Mädchen zu verkaufen (eBook)

Mit dreizehn zur Sexsklavin gemacht

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
368 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-6307-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mädchen zu verkaufen - Lara McDonnell
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Lara wächst in schrecklichen Verhältnissen auf - ihre Mutter ist drogen- und alkoholabhängig, ihr Vater gewalttätig. Zwischen Pflegefamilien hin und her gereicht, ist ihr Selbstwertgefühl völlig zerstört. Mit gerade mal dreizehn Jahren gerät Lara dann an einen Ring aus Mädchenhändlern. Die Männer umgarnen sie zunächst und ziehen sie immer tiefer in einen gefährlichen Strudel von Abhängigkeit und Gewalt. Sie geben ihr Alkohol und Drogen, um sie für die bereitstehenden Freier gefügig zu machen. Über Jahre hinweg wird Lara vergewaltigt und emotional sowie körperlich ausgebeutet. Doch sie gibt niemals auf - und findet schließlich die Kraft zu kämpfen, um ihrem Albtraum zu entkommen.


Die herzzerreißende Geschichte eines Mädchens, das niemals aufgab und für seine Freiheit kämpfte.

Ein Familienschnappschuss


Meine leibliche Mutter starrt mir mit leeren Augen aus dem Foto entgegen. Das Bild ist mit Tesafilm zusammengeklebt, nachdem ich es vor ein paar Jahren in einem Wutanfall einfach durchgerissen hatte. Auf dem Foto hält sie mich in ihren Armen, aufgenommen wurde es, als ich erst ein paar Monate alt war. Ich trage einen schmuddeligen Strampler, der schon völlig verschossen war, lange bevor das Foto entstand. Auf dem Kopf habe ich einen Hut gegen die Sonne. Ich sitze auf ihrem Knie, ihre Hände halten mich, aber sie geben mir keinen Halt. Mein Kopf hängt von ihr unbeachtet schief zur Seite. Mit leerem Blick und ohne jegliches Interesse starrt sie in die Kamera.

Sie ist Theresa Jenkins – Terri. Geboren im Nordwesten Englands, gleich nach der Geburt adoptiert. Nach allem, was ich weiß, waren ihre Eltern noch sehr jung, als sie sie bekamen, und beide waren sie alkoholabhängig. Als Terri zur Welt kam, existierten längst noch nicht die Vorkehrungen zum Schutz von Kindern, wie wir sie heute kennen. Daher kann ich mir nur denken, dass ihre Eltern in keiner Weise in der Lage gewesen waren, ein Kind großzuziehen, sonst hätte man es ihnen nicht weggenommen.

Aber ich nenne Terri nicht »Mum«. Ich habe das gemacht, als ich noch ganz klein war. Doch als ich älter wurde, begriff ich irgendwann, dass »Mum« ein Titel ist, den man sich verdienen muss, der einem aber nicht automatisch verliehen wird.

Als Terri starb, war sie zweiundvierzig. Sie hatte sieben Kinder. Zwei davon waren nicht von meinem leiblichen Vater Shane Long. Die Älteste in meiner Familie ist ein Mädchen, sie heißt Isobel. Ich habe sie nie kennengelernt, denn sie wurde zur Adoption freigegeben, bevor ich zur Welt kam. Bis zu meinem achten Lebensjahr wusste ich nicht, dass sie existiert. Mit allen Halbbrüdern und Halbschwestern habe ich elf Geschwister, da Shane aus einer früheren Ehe mehrere Kinder hatte. Die habe ich auch nie kennengelernt, und ich kann mich nicht daran erinnern, dass Shane sie jemals besucht hat. Unsere Familie war bereits zerbrochen, lange bevor ich zur Welt kam. Die Einstellung meiner leiblichen Eltern zum Thema elterliche Verantwortung war nicht vorhanden.

Das Foto sagt mir alles, was ich über meine Verbindung zu Terri wissen muss. Sie ist völlig ausdruckslos und wirkt so, als hätte sie keinen Bezug zu mir, dem Baby auf ihrem Schoß, und zu ihrer gesamten Umgebung. Es sieht so aus, als hätte man mich gegen ihren Willen da hingesetzt. Ihre Körpersprache scheint zu schreien: »Nehmt dieses Ding weg!« Jede normale Mutter würde in einer ähnlichen Situation vor Stolz platzen und jedem ihr Kind zeigen wollen. Sie würde ihr Kind ansehen, es an sich drücken und es knuddeln. Aber Terri fühlt sich sichtlich unbehaglich, sie will weg von mir. Auf jedem Foto, auf dem wir gemeinsam zu sehen sind, ist es genau das Gleiche. Sie wirkt immer distanziert und so, als würde es ihr an allem fehlen: an Liebe, Zuneigung und mütterlichem Stolz. Ihr Blick erfasst stets irgendetwas anderes, die Haltung ist immer gleich, und uns hat man nur wie eine Auswahl Puppen nach und nach auf ihr Knie gesetzt. Da ist keinerlei Nähe, sie drückt niemanden liebevoll an sich.

