Stücke (eBook)

(Autor)

Brangwen Stone (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
656 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491139-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stücke -  Simon Stone
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Stücke von Simon Stone werden erstmals auf Deutsch abgedruckt: Die Wildente, Die Orestie, John Gabriel Borkman, Yerma, Drei Schwestern, Hotel Strindberg. Simon Stones Regie- und Textarbeiten sind spektakulär und sprengen die Grenzen des Gewohnten. Mit Preisen international ausgezeichnet, wird er immer wieder als »Theatermann der Stunde« bezeichnet.

Simon Stone (* 1984 in Basel) wuchs in Cambridge / England und Melbourne / Australien auf und wurde schon mit 16 Schauspieler. Nach seinem Abschluss an der Melbourne University arbeitete er außerdem als Autor und Theaterleiter. Mit der erfolgreichen Inszenierung und Überschreibung von The Wild Duck (Belvoir Theatre, Sydney 2011) gelang ihm international der Durchbruch. 2014 inszenierte Simon Stone zum ersten Mal in Deutschland am Theater Oberhausen (Die Orestie). 2015 wurde er mit seinem Film The Daughter (basierend auf The Wild Duck) zum International Film Festival nach Toronto und zu den Filmfestspielen von Venedig eingeladen.Im selben Jahr wurde er Hausregisseur am Theater Basel. Seit 2016 wurde er dreimal zum Theatertreffen eingeladen: John Gabriel Borkman (Burgtheater Wien / Theater Basel / Wiener Festwochen), Drei Schwestern (Theater Basel) und Hotel Strindberg (Burgtheater Wien / Theater Basel). Er gewann zahlreiche Preise, u.a. 2017 den Olivier Award for Best Revival für seine Lorca-Adaption Yerma (Young Vic, London / The Armory, New York). Mit seiner Adaption von Drei Schwestern wurde er 2017 in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Autor des Jahres gewählt. 2018 bekam er den Kunstpreis der Akademie der Künste Berlin in der Kategorie Darstellende Kunst.

Simon Stone (* 1984 in Basel) wuchs in Cambridge / England und Melbourne / Australien auf und wurde schon mit 16 Schauspieler. Nach seinem Abschluss an der Melbourne University arbeitete er außerdem als Autor und Theaterleiter. Mit der erfolgreichen Inszenierung und Überschreibung von The Wild Duck (Belvoir Theatre, Sydney 2011) gelang ihm international der Durchbruch. 2014 inszenierte Simon Stone zum ersten Mal in Deutschland am Theater Oberhausen (Die Orestie). 2015 wurde er mit seinem Film The Daughter (basierend auf The Wild Duck) zum International Film Festival nach Toronto und zu den Filmfestspielen von Venedig eingeladen.Im selben Jahr wurde er Hausregisseur am Theater Basel. Seit 2016 wurde er dreimal zum Theatertreffen eingeladen: John Gabriel Borkman (Burgtheater Wien / Theater Basel / Wiener Festwochen), Drei Schwestern (Theater Basel) und Hotel Strindberg (Burgtheater Wien / Theater Basel). Er gewann zahlreiche Preise, u.a. 2017 den Olivier Award for Best Revival für seine Lorca-Adaption Yerma (Young Vic, London / The Armory, New York). Mit seiner Adaption von Drei Schwestern wurde er 2017 in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Autor des Jahres gewählt. 2018 bekam er den Kunstpreis der Akademie der Künste Berlin in der Kategorie Darstellende Kunst.

MONTAG


8:59 Uhr


WERLE

Ich könnte dir ein belegtes Brötchen machen.

GREGERS

Seit wann kannst du das?

WERLE

Ich habe schon immer belegte Brötchen gemacht.

GREGERS

Ich habe noch nie miterlebt, dass du ein belegtes Brötchen gemacht hast.

WERLE

Möchtest du jetzt eins, oder nicht?

GREGERS

Nein, danke.

WERLE

Bist du müde?

GREGERS

Nein.

