Der Löwe büllt (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
320 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490594-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Löwe büllt -  Tommy Jaud
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Der aktuelle SPIEGEL-Bestseller von Tommy Jaud. Für alle, die Humor und Urlaub mögen. Kein Mann kann vor seinen Problemen fliehen - zumindest nicht mit seiner Mutter. Es läuft nicht gut für Nico Schnös, 47, den überforderten Controller mit der kaputten Brille. Warum gibt ihm seine Mutter seit dem Tod des Vaters täglich durch, was sie kocht und wie sie putzt? Was genau treibt Nicos Frau in dieser seltsamen Kuschelsekte, und warum flüchtet im Großraumbüro sogar der Saugroboter vor ihm? Als er bei einem Wutanfall eine Kaffeetasse auf den Finanzvorstand wirft, schickt sein Chef ihn in den Zwangsurlaub: Entweder Nico kommt entspannt zurück, oder er ist seinen Job los. Der kanarische Ferienclub ist paradiesisch schön - doch sämtliche Entspannungsversuche gehen nach hinten los. Vielleicht hätte Nico nicht ausgerechnet seine hyperaktive Mutter mitnehmen sollen: »Eine Zimmerkarte reicht, mein Sohn und ich machen eh alles zusammen!« Bald schon ahnt Nico: Paradies und Hölle können sehr nah beieinander liegen. Der Roman für alle, die schon mal mit ihren Eltern im Urlaub waren.

Tommy Jaud ist ein deutscher Schriftsteller, Satiriker und Drehbuchautor. Bereits mit seinem ersten Roman »Vollidiot« landete Jaud 2004 auf Platz 1 der Bestsellerlisten. 2006 setzte sich »Resturlaub«, ein »Hammer von Gegenwartsroman« (DER SPIEGEL) an die Spitze der Liste. Die Kino-Adaptionen beider Bücher lockten fast zwei Millionen Zuschauer an. Jauds Drehbuch für die TV-Komödie »Zwei Weihnachtsmänner« wurde 2009 mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Es folgten das Vollidiot-Romansequel »Millionär« und die Reisekomödie »Hummeldumm«, der Jahresbestseller 2010. Zwei Jahre später veröffentlichte Jaud mit »Überman« den letzten Teil seiner Simon-Peters-Reihe, 2016 die Ratgeber-Parodie »Einen Scheiß muss ich: Das Manifest gegen das schlechte Gewissen«. 2019 wurde sein Bestseller »Der Löwe büllt« zur perfekten Ferienlektüre. Auch 2022 kam Jaud seinem Unterhaltungsauftrag nach mit Alltagsstorys für unsere Zeit, »Komm zu nix - Nix erledigt und trotzdem fertig«. Das kam so gut an, dass er 2023 mit Geschichten gegen die Planeritis nachlegte, »Man müsste mal - Nichts gemacht und trotzdem happy«, und 2024 auf deutschlandweite Gute-Laune-Tour ging. Derzeit tüftelt Tommy Jaud am Drehbuch von »Hummeldumm« und weiteren Projekten. Der gebürtige Franke pendelt je nach Laune zwischen den beiden Bierstädten Köln und Bamberg.

Über spontanen Urlaub und merkwürdige Mitreisende hat Tommy Jaud schon zwei Bestseller-Romane geschrieben: Nach ›Resturlaub‹ und ›Hummeldumm‹ ist ›Der Löwe büllt‹ die perfekte Ferienlektüre für alle, die schon mal mit ihren Eltern verreist sind – und für Leute, die sich auch ständig fragen, warum sie sich nicht entspannen können. Der gebürtige Franke Tommy Jaud lebt und arbeitet noch immer freiwillig in Köln. Wenn er gerade mal keinen Roman schreibt, fährt er Mountain Bike mit seiner Frau, meditiert sich Köln schön oder verliert im Tennis gegen seinen Lektor. In einen Ferienclub traut er sich vorerst nicht mehr.

Die perfekte Urlaubslektüre für alle, die manchmal von ihren Mitreisenden genervt sind.

die perfekte Lektüre für alle, die schon mal mit ihren Eltern im Urlaub waren

ein tolles Urlaubslesevergnügen

ein Roman, der in jeden Ferienkoffer gehört, wenn man lachen und entspannen will

Strandlektüre vom Allerfeinsten

Der Autor schärft auf sehr unterhaltsame Weise den Blick für versteckte Komik und absurde Situationen im Job-Alltag und im Urlaub.

