Die Mädchen aus der Firefly Lane (eBook)

Immer für dich da
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2020 | 2. Auflage
480 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1962-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Mädchen aus der Firefly Lane -  Kristin Hannah
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Die einmalige Kraft einer Frauenfreundschaft.

Im Sommer 1974, zum Sound von Fleetwood Mac und Abba, lernt die Außenseiterin Kate die schöne, aufregende Tully kennen, die alles zu haben scheint, was ihr fehlt. Aus den sehr unterschiedlichen Mädchen werden Freundinnen, die weder Tullys Karrierestreben noch Kates Entscheidung für Kinder und Familie trennen kann. Jahrelang umschiffen Tully und Kate die Klippen jeder engen Freundschaft - Eifersucht, enttäuschte Liebe - und halten zueinander. Bis zu jenem Tag, als ein Verrat ihr Vertrauen auf die Probe stellt ...

Ein so kraftvoller wie einfühlsamer Roman über Liebe, Verlust und Zusammenhalt - voller Zeitkolorit und großer Gefühle. Große Serienverfimung auf Netflix.

Die deutsche Erstausgabe erschien unter dem Titel 'Immer für dich da'.



Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine der Top-Bestseller-Autorinnen der USA und lebt mit ihrem Mann im Pazifischen Nordwesten der USA. Nach zahlreichen Bestsellern waren es ihre Romane 'Die Nachtigall' und 'Liebe und Verderben', die Millionen von Lesern in über vierzig Ländern begeisterte und zu Welterfolgen wurden. Eine Netflix-Serienverfilmung von 'Die Mädchen aus der Firefly Lane' wird zurzeit mit Katherine Heigl produziert. Gabriele Weber-Jari? lebt als Autorin und Übersetzerin in Berlin. Sie übertrug u. a. Imogen Kealey, Mary Morris, Mary Basson und Ronald Balson ins Deutsche.

2. Kapitel


Für die meisten Menschen im Land war das Jahr 1970 eine Zeit der Umwälzungen und gesellschaftlichen Veränderungen. Nur in einem Haus im Magnolia Drive blieb alles beim Alten.

Die zehnjährige Tully saß auf dem kalten Holzfußboden des Wohnzimmers und bastelte ein Blockhaus für ihre Puppen, die auf rosafarbenen Papiertaschentüchern schliefen. In ihrem Zimmer hätte sie ihre Schallplatte mit den Jackson Five hören können, doch im Wohnzimmer gab es nicht einmal ein Radio.

Tullys Großmutter mochte weder Musik noch das Fernsehen oder Brettspiele. Meistens saß sie, wie jetzt auch, in ihrem Schaukelstuhl am Kamin und stickte. Sie hatte bereits zahllose Stickbilder produziert, auf den meisten standen Bibelsprüche. Im Dezember spendete sie alle der Kirchengemeinde, die sie dann auf ihrem Weihnachtsbasar verkaufte.

Tullys Großvater war ebenfalls still, seit seinem Schlaganfall stand er nicht mehr aus dem Bett auf. Nur hin und wieder läutete er eine kleine Glocke, dann wurde Tullys Großmutter hektisch, was sonst nie vorkam – schon beim ersten Klingeln sprang sie auf und eilte mit einem Seufzer zu ihm.

Tully griff nach der Puppe mit dem blonden Haar, ließ sie mit der dunkelhaarigen Puppe tanzen und summte dazu Daydream Believer. Als an der Haustür geklopft wurde, hielt sie überrascht inne.

Mr und Mrs Beattle kamen sonntags, um Tully und ihre Großmutter zur Kirche abzuholen, doch es war nicht Sonntag, und an den anderen Tagen schaute nie jemand vorbei.

Tullys Großmutter schob ihre Stickarbeit in die rosafarbene Plastiktüte an ihrer Seite und schlurfte zur Haustür, um zu öffnen. Zuerst geschah gar nichts. Dann sagte sie: »Ach, du bist es.«

Ihre Stimme hatte sonderbar geklungen. Tully trat auf den Flur hinaus.

Im Rahmen der Haustür stand eine hochgewachsene Frau mit langem, wirrem Haar und einem Lächeln, das seltsam verrutscht wirkte. Trotzdem war sie eine der schönsten Frauen, die Tully jemals gesehen hatte, mit milchweißem Teint, einer schmalen Nase und hohen Wangenknochen. Doch die Lider über den braunen Augen wirkten schwer und schienen sich immer wieder schließen zu wollen.

