Drei Frauen am See (eBook)
576 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43479-9 (ISBN)
Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a. >Urlaub mit Papa<, >Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt< oder >Drei Frauen am See<, >Drei Frauen, vier Leben<) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.
Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a. ›Urlaub mit Papa‹, ›Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt‹ oder ›Drei Frauen am See‹, ›Drei Frauen, vier Leben‹) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.
München
Mitte März
Alexandra
Alexandra legte den Stift zur Seite und schob ein Blatt Papier über das Foto, es war zu spät. Die Volontärin hatte ihre Albernheit gesehen. Und ihre Gedanken standen ihr auf der Stirn: Warum malte eine erfolgreiche Verlegerin die Schneidezähne ihres wichtigsten Autors schwarz? Weil, gab Alexandra ihr in Gedanken zur Antwort, das dann so schön von seinem arroganten Ausdruck ablenkte.
Natürlich würde sie das nie auf einem Originalfoto machen. Das war erstens zu teuer und zweitens wäre sie dann tot. Höchstpersönlich vom wichtigsten Autor erwürgt, das wäre doch ein standesgemäßer Abgang. Sie könnte sofort zum Mythos werden.
»Alexandra, was machen wir denn jetzt?« Die nachdrückliche Stimme von Ulrike holte sie in die Sitzung zurück, noch war sie kein Mythos, stattdessen saß sie hier mit sieben Frauen in der wöchentlichen Programmrunde und musste eigentlich dringend an ihren Schreibtisch.
»Sebastian weigert sich, den Umschlag auch nur anzusehen.« Ulrike hob ungeduldig die Hände. »Er besteht darauf, dass seine Patentochter einen Entwurf macht.«
»Seine Patentochter?« Alexandra hob die Augenbrauen. »Die arbeitet bei einem Tierarzt.«
»Die andere.« Ulrike blieb tatsächlich ernst. »Studiert Graphikdesign. Im zweiten Semester.«
»Wenigstens nicht die vom Tierarzt.« Alexandra tippte sich an die Stirn. »Aber was soll das? Ist er jetzt völlig übergeschnappt? Der Umschlag für das Buch ist fertig, und aus.« Ihr Blick fiel auf die Volontärin, wie hieß die noch? Ulrike hatte sie ihr vorhin vorgestellt, Alexandra hatte den Namen sofort wieder vergessen. Sie sah sie entschuldigend an. »Frau …, es tut mir leid, ich habe Ihren Namen vergessen, ich war vorhin so in Eile. Würden Sie ihn mir noch mal sagen?«
»Magnus«, antwortete die junge Frau und wurde ein bisschen rot. »Sophia Magnus. Und ich bin sehr froh, dass ich hier volontieren kann.« Sie senkte sofort den Blick und setzte noch nach: »Bei Ihnen.«
»Sophia Magnus«, wiederholte Alexandra langsam und nickte. »Ja, Frau Magnus, dann herzlich willkommen. Kennen Sie Sebastian Dietrich?«
»Ja, natürlich«, Sophia Magnus hob den Kopf. »Ich habe alles von ihm gelesen, ich finde ihn großartig.«
»Und dieser Umschlag?« Alexandra hielt eine Kopie des Schutzumschlages hoch. »Wie gefällt der Ihnen?«
»Sehr gut. Der ist toll. Man weiß sofort, um was es geht.«
»Sie finden den also gelungen? Er gefällt Ihnen?«
»Ja«, sie nickte heftig. »Unbedingt.«
»Sehr gut, vielen Dank.« Alexandra machte sich eine Notiz. »Sie sind schließlich die Zielgruppe. Ulrike, ich treffe mich ja nachher mit Sebastian und kläre das mit ihm. Was haben wir noch auf dem Zettel?«
»Die Ausstattung der Geschenkbücher, die Ladenpreise für die finnische Krimireihe und die Veranstaltung in Köln.«
»Dazu braucht ihr mich ja nicht unbedingt, wir hatten das schon soweit besprochen. Wir sehen uns morgen, ich muss los.«
Sie schob ihre Unterlagen zusammen, sprang auf und winkte lächelnd noch einmal kurz auf dem Weg zur Tür. Dann war sie weg.