Ein heiteres Buch, das Lesefreude garantiert.

sehr lustig und oft überraschend tiefsinnig

3


Und da steh ich nun am Fenster im Haus meiner Eltern, schaue raus in die Einfahrt und fühle mich wieder wie der kleine Junge, der auf seinen Papa wartet, wenn er von der Arbeit kommt in seinem hellen Anzug und mit dem braunen Aktenkoffer.

Wo zum Teufel ist die Zeit hin? Ist das alles jetzt wirklich schon vierzig Jahre her? Gab’s nicht eben noch Abendbrot mit Schinken, Käse und Gürkchen und danach Kimba, der weiße Löwe im Fernsehen?

Eben noch.

So fühlt sich’s an. Tatsache ist, dass ich 47 bin und nicht auf meinen Vater warte, sondern auf den Pfarrer. Meine Mutter ist noch immer völlig durch den Wind, und wenn sie gerade mal keinen Beileidsanruf annimmt, dann wirbelt sie durchs Haus wie ein aufgescheuchtes Huhn. Ein Telefonanruf nach dem anderen und jedem muss sie die gleiche Geschichte mit der Waschanlage erzählen und dass er noch leben würde, wenn sie ihn nicht dorthin geschickt hätte, und dass sogar die Polizei an der Waschanlage war und bei ihr auch, aber einmal die Woche müsse man doch das Haus durchsaugen und das wäre doch angenehmer für beide, wenn er dann nicht im Weg steht.

Und natürlich versichern meiner armen Mutter alle, dass das, was da in der Waschanlage passiert ist, nicht ihre Schuld sei. Doch meine Mutter hadert. Mit sich, dem Schicksal und dem Staubsauger, vor einer Woche erst habe sie überlegt, einen leiseren zu kaufen ohne Kabel und dann …

»Selbst wenn«, tröste ich meine Mutter, »es holt ja unseren Georg nicht zurück!«

Mir selbst geht es den Umständen entsprechend gut. Mia unterstützt mich am Telefon und einmal war sie auch hier, aber da fühlte sie sich fehl am Platze, und irgendwie war es auch so: Sterben ist Privatsache. Seit zwei Tagen schlafe ich nun schon wieder in meinem alten Kinderzimmer, spiele neue Firmware auf den Router meiner Mutter oder schmiere Brote mit Schinken, Käse und Gürkchen. Das Kim-Wilde-Poster hängt noch immer, ein seltsames Gefühl beim Aufwachen.

Meine Mutter schläft so gut wie gar nicht. Wenn ich in die Essecke komme, sitzt sie immer schon da mit einem Glas Tee und ohne Licht und schaut mich vorwurfsvoll an.

»Dass du schlafen kannst, Nico!«

»Ja, dann trink halt mal einen Wein mit!«

»Um die Zeit?«

»Ich meine natürlich, am Abend.«

»Also, um die Zeit schon Wein, das wär ja Wahnsinn!«

Irgendwie reden wir aneinander vorbei, und so richtig helfen kann ich meiner Mutter nicht, merke ich. Ich bin einfach nur bei ihr, versuche, sie zum Essen zu überreden, und fahre mit ihr zu den Terminen, die so anstehen.

Es sind eine Menge Termine. Wenn mein Papa gewusst hätte, was so eine Beerdigung für ein Gehampel ist, dann hätte er sicher noch ein paar Jahre drauf gelegt. Das Organisatorische hat ohnehin Bestatter Uli in die Hand genommen. Uli, ausgerechnet Uli, mit dem ich zusammen auf der Schule war, und dann seh ich ihn jetzt wieder, doch statt ein Bier zu trinken und über die alten Schulzeiten zu quatschen, suchen wir wie in Trance einen Pappelsarg mit Kordelmotiv aus und eine biologisch abbaubare Urne. Uli tröstet meine Mutter und mich, und er macht es gut, es ist ja sein tägliches Geschäft, und sterben müsse schließlich jeder, sonst wäre ja irgendwann die Schlange vor der Achterbahn zu lang. Da hat er recht.

