Hotel Inselblick - Stürmische See (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
608 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45232-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hotel Inselblick - Stürmische See -  Anke Petersen
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Der dritte Teil und krönende Abschluss der großen Familiensaga von Anke Petersen voller Nordseezauber und Nostalgie um ein Hotel auf Amrum, das es wirklich gegeben hat. Juli 1914. Die Bewohner der Pension Stockmann in Norddorf sind in heller Aufregung, denn die Hochzeit von Tochter Nele mit einem Kaufmannssohn steht unmittelbar bevor. Nele ist überglücklich, einzig die Tatsache, dass ihre geliebten Eltern diesen Tag nicht mehr miterleben können, vermag ihre Freude zu trüben. Was keiner der anwesenden Gäste ahnt: Dies wird für lange Zeit der letzte unbeschwerte Tag nicht nur für die Insel Amrum sein, denn kurz darauf bricht der Erste Weltkrieg aus und verändert auch das Leben der Insulaner und der Familie Stockmann von Grund auf. Von nun an wird nichts mehr so sein, wie es war ... Band 1 der Familiensaga: 'Hotel Inselblick. Wolken über dem Meer' Band 2: 'Hotel Inselblick. Wind der Gezeiten' Band 3: 'Hotel Inselblick. Stürmische See'

Anke Petersen schreibt unter anderen Namen erfolgreich historische Romane. Als sie das erste Mal auf der Insel Amrum Urlaub machte, hat sie sich sofort in die Insel verliebt und sich in ihre Geschichte vertieft. Dabei stieß sie auf das erste Hotel des Inselortes Norddorf, das sie zu ihrer ersten Roman-Trilogie inspirierte. Ihre neue Serie führt die Lesenden nach Föhr, das Traumziel vieler Urlauber*innen.

Anke Petersen schreibt unter anderen Namen erfolgreich historische Romane. Als sie das erste Mal auf der Insel Amrum Urlaub machte, hat sie sich sofort in die Insel verliebt und sich in ihre Geschichte vertieft. Dabei stieß sie auf das erste Hotel des Inselortes Norddorf, das sie zu ihrer ersten Roman-Trilogie inspirierte. Ihre neue Serie führt die Lesenden nach Föhr, das Traumziel vieler Urlauber*innen.


1


Norddorf, 26. Juni 1914

Heute beginne ich ein neues Notizbuch, das erste nach Wilhelms Tod. Es ist sonderbar, denn nie gab es ein Notizbuch ohne ihn, selbst in Hamburg nicht. Gestern saß er doch noch neben mir, gestern redeten wir noch miteinander über Belanglosigkeiten, Alltägliches. In diesem Buch wird er jedoch kein Teil des Alltags mehr sein, keines schlechten Alltags. Es ist ein guter Sommer mit schönem Wetter und zufriedenen Gästen. Er hätte ihn gemocht. Viele Stammgäste sind wieder bei uns, wie sollte es auch anders sein. Es fällt mir jedes Mal schwer, die Fragen nach Wilhelm zu beantworten. Die Beileidsbekundungen schmerzen. Wir wussten es beide. Wir wussten, dass er derjenige sein würde, der als Erster gehen würde. Doch wenn es geschieht, ist nichts mehr, wie es einmal war. Aber er wird immer Teil dieses Hauses und ein Teil von mir sein und bleiben, auch wenn er nicht mehr neben mir sitzt.

 

Marta war ungeduldig. Immer wieder wanderte ihr Blick zu einer auf der Kommode stehenden Uhr.

»Jetzt mach doch schneller«, sagte sie zu Ida. »Wir kommen noch zu spät.«

»Ich hab es ja gleich«, antwortete Ida. »Und wir kommen nicht zu spät. Ohne dich wird Nele niemals heiraten, und das weißt du auch.« Ida befestigte rasch die letzten Nadeln, mit denen das dreieckige Schultertuch an dem Mieder der Amrumer Tracht festgesteckt wurde. Dabei stach sie sich in der Hektik in den Finger.

»Jetzt hab ich mich auch noch gestochen. Heute kommt aber auch alles zusammen.« Sie steckte sich den Daumen in den Mund.

»So ist es immer, wenn etwas Besonderes ansteht«, sagte Marta seufzend. »Wie geht es denn Leni inzwischen. Hat sie zu spucken aufgehört?«

»Ja, hat sie. Und sie will unbedingt mit in die Kirche gehen, obwohl sie vorhin noch recht käsig um die Nase gewesen ist. Immerhin sind der Zwieback und der Kamillentee vom Frühstück dringeblieben.«

Marta wollte etwas sagen, doch Ida ließ ihre Mutter nicht zu Wort kommen. »Ich weiß, ich weiß. Ein spuckendes Blumenmädchen könnte die Zeremonie stören. Aber sie wäre untröstlich, wenn sie nicht mitkommen könnte. Seit Wochen hat sie sich auf diesen Tag gefreut.«

Ida machte sich daran, das Kopftuch zu falten. Martas Blick fiel auf die rote Haube, die neben der weißen Schürze auf der Kommode lag. Sie zu tragen war verheirateten Frauen vorbehalten, doch sie war nun verwitwet. Der Anblick der roten Haube trieb Marta die Tränen in die Augen. Sie wollte sie wegblinzeln, doch es gelang ihr nicht. Idas Blick fiel auf die rote Haube, und sie ließ die Hände sinken.