WERLE

Die Klimaanlage im Flieger trocknet mich immer aus.

GREGERS

Ja.

WERLE

Möchtest du ein isotonisches Sportgetränk?

GREGERS

Nein, danke.

WERLE

So mach ich das. Trinke zwei davon und dann bin ich wieder fit.

GREGERS

Mir geht’s gut, danke. Rauchst du immer noch?

WERLE

Ich versuche, damit aufzuhören.

GREGERS

Du versuchst?

WERLE

Anna mag es nicht. Sie ist um meine Gesundheit besorgt.

GREGERS

Stimmt was nicht?

WERLE

Kommt drauf an, wie man es sieht.

GREGERS

Was soll das heißen?

WERLE

Mach dir darüber keine Sorgen.

GREGERS

Mach ich mir auch nicht. Was soll es heißen?

WERLE

Nur. Du weißt schon. Es klappt nicht alles wie früher.

GREGERS

Was, also … untenrum?

WERLE

Wie bitte?

GREGERS

Entschuldige, ich dachte, du meintest –

WERLE

In dem Bereich ist alles in Ordnung.

GREGERS

Entschuldige, ich –

WERLE

Mir ist klar, was du meintest, und darum geht’s nicht.

GREGERS

Okay.

Pause.

WERLE

Ich hatte nicht erwartet, dass du kommen würdest.

GREGERS

Ich hatte nicht erwartet, dass ich kommen würde. Aber ich glaube, Mama hätte gewollt, dass ich komme.

WERLE

Das weiß ich zu schätzen.

GREGERS

Wie würde es denn aussehen, wenn der eigene Sohn nicht zu deiner Hochzeit auftaucht?

WERLE

Hör zu. Gregers. Ich habe darüber nachgedacht. Und ich habe beschlossen, du solltest die Firma übernehmen.

GREGERS

Was?

WERLE

Ich wäre aber immer noch das Aushängeschild.

GREGERS

Wieso das jetzt?

WERLE

Keine Angst. Wir würden nicht viel miteinander zu tun haben. Ich habe vor, eine Weile zu verreisen.

GREGERS

Wieso?

WERLE

Was meinst du wieso?

GREGERS

Du bist ein Megalomane. Wieso würdest du mich das Geschäft übernehmen lassen?

WERLE

Es wird Zeit. Du bist mein Sohn.

GREGERS

Stirbst du?

WERLE

Was? Nein.

GREGERS

Was ist los mit dir? Du hast gesagt, es sei was mit dir los.

WERLE

Gregers …

GREGERS

Was ist los?

WERLE

Nichts.

GREGERS

Papa.

WERLE

Okay. Ich werde blind.

GREGERS

Wie weißt du das?

WERLE

Mitten in meinem beschissenen Sichtfeld gibt es ein riesengroßes schwarzes Loch, und alles andere ist verschwommen.

GREGERS

Seit wann denn?

WERLE

Seit einem Jahr. Makuladegeneration.

GREGERS

Okay.

WERLE

Der Arzt hat gesagt, ich sei in einem halben Jahr wahrscheinlich total blind.

GREGERS

Scheiße. Kann ich irgendwie helfen?

WERLE

Du könntest ein paar Schritte nach links gehen.

GREGERS

Sorry?

WERLE

Du stehst mitten im Loch …

Gregers geht ein paar Schritte nach links.

Das ist besser. Die Welt sieht so aus, als ob jemand daran seine Zigarette ausgedrückt hat.

GREGERS

Ich dachte, das sei dein neuer Look.

WERLE

Was?

GREGERS

Die Sonnenbrille. Ich dachte, du würdest versuchen, cool zu sein.

WERLE

Nein … Hast du dich verändert?

GREGERS

Wie bitte?

WERLE

Ich kann nur deinen Umriss erkennen. Wie siehst du jetzt aus?

GREGERS

Oh. Hm. Ich glaube, ich bin ein bisschen gealtert.

WERLE

Echt?

GREGERS

Ja. Ich habe jetzt eine zerfurchte Stirn.

