Loving an Angel -  Leocardia Sommer

Loving an Angel (eBook)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
220 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-95573-546-3 (ISBN)
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Christines Schicksal ist gnadenlos, sie istunheilbar krank. Als sie den attraktiven Sam kennenlernt, fordert sie ihn schon nach wenigen Minuten zu tabulosen Sex auf, schließlich hat sie keine Zeit zu verlieren. Seine Härte und Dominanz fegen all ihre Zweifel und Ängste weg und sie bekommt eine Ahnung davon, was sie bisher in ihrem Leben versäumt hat. Lust und Gier treiben sie in ungeahnte Höhen. Dabei hat sie keine Ahnung, wie gefährlich es ist, sich mit ihm einzulassen, denn er ist nicht der, der er vorgibt zu sein… Sam ist zunächst überrumpelt, gleichzeitig jedoch völlig fasziniert von der üppigen Blondine. Er begreift, dass Christine die Rettung für seine dunkle Seele ist. Doch die Diagnose ist eindeutig und es bleibt nicht mehr viel Zeit...

1. Kapitel


Mannheim – 21. Juni, nachmittags

 

Christine

 

Krebs. Fuck off – du fieseste aller Krankheiten. Kommst schleichend und tarnst dich solange, bis es zu spät ist. Deine Warnzeichen sind leicht zu übersehen, weil Stress genauso schnell Kopfschmerz verursacht wie schlechte Beleuchtung oder das falsche Essen. Woher also hätte ich wissen sollen, dass du dich in mir festsetzt und ausbreitest?

Wie ich damit umgehe? Na, wie wohl, schlecht! So oft schon habe ich gehört, dass dieser oder jener an Krebs gestorben ist.

Ja, verdammt, es ist schlimm, dies zu hören, aber es selbst diagnostiziert zu bekommen, ist unbeschreiblich.

Niemals hätte ich geglaubt, dass es mich treffen würde – vor allen Dingen nicht so früh. Sag mir, Gott – wenn es dich wirklich gibt – was hast du damit bezweckt? Wieso denkst du, ich hätte diese Prüfung verdient, diese Heimsuchung oder wie auch immer man diesen Scheiß nennen soll? Hast du einen Augenblick lang darüber nachgedacht, wie ich das meinen Kindern beibringen soll? Oder wer sich um sie kümmert, wenn ich nicht mehr da bin? Nein, das glaube ich nicht. Deshalb frage ich dich, warum sollte ich an dich glauben? Nenn mir nur einen guten Grund und ich denke noch einmal darüber nach – versprochen. Aber bis dahin wirst du damit leben müssen, dass ich zweifle und mit meinem Schicksal hadere – das hab‘ ich nicht verdient – das hat niemand verdient und ich denke gar nicht daran, jetzt aufzugeben. Auf keinen Fall …

 

Christine schlug ihr Tagebuch zu und atmete tief durch. Sie fühlte sich etwas besser, jetzt, wo sie sich ihren momentanen Frust von der Seele geschrieben hatte. Zwar hatte sie wieder einmal ihre kostbare Zeit damit verplempert, doch sie musste dies tun – um es zu ertragen. Dabei hatte sie sich so fest vorgenommen, sich auf keinen Fall von dieser dummen Krankheit unterkriegen zu lassen …

 

„Frau Hölder. Bitte. Sie müssen endlich mit den Bestrahlungen anfangen. Je länger wir warten, desto unwahrscheinlicher werden die Heilungschancen.“

„Ich weiß, Herr Doktor“, hatte Christine ihren Arzt unterbrochen, als er sie erneut auf die dringend erforderlichen Behandlungen angesprochen hatte. „Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich soweit bin. Bald, versprochen.“ Dabei hatte sie in Wahrheit völlig andere Pläne. Christine hatte von Anfang an nie vorgehabt, sich im NCT – dem Nationalen Tumorzentrum – einzufinden, um sich dort erst vergiften und dann bemalen und mit Neutronen beschießen zu lassen. Nein. Sie hatte kurz darüber nachgedacht und unmittelbar nach ihrer Diagnose beschlossen, nichts dergleichen zu tun. Auf keinen Fall wollte sie total geschwächt und weggetreten in einem Krankenhausbett sterben. Dafür hatte sie einen völlig abgedrehten, wahnwitzigen Plan entwickelt, der ihr etwas ganz Neues ermöglichte …