»Ach, Mama«, sagte sie, »nicht weinen. Er hätte es nicht gewollt.«

»Ich weiß«, antwortete Marta. »Es ist nur …« Sie brach den Satz ab und wischte sich die Tränen von den Wangen. »Es ist das erste Mal, dass ich die Tracht trage, ohne dass Wilhelm bei mir ist. Ich weiß, es ist so dumm. Ständig denke ich, es ist das erste Mal ohne ihn. Der erste Sonnenaufgang ohne ihn, das erste Mal Aufstehen ohne ihn, das erste Frühstück ohne ihn. Der Beginn einer neuen Saison ohne ihn. Und jetzt heiratet Nele ohne ihren Großvater. Er wollte sie zum Altar führen. Das hat er zu mir gesagt. Er wäre jetzt ihr Vater, hat er erklärt. Nun hat sie weder Vater noch Großvater. Wer soll sie denn in der Kirche begleiten? Sie kann doch nicht ganz allein den Mittelgang hinunterlaufen.«

»Thaisen wird sie führen«, antwortete Ida. »Sie hat ihn gefragt, und er macht es gern.«

»Das hat sie mir gar nicht erzählt«, antwortete Marta. »Aber es ist gut so. Ich meine, richtig. Er ist ihr Onkel, also Familie.«

»Thaisen ist deshalb schon ganz aufgeregt. Vorhin hat er sich dreimal seinen Schlips neu gebunden. Alle Augen werden auf mich gerichtet sein, hat er gesagt. Was ist, wenn ich stolpere?«

»So oder so ähnlich hat Wilhelm es vor jeder Hochzeit seiner Töchter zu mir gesagt. Und am Ende band jedes Mal ich ihm seinen Schlips.«

Marta lächelte, während Ida ihr die Haube aufsetzte und sie rasch mit Haarnadeln an der bereits gesteckten Frisur befestigte. Martas Haar war inzwischen vollständig ergraut. Tiefe Linien hatten sich um ihre Augen und Mundwinkel gegraben. Falten sind die Spuren des Lebens, kam es Ida in den Sinn. Wieder einer von Kalines Sprüchen. Jetzt war die Gute schon so viele Jahre tot, und trotzdem geisterte sie immer wieder durch ihre Gedanken. Die Spuren des Lebens. Besonders in den letzten Monaten schienen sie bei ihrer Mutter deutlicher geworden zu sein. Der Tod ihres Vaters war kein plötzliches Ereignis gewesen. Wilhelms Gesundheitszustand hatte sich bereits im letzten Sommer verschlechtert. Im Herbst überstand er nur langsam eine weitere Bronchitis, und in den letzten Wochen seines Lebens war er oftmals zu geschwächt gewesen, um aufstehen zu können. Von einer weiteren Lungenentzündung im Januar hatte er sich nicht mehr erholt und war an einem verregneten und stürmischen Winterabend für immer eingeschlafen. Einer seiner treuesten Freunde stand ihm in diesen schwierigen Zeiten als sein ständiger Begleiter zur Seite. Jasper. Er leistete ihm so oft wie möglich Gesellschaft, las ihm aus der Zeitung vor, an besseren Tagen spielten sie Karten. Der gute Jasper, weit über siebzig Jahre alt und immer noch recht rüstig. Das liegt am Korn, hatte er einmal zu Ida gesagt. Der desinfiziert. Ida hatte gelacht, doch irgendetwas musste an seiner Behauptung dran sein. Sie konnte sich nicht entsinnen, Jasper jemals krank erlebt zu haben. Inzwischen arbeitete er längst nicht mehr als Strandwart. Diese Aufgabe hatte vor einigen Jahren der von Pellworm stammende Jürgen Mathiesen übernommen. Jasper ließ es sich jedoch nicht nehmen, noch immer die Sandburgenwettbewerbe auszurichten. Ansonsten galt er im Haus als allgemeine Aushilfe. Er half, wo Not am Mann war, und pulte noch immer gern Krabben, am liebsten in der Sonne auf der Bank vor dem Haus. Häufig hielt er sich in Thaisens Werkstatt auf, die sich dieser im Anbau des Stalles eingerichtet hatte. Das Talent zum Bauen von Modell- oder Buddelschiffen fehlte Jasper, jedoch liebte er den Geruch des Holzes. Und er mochte Thaisen, mit dem es sich gut über Politik schnacken ließ. Und in der letzten Zeit gab es eine Menge, über das man reden konnte. Seit dem Attentat in Sarajevo schien das Reich in heller Aufregung, Krieg lag in der Luft der sommerlichen Tage. Die männlichen Gäste wurden immer unruhiger, und die neu eintreffenden Telegramme und Zeitungen wurden Tag für Tag ungeduldig erwartet.

