Das Alte Ägypten (eBook)

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2019 | 5. Auflage
144 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-73174-7 (ISBN)
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Die Geschichte de Alten Ägypten erstreckt sich über nahezu vier Jahrtausende. Das hohe Alter und die lange Dauer dieser einzigartigen Kultur mit ihren Pharaonen, Pyramiden, Hieroglyphen und unzähligen Göttern haben schon in der Antike fasziniert. Hermann A. Schlögl beschreibt knapp, anschaulich und auf dem neuesten Forschungsstand die Geschichte des Nillandes von der prähistorischen Zeit bis zum Selbstmord der Königin Kleopatra, mit dem das Ende des pharaonischen Ägypten besiegelt wurde.
Das alte Ägypten hat seit der Antike durch seine monumentalen Bauten, durch Kunstwerke, eine unermessliche schriftliche Hinterlassenschaft und seine geheimnisvolle Religion fasziniert. Neben der Geschichte der Pharaonen beschreibt er auf anschauliche Weise auch Religion, Kultur und den Alltag im Nilland. So erhalten auch solche Personen Profil, die im Schatten der Mächtigen standen, über deren Lebensgeschichte wir aber dennoch erstaunlich genau Bescheid wissen.

Hermann Alexander Schlögl ist Professor em. für Ägyptologie an der Universität Fribourg und gehört zu den führenden Kennern der Amarnazeit. <br>(Stand: Mai 2012)

Cover 1
Titel 3
Zum Buch 2
Über den Autor 2
Impressum 4
Inhalt 5
I. Einführung und Grundlagen 7
1. Eine kleine Landeskunde Ägyptens 7
2. Der Stein von Rosette und die Schrift der Ägypter 9
3. Götter und Könige 13
4. Strukturen und Mentalität der ägyptischen Gesellschaft 18
II. Frühzeit und Altes Reich 21
1. Die Vorgeschichte und ihre Fundorte 21
2. Die Frühzeit: Grundlagen der Herrschaft 24
3. Staat aus dem Stein: Beginn der Pyramidenzeit 28
4. Die 4. Dynastie: Hochblüte in Architektur und Plastik 31
5. Die Sonnenkönige der 5. Dynastie 36
6. Der Zusammenbruch des Staates: Sturz aus der Geborgenheit 40
7. Die literarische Antwort 44
III. Das Mittlere Reich 45
1. Neubeginn und Regeneration des Staates 45
2. Die Residenz von Itj-taui 48
3. Sesostris I. und die innere Stabilität 49
4. Ausdehnung von Handel und Verkehr 52
5. Die Erschließung des Fajum 53
6. Höhepunkte in der bildenden Kunst: Sesostris III. und Amenemhat III. 55
7. Niedergang und Fremdherrschaft: Unterdrückung durch die «Hyksos» 59
IV. Das Neue Reich: Die glorreiche 18. Dynastie 61
1. Befreiung durch Ahmose 61
2. Der kulturelle Aufschwung unter Amenophis I. 63
3. Aufstieg zum Großreich 65
4. Der Athlet und der Pragmatiker: Amenophis II. und Thutmosis IV. 75
5. Amenophis III. und das Kolossale 79
6. Die Götterdämmerung unter Amenophis IV.-Echnaton 82
7. Ausklang einer Epoche 88
V. Die Ramessidenzeit 96
1. Die Erneuerung der Schöpfung 96
2. Ramses II. und die Kunst der Diplomatie 98
3. Von König Merenptah zu König Sethnacht 105
4. Ramses III., ein bedeutender Herrscher 109
5. Die Arbeitersiedlung von Deir el-Medineh 111
6. Der Niedergang Ägyptens 115
VI. Die Spätzeit 122
1. Libysche Könige aus Bubastis 122
2. Fremde Herren auf dem Pharaonenthron 125
3. Die Renaissance in der 26. Dynastie 128
4. Persische und griechische Herrscher im Nilland 132
5. Ägypten wird römische Provinz 137
Dynastien und Könige 141
Weiterführende Literatur 143
Karte 1: Unter- und Mittelägypten mit östlicher Umwelt 145
Karte 2: Oberägypten und Nubien 146

II. Frühzeit und Altes Reich


1. Die Vorgeschichte und ihre Fundorte


Im Jahre 1928 entdeckte der österreichische Ägyptologe Hermann Junker (1877–1962) auf seiner Westdelta-Expedition bei dem Ort Merimde-Beni Salame eine groß angelegte vorgeschichtliche Siedlung. Die Überreste der dörflichen Gemeinschaft aus dem Neolithikum (Jungsteinzeit), die zu Tage kamen und die zeitlich bis in die zweite Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. zurückreichen, pflegt man heute nach dem Fundort als Merimdekultur zu bezeichnen. Die Menschen, teils Jäger, Fischer und Sammler, teils bereits sesshafte Bauern, hatten sich Häuser aus Rohrgeflecht gebaut. Es fanden sich noch Abdrücke von Mattenflechtwerk und Löcher, in denen Pfosten befestigt waren, außerdem Keramik und Feuersteinwerkzeuge. Auch Vorratskammern für Lebensmittel konnten festgestellt werden, dazu Reste von Kornspeichern, in denen sich Getreide nachweisen ließ. Bei einer späteren Grabung (im Jahre 1982) kam in Merimde ein gelb bemalter, männlicher Idolkopf aus Terrakotta zu Tage (heute im Museum Kairo). Diese Plastik aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. ist die früheste Darstellung eines Menschen auf dem afrikanischen Kontinent überhaupt.

Ende des 19. Jahrhunderts hat der englische Archäologe Sir Flinders Petrie (1853–1942) bei dem Ort Negade, 27 km nördlich der Stadt Luxor, einen großen vorgeschichtlichen Friedhof entdeckt. Der Fundort hat seither der ganzen oberägyptischen Kulturentwicklung seinen Namen gegeben. Das Material ließ zwei aufeinanderfolgende Schichten erkennen, die Petrie als Negade I (4000–3500 v. Chr.) und NegadeII (3500–3200 v. Chr.) bezeichnete. Später kam noch als eine weitere Stufe NegadeIII (3200–3150 v. Chr.) hinzu. Bei dem kleinen Ort Badari in Mittelägypten fand man Reste der Negadekultur, aber darüber hinaus Gräber, deren Keramik, rotpolierte Ware mit schwarz geschmauchtem Rand, sich zeitlich deutlich vor die Negade-I-Epoche einreiht. Auch Kupferperlen und Gegenstände aus Elfenbein gehörten zu den archäologischen Entdeckungen dieser Nekropole. Man spricht von der Badarikultur, die anscheinend bruchlos und homogen um 4000 v. Chr. in die Negade-I-Zeit überging. Die oberägyptische Bevölkerung dieser Epoche bestand vorwiegend aus nomadisierenden Hirten und Viehzüchtern, die keinen festen Wohnsitz hatten und nur für ihre Toten einen siedlungsähnlichen Bestattungsplatz anlegten. Typisch für Negade I ist die rotbraun polierte Keramik mit gelbweißer Bemalung. Die Darstellungen zeigen die Auseinandersetzung der Menschen mit ihrer Umwelt: Zwischen stilisierten Bergen erscheint die Sonne, durch Wasserlinien ist der Nil gekennzeichnet, und eine reiche Tierwelt wird in knappen Strichen skizziert. Daneben treten auch tierförmige Gefäße auf sowie geometrisch geformte Schminkpaletten aus Schiefer zum Anreiben von Augenschminke. Besonders bemerkenswert sind rundplastische Figuren etwa von tanzenden Frauen, deren Körper in einfachen klaren Linien wiedergegeben sind, oder von bärtigen Männern, deren Leiber teilweise ohne Extremitäten nur in Umrissen erscheinen. Woher die Wende zur Negade-II-Zeit kam, ist nicht auszumachen. Wahrscheinlich sind Einflüsse aus Vorderasien dafür verantwortlich. Die neue Kultur überlagerte nicht nur das Gebiet der Negade I, sondern dehnte sich räumlich bedeutend weiter aus, wie Friedhöfe im nördlichen Oberägypten bei Gerzeh und Abusir el-Meleq, im Fajum bei Harageh und Sedment oder im östlichen Delta bei Minshat Abu Omar und Tell Ibrahim Awad demonstrieren. Es scheint damit eine gewisse kulturelle und zivilisatorische Einheit des Landes erreicht worden zu sein. Die Keramik, in der Wellenhenkelgefäße prominent hervortreten, weist einen beigefarbenen Grundton mit rotbrauner Bemalung auf. Da Motive von kriegerischen Handlungen oder Kämpfen fehlten, darf man davon ausgehen, dass die Entwicklung der neuen Epoche wohl friedlich verlaufen ist. Es treten jetzt erstmals Schiffsdarstellungen auf. Figürliche Arbeiten in Ton und Stein beweisen ebenso wie der Umgang mit Metallen handwerkliche Meisterschaft und eine vollendete Beherrschung des Materials. Die Schminkpaletten bekamen oft Tierformen in Gestalt von stilisierten Schildkröten, Fischen, Elefanten, Vögeln oder Nilpferden. Als Schlussphase der vorgeschichtlichen Entwicklung steht die kurze Zeit, die man NegadeIII nennt. Die bemalte Gefäßherstellung gab man nun vollständig auf. Dagegen blühte eine phantasievolle und formenreiche Steingefäß-Produktion, wobei die Gefäßkörper ein strengeres und schlankeres Aussehen erhielten. Jetzt lassen sich erste Versuche nachweisen, die Namen von Häuptlingen (die Bezeichnung König ist vielleicht noch nicht angebracht) schriftlich festzuhalten. Diese Namen waren vor allem mit Tiernamen wie Fisch, Elefant, Stier, Storch oder Canide gebildet. In dieser Indentifikation drückt sich die von den Menschen der Frühzeit empfundene göttliche Überlegenheit des Tieres durch Kraft, Schnelligkeit und die Fähigkeit, in anderen Elementen leben zu können, aus. Bei den rundplastischen Arbeiten von menschlichen Figuren treten in Aufbau und Ausführung jetzt alle Merkmale der kommenden «pharaonischen Kunst» hervor. Um 3150 v. Chr. wird eine der frühen Königsgestalten Ägyptens, Skorpion I., fassbar. Sein Grab in Abydos, das aus 12 Kammern bestand, enthielt an Grabbeigaben unter anderem kleine Anhängertäfelchen aus Knochen oder Elfenbein mit Inschriften, die zu den ältesten Schriftzeugnissen Ägyptens gehören.

2. Die Frühzeit. Grundlagen der Herrschaft


Man bezeichnet die Jahre von 3150 v. Chr. bis etwa 3000 v. Chr. als protodynastische Zeit oder – auf die Herrscher bezogen – als Dynastie Null. Von den etwa zehn Königen dieser Epoche ist vor allem der letzte prominent: König Narmer. Er hat die Vereinigung der beiden Landeshälften Ober- und Unterägypten nach einem langsamen Prozess der Annäherung und Eroberung abgeschlossen. Wichtigste Residenz des Königs war Hierakonpolis (ägyptisch Nechen), nördlich von Edfu in Oberägypten gelegen. Dort befand sich auch der bedeutende Tempel des Himmelsgottes Horus, als dessen Inkarnation auf Erden der König galt. Der Gottesname «Horus» war Titel des Herrschers. So erscheint bei der Nennung des Königsnamens in der Schrift eine Palastfassade, auf der der Horusfalke hockt. In die Fassade eingeschrieben ist der Name des Königs. Die berühmte Prunkschminkpalette des Königs Horus Narmer (Museum Kairo), die 1897 in Hierakonpolis gefunden wurde, gilt als Denkmal des königlichen Sieges über Unterägypten. Dargestellt ist der König mit oberägyptischer Krone, der mit einer Keule ausholt, um einen vor ihm zusammengesunkenen Feind niederzustrecken. Dieses Bild des «Niederschlagens der Feinde» wurde später zu einem Symbol des siegreichen Königtums überhaupt und fand bis in die Spätzeit hinein Verwendung. Mit Narmer schloss die Reihe der vorgeschichtlichen Könige, die den ersten Territorialstaat in der Geschichte der Menschheit aufgebaut hatten.

Die Königsliste König Sethos’ I. (1290–1279 v. Chr.), die heute noch in seinem Tempel von Abydos steht, nennt als ersten geschichtlichen König Ägyptens Meni (griech. Menes), den auch Manetho an den Beginn seiner ägyptischen Geschichte gestellt hat. Durch ein Prinzensiegel wissen wir, dass er der Sohn von König Narmer war. Er nahm den Thronnamen Horus Aha (=Horus der Kämpfer) an und begründete die erste Dynastie. Die offiziellen Listen aber tradieren ihn mit seinem Geburtsnamen Meni.

Seine neue Festung und Residenz gründete Horus Aha (2982–2950 v. Chr.) an der Nahtstelle zwischen Ober- und Unterägypten, wo sich später die Stadt Memphis ausdehnte. Unweit davon, auf einem Wüstenplateau bei Sakkara, errichtete er für sich einen großen Grabbau in einer rechteckigen Form, was wir heute als Mastaba (arabisch=Bank) bezeichnen. Es wurden aus dem Felsen fünf Kammern herausgehauen, die von einem 5 m hohen Kubus aus Nilschlammziegeln überbaut und mit einer Holzdecke überdacht wurden. Die vier Außenmauern waren wie eine Palastfassade in Vor- und Rücksprünge gegliedert, vor denen eine Reihe von aus Ton modellierten Stierköpfen mit echten Hörnern stand. Nach Norden hin schlossen sich eine Totenkultanlage und eine Grube für ein Schiff an, welches dem König im Jenseits zur Verfügung stehen sollte. Diese Grabanlage eröffnete die große und gewaltige Nekropole von Sakkara. Aber auch in Abydos baute Horus Aha ein bedeutendes Grab...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2019
Reihe/Serie Beck'sche Reihe
Beck'sche Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Vor- und Frühgeschichte / Antike
Geisteswissenschaften Archäologie
Geschichte Allgemeine Geschichte Vor- und Frühgeschichte
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Altes Ägypten • Antike • Architektur • Dynastie • Frühgeschichte • Geschichte • Gesellschaft • Gräber • Hieroglyphen • Kleopatra • Kulturgeschichte • Kunst • Literatur • Religion
ISBN-10 3-406-73174-0 / 3406731740
ISBN-13 978-3-406-73174-7 / 9783406731747
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