Die Frauen vom Löwenhof - Mathildas Geheimnis (eBook)

Roman | Die große Familien-Saga der Bestsellerautorin Corina Bomann
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2018 | 1. Auflage
704 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1790-8 (ISBN)

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Die Frauen vom Löwenhof - Mathildas Geheimnis -  Corina Bomann
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Das Geheimnis der Gutsherrin. Die große Löwenhof-Saga von Corina Bomann geht weiter!  Südschweden, 1931. Mathilda ist 17 und nach dem Tod ihrer Mutter Waise. Völlig überrascht steht sie plötzlich der beeindruckenden Agneta Lejongård gegenüber. Die ihr unbekannte Gutsherrin ist ihr Vormund und nimmt sie mit auf den Löwenhof. Mathilda ahnt nicht, dass Agneta ihre Tante ist. Und noch bevor sie die Wahrheit über ihre Herkunft erfährt, bricht in Europa ein neuer Krieg aus. Das Leben auf dem Löwenhof verändert sich für immer, und Mathildas muss auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück ganz neue Wege gehen.

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und lebt mittlerweile in der Nähe von Berlin. Mit ihrer neuen Saga um die schwedische Familie Lejongård erfüllt sie sich einen Traum: Sie erzählt generationsübergreifend vom Schicksal einer Adelsfamilie. Dabei sind es immer wieder die mutigen, eigenwilligen Frauen vom Löwenhof, die Familie und Gut retten.

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hat schon immer geschrieben. Mit "Die Schmetterlingsinsel" gelang ihr der absolute Durchbruch. Seitdem ist jeder ihrer Romane ein Bestseller geworden, auch international. Inzwischen wohnt sie abwechselnd in Berlin und in einem gemütlichen Haus in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist der perfekte Ort zum Schreiben.

1. Kapitel


Ich fühlte mich schläfrig. Vor mir lag mein Heft, in das ich eigentlich etwas schreiben sollte, aber meine Arme waren viel zu schwer. Ich hatte keine Kraft, den Federhalter zu nehmen und Worte aufs Papier zu bringen. Die Luft im Klassenzimmer war trotz offener Fenster zum Schneiden dick, obwohl es erst Anfang Juni war. Der Sommer kam früh im Jahr 1931.

Am liebsten wäre ich irgendwo im Stadtpark gewesen anstatt im Unterricht von Fräulein Nyström an der Realskola in Stockholm. Ich hätte im Schatten sitzen und meinen Gedanken nachhängen können, statt etwas über Haushaltsführung zu hören und von den Blicken meiner Mitschülerinnen gepiesackt zu werden.

Doch meine Eltern hatten darauf bestanden, dass ich eine gute Ausbildung erhielt. Mein Vater hatte mich persönlich hier angemeldet und erklärt, dass ich nur so zu etwas kommen könnte. In diesen Zeiten darfst du dich nicht nur darauf verlassen, dass du einen guten Mann findest, waren seine Worte gewesen. Mutter hatte ihn seltsam angesehen, dann aber ebenfalls angemerkt, dass Schönheit allein für eine Frau heutzutage nicht ausreiche, um glücklich zu werden.

Ich wollte ihre Bemühungen nicht durch Schwänzen zunichtemachen. Erst recht nicht jetzt, wo die Beerdigung meiner Mutter erst ein paar Tage zurücklag.

Der Tod war in der Nacht zu Susanna Wallin gekommen, ganz heimlich hatte er ihre Seele gestohlen. Ich fand sie am Morgen, nachdem ich mich beim Aufstehen gewundert hatte, dass das Haus so still war. Meine Mutter ging als Erstes immer in die Küche, um den Herd anzufeuern und Frühstück zu machen. Auch nach dem Verschwinden meines Vaters hatte sie nie von dieser Gewohnheit abgelassen. Diesmal war es anders. Als ich ihr Zimmer betrat, um sie zu wecken, sah ich, dass sie mit offenen Augen an die Decke starrte. Zunächst glaubte ich noch, sie würde nachdenken, aber dann berührte ich sie und merkte, dass sie starr war und so unglaublich kalt.

Als ich einsah, dass kein Arzt ihr mehr helfen konnte, war es, als würde etwas in mir zerbrechen. Panisch rannte ich zum Doktor, der mir dann die schreckliche Gewissheit gab. Alles, was danach kam, verschwand im Dunkel meiner Erinnerung. Irgendwie hatte ich es geschafft, dem Pastor und den Nachbarinnen Bescheid zu sagen.