Niemand kann sich wirklich an seine gesamte Kindheit erinnern. Mit Hilfe von Fotos, Erinnerungsschnipseln und den Dingen, die wir von unseren Verwandten erzählt bekommen, bauen wir uns eine Geschichte zusammen, die davon berichtet, wie wir aufgewachsen sind. Manche Erinnerungen sind sehr lebendig, andere werden durch das verstärkt, was ich über die Jahre hinweg in einer dicken Akte lesen konnte, die zwischen den Behörden hin und her gereicht wurde.

Was sich in diesen frühen Jahren im Leben eines Kindes ereignet, ist extrem wichtig. Von der Geburt bis zur Vorschule bilden diese Ereignisse die Grundlage dafür, wie wir unsere Welt sehen und welche Vorstellungen wir mit Blick auf Bindungen und Beziehungen haben. Ich kann mich nur lebhaft an Angst, Gewalt und Schmerzen erinnern. Terri war Trinkerin und Junkie, Shane war ein brutales Monster. Die wenigen Erinnerungen, die ich mit ihm verbinde, drehen sich um Prügel und Blutvergießen.

Terri hatte lange dunkle Haare und eine schiefe Nase. Eine attraktive Frau war sie nun wirklich nicht. Sie machte auch nie etwas aus sich. Sie trug nie schöne Kleidung, sie fing nichts mit ihren Haaren an, und sie schminkte sich auch nicht.

Sie sah aus wie eine geprügelte und misshandelte Frau, und genau das war sie auch. Sie wirkte geplagt. Sie hatte es schwer gehabt in diesem Leben, was sich in ihren Gesichtszügen widerspiegelte. Selbst wenn sie zu lächeln versuchte (was nicht sehr oft vorkam), wirkte es bei ihr gequält. In den wenigen Jahren, die ich bei Terri verbrachte, verfiel sie körperlich zusehends. Heute weiß ich, dass das durch das Crack und das Heroin kam, nach dem sie süchtig war.

Außer dem Foto, auf dem ich als Baby zu sehen bin, gibt es noch eines, auf dem ich vier bin. In dieser Zeit was sie äußerlich um zehn Jahre gealtert. Die Augen sind verquollen, und geplatzte Äderchen sorgen dafür, dass Nasen und Wangen bläulich verfärbt sind. Ihr Gesicht insgesamt ist nur fahl. Auf diesem neueren Foto ist sie einunddreißig, wirkt aber wie eine Frau von Anfang fünfzig. Sie hatte sehr schlechte Zähne. Ich vermute, das kam vom Trinken und Rauchen (sie war eine starke Raucherin und hatte immer Husten). Sie hatte Übergewicht, und schon vor den Kindern, die sie in kurzen Abständen bekam, hatte sie es aufgegeben, sich zu pflegen.

Shane sah aus wie ein Verbrecher. Das einzige Foto, das ich von ihm habe, stammt aus dem Internet und gehört zu einer Meldung, wonach er im Gefängnis gelandet war, weil er Frauen geschlagen hatte. Es wunderte mich gar nicht, dass so etwas über ihn berichtet wurde, und auch nicht, dass in dem Bericht darüber geschrieben wurde, dass er sich auch einem Kind gegenüber aggressiv verhalten haben sollte und dass eines seiner Opfer im Krankenhaus behandelt werden musste. Was mich allerdings erstaunte, war die Tatsache, dass er als Vater bezeichnet wurde. Bei mir hatte er sich nie um diesen Titel verdient gemacht, so wie Terri nie meine Mum hatte werden können.

Auf dem Foto zum Artikel sah er bösartig aus. Bevor er Terri kennengelernt hatte, war er verheiratet gewesen, doch Terri und er heirateten nie. Anders als Terri versuchte Shane zumindest, auf sein Aussehen zu achten. Er duschte und versuchte, seine schwarzen Haare mit Gel nach hinten zu kämmen. Als Kind habe ich ihn immer als Riesen wahrgenommen, als einen großen, wütenden Oger. Er hatte eine tiefe Stimme und sprach mit einem Akzent aus dem Norden des Landes.