»Begrüßt man so eine Tochter, die man ewig nicht gesehen hat?« Die Frau ging an Grandma vorbei und beugte sich zu Tully hinab. »Ist das meine kleine Tallulah Rose?«

Hatte die Frau »Tochter« gesagt? Grandmas Tochter? Aber das bedeutete doch, dass sie …

»Mommy?«, flüsterte Tully und wagte es kaum zu glauben. Wie oft hatte sie davon geträumt, ihre Mutter käme zurück, wie lange darauf gewartet.

»Hast du mich vermisst?«

Tully nickte heftig. Um ein Haar hätte sie vor lauter Freude laut gelacht.

Grandma schloss die Tür. »Möchtest du einen Kaffee?«

Tullys Mutter schüttelte den Kopf. »Ich möchte meine Tochter abholen.«

»Wahrscheinlich hast du auch kein Geld mehr«, sagte Grandma müde.

Tullys Mutter schien ärgerlich zu werden. »Und wenn schon.«

»Tully braucht – «, begann Grandma.

»Ich glaube, ich kann selbst beurteilen, was meine Tochter braucht.« Tullys Mutter versuchte, gerade zu stehen, doch das schaffte sie irgendwie nicht. Immer wieder geriet sie ins Wanken, schaute komisch und fuhr sich mit den Fingern durch ihr Haar.

»Ein Kind aufziehen bedeutet Verantwortung, Dorothy«, sagte Grandma. »Warum bleibst du nicht bei uns und lernst Tully – « Sie brach ab und runzelte die Stirn. »Du bist ja betrunken.«

Tullys Mutter lachte und zwinkerte Tully zu.

Tully tat es ihr nach. Betrunken sein war nicht schlimm. Bevor er krank wurde, hatte auch Grandpa getrunken. Sogar Grandma nahm dann und wann ein Glas Wein zu sich.

Tullys Mutter wandte sich wieder zu Grandma. »Ich habe heute Geburtstag, falls du das vergessen hast.«

»Wirklich?«, rief Tully aufgeregt. »Warte!« Mit wild klopfendem Herzen lief sie in ihr Zimmer und suchte in ihrer Kommode nach der Kette, die sie in der Sonntagsschule aus Makkaroni und Glasperlen gebastelt hatte. Bei ihrem Anblick hatte Grandma die Stirn gerunzelt und gesagt, sie solle sich keine Hoffnungen machen. Aber Tully machte sich seit Jahren Hoffnungen, sie konnte und wollte sie auch nicht aufgeben. Als sie die Kette gefunden hatte, rannte sie zurück.

»Ich bin nicht betrunken«, hörte sie ihre Mutter sagen. »Ich sehe mein Kind nach drei Jahren wieder und bin einfach glücklich.«

»Nach sechs Jahren«, sagte Grandma. »Sie war vier, als du sie das letzte Mal bei uns abgeladen hast.«

»So lange ist das schon her?«, fragte Tullys Mutter und machte einen verwirrten Eindruck.

»Komm wieder nach Hause«, sagte Grandma. »Ich helfe dir.«

»Wie beim letzten Mal? Vielen Dank.«

Beim letzten Mal?, dachte Tully. War ihre Mutter etwa schon einmal da gewesen?

Grandma seufzte. »Willst du mir das dein Leben lang vorhalten?«

»Für manche Dinge gibt es kein Verfallsdatum. Komm, Tallulah.«

Tully zog die Stirn kraus. So hatte sie sich ihr Wiedersehen nicht vorgestellt – ihre Mutter hatte sie weder umarmt noch geküsst oder auch nur gefragt, wie es ihr gehe. Außerdem musste sie noch ihren Koffer packen. Sie deutete auf die Tür zu ihrem Zimmer. »Meine Sachen sind noch – «

»Dieses ganze materielle Zeug brauchst du nicht«, unterbrach sie ihre Mutter.

Tully fragte sich, was »materielles Zeug« war.

Ihre Großmutter umarmte sie, und Tully atmete den tröstlichen Duft nach Puder und Haarspray ein. Grandmas Arme waren die einzigen, die sie jemals gehalten hatten, nur bei ihr hatte sie sich aufgehoben gefühlt. »Grandma«, flüsterte sie beunruhigt. »Was geschieht denn jetzt?«

»Du kommst mit mir mit«, antwortete ihre Mutter und hielt sich am Pfosten der Haustür fest.

Grandma legte ihre Hände auf Tullys Schultern. »Du kennst unsere Adresse und unsere Telefonnummer, Tully. Wenn du Angst bekommst oder etwas schiefläuft, schreibst du mir oder rufst mich an.«

Erschrocken bemerkte Tully, dass ihre Großmutter weinte. Das hatte sie noch nie gesehen. Sie überlegte, ob sie etwas falsch gemacht hatte.

