Aus der Dunkelheit strahlendes Licht (eBook)

Roman
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2019 | 1. Auflage
432 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491083-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Aus der Dunkelheit strahlendes Licht -  Petina Gappah
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Ein großer Roman über ein unbekanntes Stück afrikanischer Kolonialgeschichte, fiktionalisiert zu einer spannenden Abenteuerreise - erzählt von einer der aufregendsten afropolitischen Stimmen unserer Gegenwart. Seit ihrer Jugend ist Petina Gappah von der Geschichte um David Livingstone besessen - dem berühmten schottischen Missionar und Afrikaforscher, der sich des großen geografischen Rätsels seiner Zeit verschrieben hatte, der Entdeckung der Nilquellen. Aus Faszination wurde ein Roman: Als Livingstone 1873 auf der Suche stirbt, will seine treue Gefolgschaft seinen Leichnam in seine Heimat zurückbringen. So machen sich 69 Gefährten auf den wagemutigen Weg, ihn quer durch Afrika zu tragen, angeführt von einer jungen Frau - Halima, Livingstones scharfzüngiger Köchin. Es ist eine abenteuerliche und lebensbedrohliche Reise über 1.500 Meilen, auf der ihnen Hunger, Krankheit und Tod begegnen - und immer wieder die Frage: Wie weit sind wir bereit für unsere Freiheit zu gehen?

Petina Gappah, 1971 in Sambia, im ehemaligen Rhodesien, geboren und in Harare, Simbabwe, aufgewachsen, studierte Jura in Cambridge und Graz und arbeitete über zehn Jahre als Anwältin für internationales Handelsrecht bei der Welthandelsorganisation in Genf. Danach war sie für Simbabwes Regierung und andere Länder als internationale Handelsberaterin tätig. 2009 wurde sie für ihren Erzählband ?An Elegy for Easterly? mit dem Guardian First Book Award ausgezeichnet. 2015 folgte ihr Romandebüt ?Die Farben des Nachtfalters?, 2016 die Erzählungen ?Die Schuldigen von Rotten Row?. Ihr aktueller Roman ?Aus der Dunkelheit strahlendes Licht? entstand während ihrer Zeit im renommierten Künstlerprogramm des DAAD in Berlin. Gappa pendelt derzeit zwischen Harare, Edinburgh und Genf.

Petina Gappah, 1971 in Sambia, im ehemaligen Rhodesien, geboren und in Harare, Simbabwe, aufgewachsen, studierte Jura in Cambridge und Graz und arbeitete über zehn Jahre als Anwältin für internationales Handelsrecht bei der Welthandelsorganisation in Genf. Danach war sie für Simbabwes Regierung und andere Länder als internationale Handelsberaterin tätig. 2009 wurde sie für ihren Erzählband ›An Elegy for Easterly‹ mit dem Guardian First Book Award ausgezeichnet. 2015 folgte ihr Romandebüt ›Die Farben des Nachtfalters‹, 2016 die Erzählungen ›Die Schuldigen von Rotten Row‹. Ihr aktueller Roman ›Aus der Dunkelheit strahlendes Licht‹ entstand während ihrer Zeit im renommierten Künstlerprogramm des DAAD in Berlin. Gappa pendelt derzeit zwischen Harare, Edinburgh und Genf. Anette Grube, geboren 1954, lebt in Berlin. Sie ist die Übersetzerin von Arundhati Roy, Vikram Seth, Chimamanda Ngozi Adichie, Mordecai Richler, Kate Atkinson, Monica Ali, Manil Suri, Richard Yates u.a.

Mit abgründigem Witz erzählt Gappah ihre Kolonialisierungsvariante, in der sie die Klischees von Schwarz und Weiß komplett umkehrt.

Was für ein großes Panoptikum wird hier von Petina Gappah aufgefächert, dieser klugen Frau aus Simbabwe [...]. Mit einer Sicherheit des Stils, die Staunen macht.

ein fesselnd erzählter historischer Roman. [...] Bei der Lektüre lauschen wir einem vielstimmigen Selbstgespräch Afrikas über die Deutung der eigenen Geschichte.

Mit ihrer fiktionalen Entzerrung gelingt Gappah höchst Beeindruckendes.

