Die Safranfrau (eBook)

Die wahre Geschichte einer Frau, die von Berbern gelernt hat, einfach glücklich zu sein
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2019 | 1. Auflage
232 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45474-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Safranfrau -  Christine Ferrari
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Christine Ferrari ist mit Mitte 40 frisch geschieden und mitten in einer Existenzkrise. Nach einer inspirierenden Reise in das Marokkanische Hinterland beschließt Christine Ferrari ihr Schicksal in die Hand zu nehmen: Sie steigt aus und begibt sich in Marokko auf Sinnsuche. In ihrem Memoir erzählt sie von ihrem holprigen Weg und wie sie über viele Umwege das große Glück findet. Heute betreibt sie eine gut gehende Safran-Farm. Sie kultiviert das 'rote Gold' selber, verbringt den ganzen Tag an der frischen Luft und lebt nachhaltig im Einklang mit der Natur. Christine Ferrari wagt mit Mitte 40 einen mutigen Schritt: Sie gibt alles auf, um in Marokko ihr Glück zu finden. Dort taucht sie ein in die Kultur der Berber, die sie lehrt, worum es im Leben wirklich geht: In Balance mit sich und der Natur sein. Nach dem Kauf eines wertlosen Grundstücks verliert sie einen großen Teil ihrer Ersparnisse, entschließt sich aber trotzdem, in dem inspirierenden Land zu bleiben. Sie entdeckt ein kleines Häuschen mit fruchtbarem Land und weiß endlich, was sie tun möchte: Safran kultivieren. Bei einem Besuch in der Schweiz entschließt sie sich, ihren einsamen Vater mit in die neue Heimat zu nehmen. Der 84-jährige Mann blüht in seinen letzten Lebensjahren auf wie der Safran, den Christine heute an Gourmet-Restaurants in die ganze Welt verkauft. 'Ich funktionierte, hatte Erspartes auf der Bank, aber innerlich fühlte ich mich leer. Heute lebe ich bescheiden, aber ich fühle mich unglaublich reich.' Christine Ferrari

Christine Ferrari, geb. 1960 in Basel, lebt seit zehn Jahren in Marokko. Während der Erntezeit beschäftigt sie bis zu fünfzig Berberinnen und die Qualität ihres 'roten Goldes' ist weltweit bekannt. Ihr botanischer Garten fasziniert Touristen aus der ganzen Welt.

Christine Ferrari, geb. 1960 in Basel, lebt seit zehn Jahren in Marokko. Während der Erntezeit beschäftigt sie bis zu fünfzig Berberinnen und die Qualität ihres "roten Goldes" ist weltweit bekannt. Ihr botanischer Garten fasziniert Touristen aus der ganzen Welt. Andrea Micus schreibt seit vielen Jahren für Frauenzeitschriften und ist Autorin zahlreicher Sachbücher und einfühlsamer Biografien.

Zwei


 

Die Maschine ist startbereit!« In wenigen Minuten hebt das Flugzeug ab, und ich verlasse Marrakesch. Es ist schon dunkel, und ich sehe die gelblichen Lichter der Stadt. Mein Herz ist schwer. Ich will nicht zurück. Gut, mir ist klar, dass ich in zwei Tagen im Büro erwartet werde. Bestimmt liegt ein Stapel Post auf meinem Schreibtisch. Garantiert sind auch bereits reichlich Termine in meinem Kalender vermerkt. Normalerweise habe ich sie selbst im Urlaub abrufbereit im Kopf. Aber dieses Mal ist alles anders. Ich habe verdrängt, was mich in der Heimat erwartet. Ich wollte nicht daran denken. Eine Woche lang habe ich im Hier und Jetzt gelebt und nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Ich wollte den Moment leben, und das war eine wunderbare Erfahrung. Aber diese sieben Tage haben mich verändert. Das, was immer so wichtig war in meinem Leben, spielt plötzlich keine Rolle mehr. Die Position, das Ansehen, meine Kleidung, die Wohnung. Ich habe all das nicht vermisst. Ich glaube sogar, dass ich all das gar nicht mehr brauche, vielleicht sogar nie gebraucht habe. Vielleicht bin ich mein ganzes Leben lang immer den falschen Wünschen und Zielen hinterhergelaufen und habe nie bemerkt, was wirklich wichtig ist, um glücklich zu sein. Während das Flugzeug startet, denke ich: Ich will ein Leben in der Natur, unter freiem Himmel, mit Menschen, die sich für mehr interessieren als den schönen Schein.

