Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst (eBook)

Eine Ehe in zehn Sitzungen

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
160 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-32136-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst -  Nick Hornby
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Wie im richtigen Leben - Hornby über eine Paartherapie. Tom und Louise machen eine Paartherapie, denn nach vielen Ehejahren ist die Beziehung mehr oder weniger in eine Sackgasse geraten. Was die beiden umtreibt und wo der Hase im Pfeffer liegt, erfährt der Leser nach und nach von ihnen direkt - beim Warten auf die nächste Therapiesitzung im Pub gegenüber. Tom und Louise treffen sich. Regelmäßig. Doch es ist keine Verabredung im herkömmlichen Sinne, der Pub dient ihnen nur als Treffpunkt vor ihren Sitzungen bei einer Paartherapeutin. Die beiden sind seit vielen Jahren verheiratet, nach einem nicht so erfreulichen Ereignis könnte man sagen, seit zu vielen Jahren. Im Pub besprechen sie, was alles unter den Teppich gekehrt wurde und durch die Therapie hervorgekramt wird. Und das sind Sachen, die alle Verheirateten so oder so ähnlich kennen, aber bestimmt nie so lustig präsentiert bekamen. Mit seinem unvergleichlichen Humor und dem Blick für sympathische Antihelden zeigt uns Nick Hornby ein ganz normales Ehepaar und die komischen Seiten einer Ehekrise. »Das Buch besteht fast ausschließlich aus schlagfertigen Antworten voller Witz.« Kirkus Reviews

Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete zunächst als Lehrer. Er ist Autor zahlreicher Bestseller: »High Fidelity«, verfilmt mit John Cusack und Iben Hjejle, »About a Boy«, verfilmt mit Hugh Grant, »A Long Way Down«, verfilmt mit Pierce Brosnan, »How to Be Good«, »Slam« und »Juliet, Naked«, sowie weiterer Bücher über Literatur und Musik. Nick Hornby lebt in London.

Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete zunächst als Lehrer. Er ist Autor zahlreicher Bestseller: »High Fidelity«, verfilmt mit John Cusack und Iben Hjejle, »About a Boy«, verfilmt mit Hugh Grant, »A Long Way Down«, verfilmt mit Pierce Brosnan, »How to Be Good«, »Slam« und »Juliet, Naked«, sowie weiterer Bücher über Literatur und Musik. Nick Hornby lebt in London. Ingo Herzke, geboren 1966, lebt in Hamburg und übersetzt aus dem Englischen, u. a. Alan Bennett, A. M. Homes, Bret Easton Ellis, A. L. Kennedy und Gary Shteyngart.

Inhaltsverzeichnis

Zweite Woche Antike Globen


 

 

 

Louise sitzt allein im Pub, am selben Tisch, an dem Tom letzte Woche gesessen hat, und hat ein Glas Wein vor sich. Sein Pint wartet schon auf ihn. Sie schaut auf ihr Handy, als das Paar, das vor ihnen in der Beratung ist, aus dem Haus tritt. Louise beobachtet sie durchs Fenster. Es sieht gar nicht gut aus. Die Frau marschiert voraus, der Mann bleibt stehen und brüllt ihr hinterher. Sie stapft weiter. Tom kommt herein, setzt sich, nimmt einen Schluck Bier und schaut einen Augenblick mit Louise zu.

»Was habe ich verpasst?«, fragt er.

»Sie ist abgedampft.«

Jetzt rennt der Mann hinter ihr her und packt sie am Arm. Sie holt aus und schlägt ihm mit der Faust heftig an den Kopf. Er lässt ihren Arm los und hält sich ungläubig die Hand ans Gesicht. Sie marschiert weiter.

»Ach du meine Güte. Er führt sich auf wie ein Fußballer«, sagt Louise.

Auf der anderen Straßenseite reibt sich der Ehemann den Kopf und geht langsam und traurig in die gleiche Richtung wie seine Frau.

»Sie hat ihm voll eine verpasst«, sagt Tom.

»Ja, aber bloß hier oben. An die Stirn. Da müsste sie schon Mike Tyson sein, um richtig was auszurichten.«

Tom starrt sie an.

»Was?«, sagt Louise.