Tags darauf fand ich mich in meinem Bett wieder, mit dem Feuerzeug in der Hand, das einst meinem Vater gehört hatte. Während ich mir die Augen ausweinte, musste ich es an mich genommen haben. Es war warm von meiner Haut, und irgendwie tröstete es mich, auch wenn ich kaum etwas über meinen Vater wusste.

Papa hatte immer ein wenig abwesend gewirkt, und Mama hatte von einer Welt geträumt, die mir nicht zugänglich war. Die beiden hatten sich gut um mich gekümmert. Nie habe ich auch nur eine Ohrfeige erhalten. Aber sie waren manchmal wie Schaufensterpuppen, die nur in meinem Leben waren, damit ich Gesellschaft hatte.

Als mein Vater plötzlich aus meinem Leben verschwand, war ich untröstlich. Eines Tages kam er einfach nicht mehr nach Hause. Mutter hatte zwei Tage gewartet, dann die Polizei eingeschaltet. Überall suchte man nach Sigurd Wallin, doch man fand ihn nicht. Jemand erzählte den Polizisten, dass er ihn auf einer Brücke in Gamla Stan gesehen habe. Nachforschungen ergaben, dass er tatsächlich dort gewesen war. Vor einem Brückengeländer fand man ein Feuerzeug, das ihm gehört hatte. Es war vergoldet und mit einem feinen Blumenmuster bedeckt. Ich hatte es immer bewundert, wenn er sich damit seine Zigarillos anzündete. Es war das Einzige, was von ihm blieb.

Die Behörden gingen recht schnell davon aus, dass er sich im Wasser das Leben genommen habe. Die Suche wurde auf die Küste ausgedehnt. Doch die Ostsee war tief, und die Strömung trieb die Dinge weit aufs Meer hinaus.

Nach einem Jahr vergeblicher Suche wurde mein Vater für tot erklärt. Ich nahm das kleine Feuerzeug an mich, denn meine Mutter interessierte sich nicht dafür. Ohne große Trauer räumte sie die Kleidung meines Vaters zusammen, wie etwas, das abgeschlossen war und nun fortgeschafft werden konnte.

In meiner Trauer klammerte ich mich an den Gedanken, dass meine Mutter ja noch da wäre.

Jetzt hatte ich niemanden mehr, an dem ich mich festhalten konnte.

In der ersten Zeit nach ihrem Tod fühlte ich mich wie ein Geist. Ich spürte nichts, nahm kaum etwas wahr. In mir gab es nur Schmerz und Trauer. Nach einer Weile kam ich wieder ein wenig zu mir, doch noch immer fiel es mir schwer, die Tage zu überstehen. Weinkrämpfe schüttelten mich häufig, oft wenn es gerade unpassend war. Meist blieb mir dann nichts anderes übrig, als mich zu verkriechen. Wie ein Schatten schlich ich durch unser gelbes Haus an der schrägen Straße, der Brännkyrkagatan. Ich fühlte mich von den anderen, sorglos scheinenden Menschen isoliert. Der einzige Trost war Paul, der mich besuchte, um sicherzustellen, dass es mir gut ging.

Noch schlimmer, als im leeren Haus zu sein, waren die Stunden in der Schule.

Als mein Vater verschwand, hatte mich dort noch behutsames Mitleid umhüllt. Alle fanden mein Schicksal schrecklich und bedauerten mich und meine Mutter.

Nun war ich Waise. Die Großeltern väterlicherseits waren längst tot, und meine Mutter hatte nie über ihre eigenen Eltern gesprochen. Ich hatte sie nie kennengelernt. Wenn ich nach ihnen fragte, antwortete sie nur, dass ich eben keine Großeltern mütterlicherseits hätte.

In der Schule hatte ich nie viele Freundinnen. Außer Daga redete kaum ein Mädchen mit mir. Nun ließen sie mich spüren, dass ich eine Waise war. Jedes Mal, wenn sie mich ansahen und ihre Köpfe zusammensteckten, versetzte es mir einen Stich. Ohne Eltern fühlte ich mich, als hätte ich jeglichen Schutz verloren.

Ein Klopfen an der Tür des Klassenzimmers schreckte mich aus meiner Lethargie. Fräulein Nyström bat den Störenfried herein. Herr Persson, der Rektor unserer Schule, flüsterte kurz mit unserer Hauswirtschaftslehrerin, dann wandte er sich um und blickte über die Köpfe hinweg geradewegs zu mir.