Dieser Roman ist nicht nur ein grosses Lesevergnügen, die Lektüre verändert auch unser Bewusstsein.

der Blick ist historisch-kritisch und transzendiert das eindimensionale Narrativ der Weißen, sprengt es aus dem Chor der multiplen afrikanischen Stimmen.

literarisch über jeden Zweifel erhaben [...] ein Buch über Widersprüche, Sklaverei und einen Kontinent im Umbruch.

Ein Roman zum hochaktuellen Thema des Kolonialismus - gut recherchiert und gespickt mit Tagebucheinträgen Livingstones.

ein süffiges Lesevergnügen, aber mehr noch ein gewaltiges Panorama afrikanischer Geschichte. Und eine Etüde über ›etwas so Frivoles wie Forschungsreisen‹.

2


[Tippo Tip] beschreibt ihn als ziemlich alten Mann und fügt hinzu, dass sein Name Livingstone war, doch dass er sich im Landesinneren David nannte. Livingstone scheint demnach um größerer Vertrautheit willen verpflichtet gewesen zu sein, sich von seinen Schwarzen schlicht mit seinem Taufnamen ansprechen zu lassen.

Heinrich Brode, Tippo Tib, the Story of His Career in Central Africa, Narrated From His Own Accounts.

Als mich Bwana Daudi vor vier Jahren für Amoda kaufte, erklärte mir Amoda, dass der Bwana ein gelehrter Mann war, ein fähigerer mganga als alle Medizinmänner des Sultans. Ich dachte, dass er sich über mich lustig machte, weil ich nicht so viel über die Welt weiß wie er. Doch in meiner Zeit bei Bwana Daudi habe ich gelernt, dass alles stimmte, was Amoda erzählt hat: Weil er in seinen großen Büchern in allen möglichen Sprachen las, kannte sich Bwana Daudi mit den Krankheiten aus, die Menschen oder Tiere befallen.

Er konnte fast alle mit Tinkturen und Salben heilen. Es bereitete ihm zwar kein Vergnügen, Chirangos Auge zu behandeln, nachdem er es bei den Peitschenhieben, die er von Amoda bezog, verloren hatte, und der arme Chipangawazi starb nach einer Woche am Durchfall in Nyangwe, aber er heilte Majwara vom Malariafieber und viele andere von Schmerzen in Muskeln und in Gelenken.

Er warf keine Knochen, um eine Diagnose zu stellen, er benutzte keine Hörner, Tierhäute oder Pflanzenpulver wie ein richtiger mganga, aber er hatte andere Dinge; Tinkturen und Salben, die, wie er sagte, von den mganga in seinem Land verschrieben wurden. Abgesehen von seinen vielen Salben, Pulvern und Tinkturen reiste Bwana Daudi mit mehreren Instrumenten, mit denen er die Höhe der Erde maß und die Sterne betrachtete. Seine Bestimmung der Sterne half uns oft unterwegs; viele Völker haben dieses Wissen, und mancherorts nehmen die Männer, die die Sterne bestimmen können, einen ehrwürdigen Rang ein. Und ständig schrieb er. Wenn ihm die Tinte ausging, bat er mich, frische dunkle Beeren zu stampfen, um ihren Saft zum Schreiben zu benutzen.

Ich brauchte eine Weile, um alles über diesen Bwana Daudi herauszufinden, weshalb ich Amoda nicht sofort glaubte. Denn es erschien mir höchst seltsam, dass ein Mann das Leben, das er in seinem eigenen Land führt, aufgibt, monatelang auf einem jahazi über das aufgewühlte Meer segelt, nur um hier auf der Suche nach der Quelle eines Flusses herumzulaufen.

Warum ein Mann sein Land, seine Frau und seine Kinder verlässt, um durch diese widerwärtigen Sümpfe zu stapfen und einen Fluss und Dinge zu erkunden, die ihn überhaupt nichts angehen, werde ich nie verstehen, aber Bwana Daudi, der arme Tropf, hatte keine Frau, und er nahm sich keine andere, nachdem seine erste Frau, Mama Robert, gestorben war, leider. Vielleicht hat ihm ihr Tod so zugesetzt, dass er seine Kinder verließ.

