Ein Sommer unter Apfelbäumen (eBook)

Roman - Eine unvergessliche Zeit in Wales

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
560 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-22778-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Sommer unter Apfelbäumen - Eva Seifert
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Ein Roman, so unwiderstehlich wie der Duft blühender Apfelbäume!
Bei Jula läuft es momentan alles andere als rund: Ihr Job macht ihr schon länger keinen Spaß mehr und ihr langjähriger Freund Daniel scheint sich mehr und mehr von ihr zu entfernen. Für eine Auszeit soll der langgeplante Besuch bei ihrer Tante Sarah im malerischen Wales sorgen, die dort mit viel Herzblut ein charmantes Bed & Breakfeast und einen Tearoom führt. Doch auch sie steckt in einer schwierigen Situation: Soll sie wirklich die Ciderfarm ihres verstorbenen Schwagers übernehmen, die schon seit Jahrzehnten im Besitz der Familie ist, und damit ihren eigenen Lebenstraum aufgeben? In Gesprächen mit Sarah erfährt Jula nicht nur nach und nach von der tragischen wie turbulenten Geschichte des Apfelhofs und seiner Besitzer, sondern auch ein unglaubliches Familiengeheimnis - und was wirklich zählt im Leben ...

Mit tollen Rezepten für walisische Köstlichkeiten, die garantiert glücklich machen!

Eva Seifert ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Schon als Kind hat sie viel gelesen und geschrieben. Nach einem Studium der Kulturwissenschaft, Germanistik und Geschichte arbeitete sie als Lektorin in München und bekam dort all die Bücher zu lesen, die sie selbst gern schreiben wollte. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und dem Familienhund in der Nähe von Braunschweig, wo sie endlich ihren Traum leben und Autorin sein darf. Sie reist für ihr Leben gern und liebt es, die Eindrücke aus den besuchten Orten in ihren Romanen zu verarbeiten.

Sarah


Rhossili, Wales, Juli 2019

Dear Sarah,

niemals werde ich wiedergutmachen können, was ich Dir angetan habe. Ich weiß, dass ich Dir entsetz­liches Leid zugefügt habe. Ich wünschte, ich könnte das alles ungeschehen machen, ich wünschte, ich könnte ein anderer Mensch sein. Für Dich. Aber ich bin nur Nigel Gabriel Wyndham, ein einfacher Mann. Ich könnte versuchen, mich zu rechtfertigen, indem ich Dir erkläre, dass ich mich nur noch einmal austoben wollte, bevor ich mich für immer in den Hafen der Ehe begeben werde. Ich weiß allerdings, dass das schwach klingt, und das ist es auch. Ich verstehe selbst nicht, warum das alles geschehen ist. Es ist unverzeihlich. Ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht, habe Dir das Herz gebrochen, weil ich mich mit anderen Frauen eingelassen habe. So etwas wird niemals wieder vorkommen, Sarah! Und falls es Dich ein wenig trösten kann, es ist nicht mehr passiert als das, was Du gesehen hast.

Ich werde mich ändern, ich verspreche es! Du bist doch meine große Liebe, mein Ein und Alles!

Nichts wünsche ich mir sehnlicher, als dass Du bei mir bleibst! Wir werden eine wundervolle Zukunft in meiner Heimat haben, denn Du liebst das Anwesen meiner Familie in Rhossili. Wir hatten doch so viel vor, wollten den Hof umbauen, Deinen Traum von einem Bed and Breakfast verwirklichen. Bitte, wirf unsere Pläne nicht über Bord. Bitte, bitte, gib uns nicht auf, gib mich nicht auf! Ich werde Dir die Welt zu Füßen legen, das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist!

Ich möchte mit Dir leben, Sarah, nur mit Dir. Keine andere Frau ist so wie Du! Ich werde alles dafür tun, ein besserer Mann zu werden und Dir ein guter Ehemann zu sein – in allen Belangen. Denn Du kannst Dir ganz sicher sein: Ich liebe nur Dich!

Bitte, lass mich nicht fallen!

Dein Dich über alles liebender Nigel

Müde legte Sarah den Brief zur Seite und rieb sich die Augen. Sie sollte Schluss machen für diesen Tag, es war anstrengend, die alten Unterlagen zu durchsuchen – besonders, wenn ihr dabei Briefe wie dieser in die Hände fielen, die sie in die Zeit viele, viele Jahre zuvor zurückversetzten. Mit einem Mal konnte sie sich wieder genau daran erinnern, wie elend sie sich gefühlt hatte, wie verletzt. Betrogen und belogen von dem Mann, den sie heiraten und für den sie alles hatte aufgeben wollen.