»Tut mir leid, Grandma«, flüsterte sie.

Ihre Mutter kehrte zurück, packte ihre Schultern und schüttelte sie. »Man entschuldigt sich nicht, Tallulah. Schuldgefühle sind erbärmlich. Und jetzt komm.« Sie nahm Tullys Hand und zog sie zur Tür.

Stolpernd folgte Tully ihrer Mutter aus dem Haus und über die Straße zu einem alten VW-Bus. Er war voller Blumenaufkleber in Regenbogenfarben, in der Mitte ein riesengroßes, gelbes Peacezeichen.

Die Tür öffnete sich, schwerer Zigarettenrauch quoll heraus. Im Dunst erkannte Tully drei Personen: Auf dem Fahrersitz war ein dunkelhäutiger Mann mit Afro und rotem Stirnband, auf dem Rücksitz eine blonde Frau in gestreifter Hose, Fransenweste und einem braunen Kopftuch, das sie im Nacken verknotet hatte. Neben ihr saß ein Mann in einer Schlaghose, darüber ein löchriges, schmuddeliges T-Shirt. Im Fußraum lagen leere Bierflaschen, Fast-Food-Verpackungen und Musikkassetten.

»Das ist meine Tochter Tallulah«, sagte Tullys Mutter.

Tully hasste es, Tallulah genannt zu werden. Sie beschloss, ihrer Mutter das zu sagen, sobald sie allein waren.

»Cool.«

»Sie sieht aus wie du. Echt unglaublich.«

»Los, steigt ein«, sagte der Fahrer. »Wir müssen uns beeilen.«

Der Mann im T-Shirt hob Tully in den Bus. Sie rückte auf, um Platz für ihre Mutter zu machen, doch die ließ sich neben der Frau mit dem Kopftuch nieder und schlug die Tür zu. Aus dem Autoradio kam merkwürdiger Gesang. Tully verstand nur ein paar Wörter, und die sagten ihr nichts. Alles in dem Wagen verschwamm im Rauch der Zigaretten.

Tully presste sich an die Seitenwand des Wagens, während ihre Mutter und die anderen über Protestmärsche, Bullenschweine und einen Ort oder Mann namens »Kent State« sprachen. Nichts ergab für Tully einen Sinn, und von dem Zigarettenrauch wurde ihr schwindlig. Als der Mann neben ihr sich eine Pfeife anzündete, konnte Tully einen Seufzer nicht unterdrücken.

Der Mann atmete den Rauch aus und sagte: »Bleib locker, Baby.«

»Wenn ich schon sehe, wie das Kind angezogen ist«, sagte ihre Mutter. »Wie eine Puppe. Ein freier Mensch muss sich schmutzig machen können.«

»Yeah.« Der Pfeifenraucher lehnte sich zurück.

Ihre Mutter sah Tully endlich an, zum ersten Mal richtig. »Kirche, Küche, Kinder ist nicht mehr. Wir sind frei und machen, was wir wollen. Wenn du willst, kannst du sogar Präsidentin der Vereinigten Staaten werden.«

»Ein neuer Präsident wäre nicht schlecht«, sagte der Fahrer.

»Absolut.« Die Frau mit dem Kopftuch nahm dem Mann die Pfeife ab und zog daran.

Verlegen blickte Tully an sich hinunter. Sie hatte gedacht, das Kleid stünde ihr. Und sie wollte nicht Präsidentin der Vereinigten Staaten, sondern Ballerina werden.

Doch vor allem wünschte sie sich, mit ihrer Mutter zusammen zu sein. Sie griff in ihre Tasche und holte die Kette heraus. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mom. Die Kette hab ich für dich gemacht.« An dieser Kette hatte sie lange gebastelt, sie noch mit Glitzer verziert, als die anderen Kinder der Sonntagsschule schon längst draußen beim Spielen gewesen waren.

Ihre Mutter...

Erscheint lt. Verlag 8.5.2020
Übersetzer Gabriele Weber-Jari?
Sprache deutsch
Original-Titel Firefly Lane
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 70er • Aber Töchter sind wir für immer • Catherine Heigl • Das Mädchen mit dem Schmetterling • Delia Owens • Die andere Schwester • Die Dinge, die wir aus Liebe tun • Die Nachtigall • Es wird Zeit • firefly lane • Freundinnen • Freundschaft • Immer für dich da • Kristin Hannah • Liebe und Verderben • Lucinda Riley • Netflix • This is Us
ISBN-10 3-8412-1962-4 / 3841219624
ISBN-13 978-3-8412-1962-6 / 9783841219626
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