Sonst macht Uli noch in Immobilien. Also, falls mit dem Haus was anstehen sollte – einfach melden. Oder wenn ich mal wieder eine Party mache in Pulheim, DJ sei er nämlich auch. Wohnen, Feiern, Sterben – sicherer kann man beruflich eigentlich nicht fahren. Bei der Todesanzeige tue ich mich schwer, Uli schickt mir Vorlagen als pdf, sie tauchen in meinem Maileingang zwischen einer Netflix-Serienankündigung und dem Newsletter des Kölner Weinkellers auf: Netflix hat die Serie »Wer zuletzt kocht …« hinzugefügt und das Frühlingswein-Angebot mit sechs Flaschen zum Preis von fünf gilt nur noch bis Montag.

Soso. Na dann.

Und wieder klingelt das Telefon, doch dieses Mal sagt meine Mutter, dass ich rangehen soll, sie könne nicht mehr. Also erzähle ich die Geschichte. Dass alles wie aus heiterem Himmel kam und viel zu früh und die Sanitäter ihn nicht reanimieren konnten, ja, tatsächlich, in der Autowaschanlage … und wie die meisten Anrufe endet auch dieser mit einem betroffenen: »Da sieht man mal – so schnell kann’s gehen!« und in meinem Fall:

»Gut, dass Sie da sind. Ihre Mutter braucht Sie jetzt. Aber wenn Ihnen mal die Decke auf den Kopf fällt, kommen Sie gerne jederzeit vorbei!«

Ich bedanke mich und lege auf.

»Wer war das denn?«, krächzt meine Mutter schwach.

»Eine Frau Jarck von Fielmann.«

»Fielmann? Da war ich ja ewig nicht. Die wollen uns doch nur in den Laden ziehen!«

Noch bevor ich widersprechen kann, klingelt es schon an der Haustür. Es ist der Pfarrer.

»Frank Korn, der Pfarrer. Mein herzliches Beileid!«

»Danke. Nico Schnös, der Sohn. Kommen Sie rein.«

Der Pfarrer ist jünger als ich und sehr viel größer, aber mindestens genauso gestresst. Wegen der kurzen Haare und dem Vollbart sieht er auch gar nicht wie ein Pfarrer aus, sondern wie ein Basketballer, den man wegen einer Sportveranstaltung in Hemd und Jackett gesteckt hat.

»Gut, dass Sie da sind«, sagt er mit warmer Stimme, »Ihre Mutter braucht Sie jetzt!«

»Gut, dass Sie da sind«, bedanke ich mich, frage dann aber: »Warum eigentlich?«

»Ja, ohne Trauergespräch keine Trauerfeier. Darf ich die Schuhe anlassen?«

»Natürlich!«, antworte ich.

»Die Schuhe bitte ausziehen!«, knarzt es aus der Küche.

Gut, dass ich da bin.

»Ich hab eben erst durchgewischt!«

Meine Mutter braucht mich jetzt.

 

Zu dritt sitzen wir bei Leitungswasser und einer bereits geöffneten Ritter Sport Joghurt am Esstisch. Meine Mutter hat vergessen, Kaffee zu machen, und ich die Puddingteilchen von Merzenich. Als ich die dicke grüne Kerze anzünde, fällt mir auf, dass die Streichholzschachtel wohl ein etwas älteres Mitbringsel von der Frankfurter Buchmesse ist, es steht ›Stirb ewig‹ drauf und ›Der neue Roman von Peter James‹. Ich lasse die Schachtel unauffällig verschwinden. Zu spät, der Basketball-Pfarrer hat’s gesehen.

»Guter Thriller!«, schmunzelt er und findet es auch nicht schlimm, dass es nichts zu essen gibt bei uns.

»Ich hatte ein Brötchen eben nach dem Religionsunterricht, und normalerweise werde ich auch vollgestopft mit Torte und Schnaps, von daher bin ich ganz froh, dass Sie nicht bei Merzenich waren.«

»Stopp!«, protestiert meine Mutter und hebt die Hand, »zu Merzenich wollte mein Sohn! Ich hab nur den Kaffee vergessen. Aber Tuc haben wir noch!«

Sie springt auf und holt eine Packung Salzkekse – und ihre rote Krümelbürste.

»Wie gesagt: tut mir leid, Herr Pfarrer. Mehr ist gerade nicht im Haus.«

»Gar nicht schlimm!« Der Pfarrer öffnet die gelbe Packung mit den Salzkeksen, und die Krümelbürste kommt zum Einsatz.