Sie hatte damals bereits alle Vorkehrungen getroffen, um mit Nigel nach Wales zu gehen und den Hof seiner Großeltern in der Nähe des kleinen Örtchens Rhossili zu übernehmen. Hatte im wahrsten Sinne des Wortes ihre Zelte abgebrochen und eine heftige Auseinandersetzung mit ihren Eltern gehabt, die es nicht guthießen, dass sie ihren Beruf aufgab, um blindlings, wie sie meinten, einem Mann in ein fremdes Land zu folgen. Es hatte lange gedauert, bis sie ihre Entscheidung akzeptiert hatten. Doch sie war sich so sicher gewesen, hatte sie sich doch unsterblich in diesen stattlichen britischen Soldaten verliebt. 1980 war das gewesen, und sie war gerade zwanzig geworden. Sie hatte sofort gewusst, dass er der Richtige für sie war.

Nigel hatte dann überraschend zurück nach Wales gemusst. Ohnehin waren die britischen Truppen zu der Zeit nach und nach aus Deutschland abgezogen worden – ­Nigels Stützpunkt, Langenhagen, sollte als letzter Standort in Hannover 1993 geschlossen werden –, aber seine Eltern hatten sich gewünscht, dass er so schnell es ging wieder nach Hause kam, da die Großmutter mütterlicherseits verstorben und der Großvater pflegebedürftig geworden war. Er hatte in ein Altersheim gemusst, was bedeutete, dass der Hof der Großeltern bei Rhossili bald leer stehen und verkommen würde, womöglich verkauft werden müsste, wenn nicht jemand einzog. Und da blieb im Grunde nur Nigel, denn sein Bruder Peter sollte eines Tages die Apfelfarm ihrer Eltern weiter­führen.

Sarah war das recht gewesen, sie hatte sich auf ein gemeinsames Leben mit ihrem Nigel gefreut. Der Plan war gewesen, dass Nigel noch die paar Jahre in der Armee blieb, bis er offiziell seinen Dienst quittieren konnte. ­Sarah sollte sich unter der Woche um alles kümmern, damit der Hof schon mal bewohnt war, er würde an den Wochenenden zu Hause sein. Es war klar, dass das kleine Anwesen unter diesen Umständen nicht so wie zuvor weitergeführt werden konnte, also hatten Nigel und sie sich darüber verständigt, Little Haven nach und nach zu einem Bed and Breakfast umzubauen, von dem Sarah schon lange träumte.

Vollen Mutes und voll glücklicher Vorfreude auf ihr neues Leben war sie gewesen – doch dann das. Er hatte mit ihrer Freundin geknutscht. Auf einer Tanzveranstaltung. Und das war noch nicht alles. Seine Hände waren überall an ihr gewesen. Und ihre an ihm. Es war widerwärtig gewesen. Sarah war übel geworden, kurz hatte sie befürchtet, sich übergeben zu müssen, doch dann hatte Wut die Oberhand gewonnen. Überschäumend vor Zorn und Entsetzen hatte sie sich vor Nigel aufgebaut und ihm eine Ohrfeige gegeben, danach war sie beschämt und mit gebrochenem Herzen nach Hause geflüchtet. Und das Schlimmste war gewesen, dass sie kurz darauf erfahren hatte, dass Nigel nicht nur mit ihrer Freundin angebandelt hatte.

Wenig später hatte er vor ihrer Tür gestanden, doch sie hatte nicht geöffnet. Nicht am nächsten Tag und auch nicht am Tag darauf. Sie hatte das Haus nicht verlassen und war nicht ans Telefon gegangen. Schließlich hatte sie diesen Brief im Briefkasten gefunden. Und schlussendlich war sie doch mit ihm mitgegangen.

Nun denn, es war lange her. Damals war sie jung gewesen, viel zu jung, wie es ihr heute vorkam.

Sarah legte das Papier auf den Stapel zurück. Sie würde am kommenden Morgen weitersuchen. Jetzt würde sie sich erst einmal eine Tasse von ihrem Lieblingstee Lemon & Ginger machen. Und Jula eine WhatsApp schicken. Das hatte sie schon den ganzen Tag vorgehabt und war immer wieder drüber weggekommen.

