Dolci schmecken nur zu zweit (eBook)

Roman
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2019 | 1. Auflage
304 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45268-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dolci schmecken nur zu zweit -  Andrea Rossini
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Eine romantisch-turbulente Italien-Komödie über eine Frau, die ihren Vater sucht und die große Liebe findet, vom Italien-Kenner Andrea Rossini Ein humorvoller Roman für alle Leserinnen, die Italien lieben Die quirlige Moniga kocht für ihr Leben gern, vor allem Torta al limone nach einem Rezept ihrer verstorbenen Mutter Susanne. Über ihren Vater weiß sie nur, dass er bereits vor ihrer Geburt abhanden gekommen ist. Da erzählt ihr Oma Klara von einer Reise an den Gardasee, die sie mit Susanne gemacht hat, neun Monate vor Monigas Geburt ... Kurzerhand werden die Koffer gepackt. Allerdings sind Klaras Erinnerungen ein wenig durcheinander geraten, und Moniga kann mit ihren Andeutungen zuerst nicht viel anfangen. Doch dann läuft Moniga dem charmanten Francesco direkt vor die Vespa - und macht auf der Speisekarte einer Osteria eine Entdeckung: Torta al limone - alla Susanne!

Andrea Rossini ist das Pseudonym eines deutschen Bestsellerautors, dessen Leben von der Liebe zu Italien geprägt ist. Diese Liebe und die Zuneigung für Küche, Land und Leute haben ihn zu dem vorliegenden Roman inspiriert.

Andrea Rossini ist das Pseudonym eines deutschen Bestsellerautors, dessen Leben von der Liebe zu Italien geprägt ist. Diese Liebe und die Zuneigung für Küche, Land und Leute haben ihn zu dem vorliegenden Roman inspiriert.

1


Moniga in München

In meinen Träumen habe ich die Mentalität einer hundertjährigen Galapagos-Riesenschildkröte. Da lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen und hebe in Stresssituationen nur müde lächelnd meine schweren Lider. Wenn es ganz dick kommt, ziehe ich mich in meinen Panzer zurück, lasse alles an mir abprallen und denke derweil an tropische Inseln mit Palmen und feinem Sandstrand. Aber mit den Träumen ist das so eine Sache, sie spiegeln nicht die Realität. Denn in Wahrheit bin ich das krasse Gegenteil einer phlegmatischen Riesenschildkröte. Mir fällt im Tierreich kein passender Vergleich ein. Ich habe mal von der Elefantenspitzmaus gelesen. Wenn es stimmt, dass sie quirlig und impulsgesteuert ist, außerdem zu spontanen, oft unüberlegten Reaktionen neigt, dann haben wir einiges gemeinsam.

Natürlich gibt es auch in meinem Leben Tage, an denen alles in geordneten Bahnen verläuft. Aber höchst selten, das muss ich zugeben. Irgendwas passiert immer, was mich spitzmausmäßig austicken lässt. Weshalb mir ereignislose Tage mit jeder Stunde verdächtiger vorkommen, denn damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass doch noch was geschieht.

Aufgrund dieser Lebenserfahrung habe ich nichts dagegen, schon in der Früh kurz auszurasten – etwa weil mir beim Cappuccino die aufgeschäumte Milch anbrennt. Dann habe ich es hinter mir. Hoffe ich. Manchmal stimmt es sogar.

Heute Morgen hatte ich einen Cappuccino mit einer perfekten Crema. Es ist mir sogar gelungen, ein Herzchen in den Schaum zu zaubern. Beim Radeln vom Lehel, wo ich wohne, zu meinem Arbeitsplatz in der Maximilianstraße gab es keinen einzigen Autofahrer, dem ich den Mittelfinger zeigen konnte. Schließlich war beim Fahrradständer im Hinterhof genau noch ein Platz frei. Spätestens da hätte ich misstrauisch werden müssen.

Im Büro angekommen, ziehe ich meine Sneakers aus und quäle mich in High Heels. Selber schuld, warum arbeite ich in einer Werbeagentur, wo bei Kundenmeetings auf solche Äußerlichkeiten Wert gelegt wird. In welchen Zeiten leben wir? Oder was sind das für Kunden?

Habe ich mich schon vorgestellt? Ich heiße Moniga, lebe in München und arbeite als Account-Managerin. Ich bin neunundzwanzig Jahre alt und nach Ansicht von Frank eine »rattenscharfe« Frau. Leider ist Frank ein testosterongesteuerter Idiot, deshalb muss das nicht stimmen. Nun ja, ganz falsch ist es hoffentlich auch nicht.