»Ich hätte gedacht, du bist gegen häusliche Gewalt. Jedweder Art.«

»Ich habe ja nicht gesagt, dass ich dafür bin. Aber er stellt sich ganz schön an.«

»Wenn du mir eine reinhaust, wie sollte ich am besten reagieren?«

»Du kannst ›Aua‹ sagen«, sagt Louise. »Und deiner Enttäuschung Ausdruck verleihen. Aber du darfst dich nicht rumwälzen, als hätte ich dir den Schädel gebrochen.«

»Eigentlich habe ich erwartet, dass du sagst: ›Ich würde dich nie so schlagen.‹«

»Ich kenne dich doch. Du würdest sagen: ›Ja, okay. Aber wenn du es doch tätest?‹ Du würdest auf dem hypothetischen Fall rumreiten. Machst du immer.«

»Klar«, sagt Tom. »Aber das heißt nicht, dass du diese Vorbemerkung einfach weglassen kannst.«

»Aber das versteht sich doch von selbst. Ich habe dir noch nie eine verpasst, und ich habe es auch nicht vor.«

»Gleichfalls.«

»Das wäre also geklärt. Darauf können wir doch gleich dadrin aufbauen«, sagt sie. »Was hast du für ein Gefühl diese Woche?«

»Also, ich bin ziemlich sicher, dass ich diesmal von Anfang an dabei bin.«

»Und nicht erst eine Viertelstunde vor Schluss.«

»Das hat echt Überwindung gekostet, letzte Woche noch zu kommen. Dafür braucht man Eier. Und je später es wurde, desto größere.«

»Wenn du also diese Woche von Anfang an dabei bist, dann brauchst du …«

»… noch größere Eier, als wenn ich erst eine Viertelstunde vor Schluss käme.«

»Alles klar«, sagt Louise. »Im Grunde kannst du also gar nicht anders, als eine ungeheure Heldentat vollbringen.«

»So sieht’s mehr oder weniger aus.«

»Du hast so dicke Eier, du dürftest eigentlich gar nicht mehr laufen können. Die müssen ja aussehen wie zwei … antike Globen.«

»Das klingt jetzt ein bisschen sarkastisch.«

»Sarkasmus ist nicht mehr gestattet?«

»Nicht unter den gegebenen Umständen«, sagt Tom.

»Ich weiß gar nicht mehr, wann wir das letzte Mal ohne Sarkasmus miteinander geredet haben.«

»Letzte Woche. Hier im Pub. Als du dich entschuldigt hast und so weiter. Hat mir ganz gut gefallen.«

»Ich darf also keine Witze über deine Rieseneier machen?«

»Das war eben reiner Sarkasmus. Weil ich eben keine Rieseneier habe. Wenn ich welche hätte und du darüber Witze machen willst – kein Thema. Willst du aber nicht. Du willst ja geradezu das Gegenteil andeuten.«

»Stimmt. Und das darf ich nicht, weil ich dafür verantwortlich bin, dass wir hier sitzen.«

»Haargenau.«

»Jetzt checke ich es. Möchtest du von mir hören, dass du Rieseneier hast? Weht daher der Wind?«

»Nein! Wer will schon Rieseneier?«

Er schaut sie misstrauisch an.

»Du legst doch keinen besonderen Wert auf so was, oder?«, fragt er.

»Um Gottes willen, nein.«

»Ich weiß gar nicht, ob irgendwer auf so was steht.«

»Wahrscheinlich gibt es eine Webseite. Gibt es für die meisten Sachen.«

Beide trinken einen Schluck.

»Also, was steht denn heute so auf der Tagesordnung?«, fragt Tom. »Nicht wieder Lucy.«

»Lucy haben wir erschöpfend behandelt«, sagt Louise.

»Ich kann immer noch nicht fassen, dass du von ihr angefangen hast.«

»Ich habe ein bisschen Kontext geliefert.«

»Ich verstehe, dass Lucys Party wichtig war. Ich habe bloß nicht begriffen, wieso wir zwanzig Minuten lang über sie reden mussten.«

»Sie wollte wissen, wieso du an dem Abend nicht mitgekommen bist, als ich, du weißt schon, Matthew kennengelernt habe«, sagt Louise.

»Ich bin nicht mitgekommen, weil ich Lucy nicht leiden kann.«

»Ja. Und wieso nicht?«

»Langweilig.«

»Die Frau, die ganz allein durch die Anden gewandert ist.«

»Genau die. Ich möchte nie wieder mit einem Menschen reden, der allein durch die Anden gewandert ist. Weil diese Leute nämlich unablässig davon erzählen. Sollen sie doch ein paar Bilder auf Instagram posten, wenn’s sein muss, aber … Komm drüber weg, Lucy! Es ist vorbei!«

»Wohingegen irgendein Typ, der 1989 The Turds gesehen hat, der faszinierendste Mensch auf Gottes Erdboden ist.«

»Das ist doch das Tolle an Musik. Es gibt nicht viel zu erzählen außer ›Ich habe 1989 The Turds gesehen.‹ Das war’s. Schluss, aus. Dann redet man von jemand anderem, den man damals gesehen hat.«

»Kenyon hat sich gefragt, ob du dich vielleicht ein bisschen bedroht gefühlt hast von …«

Tom verdreht die Augen.