WERLE

Du solltest dir nicht so viele Sorgen machen.

GREGERS

Ja. Das versuch ich ja.

WERLE

Sonst noch was?

GREGERS

Ach du weißt schon. Die Lachfalten. Von denen gibt es aber weniger. Ich habe eine neue Narbe.

WERLE

Ach ja?

GREGERS

Ja, am Arm.

WERLE

Was ist denn passiert?

GREGERS

Ich habe damit ein Fenster eingeschlagen.

WERLE

Zeig mal.

GREGERS

Okay.

Gregers hält seinen Arm ganz nah an Werles Gesicht.

WERLE

Nicht schlecht.

GREGERS

Du wirst für eine Weile verreisen?

WERLE

Ich dachte, ich könnte noch ein bisschen was von der Welt sehen. Ein letzter Blick. Verlängerte Flitterwochen sozusagen.

GREGERS

Wie alt ist sie denn?

WERLE

Achtundzwanzig.

GREGERS

Heilige Scheiße.

WERLE

Beruhig dich.

GREGERS

Heilige verdammte Scheiße.

WERLE

Okay.

GREGERS

Achtundzwanzig.

WERLE

Ja. Achtundzwanzig.

GREGERS

Sie könnte deine Enkeltochter sein.

WERLE

Das ist mir auch eingefallen.

GREGERS

Bald siehst du sie nicht mal mehr.

WERLE

Meine anderen Sinne habe ich noch.

GREGERS

Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen.

WERLE

Verlieb dich bloß nicht in sie.

GREGERS

Da besteht keine Gefahr.

WERLE

Das ist mein Ernst. Sie ist sehr hübsch.

GREGERS

Mach dir keine Sorgen, Papa. Ich werde deine Verlobte nicht ficken.

WERLE

Sie wird heute Abend da sein.

GREGERS

Heute Abend?

WERLE

Hast du was vor?

GREGERS

Ehrlich gesagt, ja. Ich werde mit Hjalmar zu Abend essen.

WERLE

Hjalmar Ekdal?

GREGERS

Ja.

WERLE

Wieso isst du denn mit ihm zu Abend?

19:30 Uhr


HJALMAR

Wow.

GREGERS

Ja.

HJALMAR

Das ist ja komisch.

GREGERS

Ja.

HJALMAR

Wusstest du, dass ich deine Nummer immer noch auf meinem Handy gespeichert hatte?

GREGERS

Echt?

HJALMAR

Als ich deinen Namen auf dem Display gesehen habe, hatte ich fast einen Herzinfarkt. Ich habe ja schon seit, wie viele Jahre sind es denn –?

GREGERS

Achtzehn Jahre.

HJALMAR

Achtzehn? Mensch.

GREGERS

Ja.

HJALMAR

Ich kann’s ja nicht fassen, dass du immer noch die gleiche Nummer hast.

GREGERS

Ich kann’s ja nicht fassen, dass du immer noch das gleiche Handy hast.

HJALMAR

Nein, das ist schon mein viertes Handy seitdem, ich habe die Kontakte einfach immer wieder übertragen.

GREGERS

Ich...

Erscheint lt. Verlag 27.11.2019
Übersetzer Martin Thomas Pesl, Brangwen Stone
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Adaption • Adaption, Theatertreffen • Aischylos • Australisch • Autor • Burgtheater • Caroline Peters • Cechov • DIE ORESTIE • Dramatik • Dramatiker • Drei Schwestern • Film-Regisseur • Hotel Strindberg • Ibsen • Inszenierung • John Gabriel Borkman • Lorca • Modernisierung • Nestroy-Preis • Neudichtung • Neufassung • Peer Gynt • Schweizer • Strindberg • Theater Basel • Theater-Fassung • Theater-Künstler • Theater-Macher • Theater-Regisseur • Theatertreffen • Tschechow • yerma
ISBN-10 3-10-491139-8 / 3104911398
ISBN-13 978-3-10-491139-7 / 9783104911397
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