Als bei Christine vor knapp sechs Monaten Krebs diagnostiziert wurde, war sie derart geschockt gewesen, dass sie es zunächst nicht realisiert hatte. Und dann hatte ihr erster, klarer Gedanke ihren beiden Kindern, Tim und Anna, gegolten, wodurch sie vor Verzweiflung in ein tiefes Loch gestürzt war. Sie war stundenlang herumgeirrt und hatte sogar überlegt, Selbstmord zu begehen, ehe sie sich wieder gefangen hatte. Du kannst die beiden nicht im Stich lassen, hatte sie gedacht und war wütend geworden. Wütend auf alle Ungerechtigkeiten dieser Welt. Später in dieser kalten Januarwoche, nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, war sie mit Vernunft und gesundem Menschenverstand an ihre neue Situation herangegangen oder hatte es zumindest versucht.

Ja, sie würde sterben. Aber taten das nicht alle Menschen irgendwann?

Okay, bei ihr kam der Tod schneller und der Zeitpunkt war sogar ziemlich genau zu bestimmen, wie ihr Professor Dierksen ernst versichert hatte. Zwar sei ihr Tumor – ein sogenanntes Schmetterlingskarzinom – Fachbegriff Glioblastom – noch im Anfangsstadium, doch es sei unvermeidlich, dass er schnell wachsen und ihr nach und nach all ihre Sinne und dann das Leben rauben würde. „Wie lange habe ich noch, Herr Professor?“, hatte Christine ruhig und gefasst gefragt und zur Antwort bekommen: „Rechnen Sie mit etwa einem Jahr. Falls die Chemo anschlägt, könnte das Ihre Lebenserwartung um ein weiteres Jahr verlängern.“

Von diesen zwölf diagnostizierten Monaten waren bereits sechs vergangen, doch war sich Christine nie sicherer als jetzt gerade. Auf keinen Fall wollte sie ihre letzten Monate in einem sterilen Krankenzimmer verbringen, an Geräte angeschlossen und von mitleidigen Blicken beäugt. Nein. Sie hatte bis zu ihrem endgültigen Abgang noch ziemlich viel zu tun und war sich sicher sowieso nicht alles zu schaffen. Manche Wünsche würden eben unerfüllt bleiben. Christine hatte sich dazu entschieden, keine letzte To-do-Liste zu machen. Was brachte es ihr, einen Fallschirmsprung zu machen, oder die Niagarafälle in Natura zu sehen, wenn dafür ihr größter Wunsch auf der Strecke bleiben würde, nämlich ihre beiden Kinder versorgt zu wissen. Sie würde alles dafür geben, um Tim und Anna eine sorgenfreie und glückliche Zukunft zu sichern – das war ihr wahrer und einziger To-do-Punkt.

Die Idee, wie praktisch doch jetzt ein Unfall wäre, war Christine zum ersten Mal durch den Kopf geschossen, als sie die alten Versicherungsunterlagen gesichtet und sortiert hatte. Kai, ihr Exmann und Vater ihrer beiden Kinder, hatte vor mehr als fünfzehn Jahren eine hohe Unfall-Lebensversicherung abgeschlossen, die im Todesfall, genauer gesagt bei Unfalltod, eine beträchtliche Summe ausschütten würde. Damit wären die Kinder die ersten paar Jahre nach ihrem Tod zunächst einmal abgesichert. Vielleicht würde es sogar ausreichen, um zumindest Tim eine gute Ausbildung zu ermöglichen, damit er sich um seine kleine Schwester kümmern konnte. Tim, der gerade fünfzehn geworden war, fand es momentan zwar verachtenswert, mit seiner siebenjährigen Schwester gesehen zu werden, doch das würde sich sicher ändern, wenn Christine erst einmal nicht mehr wäre.