»Mathilda Wallin«, sagte er schließlich. »Würdest du mich bitte begleiten?«

Sofort brandete Flüstern um mich herum, dazwischen hörte ich hier und da ein schadenfrohes Kichern.

Mein Herz begann zu rasen. Ich erhob mich und senkte scheu den Blick, doch dann straffte ich mich. Ich wusste, was die anderen dachten. Sie rechneten fest damit, dass ich nun, da ich keine Eltern mehr hatte, von der Schule genommen wurde. Wenn ich ehrlich war, erwartete auch ich genau das.

Mein Inneres barst beinahe vor Angst und Sorge. Ich lief hinter dem großen, massigen Mann her, der immer eine Fliege trug und dessen Jacketts immer ein wenig schief saßen. Dabei strömte mir der Geruch von Eau de Cologne und der Haarpomade, mit der er seine störrische schwarze Haarsträhne zu bändigen versuchte, in die Nase. Wie eine Fahne zog er sie hinter sich her.

In sein Büro wurde man nur zitiert, wenn man etwas wirklich Schlimmes angestellt hatte oder wenn es schlechte Nachrichten gab. Zuletzt war ich dort gewesen, als ich ihm erklären musste, dass meine Mutter gestorben war und ich deshalb für ein paar Tage nicht zum Unterricht erscheinen würde. Der Raum war recht groß – und braun. Braune Regale, braune, ledergebundene Bücher darin. Ein brauner Stuhl hinter dem braunen Schreibtisch. Darunter ein Teppich mit braunen Ranken auf Beige. Kein Farbtupfer sorgte hier für Ablenkung.

Als wir eintraten, erwartete uns eine hochgewachsene Frau, die ein elegantes dunkelblaues Kleid trug. Ihr blondes Haar war im Nacken zu einem Dutt zusammengesteckt, ein paar Strähnen hatten sich an den Seiten gelöst und umrahmten ihr ebenmäßiges Gesicht.

»Darf ich vorstellen«, sagte der Direktor und nickte der Fremden zu. »Gräfin, das ist Mathilda Wallin. Mathilda – Gräfin Agneta Lejongård.«

Eine Gräfin? Was wollte eine Gräfin hier? Ich blickte die Frau verwirrt an. In den Märchen, die meine Mutter mir manchmal erzählt hatte, waren Gräfinnen Frauen mit Diadem auf dem Kopf und silberglänzenden Kleidern. Diese hier trug nicht mal einen Hut.

Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Es freut mich, dich kennenzulernen«, sagte sie und reichte mir die Hand. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Knicksen? Sie war eine Gräfin! Ich knickste leicht, als ihre Hand die meine berührte. Gleichzeitig fragte ich mich, was eine Gräfin von der Tochter eines Buchhalters wollte.

»Setzen wir uns doch«, sagte der Rektor.

»Es tut mir leid, dass du deine Mutter verloren hast. Und das so kurz nach dem Verlust deines Vaters«, richtete die Gräfin das Wort an mich.

Ich blickte sie verwirrt an. Woher wusste sie das? Kam sie von der Fürsorge? Von einem Kinderheim?

Sie schien meine Gedanken zu lesen, denn sie setzte hinzu: »Aus diesem Grund bin ich hier.«

»Wegen meines Vaters?«

Sie schüttelte den Kopf. »Deinetwegen.«

Ich blickte zum Rektor, doch Herr Persson blieb regungslos. Er wirkte wie jemand, der ein spannendes Schauspiel beobachtete.

»Du bist noch nicht volljährig, das bedeutet, du brauchst einen Vormund«, fuhr die Gräfin fort.

Eine Welle heißer Panik...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2018
Reihe/Serie Die Löwenhof-Saga
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2018 • Agnetas Erbe • Anne Jacobs • Bestsellerautorin • buch neu • Charlotte Link • Corina Bomann • Das Gutshaus • Der Mondscheingarten • Die Frauen vom Löwenhof • Die Jasminschwestern • Die Schmetterlingsinsel • Frauen im Hotel • Hotel • Jeffrey Archer • Liebesgeschichte • Löwenhof-Saga • Lucinda Riley • Menschen im Hotel • Neu • Neu 2018 • Neuerscheinung • Neuheit • Roman • Saga • Schweden • Solveigs Versprechen • The Crown • Tuchvilla • ungeklärte Herkunft • Zwillinge
ISBN-10 3-8437-1790-7 / 3843717907
ISBN-13 978-3-8437-1790-8 / 9783843717908
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