Und obwohl er oft genug versucht hat, mir zu erklären, warum er nach dem Anfang dieses Nils suchte, konnte ich es nie ganz begreifen. Ich sagte zu ihm: »Gehen Sie zurück zu Ihren Kindern, weil der Nil von Anbeginn der Zeit da ist und noch da sein wird, nachdem Sie und ich in der Erde liegen, und was werden Sie dann tun? Dem Nil ist es egal, ob Sie wissen, wo er anfängt. Er wird weiter fließen wie immer, ob Sie die Quelle finden oder nicht. Denken Sie an Mabrukis Bwana, Bwana Speke, glaube ich, hieß er, ja, Speke, dessen Grab Bwana Stanleys Mann Bombay besuchen will.

Hat sich selbst erschossen, nicht wahr, als er sein Gewehr gereinigt hat. Bombay hat mir alles erzählt, als er mit Bwana Stanley bei uns war. Eine unglaublich dumme Art zu sterben, wenn Sie mich fragen. Warum hat er sein Gewehr selbst geputzt, als hätte er keine Sklaven gehabt, die es für ihn getan hätten? Tja, jetzt liegt er in seinem Grab, und der Nil fließt immer noch.«

Und ich sagte zu ihm: »Am besten suchen Sie sich eine junge Frau, die Ihr Bett wärmt, und ja, Sie sind alt und Ihre Zähne sind schlecht, daran ist nicht zu rütteln, aber wie mein zweiter Herr, der Kadi, besitzen Sie viel Tuch und Gold und Perlen, und wie der Kadi könnten Sie sich eine hübsche Frau nehmen. Drei Frauen hatte er, der Kadi, alle so hübsch wie funkelnde Edelsteine, aber hat er Geld für sie ausgegeben? Knickerig war er, und was hat es ihm genützt? Mausetot, einfach so, hat alles hinterlassen, und jetzt streiten seine Söhne und Bastarde um jedes noch so kleine Ding.«

Lachend schickte er mich fort und sagte: »Komm jetzt, Halima, lass mich in Ruhe essen.«

Bwana Daudi mag es zufrieden gewesen sein, grundlos herumzuspazieren, aber wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich nach Sansibar zurückgekehrt und säße, weit weg von diesem Urwald und Schlamm, gemütlich in meinem eigenen Haus, hinter einer geschlossenen Tür, die alle für ein Wunderwerk halten würden. Ich habe oft zu ihm gesagt, dass ich nicht dafür geschaffen bin, durch Wildnis, Wälder und Sümpfe zu marschieren auf der Suche nach Flüssen, nein, wirklich nicht. Die ersten Jahre meines Lebens habe ich schließlich in einem der größten Paläste Sansibars verbracht, im Beit-El-Mtoni.

Bevor sie Sklavin des Liwali wurde, war meine Mutter Zafrene die Köchin einer der am meisten verhätschelten und verwöhnten Nichten des Sultans. Meine Mutter wurde des Diebstahls beschuldigt, zu ihrem Glück ungefähr zu der Zeit, als sie dem Liwali auffiel, und warum auch nicht, sie war Nubierin mit einer Haut wie gerösteter Kaffee, groß gewachsen und elegant mit Augen und Zähnen, die weißer waren als frische Milch. Der Liwali kaufte sie und mich vom Mann der Nichte des Sultans, und so wurden wir Sklavinnen in seinem Haushalt.

Die Frauen im Harem des Liwali behaupteten, dass meine Mutter Zafrene geschickte Finger hatte. Davon weiß ich nichts, und um die Wahrheit zu sagen, verabscheue ich nichts mehr als einen Dieb, wie dieser faule pagazi Chirango nur allzu gut weiß. Er hat geglaubt, er könnte Stoff von einem noch vollständigen Ballen und dazu noch Perlen stehlen, mir alles verkaufen und die Schuld auf mich schieben, aber ich habe ihm gezeigt, wie der Hase läuft.