Die Tür öffnete sich, und Ebba betrat, ebenfalls in Tracht gekleidet, den Raum. Ihr hatte ihre Tochter Gesa beim Ankleiden geholfen, die mit ihrer Familie extra zu Neles Hochzeit angereist war.

»Wo bleibt ihr denn?«, fragte Ebba ungeduldig. »Nele ist bereits fertig und will zum Wagen gehen. Ach, sie sieht entzückend aus. Und wo steckt eigentlich unser Blumenmädchen?«

»Ich dachte, sie wäre bei Gesine in der Küche«, antwortete Ida nuschelnd. Sie hatte zwei Haarnadeln zwischen die Lippen geklemmt.

»Nein, da ist sie nicht. Von dort komme ich gerade. Himmel, dieses Kind. Sie treibt mich noch mal in den Wahnsinn.« Ebba rang die Hände.

Wo sie recht hatte, dachte Ida. An ihrer kleinen Leni – sie war im Februar sechs Jahre alt geworden – war ein Junge verloren gegangen. Ständig trieb sie sich mit den Dorfjungen herum, kroch in den Bau von Karnickeln oder rollte die Dünen hinunter. Im letzten November war sie vom Strandvogt pitschnass nach Hause gebracht worden. Aus irgendwelchen ungeklärten Umständen, die Wahrheit war nicht aus ihr herauszubringen gewesen, waren die Kleine und die Jungen vom Bauern Flor aus Nebel in einen Teich gesprungen. Die Jungen konnten schwimmen, Leni leider nicht. Wäre der Strandvogt Erk Jensen nicht zufällig vorbeigekommen, wäre sie vermutlich ertrunken.

Von draußen drang ein gellender Schrei herein, der eindeutig dem kleinen Wirbelwind zuzuordnen war. Marta, Ida und Ebba eilten zum Fenster. Da stand sie, die kleine Leni in ihrem hübschen rosa Kleidchen, dessen Rock ein großer brauner Dreckfleck zierte. Ein Junge, er gehörte zu den Hotelgästen, hatte nichts Besseres zu tun, als mit Dreckklumpen, die er aus einer Pfütze kratzte, nach Leni zu werfen. Sein Gesichtsausdruck war gehässig, er rief irgendetwas, was weder Marta, Ida noch Ebba verstanden. Dann warf er den Klumpen nach Leni, die ihrerseits aus einer weiteren Pfütze den Matsch herausholte und diesen zu einem Geschoss formte. Bevor sie jedoch werfen konnte, traf sie der Dreckklumpen ihres Gegners an der Schulter, und der feuchte Schlamm spritzte bis auf ihre Wange.

»Na, sie hat sich ja flott erholt«, bemerkte Marta.

Ida öffnete das Fenster und rief: »Sofort aufhören. Seid ihr denn verrückt geworden? Leni, wie du aussiehst. Das schöne Kleid.«

Der Junge, der gerade dabei war, sich ein weiteres Wurfgeschoss aus der Pfütze zu organisieren, blickte alarmiert in ihre Richtung und rannte davon. Leni blieb zurück. Sie ließ ihre Hand sinken, und der feuchte Dreck tropfte auf den Boden. Ihre Miene wurde schuldbewusst.

Gesine kam, angelockt von dem Geschrei, aus der Küche gelaufen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Leni, Kind. Wie siehst du denn aus!«, rief sie.

Ida, Marta und Ebba traten nach draußen.

»Was machst du denn, Leni?«, fragte Ida ihre Tochter. Sie vermied es, den Dreckspatz anzufassen, um die weiße Schürze ihrer Festtagstracht nicht zu verschmutzen. »Sieh nur, das schöne Kleid.«

»Er hat angefangen«, antwortete Leni trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich dachte, dir wäre übel«, meinte Ebba. »Vorhin warst du in der Küche noch ein...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2020
Reihe/Serie Die Amrum-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1.Weltkrieg • Amrum • Amrum Roman • Anfang 20.Jahrhundert • Drama • Erster Weltkrieg • Familie • Familiengeschichte • Familiengeschichten Romane • Familienroman • Familiensaga • Familie Stockmann • Frauenroman • historische Romane 2019 Neuerscheinungen • historische Romane 2020 Neuerscheinungen • historische romane 20. jahrhundert • historische Romane Taschenbuch • Hochzeit • Hotel • Hotel-Familie • Insel Romane • Linda Winterberg • Nele Stockmann • Norddorf • Nordsee • Pension Stockmann • Romane für Frauen • Romane Trilogie • Schicksalsroman
ISBN-10 3-426-45232-4 / 3426452324
ISBN-13 978-3-426-45232-5 / 9783426452325
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