Tod am Strand (eBook)

Miss Fishers mysteriöse Mordfälle | Die Detektivin aus Melbourne| Scharfsinnig, sexy und souverän | Die Kultserie aus Australien

(Autor)

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2019 | 1., Deutsche Erstausgabe
360 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-76254-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tod am Strand - Kerry Greenwood
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Glamourös, klug und unabhängig, eine moderne Frau und eine gewitzte Detektivin - das ist Phryne Fisher. Die wohlhabende englische Aristokratin lässt sich in den wilden 1920er Jahren in Melbourne nieder und lebt mit ihren beiden Adoptivtöchtern in St. Kilda, wo sie ihr Single-Dasein in vollen Zügen genießt - und nebenbei einen Mordfall nach dem anderen löst. Nicht immer zur Freude der örtlichen Polizei.

Das kleine Städtchen St. Kilda steht kopf: Der Zirkus ist in der Stadt, und in wenigen Tagen wird die große Blumenparade stattfinden. Und natürlich wird die allseits beliebte Phryne Fisher die »Queen of Flowers« sein. Mitten in den turbulenten Vorbereitungen wird plötzlich eines der Blumenmädchen halbtot am Strand aufgefunden, kurz darauf ist auch Phrynes Adoptivtochter Ruth wie vom Erdboden verschluckt.

Nun ist Phryne Fishers Spürsinn gefragt. Unerschrocken, mit Charme und Chuzpe ermittelt sie zwischen Tee und Tango, unter Puppenspielern und Halunken und schreckt weder vor ehemaligen Liebhabern noch vor Elefanten zurück ...



<p>Kerry Greenwood<strong>,</strong> geboren 1954 in Maribyrnong City, Australien, studierte Rechtswissenschaften und englische Literatur. Sie arbeitete als Rechtsberaterin f&uuml;r die Victoria Legal Aid und als Bew&auml;hrungshelferin. Aus Leidenschaft f&uuml;r Literatur begann sie zu schreiben. Sie verfasst historische, Fantasy- und Kriminalromane und wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2003 mit dem Ned Kelly Award f&uuml;r ihre Kriminalromane. Kerry Greenwood lebt in Melbourne.</p> <p>Die &uuml;beraus erfolgreiche Reihe um die lebenslustige Amateurdetektivin Phryne Fisher wurde f&uuml;r das australische Fernsehen in mehreren Staffeln verfilmt: <em>Miss Fishers kuriose Mordf&auml;lle</em> wurde weltweit ausgestrahlt, in Deutschland &uuml;ber netflix und ARD ONE.</p>

1


Wie gut Horaz die Brücke hielt
In der tapfern alten Zeit

Thomas Babington Macaulay, Horatius
Lieder des alten Rom

Der Elefant brachte das Fass zum Überlaufen.

Gleich einem Zerberus, allerdings mit weniger Köpfen ausgestattet, hielt Mr Butler nun schon den ganzen Tag die Stellung. Er wies Besucher ab, vertröstete Lieferanten und schickte gnadenlos alles in die Wüste, was sonst noch unbefugt eindringen wollte. Die Ehrenwerte Miss Phryne Fisher unterzog sich einem feierlichen Ritual. Die Türglocke durfte nicht klingeln, die andächtige Konzentration nicht gestört werden. Eine weihevolle Stille musste bewahrt bleiben.

Angesichts des besonderen Anlasses war die gesamte Familie aus dem Haus beordert worden. Miss Ruth und Miss Jane durften sich im Lichtspielhaus für ihre Allgemeinbildung die Wochenschau und zur Erbauung einen Cowboyfilm ansehen, anschließend zum Lunch in einem gediegenen Café einkehren und sich am Nachmittag im Museum ergehen. Die Hündin Molly war mit einem Knochen ruhiggestellt worden, der mindestens vom Oberschenkel eines Ochsen, wenn nicht von dem eines Mammuts hätte stammen können. Mrs Butler war, nachdem sie in ihrer Funktion als Köchin und Haushälterin noch einen unter einer Wolke aus Musselin gut geschützten kalten Mittagsimbiss herausgestellt hatte, in ihrer besten Jacke zum Hutkauf in die Stadt aufgebrochen. Dorothy, Miss Phrynes rechte Hand und enge Vertraute, wohnte den Riten selbstverständlich bei, genau wie der Kater Ember. Dreimal schon war Dot auf Zehenspitzen die Treppe heruntergekommen, um Mr Butler mitzuteilen, dass bis jetzt alles reibungslos verlaufe.