Nach dem Tod des Liwali kam ich zum Kadi, der Richter im maālim war und in diesem Gericht diejenigen verurteilte, die sich nicht an die Worte des Propheten hielten, gesegnet sei Sein Name. Ich sage zwar, gesegnet sei der Name des Propheten, doch ich bin keine Mohammedanerin, aber wenn man unter Mohammedanern lebt, übernimmt man unwillkürlich ihre Gewohnheiten und Redensarten. Ich habe mich wirklich bemüht, mich damit anzufreunden; und vor dem Kadi heuchelte ich gewaltig, doch ich muss zugeben, auch wenn ich nach außen hin alles tat, was von mir gefordert wurde, und obendrein auf die ordnungsgemäße Weise, ich konnte mich nicht dafür begeistern. Es war einfach zu viel, alle diese salat und zakāt und hadith und Lehren und Regeln und was nicht noch alles.

Die habgierigen Söhne des Kadi verkauften mich an den arabischen Kaufmann, der mich von Sansibar nach Tabora im Landesinneren zerrte. Was für ein Leben das war; ich musste in einem niedrigen Lehmhaus wohnen, und in ganz Tabora gab es nicht eine einzige Tür, die diese Bezeichnung verdiente, nichts, wovor man stehen bleiben konnte, um es andächtig zu betrachten.

Wenn ich gut zu ihm wäre, ihn verpflegte und umsorgte und köstlich für ihn kochte, sagte mein arabischer Kaufmann, würde er mich zu seiner Hauptfrau machen, seiner horme, und wenn ich ihn nicht gut behandelte, müsste er mich nach Sansibar schicken, auf den Sklavenmarkt. Allein schon der Gedanke. Ich mochte eine Leibeigene sein, aber nie bin ich auf dem Sklavenmarkt verkauft worden, wo jeder mich berühren, mich stupsen kann, als wäre ich eine gewöhnliche mjakazi-Sklavin.

Einen habgierigeren Mann hat es nie gegeben, habgieriger sogar als die legitimen und illegitimen Söhne des Kadis, und das hatte ich nicht für möglich gehalten, denn sie hätten ihre Frauen und Kinder auf dem Markt verkauft, wenn sie damit durchgekommen wären, wirklich. Und wenn er ein Araber war, dann war mein Vater ein Elefant und meine Mutter eine Giraffe. Und gewaltig hässlich war er zudem. Ich weiß nicht, was ich getan habe, dass ich immer von hässlichen Männern umgeben bin. Na ja, da ist Susi, aber der hat Misozi, und ich war noch nie jemand, der wegen einer Tomatenpflanze in einem fremden Garten weint.

Während ich bei dem arabischen Kaufmann war, fiel ich Amoda ins Auge. Und Bwana Daudi hat mich für ihn gekauft. Mein Amoda hat zwei rechtmäßige Frauen auf Sansibar und zwei fast erwachsene Söhne und dazu noch drei kleine Mädchen, aber er hatte keine Frau für unterwegs, und bekanntermaßen verlangt es Männer unterwegs nach einer Frau. Der Bwana verhandelte hart, und der Araber wusste, dass er eine gute Geschichte erzählen konnte, wenn er seine bevorzugte Sklavin einem muzungu verkaufte. Den Arabern lag viel daran zu beweisen, dass die wazungu die Sklaverei nicht wirklich abschaffen wollten.

Tagein, tagaus piesackten die Weißen den Sultan mit Gesuchen, sagte mein arabischer Händler. Sie versprachen alles Mögliche, wenn der Sultan nur den Sklavenmarkt auf Sansibar schließen würde. Und wo sollen wir unsere Sklaven verkaufen, wenn der Markt schließt?, fragten mein Kaufmann und seine Freunde empört, während sie mein gutes Essen verschlangen. Sie haben genügend Sklaven, sagte mein Kaufmann, sie haben Schiffsladungen mit shenzi zu ihren Inseln in der Karibik und nach Amerika und wo auch immer hingeschickt, aber jetzt, wo sie genügend eigene Sklaven haben, wollen sie andere daran hindern, das...

Erscheint lt. Verlag 28.8.2019
Übersetzer Anette Grube
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Afrika • Afrikaforscher • afrikanische Kolonialgeschichte • afropolitisch • Anspruchsvolle Literatur • David Livingstone • Freiheit • Glaube • Missionar • Nilquellen • Postkolonial • Rassismus • Schwarz • Simbabwe • Sklave • Sklavenhandel
ISBN-10 3-10-491083-9 / 3104910839
ISBN-13 978-3-10-491083-3 / 9783104910833
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