Marrakesch liegt jetzt tief unter mir. Es ist ein unwirkliches Bild. Man kann nur die Konturen der Häuser sehen, die milchige Beleuchtung. Der größte Teil des Landes unter mir ist stockfinster, weil niemand in dieser Weite lebt. Man sieht schon von hier oben, dass dieses Land Ruhe und Besinnung verspricht. Ich komme wieder, ganz bestimmt.

Und mit jedem Kilometer Richtung Heimat legt sich ein dumpfer Schleier auf mein Herz. Ich freue mich nicht auf zu Hause, nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, ich fliege in ein Leben, das zwar bislang gut war, mit viel Zufriedenheit, Liebe und Erfolg, aber das nicht mehr zu mir passt. Es ist ein falsches Leben.

* * *

Ich bin Schweizerin und wohne in einem Vorort von Basel. Mein Vater ist Laborant, meine Mutter Bankkauffrau und später Hausfrau. Mit meiner zwei Jahre jüngeren Schwester Gabrielle, einfach nur Gaby genannt, werde ich umsorgt und wachse behütet auf. Vater macht viel Sport mit uns, meistens spielen wir Fußball, zumindest im Sommer. Im Winter sitzen wir häufig vor einer Modelleisenbahn und lassen zu dritt die Züge über die Schienen sausen. Mutter bastelt viel mit uns. Sie ist handwerklich geschickt, und unsere »Werke« stellt sie in der ganzen Wohnung aus. Wir sind immer mächtig stolz, und Mama lobt uns, als wären wir aufstrebende kleine Künstlerinnen. Es fehlt uns Mädchen wirklich an nichts.

Nach dem Schulabschluss mache ich eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Ich weiß noch genau, warum ich mich für diesen Weg entschieden habe: Ich habe Freude an fremden Sprachen, an fremden Menschen, am anderen. Vermutlich habe ich es von meinen Eltern.

Beide reisen gern. Mein Vater hat sich als junger Mann die halbe Welt angesehen, meine Mutter ist mit uns nach Tunesien gereist, als wir noch recht klein waren. Wir haben jedes Jahr Badeurlaub an den Küsten gemacht, in Hotels geschlafen und im Sand gespielt. Aber das war es nicht, was uns fasziniert hat. Unsere Mutter mochte den Orient und ist mit uns durch die geheimnisvoll duftenden und lebendigen Souks gestreift, hat uns an Kräutern und Essenzen schnuppern lassen. Sie hat uns farbenfrohe Turbane gebunden, und wir durften uns bemaltes Geschirr aussuchen. Wir mochten das Quirlige und Bunte und konnten nie genug bekommen von den herrlichen Stoffen mit den eingewebten Goldfäden. Aber ich mochte auch die herzlichen Menschen in ihren für mich märchenhaften Gewändern.

Ich mochte die dunklen Gesichter, aus denen mich schwarze Augen freundlich ansahen. Die Blicke berührten mein Herz. Ich fühlte mich wohl und weinte bittere Tränen, wenn es zurück nach Hause ging.