Außerdem gab es da noch die Pateneltern der beiden. Thomas und Eva waren schon lange mit Christine befreundet. Sie waren die letzten Mohikaner, wie Christine sie immer nannte, die ihr aus der Zeit als Kais Ehefrau geblieben waren. Jetzt war es eine Fügung Gottes, dass Kai und sie damals ihre Freundin Eva als Patin für Tim ausgesucht hatten und Thomas mehr als bereitwillig Annas Patenonkel geworden war.

Ihnen hatte Christine vor zehn Wochen bei einem gemeinsamen Spieleabend reinen Wein eingeschenkt, na ja, zumindest was ihre Krankheit betraf. Völlig geschockt hatten ihre Freunde Christine zugehört, bis Eva in Tränen ausgebrochen und ihrer Freundin um den Hals gefallen war. „Es tut mir so leid“, hatte sie geschnieft. „Oh Gott. Du bist doch noch so jung. Hast du eine zweite Meinung eingeholt?“, hatte Eva sie eifrig gefragt und Christine hatte daraufhin nur stumm genickt. Nachdem Eva sich lange nicht beruhigen ließ, versuchte Christine sie aufzubauen. „Eva-Maus. Ich weiß, es ist brutal, aber sieh es doch mal so: ich habe Zeit alles vorzubereiten und noch geht es mir ganz gut. Der Arzt meinte, das bliebe auch so bis kurz vor dem Ende. Dann erst fangen die Ausfälle an und ich bekomme Drogen auf Rezept. Das ist doch cool, oder?“

„Hör‘ auf“, hatte Eva geschluchzt und sich in Thomas Arm geflüchtet, der seiner Frau unbeholfen über den Rücken gestreichelt hatte. „Das ist grausam und unfair und das weißt du.“

„Ja, das ist es wohl“, hatte Christine geantwortet, „aber ich habe gute Freunde, die es mir erleichtern werden. Meine größte Sorge gilt Tim und Anna, doch die beiden werden es bei euch guthaben.“

Schließlich hatten die beiden Frauen sich in den Armen gelegen und zusammen geweint.

Ein simpler Film im Fernsehen hatte Christine letztendlich dazu bewogen, es tatsächlich und ernsthaft in Erwägung zu ziehen, sich einen Killer anzuheuern. Der alte Streifen aus den Achtzigern handelte von einem groß angelegten Versicherungsbetrug, der letztendlich damit endete, dass der Held und die Heldin in den Sonnenuntergang ritten – zumindest bildlich gesprochen. Erneut kramte Christine die Unterlagen ihrer Unfallversicherung hervor und besah sich die Versicherungssumme – 250.000 Euro, ein stolzes Sümmchen, das fällig werden würde, sollte sie einen tödlichen Unfall erleiden. Ein Plan musste her. Christine überlegte nicht lange und recherchierte, zunächst halbherzig, dann jedoch sehr intensiv, wobei sie in einem Forum auf eine Plattform aufmerksam wurde, die Last wishes hieß. Dort meldete sie sich unter dem Usernamen Chrissi82 an und las eine Zeitlang mit, schaute sich die verschiedenen Untergruppen und die dort geschriebenen Kommentare der User an, bis sie schließlich auf ein kleines Grüppchen stieß, deren Unterforum die Überschrift hatte: Was erwartest du von einem letzten Wunsch? Auch dort las sie zunächst nur mit, bis sie dann, vor etwas über vier Wochen, all ihren Mut zusammengerafft hatte und sich endlich zum ersten Mal...

Erscheint lt. Verlag 18.12.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-95573-546-X / 395573546X
ISBN-13 978-3-95573-546-3 / 9783955735463
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