Eine Samtpfote zum Verlieben (eBook)
336 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45287-5 (ISBN)
Melinda Metz wurde 1962 in San Jose, Kalifornien geboren und lebt zur Zeit in North Carolina. Sie ist Autorin mehrerer Kinder- und Jugendbuch-Serien wie beispielsweise »Gänsehaut«, »Buffy« oder »Fear Street«. Zusammen mit der Autorin Laura J. Burns entwickelte sie die Buchvorlage zu der erfolgreichen Fernsehserie »Roswell«. Nach »Eine Samtpfote zum Verlieben« und »Eine Samtpfote stiehlt Herzen« ist »Vier Pfoten für ein Happy End« der wunderbare Abschluss ihrer Trilogie um den kleptomanischen Kater MacGyver, der gerne Amor spielt.
Melinda Metz wurde 1962 in San Jose, Kalifornien geboren und lebt zur Zeit in North Carolina. Sie ist Autorin mehrerer Kinder- und Jugendbuch-Serien wie beispielsweise »Gänsehaut«, »Buffy« oder »Fear Street«. Zusammen mit der Autorin Laura J. Burns entwickelte sie die Buchvorlage zu der erfolgreichen Fernsehserie »Roswell«. Nach »Eine Samtpfote zum Verlieben« und »Eine Samtpfote stiehlt Herzen« ist »Vier Pfoten für ein Happy End« der wunderbare Abschluss ihrer Trilogie um den kleptomanischen Kater MacGyver, der gerne Amor spielt.
Kapitel 2
Okay, heute war also der zweite Tag von »Jamies Jahr«. Der Tag, an dem sie eingezogen war, zählte nicht, denn da war sie erst ziemlich spät angekommen. Würde er zählen, wäre heute bereits der dritte Tag – und das bedeutete, dass sie langsam in die Gänge kommen musste. Am zweiten Tag war es allerdings durchaus in Ordnung, dass sie noch keine Ahnung hatte, wie es weitergehen würde.
Jamie schnappte sich ihre Tasche. Sie wirkte zwar irgendwie altmodisch und großmütterlich, aber auf eine gute Art: mit Blumenstickerei, Weidengriff und genug Platz für das Notizbuch, in dem Jamie ihre Pläne notierte – oder besser gesagt: notieren wollte. Sie liebte ihren Laptop, aber wenn es um lebensverändernde Listen ging, bevorzugte sie Papier und Bleistift.
»Ich bin mal kurz raus, Mac. Aber verrate Marie nicht, dass ich ins Coffee Bean gehe.« Sie kraulte den kleinen Kater unterm Kinn. »Ich habe dir auch eine Überraschung dagelassen.« Jamie versteckte immer eine Kleinigkeit, wenn sie gehen musste, damit Mac nicht langweilig wurde.
Sie schaffte es aus der Tür, ohne dass Mac darauf zustürzte. Und dann schaffte sie es auch noch um die Ecke, ohne dass Marie sie fragte, wo sie hinwollte. Heute war ihr Glückstag! Sie beschloss, noch ein Weilchen durch den Storybook Court zu spazieren und sich die anderen Häuser anzusehen.
Das erste Haus entlang des Bürgersteigs sah aus wie das Haus einer Disney-Hexe: ein spitzes Dach, dazu passende Fenster und ein Türklopfer in Form einer großen schwarzen Spinne mit riesigen roten Glasaugen. Eine Frau trat aus dem Haus und hängte eine lange Zuckerstange auf eines der Spinnenbeine. Sie trug ein kurzes grünes Elfenkleid, und auch ihre schwarzen Haare erinnerten an eine Elfe. Sie waren kurz geschnitten, doch die Stirnfransen reichten bis zu den Augenbrauen. Als die Frau Jamie sah, winkte sie ihr zu und rief: »Ich liebe Weihnachten, Sie nicht auch?«
»Ähm, ja, schon«, erwiderte Jamie, auch wenn es eine seltsame Frage für Mitte September war.
»Ich beginne gerade mit dem Dekorieren.« Die Frau hängte eine weitere Zuckerstange an ein kleines Zitronenbäumchen auf ihrer Veranda.
Jamie fragte sich, wie alt sie wohl war. Schwer zu sagen.
»Ich habe auch schon mit dem Backen begonnen«, fuhr die Frau fort. »Wollen Sie reinkommen und einen Lebkuchenmann probieren?«
Jamie überlegte, ob sie womöglich in einen Kaninchenbau gefallen war. Sie hatte das Gefühl, in einer vollkommen anderen Welt gelandet zu sein.