Frank, das ist der Kreativ-Direktor unserer Agentur. Bis vor zwei Wochen hatte ich mit ihm eine Beziehung. Dann habe ich ihm aus gegebenem Anlass ein Glas Pinot bianco ins Gesicht geschüttet. Jetzt bin ich wieder Single.

Während mir Janine gerade den neuesten Tratsch anvertraut, bekomme ich einen Anruf vom CEO, der mich umgehend in sein Büro zitiert. Seine Stimme klingt seltsam gequetscht. Ich bin eine gute Stimmendeuterin. Ich ahne nichts Gutes.

Vor der Tür unseres Geschäftsführers bleibe ich kurz stehen und atme tief ein und aus. Ommm … Ich bin die Ruhe selbst und lasse mich nicht provozieren. Dann trete ich ein.

Gute Vorsätze scheitern oft an der normativen Kraft des Faktischen. Im aktuellen Fall hat die »normative Kraft« einen rasierten Eierkopf und eine Hornbrille auf der Nase. Ohne lange Vorrede poltert er los. Er konfrontiert mich mit dem Vorwurf, ich hätte unseren wichtigsten Agenturkunden blöd angeredet und zutiefst beleidigt.

Das ist schamlos übertrieben. Beleidigt habe ich den Vollpfosten nicht. Blöd angeredet? Nun gut, das könnte sein. Doch das ist kein Grund, mich am frühen Vormittag niederzumachen. Ich öffne den Mund, um den Sachverhalt richtigzustellen … Aber der Eierkopf schneidet mir das Wort ab.

»Ihre Einwände interessieren mich nicht«, schnauft er. »Diesmal sind Sie einen Schritt zu weit gegangen. Sie haben jetzt genau zwei Möglichkeiten. Die erste: Sie entschuldigen sich bei …«

Ich lasse ihn nicht ausreden und entscheide mich spontan für die zweite Möglichkeit.

»Hiermit kündige ich«, knalle ich ihm vor den Latz. »Und ich trete unverzüglich meinen Resturlaub an. Noch einen schönen Tag.«

Ich ergötze mich für einige Sekunden an seinem dummen Gesichtsausdruck. Dann drehe ich ihm den Rücken zu und rausche aus dem Zimmer. Ordentlich, wie ich bin, schließe ich hinter mir die Tür. Sekunden später kommt mir der Gedanke, dass mein Abgang mehr Pfeffer haben könnte. Also mache ich die Bürotür wieder auf, der Eierkopf sitzt noch immer verdattert hinter seinem Schreibtisch. Ich hauche ihm über die Hand einen Kuss zu – und krache die Tür mit voller Wucht ins Schloss. Von der Decke rieselt der Putz. Und ich halte die abgerissene Türklinke in der Hand. Wie eine Trophäe. Ob ich sie mitnehmen soll?

An der Rezeption lege ich die Klinke auf die Theke. Ich will ja nicht des Diebstahls bezichtigt werden.

»Hier fällt alles auseinander«, sage ich zur Empfangssekretärin. »Zeit zu gehen. Ciao bella

Im Treppenhaus verharre ich auf einem Absatz. Langsam setzt mein Verstand wieder ein. Was nicht bedeutet, dass ich meine soeben getroffene Entscheidung infrage stellen würde. Nein, ganz im Gegenteil. Aber ich hätte mich von meinen Kolleginnen und Kollegen verabschieden sollen. Auch von Janine. Außerdem habe ich die falschen Schuhe an. Sie nerven. Und sie drücken. Meine Sneakers stehen oben hinter dem Aktenschrank. Aber umdrehen ist keine Option.

Ich ziehe die High Heels aus und laufe barfuß weiter – die Treppe runter und hinaus auf die noble Maximilianstraße. Dort ist es nicht üblich, ohne Schuhe zu laufen. Aber ich halte meine in der Hand, was beweist, dass ich welche habe. Sogar solche mit roten Sohlen.

Wie in Trance gehe ich stadteinwärts Richtung Max-Joseph-Platz. Vorbei an Céline, Dior, Fendi, Hermès, Chanel … Die Schaufenster langweilen mich schon an normalen Tagen. Heute erst recht. Allerdings blitzt der Gedanke auf, dass ich mir vorläufig keine neuen Klamotten mehr leisten kann, nicht einmal im Sale oder bei Discountern im Internet. Aber wozu auch? Ich habe keinen Job mehr, in dem es einen Dresscode gibt. Und einen Freund, für den ich mich ins Zeug legen müsste, habe ich gerade auch nicht. Und auf einen neuen Mann bin ich nicht scharf. Jedenfalls nicht im Moment. Was für ein befreiendes Gefühl? Einfach mal alles hinschmeißen und das Leben auf null stellen. Das hat was. Da hätte ich schon früher drauf kommen können.