»Hörst du vielleicht mal auf, solche Grimassen zu ziehen?«, sagt Louise. »Sie heißt Kenyon. Gibt keinen Grund, sich darüber zu beschweren.«

»Ich beschwere mich nicht darüber. Ich … ich kann es bloß nicht glauben. Vielleicht ist das ihr Nachname, okay, aber ihr Vorname? Nie im Leben.«

»So hat sie sich aber vorgestellt. Kenyon Long.«

»Das sind zwei Nachnamen.«

»Einer davon ist ihr Vorname.«

»Das glaube ich eben nicht.«

»Du glaubst, unsere Eheberaterin lügt uns an?«

»Wer heißt denn Kenyon? Ich meine, mal im Ernst.«

»Sie. Ich wüsste echt nicht, was sie davon haben sollte, sich einen Namen auszudenken.«

Darüber denkt Tom einen Augenblick nach.

»Vielleicht ist das ihre Berater-Identität. Tagsüber ist sie die sanftmütige Julie und abends dann die rumschnüffelnde, voreingenommene Kenyon.«

Louise seufzt.

»Möchtest du diese Woche über irgendetwas Bestimmtes sprechen?«

»Eigentlich nicht.«

»Dann beschäftigen wir uns mit Matthew«, sagt sie.

Tom verzieht das Gesicht.

Schweigen.

»Wirklich? Möchte ich lieber nicht.«

»Aber letzte Woche warst du doch noch der Ansicht, dass es überhaupt keinen Vorlauf gab. Ich hatte plötzlich eine Affäre, und dann haben wir beschlossen, zur Eheberatung zu gehen.«

»Letzte Woche war letzte Woche. Beratung ist doch ein fortlaufender Prozess. Man entdeckt Dinge an sich und am anderen, die man vorher nie gesehen hat.«

Louise schnaubt verächtlich.

»Du warst doch bloß eine Viertelstunde da.«

»Das spricht ja vielleicht umso mehr dagegen, gleich … ins kalte Wasser zu springen.«

»Also kein Matthew.«

»Ich denke nicht«, sagt Tom.

Er sagt allerdings nicht, worüber er stattdessen sprechen möchte. Sie sitzen sich einen Augenblick stumm gegenüber.

»Gut. In dem Fall …«

Wieder Schweigen. Sie schauen sich beide etwas hilflos im Pub um.

Das streitende Paar kommt herein. Der Mann ist erregt, die Frau wirkt reumütig. Sie führt ihn zu einem Stuhl und beobachtet ihn ängstlich, während sie an der Theke auf Bedienung wartet. Er fängt an zu weinen. Tom kann ihn nicht sehen, Louise schon. Sie zuckt zusammen.

»Was ist?«, fragt Tom.

»Er weint.«

Auch Tom ist froh über die Ablenkung. Er macht Anstalten, sich umzudrehen.

»Nein! Das kann er sehen.«

»Wo ist sie?«

»Sie holt ihm was zu trinken.«

»Ich möchte von jetzt an einen Live-Kommentar«, sagt Tom.

»Wir können also nicht über unsere Sitzung reden?«

»Nein.«

»Sie hat ihm sein Getränk hingestellt …«

»Kognak?«

»Nein, bloß Bier. Und … sie sagt gar nichts. Sie sitzt bloß da, während er weint.«

»Oh Mann, sie ist furchtbar.«

»Vielleicht liegt es ja auch an ihm. Womöglich hat er eins ihrer Kinder mit der Axt erschlagen, und der ganze Horror ist ihm eben erst aufgegangen?«

»Und hat sie ihn wegen des Mordes geschlagen? Oder weil es ihm erst so spät aufgeht?«

»Du weißt schon, was ich meine«, sagt Louise. »Irgendwas in der Art, was Beratung nötig macht. Die eheliche Entsprechung.«

»Vielleicht eine Affäre.«

»Eine Affäre ist nicht die eheliche Entsprechung eines Kindermordes.«

»War ja klar, dass du das jetzt sagst.«

»Können wir die beiden bitte mal kurz vergessen und wieder auf uns zu sprechen kommen?«

»Ich weiß nicht recht. Die beiden lassen uns in einem helleren Licht erstrahlen.«

Sie steht auf, trinkt ihr Glas aus, zieht den Mantel an. Tom bleibt noch einen Augenblick sitzen.

»Wir können nicht über Matthew reden,...

Erscheint lt. Verlag 5.3.2020
Übersetzer Ingo Herzke
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte About a Boy • Bestseller-Autor • Brexit • Britischer Humor • Ehe-Beratung • Ehekrise • Fever Pitch • Lage der Nation • Paartherapie • The State of the Union • TV-Serie
ISBN-10 3-462-32136-6 / 3462321366
ISBN-13 978-3-462-32136-4 / 9783462321364
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