»Keine Angst«, lächelte die Frau, die offensichtlich Jamies Unsicherheit spürte. »Ich weiß, dass es erst September ist. Aber ich finde Weihnachten so herrlich, dass ich es nicht nur ein oder zwei Monate lang feiern möchte. Ach, ich bin übrigens Ruby Shaffer. Wollen wir ›Du‹ sagen? Ich hab ganz vergessen, mich vorzustellen. Also, Lebkuchen? Er ist echt lecker!«
»Klar, gerne.« Jamie trat zu Ruby auf die Veranda und stellte sich ebenfalls vor. »Ich bin gerade erst eingezogen. Mein Haus ist gleich um die Ecke.«
»Das Haus neben Al und Marie«, vermutete Ruby, und Jamie nickte.
Aus der Nähe sah sie nun auch die grauen Strähnen in Rubys schwarzen Haaren und nahm an, dass sie knapp über fünfzig war.
»Sind die beiden nicht furchtbar lustig? Ich liebe sie«, fuhr Ruby fort. »Marie tut immer so, als wäre sie eine harte Nuss, aber in Wirklichkeit sorgt sie sich um alle, die ihren Weg kreuzen.«
Jamie trat ins Haus und wurde im nächsten Moment von einer Explosion aus Rot, Grün, Silber und Gold empfangen.
»Wie gesagt, ich habe gerade mit dem Dekorieren begonnen, daher das Chaos«, erklärte Ruby und führte sie den schmalen Weg zwischen aufgetürmten Lichterketten, Weihnachtsschmuck, Kränzen und einigen Dutzend ausgestopften Tieren in Weihnachtskostümen entlang.
»Begonnen?«, murmelte Jamie.
»Ich bin kein Messi oder so. Vom 15. Januar bis zum 15. September befindet sich der ganze Weihnachtsschmuck in einem Lagerraum«, erklärte Ruby. »Setz dich doch.« Sie deutete auf einen der Stühle am Küchentisch. Das einzig Weihnachtliche in diesem Zimmer war das Backblech, auf dem die rot und grün glasierten Lebkuchenmänner lagen. Ruby nahm es von der Arbeitsplatte und stellte es vor Jamie auf den Tisch.
»Eigentlich mag ich Lebkuchenmänner nicht besonders«, gestand Jamie. »Ich fühle mich dann immer wie ein Kannibale.«
»Beginne einfach mit dem Kopf, dann starrt er dich wenigstens nicht mehr an«, riet Ruby, nahm einen Lebkuchenmann und köpfte ihn mit einem einzigen Bissen. Jamie lachte und biss ebenfalls zu. Sie mochte diese seltsame Frau. Immerhin war Jamie auch ein wenig verrückt – sie versteckte es nur besser. Vor allem im Klassenzimmer.
»Also, bist du bereit für eine Frage?«, wollte Ruby wissen. »Es gibt da nämlich etwas, das ich alle Menschen frage, die mich interessieren. Es ist der einfachste Weg, sie besser kennenzulernen.«
»O-kay …«, antwortete Jamie. Was sollte sie auch sonst sagen?
»Wenn es einen Film über dein Leben geben würde – wie wäre dann der Filmtitel?«
»Das ist schwer zu sagen, weil ich das Ende noch nicht kenne«, erwiderte Jamie. »Ich weiß nicht, ob mein Film inspirierend, beängstigend oder witzig ist.«
»Das ist ein gutes Argument«, erklärte Ruby. »Tatsächlich habe ich diese Antwort noch nie bekommen.«
»Der Arbeitstitel wäre im Moment wohl ›Jamies Jahr‹«, platzte Jamie heraus. Ruby hatte etwas an sich, das ihr das Gefühl gab, offen sprechen zu können, ohne verurteilt zu werden.
»Warum das?« Ruby biss ihrem Lebkuchenmann ein Bein ab.
»Ich habe einfach eine sehr lange Zeit hinter mir, in der meine Entscheidungen von den Menschen beeinflusst wurden, mit denen ich zusammen war. Hauptsächlich von Männern natürlich. Doch dann wurde meine Mom krank, und ich traf sämtliche Entscheidungen mit Rücksicht auf sie, aber jetzt …« Jamie atmete zitternd ein.
»Aber jetzt beginnt ›Jamies Jahr‹«, half Ruby aus. »Sehr schön! Mein Film würde ›Meine unglaublichen, unwahren Abenteuer‹ heißen. Ich arbeite als Bühnenbildnerin und erschaffe künstliche Welten. Meine Fantasie ist dabei mein bester Freund, und mir wird einfach nie langweilig. In meinem Kopf erlebe ich ganz viele Abenteuer – und ein paar auch im echten Leben.«
»Dann würdest du also sagen, dass dein Beruf deine Leidenschaft ist?«, fragte Jamie.