»Praktisch, oder?«

»Absolut. Und ganz ohne Strom!«, stimmt Pfarrer Korn ihr zu. In meiner Jeanstasche kneift ein Peter-James-Streichholz. Irgendwie hab ich mir das alles würdevoller vorgestellt.

»Wollen Sie nicht doch noch einen Kaffee?«, fragt meine Mutter, »dann spring ich gerade auf!«

»Du springst jetzt mal nirgendwohin!«, entfährt es mir ein wenig barsch, und der Pfarrer zückt dankbar ein schwarzes Notizbuch:

»Vielen Dank, ich brauch wirklich keinen und muss auch gleich weiter zu einem achtzigsten Geburtstag.«

Wir schauen den Pfarrer beide an.

»Entschuldigung … Da hab ich nicht nachgedacht. Bin auch seit sechs Uhr auf den Beinen.«

»Nicht schlimm!«, sagt meine Mutter und erhält vermutlich zum Dank ein Blatt mit dem Ablauf der Bestattungsfeier.

»Aber erzählen Sie mir doch lieber mal, was Ihr Ehemann und Vater für ein Mensch war. Ich hab nur mal eine Couch bei ihm gekauft vor Jahren, und in die Kirche hat es ihn ja nicht so recht gezogen, von daher weiß ich gar nicht viel.«

Ich kratze mich am Kopf und schaue auf die leere Seite des Notizbuchs. Was mein Vater für ein Mensch war? Wie soll man das denn so spontan beantworten? Denkt sich vermutlich auch meine Mutter, die das Blatt mit dem Ablauf der Trauerfeier studiert, so als hätte gar keiner gefragt.

»Ich lese hier ›Bibelspruch‹ als dritten Punkt, könnte man den weglassen?«

Der Pfarrer legt seinen Salzkeks zurück auf die Tischdecke. »Den Bibelspruch weglassen?«

»Ja!«, bestätigt meine Mutter und greift zur Krümelbürste.

»Ich könnte den Bibelspruch kurz halten und in die Begrüßung packen.«

»Das wäre nett!«

Der Pfarrer schreibt etwas in sein Notizbuch, isst den Keks, und schon rattert die Krümelbürste meiner Mutter. Ich sage nichts. Dafür hat meine Mutter gleich die nächste Frage:

»Und dieses Glaubensbekenntnis? Muss das sein?«

»Mama …!«, stöhne ich, doch der Pfarrer nickt mir verständnisvoll zu.

»Nun, also … das ist normalerweise schon ein Bestandteil der Trauerfeier, aber … ich bestehe jetzt nicht drauf.«

»Weil ich ja gar nicht mehr glaube«, erklärt uns meine Mutter entschuldigend.

»Aber beerdigt wird doch der Papa, oder?«, gebe ich zu bedenken.

»Verbrannt!«, korrigiert meine Mutter, »das war explizit sein Wunsch.«

Ich nehme mir einen Keks und die Krümelbürste vorsichtshalber gleich dazu, Pfarrer Korn probiert die Ritter-Sport.

»Wie sieht’s denn mit dem ›Vater unser‹ aus, Frau Schnös, könnten Sie damit leben?«

»Ja!«, sagt meine Mutter, »aber können wir’s ein...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2019
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte All Inclusive • Ärger • Bestseller • Beziehung • Buchgeschenk • Buchgeschenk für Männer • Christoph Maria Herbst • Club • Cluburlaub • Entspannung • Erdmännchen • Familie • Ferien • Ferienclub • Ferienlektüre • Frustration • Fuerteventura • Geschenke für Männer • Geschenk für Männer • Gran Canaria • Hotel • Hummeldumm • Humor • humorvolle bücher bestseller • Jahresbestseller • Kanaren • Köln • Komödie • Konflikte • Kreuzfahrt • kurzweilig • Lachen • Lacher • Lesen am Strand • lustig • Mama • Marc Uwe Kling • Mutter • Mutter-Sohn • Mutter-Sohn-Beziehung • neues Buch • Reise • Resturlaub • Sean Brummel • Simon Peters • Slapstick • Sohn • Spanisch • Spaß • Stress • Teneriffa • Tommy Jaud • Überman • Unterhaltung • Urlaub • Urlaubslektüre • Vollidiot • Weihnachten • weihnachtsgeschenk für männer • witzig
ISBN-10 3-10-490594-0 / 3104905940
ISBN-13 978-3-10-490594-5 / 9783104905945
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