Sophia Magnus sah ihr beeindruckt nach und merkte dann, dass Ulrike sie beobachtete. »Oh, Entschuldigung, ich hatte sie mir nur ganz anders vorgestellt.«
Die Frauen am Tisch warfen sich belustigte Blicke zu, bis die älteste von ihnen sagte: »Und wie?«
Sophia war es sichtlich unangenehm, dass sie plötzlich im Mittelpunkt stand. Sie verstand selbst nicht, warum sie so aufgeregt gewesen war, Alexandra Weise persönlich zu treffen. Aber sie musste sich jetzt zusammenreißen, wenn sie nicht wie ein blödes Groupie dastehen wollte. Sie räusperte sich. »Na ja, ich habe meine Abschlussarbeit über Frauen im Verlagswesen geschrieben. Und dafür hatte ich mir unter anderem Frau Weise ausgesucht. Ich habe so ziemlich alles über sie gelesen, was ich finden konnte, aber ich habe sie mir nicht so … schön vorgestellt. Und so nett.«
»Interessant.« Eine der Lektorinnen lächelte sie an. »Weiß Alex das? Also, dass Sie eine Arbeit über sie geschrieben haben?«
»Wahrscheinlich nicht«, Sophia schüttelte den Kopf. »Bitte entschuldigen Sie, ich will die Runde hier gar nicht sprengen, aber ich bin einfach total beeindruckt von ihr.«
»Das kann ich verstehen.« Ulrike nickte und warf einen Blick in die Runde. »Sie ist ja auch besonders. Ich schlage vor, dass wir jetzt trotzdem weitermachen. Falls Sie Fragen haben, Frau Magnus, einfach stellen, ja? Und wir reden jetzt mal über die Ausstattung der Geschenkbücher. Karla, hast du die Muster dabei?«
Zwei Stockwerke höher warf Alexandra ihre Arbeitsmappe auf den Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. Sie streckte mit einem leisen Stöhnen ihre Beine aus und streifte die Schuhe ab. Ein eindeutiger Fehlkauf, der Absatz war viel zu hoch, die Sohle zu dünn, das Leder zu hart, auf einer Ferse hatte sich schon eine eindrucksvolle Blase gebildet. Alexandra zog eine Schublade auf und suchte nach Blasenpflaster, irgendwo hatte sie einen Vorrat, es war nicht das erste Paar Schuhe, das trotz des Preises nicht richtig passte. Vorsichtig verarztete sie sich. Schöne Füße waren etwas anderes, egal, die sah heute ohnehin niemand.
Es klopfte an der Tür, die im selben Moment geöffnet wurde. »Ach, du bist ja schon wieder da! Möchtest du einen … Oh, was hast du denn gemacht?«
»Blase«, antwortete Alexandra knapp, während sie konzentriert den Strumpf über das Pflaster rollte. »Und ich verstehe nicht, warum du eigentlich an die Tür klopfst, wenn du doch sowieso sofort reinkommst.«
»Ich dachte, du wärst noch in der Sitzung.« Melanie war seit sieben Jahren Alexandras Sekretärin, oder wie sie es selbst nannte, ihre Assistentin. Und hatte den Hang, jede Kritik persönlich zu nehmen. Alexandra schob den behandelten Fuß langsam wieder in den Schuh, bevor sie sich zur Tür drehte. »Dann verstehe ich nicht, warum du überhaupt angeklopft hast.«
Melanie atmete tief durch und presste ihre Lippen kurz zusammen. Das tat sie immer, wenn sie beleidigt war. »Automatisch. Ich klopfe automatisch an. Und du sollst Magdalena anrufen. Die steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Kaffee?«
»Kaffee wäre wunderbar, Melanie«, mit ihrem strahlenden Lächeln sah Alexandra sie an. »Wenn es keine Mühe macht. Und ich rufe Magdalena an. Sofort.«
Melanie knallte die Tür zu, und Alexandra fragte sich zum hundertsten Mal, warum sie diese kleine grauhaarige Giftspritze nicht einfach erwürgte. Die Antwort war immer dieselbe: Melanie war die perfekte Sekretärin, fehlerlos, zuverlässig, loyal und erfahren. Aber auf ihre Art eine Diva. Und sie gehörte zu den wenigen Menschen, die Alexandra zur Weißglut bringen konnten. Was Melanie nie merkte. Alexandra wurde nur nach innen wütend. Sie hasste unbeherrschte Szenen. Und laute Auseinandersetzungen.