Wo laufe ich eigentlich gerade hin? Mein Fahrrad steht im Hinterhof der Agentur. Offenbar bin ich doch ein wenig durch den Wind. Ich gehe in eine Espressobar, stelle meine Schuhe auf den Tresen und bestelle ein Glas Wein. Dass es dafür eigentlich zu früh ist, stört mich nicht. Irgendwo auf der Welt geht bestimmt gerade die Sonne unter.

Der Barista deutet auf meine High Heels. »Che belle scarpe«, meint er bewundernd. Äußert dann aber doch den Wunsch, sie herunterzunehmen. Aus hygienischen Gründen. Was eine Frechheit ist. Hygienisch ist an meinen Schuhen wirklich nichts auszusetzen. Ich kenne Männer, die würden mit Freuden Champagner daraus trinken.

 

Eine halbe Stunde später trage ich die Schuhe in einer Papiertüte mit der Aufschrift Segafredo. Ich laufe barfuß über den Viktualienmarkt. Nicht ohne Grund, sondern um ein dringendes Bedürfnis zu befriedigen. Dazu muss man wissen, dass ich einige Macken habe. Zum Beispiel überfällt mich in krisenhaften Situationen oft ein zwanghafter Appetit auf etwas Süßes. Auch in anderen Lebenslagen. Sogar in besonders schönen. Aber von diesen ist heute nicht die Rede. Auch meine Mutter Susanna, die leider verstorben ist, hatte diese Leidenschaft für Dolci. Wie sie übrigens gerne italienische Wörter in ihre Sätze einfügte. Auch das habe ich von ihr geerbt, dabei ist mein Italienisch nicht besonders gut. Na ja, es geht schon. Halt so wie bei meiner Mutter. Von ihr stammt das Rezept für mein absolutes Lieblingsdessert: eine Torta al limone. Nach dieser italienischen Zitronentarte bin ich geradezu süchtig. Wahrscheinlich, weil ich schon als Kleinkind damit gefüttert wurde. So was nennt man frühkindliche Prägung. Allerdings schmeckt sie mir nur dann richtig gut, wenn sie nach dem Originalrezept meiner Mutter zubereitet wird. Da trifft es sich, dass ich gerne backe. Noch so eine Macke. Aber eine, die von vielen Männern geschätzt wird. Trotzdem hoffe ich, dass sie es nicht nur deshalb mit mir aushalten. Ich muss lächeln. Nein, ganz sicher nicht. Vordergründig dürften sogar andere Attribute den Ausschlag geben. Übrigens habe ich eine genetische Besonderheit: Ich kann so viel essen, wie ich will, und werde nicht dick. Dafür bin ich meinem Schöpfer dankbar.

Die Zutaten für die Zitronentarte weiß ich auswendig. Auf dem Viktualienmarkt sind sie alle zu haben: Eier, unbehandelte Zitronen, Ricotta … und Limoncello als belebenden »Geschmacksverstärker«. Die Basics wie Butter, Mehl und Zucker habe ich daheim. Auch die Cantuccini, die nach dem Geheimrezept meiner Mutter im Mörser klein gestoßen und auf der Tarte verteilt werden. Ich bevorzuge die Methode, die Cantuccini in einem Gefrierbeutel mit dem Nudelholz zu zerbröseln.

Schon die Vorfreude schüttet bei mir Glückshormone aus. Endorphine, Serotonin, Dopamin – weiß der Teufel wie sie alle heißen. Hauptsache, die Stimmungsaufheller wirken. Denn eines habe ich entschieden: Von der spontanen Kündigung werde ich mich emotional nicht runterziehen lassen. Vielmehr habe ich den festen Vorsatz, die erlangte Freiheit zu genießen. Die Torta al limone wird mir dabei auf die Sprünge helfen.

 

Nach der Zubereitung sollte die Zitronentarte auskühlen und zwei...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Essen • Familie • Familiengeschichte • Ferienroman • Frauenroman • Gardasee • Generationen-Geschichte • Generationen-Roman • Geschenk Freundin • Großmutter • Humor • humorvolle Romane • humorvoller Roman • Italien • Italien-Roman • Kochen • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Limonen • Neuerscheinungen Romane Taschenbuch 2019 • Ristorante • Roman Italien • Romantische Bücher • Romantische Komödie • Sommerlektüre • turbulent • Urlaubslektüre • Urlaubsroman • Vatersuche • witzig • witzige Romane • Zusammenleben der Generationen
ISBN-10 3-426-45268-5 / 3426452685
ISBN-13 978-3-426-45268-4 / 9783426452684
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