ra­de­zu böse. Al­lein die Ver­schlos­sen­heit und eine ge­wis­se Trot­zig­keit sei­nes Ju­gend- und Man­nes­we­sens müs­sen doch auf sol­che frü­hen her­ben Er­fah­run­gen zu­rück­ge­führt wer­den.

Und wer kennt die Ver­wi­cke­lun­gen, die hier das Un­heil über­hand neh­men lie­ßen! Denn wenn es gleich heißt: »Jo­hann van Beetho­ven hat­te einen flüch­ti­gen Geist«, so wis­sen doch auch die­se Ju­gend­ge­spie­len von sei­nem Cha­rak­ter nichts Schlim­mes zu sa­gen. Nur Jäh­zorn und Hals­star­rig­keit schei­nen sein alt­nie­der­län­di­sches Erb­teil ge­we­sen zu sein, und die­ses zeig­te in reich­li­chem Maße auch un­ser Meis­ter. Doch wäh­rend der Groß­va­ter sich zu so gu­ter Stel­lung auf­ge­schwun­gen und stets eine sol­che Hal­tung zu be­wah­ren ge­wusst hat­te, dass Beetho­ven ihn förm­lich als ein Vor­bild sei­nes Le­bens neh­men und als von ei­nem »Ehren­man­ne« noch spä­ter gern von ihm spre­chen konn­te, brach­te es sein Va­ter nicht über den ge­ring­be­sol­de­ten Ka­pell­sän­ger. Und nicht ein­mal die­sem Stan­de ent­sprach die Wahl sei­ner Frau.

Mag­da­le­na Ke­we­rich aus Ehren­breit­stein, eine »hüb­sche schlan­ke Per­son«, die ei­ni­ge Zeit als Kam­mer­jung­fer bei vor­neh­men Herr­schaf­ten ge­dient hat­te und schon mit neun­zehn Jah­ren die Wit­we ei­nes kur­trier­schen Leib­kam­mer­die­ners war, wur­de 1763 Jo­hann van Beetho­vens Frau. Da nun die­se Hei­rat nicht nach des Hof­ka­pell­meis­ters Sinn sein konn­te, so zog der Sohn, der bis­her mit dem ver­ein­sam­ten Va­ter zu­sam­men ge­wohnt hat­te, in ein Ne­ben­ge­bäu­de des Hau­ses Nr. 515 der Bonn­gas­se, wel­ches also Beetho­vens Ge­burts­haus ward.

Ver­mö­gen be­saß die jun­ge Frau eben­falls nicht, und so trat, nach­dem ziem­lich rasch meh­re­re Kin­der ge­kom­men wa­ren, von de­nen der 1774 ge­bo­re­ne Kar­l und der 1776 ge­bo­re­ne Jo­hann eine Rol­le in Beetho­vens Le­ben spie­len, bald ma­te­ri­el­le Be­dräng­nis ein. An­fangs hat­te der wohl­ha­ben­de Groß­va­ter nach­ge­hol­fen, und sei­ne statt­li­che Ge­stalt im ro­ten Rock, mit dem großen Kopf und den »di­cken Au­gen« blieb bei dem Kna­ben Lud­wig, der mit der größ­ten In­nig­keit an ihm ge­han­gen, auch tief haf­ten, ob­wol er erst drei Jah­re zähl­te, als der Groß­va­ter starb. Bei zu­neh­men­der Be­dräng­nis mach­te der Va­ter ei­ni­ge Ge­su­che um Auf­bes­se­rung. Al­lein sei­ne nur »ziem­li­che« Auf­füh­rung und sei­ne »ab­gän­gi­ge« Stim­me lie­ßen sie fehl­schla­gen. So such­te er sich denn mit Un­ter­richt­ge­ben wei­ter zu hel­fen und wirk­te auch im Thea­ter mit, denn er spiel­te zu­gleich Vio­li­ne. Doch bald ver­schlan­gen Krank­hei­ten auch die im­mer­hin nicht be­deu­ten­de Erb­schaft: die Glas- und Por­zel­lan­schrän­ke wan­del­ten nebst dem Sil­ber­ser­vice und der Lein­wand, »die man durch einen Ring hät­te zie­hen kön­nen«, eins nach dem an­de­ren zum Tröd­ler, und die Not selbst konn­te wie­der den Va­ter nur mehr sei­ner Schwä­che ver­fal­len las­sen.

Doch ei­nes stand von früh an als ein Hoff­nungs­stern an dem trü­ben Him­mel sei­ner Exis­tenz: das Ta­lent sei­nes Soh­nes Lud­wig. Denn das­sel­be zeig­te sich eben­falls be­reits in ers­ter Kind­heit und konn­te dem Va­ter, der selbst im­mer­hin ein »gu­ter Mu­si­ker« war, am we­nigs­ten ent­ge­hen. Und wenn er auch selbst den vol­len Er­folg hier nicht mehr er­le­ben soll­te, es war in der Tat die­ses Ta­lent, durch wel­ches spä­ter­hin ein­zig die Fa­mi­lie vor dem Un­ter­gang ge­ret­tet und ihr Name so­gar wie­der zu hel­lem Klan­ge er­ho­ben wer­den soll­te. Denn als zu­mal nach der Ge­burt je­nes jüngs­ten Bru­ders und ei­ner klei­nen bald ver­stor­be­nen Schwes­ter die Ver­hält­nis­se sich stets mehr zer­rüt­te­ten, ver­fiel der Va­ter dar­auf den Sohn gleich dem klei­nen Mo­zart, der kurz zu­vor auch in Bonn ge­we­sen war, zu ei­nem Wun­der­kin­de her­an­zu­bil­den, um dann auf Rei­sen mit ihm die so sehr be­durf­ten wei­te­ren Exis­tenz­mit­tel zu ge­win­nen. So ward denn der Kna­be mit Ernst an­ge­hal­ten Kla­vier und bald auch Vio­li­ne zu spie­len, und es muss bei die­sen täg­li­chen Übun­gen här­ter zu­ge­gan­gen sein, als zu ei­ner re­gel­rech­ten Aus­bil­dung er­for­der­lich ist. Denn er wur­de so­gar vom Spie­len mit den Kin­dern weg­ge­holt, und die Ju­gend­freun­de sa­hen ihn auf ei­nem Bänk­chen vor dem Kla­vie­re ste­hen und wei­nend sei­ne Auf­ga­ben üben. Auch Stra­fen fehl­ten nicht und selbst mah­nen­de Freun­de brach­ten den Va­ter nicht von sol­cher un­er­bitt­li­chen Stren­ge ab. Doch ward der Zweck er­reicht, und die an­hal­ten­de und...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2024
Reihe/Serie Musikerbiografien
Musikerbiografien
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Beethoven • Haydn • Klassische Musik • Liszt • Mozart • Musiker • Oper • Operette • Spohr • Wagner • Weber
ISBN-10 3-96281-721-2 / 3962817212
ISBN-13 978-3-96281-721-3 / 9783962817213
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