Ich kam 1992 im North Staffs Hospital zur Welt. Mein Geburtsname lautete Lauren Long, und wie ich später erfuhr, wog ich bei der Geburt gerade einmal gut fünf Pfund. Während der gesamten Schwangerschaft hatte Terri nicht ein einziges Mal eine Ultraschalluntersuchung vornehmen lassen, von allen anderen Vorsorgeuntersuchungen ganz zu schweigen. Ich war ein sehr schwächliches Neugeborenes, aber ich konnte wohl von Glück reden, da einige meiner Geschwister mit Meningitis zur Welt kamen. Ich weiß nicht, wieso sie daran erkrankt waren, aber ich bin mir sicher, dass die häuslichen Lebensumstände alles andere als hilfreich waren. Ich musste mich nur mit bedenklich geringem Gewicht und einem fetalen Alkoholsyndrom abplagen, zu dem es gekommen war, weil Terri während der Schwangerschaft ohne Unterbrechung weitertrank. Aus den Unterlagen über mich ist zu entnehmen, dass sie zu keiner Vorsorgeuntersuchung gegangen ist. Meine Eltern waren beide Raucher, und es gibt für mich keinen Grund zu der Annahme, sie könnten während der Schwangerschaft das Rauchen eingestellt oder zumindest die Anzahl der täglichen Zigaretten reduziert haben. Von Geburt an hatte ich Atemprobleme, die später als Asthma diagnostiziert wurden, außerdem Ekzeme und Herzgeräusche.

Wir lebten in einer heruntergekommenen Stadt in Staffordshire, die nichts Markantes aufwies und in der es von Sozialbauten nur so wimmelte, die alle gleich aussahen. Die Arbeitslosenquote war hoch, der Ehrgeiz der Menschen entsprechend niedrig. Ich lebte dort mit Terri und Shane, mit meinem älteren Bruder Jayden, meiner älteren Schwester Kirsten und meinen jüngeren Brüdern Harry und Jamie. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Terri jemals arbeiten gegangen ist, aber das Gleiche kann ich auch über alle unsere Nachbarn sagen.

Shane fuhr jeden Tag mit seinem gelben Van zur Arbeit, ich glaube, er war irgendeine Art von Bauarbeiter. Terri blieb bei uns Kindern und trank bis fast zur Besinnungslosigkeit, nur um von Shane geprügelt zu werden, wenn er heimkehrte. Üblicherweise schlug er auf sie ein, weil sie betrunken war. Mit der Zeit wurde sie immer besser darin so zu tun, als sei sie nüchtern, doch Shane durchschaute sie immer. Sie versuchte, die leeren Flaschen im Haus zu verstecken, hinter Kartons, in Schränken und Schubladen. Je später es am Tag war, umso nervöser wurde sie, da sie sich vor seinen Schlägen fürchtete. Es war eine sehr brutale Beziehung, und Shane versuchte gar nicht, seine grausame Art vor uns Kindern zu verbergen.

Wir lebten in Dreck und Armut. Der Sozialbau, der unser Zuhause darstellte, war einfach nur abscheulich – schmutzig, feucht, muffig und düster. Von außen war es ein schmuckloser Ziegelsteinbau mit einem schäbigen Garten davor und einem Hof dahinter. Draußen gab es eine alte stillgelegte Toilette. Alles an dem Gebäude war grau, schmutzig und deprimierend. In der schäbigen Straße in einem verwahrlosten Viertel war es das am schlechtesten erhaltene Objekt. Terri war kein bisschen stolz darauf, und Shane schien sich nur gerade lange genug dort aufzuhalten, um die Mutter...

Erscheint lt. Verlag 11.12.2018
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Girl for Sale
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Autobiografie • Autobiographie • bio • Biografie • Biographie • England / Großbritannien • Erfahrungsbericht • Erfahrungsbücher • Erinnerung • Erkrankung • Frauenhandel • Geschichte • Gewalt gegen Frauen • Hilfe • Historie • Krankheit • Lebensbericht • Lebensbeschreibung • Lebensgeschichte • Lebensweg • Memoiren • Psychologie • Schicksal • Schicksalsschlag • Vita • Wahre GEschichte • Zwangsprostituierte • Zwangsprostitution
ISBN-10 3-7325-6307-3 / 3732563073
ISBN-13 978-3-7325-6307-4 / 9783732563074
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