Seufzend drehte sie ihren Schreibtischstuhl zurück und griff zum Telefon. Erst Sebastian Dietrich. Und jetzt auch noch Magdalena Mohr am Rande des Nervenzusammenbruchs. Was war das denn für ein Tag?
»Danke, dann haben wir alles.« Ulrike schloss die Sitzung, warf Sophia Magnus noch einen Blick zu und sagte: »Können Sie bitte nach der Mittagspause zu mir kommen, dann gehen wir Ihre Aufgabenbereiche noch mal in Ruhe durch, okay?«
»Natürlich«, Sophia lächelte sie an und bückte sich, um ihre überdimensionale Handtasche hochzuheben. Sie verharrte einen Moment, dann kam sie wieder hoch, strich sich die Haare aus dem Gesicht und begann, in ihrer Tasche zu kramen. »In einer halben Stunde?«
»Eine Stunde«, entgegnete Ulrike, die schon auf dem Weg zur Tür war. »Bis später.« Gefolgt von den anderen Kolleginnen verließ sie den Raum. Als auch die letzte draußen war, ließ Sophia die Tasche los und eilte zu Alexandras Platz. Unter dem Tisch lag das verunstaltete Foto von Sebastian Dietrich, es musste Alexandra Weise aus den Unterlagen gerutscht sein. Sophia ging in die Knie und nahm es hoch. Sie musste grinsen, als sie das alberne Zahnlückenlächeln sah. Als sie so was das letzte Mal gekritzelt hatte, was sie zwölf gewesen. Es war schon erstaunlich, dass eine Frau wie Alexandra Weise Sinn für solchen Unsinn hatte. In ihrem Alter. Und in ihrer Position.
Langsam verließ Sophia den Sitzungsraum und blieb unschlüssig draußen stehen. Eine Stunde Mittagspause. Sie hatte gar keinen Hunger. Und hatte auch keine Lust, das Verlagsgebäude zu verlassen. Zumal sie so gut wie nie in dieser Gegend Münchens war und weder ein Café in der Nähe noch irgendwelche Geschäfte kannte. Sie schlenderte, immer noch unentschlossen, durch das Foyer, als plötzlich die Fahrstuhltür aufging und Alexandra Weise auf sie zukam. Sophia blieb stehen und sah ihr entgegen.
»Frau Magnus«, Alexandra verlangsamte ihre Schritte. »Suchen Sie etwas?«
»Nein, ich habe jetzt Mittagspause und überlegt, was ich damit anfange. Und ich wollte Ihnen …«
Das Handy in Alexandras Tasche unterbrach Sophia. Alexandra zog das Telefon raus und hielt es sich ans Ohr. »Katja, ich bin gerade auf dem Sprung, warte mal kurz …«
Sie nahm das Handy vom Ohr. »Wenn Sie noch Fragen haben, gehen Sie einfach zu Ulrike. Ich bin jetzt weg, bis morgen. So, Katja, ich bin wieder da.«
Mit einem Lächeln und wieder auf das Telefonat konzentriert ging sie zum Ausgang und verschwand. Sophia sah ihr hinterher. Alexandra Weise, erfolgreiche Verlegerin. Nicht nur schön, sondern auch klug, charmant und wahnsinnig erfolgreich. Sophia hatte im Zuge ihrer Abschlussarbeit alle Informationen über sie nahezu eingeatmet. Alexandra war Anfang fünfzig, seit über zwanzig Jahren in diesem Verlag,...
Erscheint lt. Verlag | 31.8.2018 |
---|---|
Reihe/Serie | Die Haus am See-Reihe |
Die Haus am See-Reihe | Freundinnen fürs Leben |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | beste Freundinnen • Bestseller • Buch für den Urlaub • Erbschaft • Frauenclique • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Freundschaft • Hamburg • Klausel im Testament • Lebenslügen • Lebenswege • Neuanfang • Norddeutschland • Pfingsten • Roman Urlaub • Schicksal • Tod • Trauen • Trauer • Urlaubsroman • Vergebung • Verlust |
ISBN-10 | 3-423-43479-1 / 3423434791 |
ISBN-13 | 978-3-423-43479-9 / 9783423434799 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,7 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich