Ich bin dann mal Ex! (eBook)

Storys einer Heldin von heute

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019
Goldmann Verlag
978-3-641-23657-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich bin dann mal Ex! - Bärbel Stolz
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Heute muss eine Frau die unterschiedlichsten Rollen spielen: Mutter, Hausfrau, emanzipiert, aber bitte sexy, Karrierefrau, Geliebte und auch noch beste Freundin - ein Ding der Unmöglichkeit! Doch plötzlich tauchen immer mehr Frauen auf dem Spielplatz auf, die total entspannt sind. Warum? 'Ich habe mich getrennt', lautet die Zauberformel. Mit viel Witz und Ehrlichkeit erzählt Bärbel Stolz von den höchst absurden Selbsterkenntnissen der Single 2.0-Phase und 'womansplaint' auf höchst unterhaltsame Weise, wie frau sich ihr Leben zurückerobert.

Bärbel Stolz, geboren 1977, ist eine bekannte Schauspielerin und Bestsellerautorin. 2016 hat sie mit ihrer Figur der 'Prenzlschwäbin' auf humorvolle Weise mit schwäbischen, deutschen und großstädtischen Vorurteilen aufgeräumt und mit ihren YouTube-Videos und Live-Auftritten viele Menschen im ganzen Land begeistert.

Superpower

Männer nerven!

Bist du eine Frau? Dann erzähle ich dir damit nichts Neues.

Bist du ein Mann? Dann musst du jetzt ausnahmsweise mal ein bisschen stark sein und durchhalten. Das wird dir bestimmt nicht schaden, bei deinen ganzen Schwierigkeiten mit der Rolle des Mannes in der zeitgenössischen Gesellschaft.

Außerdem – wenn du als Mann dieses Buch liest, bist du ja sowieso ein aufgeklärter, selbstironischer Typ, und es ist natürlich fies von mir, dich hier so pauschal mit abzustempeln. Aber du hast bestimmt genug Humor, das richtig zu verstehen.

Wenn du als Frau deinem Mann was über Beziehung erklärst, glaubt er dir nicht. Nur wenn es ihm ein anderer Mann erzählt, scheint es ihm valide. Oder wenn es auf Facebook (oder Twitter) gestanden hat.

Die Voraussetzungen sind ja gleich: Mann und Frau haben beide zwei Arme und zwei Beine, einen Kopf und Augen darin. Aber was sie damit anstellen, ist komplett unterschiedlich. Zumindest, wenn man eine Familie hat.

Als Studentin und eigentlich die längste Zeit meines mehr oder weniger erwachsenen Lebens habe ich auch noch vor mich hin gelebt, wie ich wollte. Ob was Essbares im Kühlschrank ist – nicht so wichtig. Aufräumen in der Küche oder im Schlafzimmer – dafür lasse ich doch keine Vergnügung sausen. Steuererklärung pünktlich abgeben – hä? Knirscht der Boden beim Drüberlaufen – ziehe ich eben Schuhe an, dann bleiben die Krümel nicht in den Socken hängen. Ordnung ist nicht meine Stärke, meine geheime Superpower ist locker bleiben, spontan sein, Spaß haben!

Hach. Herrliche Zeiten. Lange, herrliche Zeiten. Mit achtzehn dachte ich, dass ich spätestens mit fünfundzwanzig heiraten und Kinder kriegen würde. Fünfundzwanzig schien so alt. Tatsächlich war ich aber mit einem Vierteljahrhundert nicht plötzlich weise und gesetzt, sondern genauso wie als Teenager, und das Leben ging lustig weiter. Den Plan von Familie, mich niederlassen und ankommen, verschob ich einfach weiter nach hinten. Ich wollte mich beruflich ausprobieren, machte viele freie Theaterprojekte und obskure Kurzfilme für wenig oder gar kein Geld, weil ich Lust hatte und weil es schlichtweg nichts anderes zu tun gab. Eines Tages würde ich schon genug Geld verdienen mit tollen Rollen, die mich herausfordern und meinen Horizont erweitern, mit Büchern, die ich schreiben wollte, wenn ich dann mal erwachsen wäre. Ich habe gern allein oder in WGs gewohnt, jedenfalls nicht mit meinen damaligen Geliebten. Ich war auf Partys, diskutierte mit Freunden oder Fremden nächtelang das Weltgeschehen, erfand die Formel für dauerhaften Weltfrieden und schaffte es manchmal doch nicht bis zum Club, weil ich mit der besten Freundin beim Schminken Sekt trank und quatschte, bis wir auf dem Sofa einschliefen. Anstrengende Beziehungsgespräche waren mir zu anstrengend. Dafür gab es zu viele andere Männer, die auch lustig und sexy waren, wenn auch manchmal nur für ein paar Stunden. Meine Frauenärztin war die Erste, die mich freundlich daran erinnerte, dass wir uns zwar lange jung fühlen, der Biologie aber nicht zu entkommen ist. Ob ich denn keine Familie wolle? Doch, klar. Wollte ich. Aber das bricht man doch nicht übers Knie. Dafür musste ich erst mal meinen absoluten Traummann treffen. Und der Weg zu ihm war bunt und lustig.

Aber dann! Dann begegne ich tatsächlich meinem Traummann. Er ist klug, witzig und sexy, leidenschaftlich, humorvoll und großzügig.

Und was mir besonders gefällt: Bei ihm ist es so aufgeräumt, viel aufgeräumter als bei mir! Er hat immer tolle Sachen im Kühlschrank und kocht mir was Leckeres daraus. Wenn ich nichts zum Anziehen mitgenommen habe, gibt er mir ein frisches Hemd. Es ist gebügelt und riecht gut. Verliebt sieht er über meinen Krimskrams hinweg, der mir aus den Taschen purzelt und sich in seiner Wohnung verteilt. Diesen Mann will ich behalten. Mit ihm will ich bis ans Ende meiner Tage zusammenleben. Es wird der Himmel auf Erden!

Er will zum Glück auch. Also ziehen wir zusammen. Ich lasse meine niedlichen Kerzenständer und bemalten Steine und Blumenlichterketten in einer Kiste, denn er mag es lieber minimalistisch. Gefällt mir ja auch, irgendwie. Nur wo ich die Kiste hinpacken soll, weiß ich nicht. »Der Keller ist total voll. Ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht genau, was da alles drin ist. Muss ich mal ausmisten«, sagt er.

Ich schiebe die Türen des großen Einbauschranks auseinander. Und stutze. Wo ist denn der Minimalismus hin? Im Schrank war wohl kein Platz mehr für ihn. So kann man es auch machen, damit es ordentlich aussieht – einfach alles in den Schrank stopfen, Tür zu und hoffen, dass sie zu bleibt. Michael muss das schon einige Jahre praktizieren, denn der Schrank ist so voll wie die U-Bahn in Tokio zur Rushhour, wenn in dieser U-Bahn auch noch der halbe Flohmarkt vom Mauerpark mitfahren würde. Ich schiebe und stopfe, aber es ist nichts zu machen. Bevor ich das komplexe Kräfteverhältnis des in jahrelanger Stopfarbeit aufgetürmten Hausrats durcheinanderbringe und unter einer Lawine aus alten Barttrimmern, ISDN-Modems und unbenutzten Sportgeräten erschlagen werde, gebe ich auf.

Er nickt zerknirscht. »Uh, stimmt, da müsste ich dringend mal Ordnung machen. Habe ich schon ewig vor.«

Ich bin verliebt und finde das süß. Meine Krimskramskiste stelle ich kurzerhand zu meiner Freundin Mara auf den Flohmarkt. Alles für einen Euro. Ich bin ein bisschen gerührt. Über die Freude, die jemand an meiner alten Glitzerlampe hat. Und über mich, die sich so einfach davon trennt. Ein bisschen dekoriere ich unsere gemeinsame Wohnung aber doch. Ein paar bunte Kissen auf dem Sofa, das gefällt ihm auch, sagt er. Das ist doch ein schöner Kompromiss in unserer erwachsenen Beziehung. Wir sind uns so einig. Plötzlich fällt uns auf: Wenn wir beide Kinder machen, werden das vermutlich die großartigsten Menschen, die die Welt je erlebt hat. Das dürfen wir der Menschheit nicht vorenthalten. Begeistert machen wir uns ans Werk. Erfolgreich.

In der Schwangerschaft lassen die Hormone oder irgendwas mich häuslicher werden, ich koche und backe plötzlich und finde alles Mögliche niedlich und kuschelig und heimelig und möchte unsere Wohnung damit vollstellen. Nestbautrieb nennt mein Mann das. Wir haben inzwischen geheiratet. Deswegen räume ich irgendwann sogar die Küchenschränke aus. Hier hat mein Ehemann offenbar ein ähnliches Ordnungskonzept verfolgt wie beim Einbauschrank. Amüsiert werfe ich Asia-Nudel-Päckchen weg, die vor fünf Jahren abgelaufen sind, und wische tote Tierchen aus den Ecken der Schubladen. Natürlich mache ich etwas mehr im Haushalt als er, ich bringe sogar seine Hemden in die Reinigung, weil ich als schwangere, freiberufliche Schauspielerin doch auch mehr Zeit habe als er. Aber immerhin – er kocht immer noch für mich. Selbstverständlich räume ich danach auf, alles andere wäre ja unfair. Mein Mann kocht spektakulär, aber man merkt trotzdem, dass ich viel mehr Zeit in der Küche verbringe als er. Ich weiß immer, wo die Käsereibe ist, denke schon beim Kochen daran, wie die Küche hinterher aussehen wird, und betreibe nebenher ständig Schadensbegrenzung. Ich schmeiße die Zwiebelschalen in den Müll, während die Soße reduziert, wische die Arbeitsplatte ab und stelle die Butter zurück in den Kühlschrank. Wenn die Bolognese auf den Tisch kommt, ist die Küche sauber. Er macht das anders. Wenn er nach dreieinhalb Stunden hingebungsvollen Rührens und Abschmeckens gegen halb elf abends seine Bolognese aus Lammschulter, Rinderbeinscheiben und handgezupftem Schweinenacken serviert, sieht die Küche aus, als hätte dort ein stark sehbehinderter Aktionskünstler auf Speed gewütet. Und als Aktionskunst sieht er das natürlich auch. Er lässt das alles stehen und liegen, voller Stolz als Zeugnis und Denkmal seines Werkes, welches den flüchtigen Moment eines köstlichen Essens überdauert und seinem Schöpfer zur Ehre gereicht, bis sich alles gut festgebacken hat und der krönende Abschluss meines Abends am Spülbecken stattfindet. In Villabajo wird währenddessen schon gefeiert. Ich wollte immer sein wie die in Villabajo. Effektive Organisation, damit mehr Zeit zum Feiern ist. Die lassen nichts antrocknen und Häutchen bilden, und die schalten auch bestimmt nicht die Spülmaschine mit vier Weingläsern drin ein, während sich darüber das blanke Grausen stapelt.

»Die kriegen einen milchigen Schleier, wenn man die nicht separat spült! Und es war die zweite Spülmaschinenladung des Abends«, soll ich Sie wissen lassen. Mein Mann macht sich große Sorgen, dass er hier falsch dargestellt wird – völlig zu Recht natürlich. Aber es ist ja schließlich mein Buch, oder?

Trotzdem genieße ich die Zeit der Schwangerschaft. Ich arbeite weniger – als Schauspielerin praktisch zwangsläufig, denn mit dem Bauch bin ich schwer für was anderes als eine Schwangere zu besetzen. Und die kleine Rolle im Kinofilm fällt flach, weil es fies wäre, wenn eine schwangere Stewardess abstürzt. Schreiben funktioniert noch, aber langes Sitzen ist nicht gut für meine neue Körperform. Dafür unternehmen wir viel zu zweit. Wir gehen ins Kino und auf Konzerte, wir verreisen noch mal zusammen, ich esse alles, was ich möchte, werde rund wie eine Robbe, und er liebt mich immer noch.

Das erste Kind ist da! Das Leben ist durcheinander. Aber das macht nichts. Erst mal. Wir sind beide übermüdet, vollgekotzt und ungewaschen. Wir bestellen öfter mal Essen vom Lieferdienst und schlafen ein, ehe er klingelt. Immerhin schaffe ich es meistens, die Waschmaschine anzustellen, ehe wir alle nur noch nackt rumlaufen können. Wir kaufen einen Wäschetrockner und amüsieren uns darüber, dass wir jetzt auch so ein Spießerteil haben. Aber ich muss...

Erscheint lt. Verlag 15.4.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Alter • Älterwerden • Berlin • eBooks • Frau • Großstadt • Humor • Lebensmitte • lustig • lustige • Muttertagsgeschenk • Neue Liebe • Prenzlschwäbin • Single
ISBN-10 3-641-23657-6 / 3641236576
ISBN-13 978-3-641-23657-1 / 9783641236571
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die lustigsten Patientengeschichten. Das Buch zum Podcast. Von …

von Ralf Podszus

eBook Download (2022)
riva (Verlag)
12,99