Sie erhob sich seufzend und nahm ihr steinzeitlich anmutendes Smartphone vom Kaminsims. Es war erschreckend, wie schnell die Dinger veralteten. Olivia, ihre Hilfe aus dem Tearoom, lachte sie immer deswegen aus. Aber es tat noch seine Dienste, also warum sollte sie sich ein neues zulegen? Ihr Blick fiel auf die in silbernen Rahmen steckenden Fotos. Sie und Nigel, Nigel und sein Bruder Peter. Peter mit seiner Frau Lizzy und der Tochter Ava. Lizzy war schon vor mehr als zehn Jahren gestorben. Brustkrebs. Viel zu jung. Ava lebte in den USA und verspürte keinerlei Drang, nach England zurückzukehren. Doch auf der Beerdigung ihres Vaters vor drei Tagen war Sarah ihr wiederbegegnet. Nun lebte auch Pete nicht mehr. Wie schnell das Leben dahinzog! Sarah schüttelte den Kopf, weil sie es nicht fassen konnte. Inzwischen war sie selbst schon fast sechzig!

Sie blickte schnell auf die anderen Fotos. Es gab ein Bild von ihrer Schwester Judith mit Jula, als diese gerade geboren war. Dann noch eines von den beiden, als sie zum ersten und einzigen Mal gemeinsam in Wales gewesen waren – ihre Schwiegermutter Eira hatte Geburtstag gehabt an jenem Tag. Dieser schicksalhafte Tag … Judith war die ganze Zeit über kurz angebunden gewesen, beinahe abweisend. Sarah hatte nicht gewusst, was vorgefallen war, aber seit diesem Tag war Judith nie wieder nach Wales gekommen.

Der Kontakt zwischen ihr und ihrer Schwester war so gut wie eingeschlafen, sie sah Judith und Jula nur, wenn sie mal die Eltern in Hannover besuchte. Diese taten dann alles dafür, dass die Schwestern sich auch trafen. Trotz der schwierigen Bedingungen war irgendwann ein reger Briefwechsel zwischen Sarah und ihrer Nichte entstanden. Wie sich das hatte entwickeln können, wo die Mutter so reserviert war, erstaunte Sarah immer wieder. Doch das Mädchen hatte sie beinahe vom ersten Moment an ins Herz geschlossen – was auf Gegenseitigkeit beruhte – und mit zunehmendem Alter ebenjenes immer mehr bei ihrer so fern lebenden Tante ausgeschüttet. Die intensiven Briefwechsel eines kleinen Mädchens waren nach und nach durch stundenlange Telefonate ersetzt worden, in denen Jula Sarah alles gefragt hatte, was ein Mädchen in der Pubertät so beschäftigte, und erzählt hatte, was sie bedrückte und offenbar mit ihrer Mutter nicht besprechen konnte.

Sarah hatte aus den Gesprächen mit Jula herausgehört, dass Judith zunehmend kühler und distanzierter wurde – nicht nur ihr, Sarah, gegenüber. Sie hatte sich daher damals vorgenommen, sich noch mehr um Jula zu kümmern, egal, ob es Judith in den Kram passte oder nicht. Sie hatte Jula immer wieder in den Sommerferien zu sich nach Rhossili eingeladen, und Judith hatte das glücklicherweise nicht unterbunden. Welche Gründe auch immer dahinterstecken mochten. Vielleicht war sie einfach froh gewesen, mal ihre Ruhe zu haben. Jula hatte sich bei Tante und Onkel wohlgefühlt, und Sarah erinnerte sich gut, wie sehr auch sie selbst aufgeblüht war, wenn sie Jula in London am Flughafen abgeholt hatte. Sie war ihr beinahe wie eine eigene Tochter geworden. Das Kind, das sie nie selbst hatte haben können.

Sarah griff nach dem nächsten Foto. Sie hatte es erst vier Jahre zuvor aufgenommen. Damals hatte sie Jula zum letzten Mal gesehen. Es war zu Nigels Beerdigung gewesen. Ein trauriger Anlass, Jula war ihr jedoch eine große Stütze gewesen, zumal ihre Schwester es nicht mal zu einem solchen Anlass für nötig gehalten hatte, nach Wales zu kommen. Wichtige Termine auf der Arbeit hatte sie vorgeschoben. Wer’s glaubte …

Sarah stellte das Foto ihrer Nichte auf den Kaminsims zurück und entsperrte ihr Handy. Wie sehr sie den Besuch von Jula und deren Freund im August herbeisehnte!

Sie setzte sich wieder...

Erscheint lt. Verlag 15.6.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Cider • Claudia Winter • eBooks • Familie • Familiengeheimnis • Familiensaga • Frauenromane • Große Gefühle • Katharina Herzog • kleine geschenke für frauen • Liebe • Liebesromane • Neuanfang • Rezepte aus Wales • Romane für Frauen • Sommerroman • Wales
ISBN-10 3-641-22778-X / 364122778X
ISBN-13 978-3-641-22778-4 / 9783641227784
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