»Ja, eine davon. Absolut«, erwiderte Ruby, ohne zu zögern. »Ich liebe es zu überlegen, was zum Beispiel eine bestimmte Filmfigur in ihrer obersten Nachttischschublade haben könnte. Und ich arbeite gerne als Teil eines Teams. Na ja, meistens jedenfalls. Es ist unglaublich toll, wenn alle – der Regisseur, die Schauspieler, die Kostümbilder und alle anderen – zusammenarbeiten, um etwas Unglaubliches zu erschaffen.«
Genau das will ich!, dachte Jamie. So soll es klingen, wenn ich jemandem von meinem Job erzähle!
»Was ist mit dir? Womit verdienst du deine Brötchen?« Ruby aß das zweite Bein ihres Lebkuchenmannes. »Gibt es eigentlich ein Wort für die Entfernung eines Beines? Entbeinung?« Sie schüttelte den Kopf. »Egal. Ich will mehr über dich erfahren!«
»Ich habe Geschichte unterrichtet. An der Highschool. Das habe ich geliebt. Die Kinder waren auch toll. Aber ich habe die Disziplin gehasst, die in der Schule notwendig ist, und die Tatsache, dass ich meinen Schülern bloß den Stoff beibringen sollte, den sie für ein paar standardisierte Tests beherrschen mussten. Und dann auch noch die Eltern! Die meisten waren unerträglich. Gib dem Kind eine Eins, und sie wollen wissen, warum es keine Eins plus bekommen hat. Und ein Kind, das eine Drei verdient hätte? Vergiss es! Eltern sind mittlerweile echt irre«, erklärte Jamie. »Ähm, hast du Kinder?«, fügte sie etwas verspätet hinzu.
»Nein. Ich habe vergessen, meinen Ex-Mann vor der Hochzeit zu fragen, ob er welche will. Ich ging einfach davon aus. Schön blöd! Als ich herausfand, dass er keine Kinder wollte, und wir uns schließlich trennten, war es zu spät für mich. Aber nicht für ihn. Sein älteres Kind ist mittlerweile sechs, sein jüngeres trägt noch Windeln.
Männer haben doch so viele Vorteile, müssen sie auch noch über einen unbegrenzten Vorrat an frischen Samenzellen verfügen?«
Ruby hatte all das in einem einzigen Atemzug gesagt, und nun holte sie tief Luft.
Sie spielt fair, dachte Jamie. Sie fragt nicht nur, sondern erzählt auch.
»Also, wenn du nicht mehr Geschichte unterrichtest, was machst du dann?«, fragte Ruby.
»›Jamies Jahr‹ wird von meinem Erbe finanziert«, erklärte Jamie. »Ich möchte herausfinden, was ich machen will.« Sie zog das Notizbuch aus ihrer Tasche. »Ich wollte gerade mal eine Runde brainstormen.«
Ruby erhob sich. »Na dann mal los! Ich will dir und deiner Inspiration nicht im Weg stehen. Wir können uns ein anderes Mal weiter unterhalten, es sei denn, du hältst mich bereits für die Verrückte vom Storybook Court.«
»Nein, bestimmt nicht. Das können wir gerne machen!«, erwiderte Jamie und steckte das Notizbuch wieder in ihre Tasche.
»Die ist ja toll!«, meinte Ruby mit einem Blick darauf.
Ja, Jamie mochte ihre seltsame neue Nachbarin auf jeden Fall!
Sie nahm sich vor, die restliche Nachbarschaft später zu erkunden – jetzt wollte sie sich endlich an die Arbeit machen. Sie verließ den Storybook Court, trat auf den Sunset Boulevard und hielt auch gleich wieder an, um ein Foto vom Gower Gulch...
Erscheint lt. Verlag | 27.3.2019 |
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Reihe/Serie | Die Samtpfoten-Serie | Die Samtpfoten-Serie |
Übersetzer | Sonja Rebernik-Heidegger |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | BoB • Bob, der Streuner • der Streuner • Geschenk • Geschenk beste Freundin • Geschenk Freundin • geschenk katzenbesitzer • geschenk katzenfreund • geschenk katzenliebhaber • Hollywood • Humor • humorvolle Bücher • humorvolle Liebesromane • Kater • Kater MacGyver • Katze • Katzenbuch • Katzen-Bücher • Katzengeschichte für Erwachsene • Katzen-Geschichten • Katzenliebhaber Geschenke • Katzen-Roman • Katzenromane für Erwachsene • Liebe • Liebesgeschichte • Liebeskummer • Liebesroman • Los Angeles • Selbstfindung • Simons Katze |
ISBN-10 | 3-426-45287-1 / 3426452871 |
ISBN-13 | 978-3-426-45287-5 / 9783426452875 |
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