Vielleicht hat meine Liebe für das Fremde hier ihren Ursprung. Ich weiß es nicht. Jedenfalls liebe ich meine Arbeit im Hotel. Ich habe das riesengroße Glück und kann in einem Luxushotel in Zermatt anfangen, in dem Menschen aus der ganzen Welt absteigen. Ich spreche Schweizerdeutsch, Englisch und Französisch, dazu ein bisschen Japanisch, mein absoluter Pluspunkt, denn wir haben viele japanische Gäste. Nach meinem Abschluss kann ich an der Côte d’Azur arbeiten und komme nach Saint-Jean-Cap-Ferrat, ins Grand Hotel, und erlebe, dass Jean-Paul Belmondo vor mir steht. Er hat eine Suite gebucht. Ich halte ihm die Presse fern. Aber nach Belmondo kommen noch viele weltbekannte Künstler. Mein Leben ist so bunt wie ein Basar, und ich bin glücklich.

Doch schon damals merke ich, dass ich ein feines Gespür für den Wandel habe. Ich weiß, wenn etwas für mich auserzählt ist und eine neue Geschichte beginnt. Nach fünf Jahren und sechs Monaten ist das der Fall. Meine Zeit im Hotel, sie ist vorbei. Ein Bekannter bringt mich auf die Idee, mit Pflanzenextrakten zu handeln. Mir gefällt die Vorstellung, mir allein etwas aufzubauen. Nie mehr feste Arbeitszeiten. Nie mehr eingebunden sein in einen perfekt durchorganisierten Ablauf, wie ihn ein Hotel braucht. Eine Zeit lang rechne, kalkuliere ich, überzeuge sogar meine Eltern, mich zu unterstützen. Nicht nur mit einem Startkapital, sondern auch mit echter Mitarbeit. Meine Mutter, die gelernte Bankkauffrau, ist bereit, sich um die Buchführung zu kümmern. Mein Vater übernimmt das technische Know-how. Gemeinsam verpacken und verschicken wir weltweit Pflanzenextrakte an Apotheken und Firmen.

Ich lerne viel: Betriebsführung, Kalkulation, Marketing. Es ist eine wertvolle Zeit, und nicht nur deswegen. Denn ich finde auch meinen Lebensmenschen: Eros.

»Ihre Serviette, bitte!«

Ich sitze in einem kleinen Bistro und habe mir das Mittagsmenü bestellt, als mir plötzlich ein attraktiver Mann die Serviette reicht. »Oh, danke!«, murmele ich irritiert. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass mir die Serviette vom Schoß gerutscht war.

»Ich heiße Eros!«, stellt sich mein Kavalier vor.

Was für ein Name, denke ich und bin hin und weg, als er mich mit seinen wasserblauen Augen ansieht.

Eros ist Techniker, verbringt seine Mittagspause mit seinen Kollegen und hat das charmanteste Lächeln, an das ich mich erinnern kann. Wir blinzeln uns über die Tische hinweg unentwegt an, sind für alle sichtbar fasziniert voneinander, und als ich unser überraschendes Treffen abbreche und bezahle, klopft mein Herz vor Aufregung. Aber ich bin realistisch, gehe davon aus, dass ich ihn nie wiedersehen werde. Ein Irrtum!

»Hier, der ist gerade für dich abgegeben worden«, sagt meine Mutter am nächsten Tag lächelnd und passt mich ab, als ich gerade die Tür aufschließe. »Von wem ist der?«, will sie wissen und hält mir einen Strauß bunter Sommerblumen hin.

»Für mich?«, frage ich ungläubig. »Wer gibt denn so etwas für mich ab? Ist keine Karte dabei?«

»Das habe ich dich doch gerade gefragt!«, meint meine Mutter und dreht den Strauß mit beiden Händen. »Also, ich sehe jedenfalls nichts!« Dann entdeckt sie aber doch noch ein kleines Kärtchen und zieht es aus dem Grün.

»Ach, sieh mal, hier, ein Eros. Das ist ja ein toller Name. Wer ist das denn?«

Mein Herz rast wie verrückt. Eros Ferrari! Der Mann aus dem Restaurant! Mein Gefühl hat nicht getrogen. Er mag mich anscheinend auch.

Im Telefonbuch finde ich seine Adresse. Ich möchte ihn gern sehen, so schnell wie möglich. Anrufen ist mir zu aufdringlich. Also schreibe ich einen kurzen Brief, bedanke mich für die Blumen und hoffe auf ein Wiedersehen.

Was ich nicht ahne: Eros ist verheiratet, und den Brief öffnet seine Frau.

Das erfahre ich, als wir uns zwei Tage später in einer kleinen Bar wiedersehen. Aber er sagt noch mehr an diesem Abend.

»Meine Ehe ist seit Jahren kaputt. Wir haben beide schon von einer Trennung gesprochen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen.«

Keine drei Monate später ziehen Eros und ich tatsächlich gemeinsam in eine schöne Wohnung in zentraler Lage. Der Grund für die Hektik ist allerdings ein ganz trauriger. Meine Mutter ist tot, gestorben an einem Schlaganfall. Sie hat einfach morgens leblos im Bett gelegen. Ein Riesenschock. Ich fühle mich seitdem alleingelassen und bin froh, dass Eros mit mir leben will. Ich empfinde dadurch Zugehörigkeit, die ich so dringend brauche. Mit Eros fühle ich mich aufgehoben.

Mein Vater, meine Schwester, die in Monaco lebt und dort als Reisebürokauffrau arbeitet, alle verstehen sich prima mit ihm. Wir unternehmen viel, fahren in die Berge, planen Ausflüge, laden uns gegenseitig zum Essen ein, gehen aus. Und Eros arbeitet sogar in meiner Firma mit. Es macht großen Spaß.

* * *

Wir kaufen uns ein wunderschönes Haus, zwanzig Kilometer von Basel entfernt. Uns reizt das Landleben, saubere Luft, viel Natur. Wir haben einen wunderschönen, parkähnlichen Garten, 300 Quadratmeter Wohnfläche. Idylle pur! Und Eros ist ein toller Mann, wir hängen aneinander wie Kletten. Jeden Abend hole ich ihn von der Bushaltestelle ab, und wir lesen uns alle Wünsche von den Augen ab. Ein Traummann, der mir die Liebe gibt, nach der ich mich gesehnt habe. Und der meine Vorlieben teilt. Völlig selbstverständlich ist es für Eros, mit mir nach Tunesien zu fliegen.

1996 heiraten wir. Als ich vor dem Standesbeamten mein »Ja« hauche, habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass unsere Liebe für immer ist. Ich liebe ihn, von ganzem Herzen. Wir sind alles füreinander, beste Freunde, Kollegen,...

Erscheint lt. Verlag 29.5.2019
Co-Autor Andrea Micus
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Auswandern • Auszeit • Berber • Burnout • Christine Ferrari • Corinne Hofmann • Demenz • Die verbotene Frau • Die Weiße Massai • Erfahrungsberichte • Erfahrungsberichte wahre Geschichten • Existenzkrise • exotisch • Frauengeschichte • Frauenschicksal • frauenschicksale bücher • Frau sucht Glück • Frau sucht Glück im Ausland • Frühstück mit Elefanten • Gesa Neitzel • inspierierendes Buch • Inspiration • Lebensgeschichten von Frauen • Leben verändern • Marokko • Memoir • Nachhaltigkeit • nachhaltig leben • Neuanfang • Neu anfangen • neuanfang in der Lebensmitte • Neubeginn • Neue Existenz • Ourika • Sabbatical • Safran-Farm • Schicksale und Erfahrungen • Verena Wermuth • wahre frauengeschichte • Wahre GEschichte • wahre Geschichte Frauen
ISBN-10 3-426-45474-2 / 3426454742
ISBN-13 978-3-426-45474-9 / 9783426454749
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