Und Mr Butler hütete die Tür. Wacker wies er jeden ab, der ungebeten des Weges kam: drei Hausierer (mit selbsttätigem Waschpulver, Fliegengift und einer ausgeklügelten neumodischen Mausefalle), sieben Damen der Gesellschaft sowie eine besorgte Mitarbeiterin aus dem Bürgermeisteramt mit einer weiteren läppischen Detailfrage zum bevorstehenden Blumenkorso. Eingeschüchtert hinterließ einer nach dem anderen seine Visitenkarte, machte auf dem Absatz kehrt und zog leise das Gartentor wieder hinter sich zu.

Während Mr Butler, halb an den Verandapfosten gelehnt, eine kleine Verschnaufpause einlegte, sich den Schweiß von der Stirn wischte und darüber nachsann, wie lange dieser Ansturm wohl noch anhalten würde, stieg der Elefant mühelos über den Zaun und baute sich Rüssel an Nase vor ihm auf.

Der Dickhäuter war erstaunlich groß und hatte kleine, kluge Augen, die zwischen tiefen Runzeln eingebettet lagen. Stumm und steif starrten Tier und Mensch einander an. Mr Butler verschlug es vor Verblüffung die Sprache. Er hätte höchstens ein »Husch!« herausbringen können, doch das erschien ihm angesichts der frisch angepflanzten Dahlien wenig ratsam.

Reglos standen sie voreinander, wie auf ein anglo-indisches Gemälde gebannt. Bis die Elefantendame, denn um eine solche handelte es sich, offenbar zu dem Schluss gelangte, dass der erste Schritt, die neue Bekanntschaft freundschaftlich zu vertiefen, von ihr kommen musste. Sie hob den Rüssel, nahm Mr Butler vorsichtig das Taschentuch aus der kraftlosen Hand und tupfte ihm behutsam die Stirn ab. Dabei gab sie ein eigentümliches Quieken von sich. Es klang mitfühlend.

»Danke schön«, sagte Mr Butler, ein gebrochener Mann.

»Ist Phryne zu Hause?« Als Mr Butler mit dem Blick der Stimme folgte, erblickte er eine nicht mehr ganz taufrische Frauensperson mit feuerrotem Haar, die breitbeinig auf dem Elefantennacken saß. »Sieht mir ganz so aus, als hätte Flossie sich in Sie verguckt. Ich hab aber auch noch nie einen netteren Elefanten besessen.«

Mr Butler nahm seine fünf Sinne zusammen. »Miss Fisher ist unabkömmlich«, antwortete er. »Sie empfängt heute keine Besucher.«

»So ein Pech«, sagte die Frau. »Ich bin Dulcie Fanshawe, von der Elefantentruppe Fanshawe. Aber das hätten Sie sich fast denken können, was? Kann Flossie vielleicht einen Eimer Wasser haben? Und ich eine Tasse Tee? Wir sind nämlich gerade erst aus dem Zug gestiegen, und der Zirkus unten am Strand wird erst aufgebaut.«

»Falls Sie dafür sorgen, dass sich Ihr Tier … äh … dass Flossie sich ruhig verhält, ließe sich das einrichten«, sagte Mr Butler. Zwar war Miss Dulcie Fanshawes Haarfarbe eindeutig künstlich und die Hose ein Skandal, aber ihr warmes Lächeln kam von Herzen. Und einem darbenden Menschen oder auch Elefanten würde Miss Phryne niemals ihre Hilfe versagen.

»Sie macht keinen Rabatz«, versprach Dulcie. »Elefanten sind sehr leise Tiere.«

»Wenn Sie sich dann bitte hinter das Haus begeben wollen …«, sagte Mr Butler. »Die Küchentür steht offen. Ich muss hier Wache stehen, bis Miss Fisher wieder zu sprechen ist.«

»Was treibt sie denn so Wichtiges?«, fragte Miss Fanshawe. Sie ließ sich von Flossie herunterheben und fasste nach einem wedelnden Elefantenohr.

Mr Butler weihte sie ein. Sie grinste. »Und wie lange geht das schon?«

»Seit heute Morgen um neun.« Mr Butler beugte sich vor, um sich noch einmal die Stirn trocknen zu lassen. Wie geschickt Flossie doch mit ihrem Rüssel war. Sie roch nach Heu.

»Ach Gottchen, Sie Ärmster. Komm, Flossie, gib dem netten Mann sein Taschentuch zurück, und dann besorgen wir dir was zu trinken.«

Flossie reichte ihm brav das Tuch, fuhr ihm zärtlich über das Haar und folgte Miss Fanshawe hinter das Haus.

Mr Butler bezog wieder seinen Posten. Die Zeit verging. Der Mittagsimbiss war längst in aller Eile und unter hitzigen Diskussionen im Stehen eingenommen worden. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Mädchen zurückkamen, genau wie Mrs Butler, die allmählich mit den Vorbereitungen für das Abendessen beginnen musste und ihrem Mann sicher auch den neuen Hut vorführen wollte. Wenn Miss Phryne sich nicht sputete, würde er nicht mehr verhindern können, dass sie gestört wurde.

Plötzlich fiel ihm Molly mit dem Dinosaurierknochen wieder ein. Sie war noch im Garten. Wie würde die schwarz-weiße Mischlingshündin wohl auf Flossie reagieren? So oder so, er war zur Untätigkeit verdammt.

Aber zuletzt vernahm er aus der Diele hinter der streng bewachten Tür dann doch die ungeduldig herbeigesehnten Geräusche, die ihm verrieten, dass Jacken angezogen, Hüte aufgesetzt und Sachen zusammengepackt wurden, begleitet von weiblichem Geplauder. Endlich.

Der Ritus war vollzogen, die Anprobe von Miss Fishers neuem Kleid geschafft. Mr Butler verabschiedete Madame Fleuri, eine streitbare Kämpferin für die Sache der Mode, ihre beiden Schneiderinnen sowie die drei Näherinnen mit einer Verbeugung, Miss Fisher und Dot winkten ihnen zum Abschied nach.

Im selben Augenblick, als Mr Butler die Haustür schloss, erwachte Molly im Spargelbeet aus tiefstem Verdauungsschlaf, erblickte den ersten Elefanten ihres Lebens und verlor völlig die Contenance. Jaulend floh sie ins Haus und verkroch sich unter dem Sessel ihres Frauchens. Erst nach geraumer Zeit schob sie zitternd die kleine schwarze Nase wieder unter den Fransen hervor.

Miss Phryne Fisher trug ein flammend rotes Hauskleid. Sie hatte es achtzehnmal an- und wieder ausgezogen, während sie mit endlosen Modevorträgen traktiert wurde und reglos dastehen musste, damit man Stoffbahnen über sie breiten und abstecken, ihr vom Leib reißen und erneut abstecken konnte. Sieben Stunden lang. Nach dem überhasteten Mittagsimbiss war sie hungrig, durstig, ausgelaugt. Eine hysterische Hündin hatte ihr, wo das Haus eben erst wieder zur Ruhe gekommen war, gerade noch gefehlt.

»Molly?«, sagte sie matt. »Was hast du?«

»Wahrscheinlich ist ihr die Begegnung mit Flossie nicht bekommen«, sagte Miss Fanshawe, die in diesem Moment von Mr Butler hereingeführt wurde. »Die Zirkushunde sind an Elefanten gewöhnt, deshalb hatte ich gar nicht daran gedacht, wie wohl ein Stadthund reagieren würde. Tut mir leid, dass ich an so einem anstrengenden Tag einfach bei dir reinplatze, Phryne, aber Flossie brauchte unbedingt was zu trinken, und da ist mir eingefallen, dass du ja hier wohnst.«

»Dulcie Fanshawe!« Phryne sprang auf. Molly rührte sich nicht vom Fleck. Solange ihr nicht irgendjemand eine schlüssige Erklärung für einen...

Erscheint lt. Verlag 13.5.2019
Reihe/Serie Miss-Fisher-Krimis
Miss-Fisher-Krimis
Übersetzer Regina Rawlinson
Sprache deutsch
Original-Titel Angabe fehlt
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte 50plus • Agatha Christie • Australien • Best Ager • Cozy Crime • Detektivgeschichte • Detektivin • Die junge Miss Marple aus Melbourne • Ermittlung • Essie Davis • Frauen • Frauenliteratur • Frauenroman • Geheimnis • Generation Gold • Geschenkbuch für Frauen • Golden Ager • insel taschenbuch 4705 • IT 4705 • IT4705 • Krimi • Krimi für Frauen • Kriminalroman • Melbourne • Miss Fisher • Miss Fisher’s Murder Mysteries • Miss Fishers mysteriöse Mordfälle • Miss Marple • Mord • Mystery • Ned Kelly Award 2003 • Netflix • netflix-serie • Phryne Fisher • Phryne Fisher Mysteries • Queen of Flowers deutsch • REBEKKA-Übersetzerpreis 2023 • Rentner • Rentnerdasein • Ruhestand • Senioren • Verbrecherjagd
ISBN-10 3-458-76254-X / 345876254X
ISBN-13 978-3-458-76254-6 / 9783458762546
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