Die Braut des Florentiners (eBook)
368 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-5402-7 (ISBN)
Ein Kampf um Leben, Tod und die große Liebe vor der Kulisse des mittelalterlichen Italiens
Florenz im 16. Jahrhundert. Lorenzo Ghirardi soll für einen wohlhabenden Kaufmann dessen zukünftige Schwiegertochter Clarice abholen. Doch seine Mission gerät zur Katastrophe: Am Treffpunkt findet er nur noch geplünderte Wagen, Tote und Verletzte. Sein Schützling wurde von einer Verbrecherbande entführt, dem berüchtigten 'Wolfspack'. Lorenzo weiß, dass er Clarice nur mit Hilfe einer List befreien kann. Er heuert als Söldner beim Wolfspack an und begibt sich damit in tödliche Gefahr ...
Weitere historische Romane von Bestsellerautor Richard Dübell bei beTHRILLED: Im Schatten des Klosters, Die Tochter des Bischofs und Krimis der Tuchhändler-Reihe.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
<p>Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Niederbayern und ist Träger des Kulturpreises der Stadt Landshut. Er zählt zu den beliebtesten deutschsprachigen Autoren historischer Romane. Seine Bücher standen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurden in 14 Sprachen übersetzt. Mehr Informationen über den Autor finden Sie auf seiner Homepage: <a href="http://www.duebell.de/" target="_blank">www.duebell.de</a><br></p>
Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Niederbayern und ist Träger des Kulturpreises der Stadt Landshut. Er zählt zu den beliebtesten deutschsprachigen Autoren historischer Romane. Seine Bücher standen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurden in 14 Sprachen übersetzt. Mehr Informationen über den Autor finden Sie auf seiner Homepage: www.duebell.de
Prolog
Eine Botschaft, dachte der Abt. Aber nein … welche Botschaft könnte ich mir ausdenken, die wichtig genug ist, dass ich sie dem Heiligen Vater selbst überbringe? Wenn sie nicht plausibel ist, schickt er mich wieder zurück, und dann muss ich die verdammte Reise zweimal machen – wo es schon fraglich ist, sie auch nur einmal zu überleben … Vielleicht ein Geschenk?
»Man muss dem Heiligen Vater Bericht erstatten«, sagte die Äbtissin. »Vielleicht kann er das Leid unseres Landstrichs lindern.«
Ein Geschenk – aber was? Kirchenschmuck? Hier, Heiliger Vater, ich bin in eigener Person aus Parma angereist, um Euch diese schöne Monstranz zu bringen. Sie ist ein wenig angesengt, weil sie aus einer der vielen Kirchen stammt, die niedergebrannt worden sind … Der Abt schüttelte sich.
»In Rom hat man die schlimmen Gerüchte gehört«, sagte Bruder Girolamo.
Na klar, dachte der Abt. Papa Giulio Guerriero gehört ja auch zu denen, deren Armeen hier im Norden die Felder zertrampeln. Im gleichen Atemzug seufzte er in sich hinein: Ach, Rom!
»Deshalb hat man meine beiden Mitbrüder und mich hierhergeschickt, um uns umzusehen und Nachricht zurückzubringen«, sagte Bruder Girolamo. »Mit Ihrer Erlaubnis, ehrwürdiger Vater, ehrwürdige Mutter, möchte ich Ihnen gern berichten, was ich dem Heiligen Vater mitzuteilen habe.«
Rom, dachte der Abt. So weit weg von hier. So herrlich weit weg. War die letzte Armee, die Rom bedroht hat, die von Hannibal? Wie auch immer, das Beste, das man derzeit von Rom sagen kann, ist, dass die Stadt ein paar Tagesreisen von hier entfernt und ein ganzer Gebirgszug dazwischenliegt.
»Wir wissen, dass unsere Schäflein überall leiden«, sagte die Äbtissin. »Obwohl nur bruchstückhaft Neuigkeiten hinter diese Mauern dringen. Berichte uns, Bruder Girolamo.«
Ich muss irgendeinen Weg finden, nach Rom zu gelangen und so lange dort zu bleiben, bis der Wahnsinn sich hier gelegt hat, dachte der Abt. Nicht, dass ich damit rechne, in diesem Leben noch mal zurückzukommen. Dafür dauert der Wahnsinn schon viel zu lange.
»Vielleicht finden wir dann auch einen Weg, wie wir unserer Herde helfen können, was meinen Sie, ehrwürdiger Vater?«
Die Herde?, dachte der Abt. Die Herde ist nichts. Der Schäfer ist es, auf den es ankommt – Schafe gibt es überall. Wenn du willst, dann bleib hier, du alte Kogge, und behüte die verdammten Hungerleider, denen man das Dorf unterm Hintern weggebrannt hat. Lass dir von deinen dürren Weibern helfen, besonders von der Jungen da, die du zu unserem Gespräch mitgebracht hast und die mich schon die ganze Zeit anstarrt, als wollte sie mir in den Schädel gucken. Ich mache mich aus dem Staub, sobald ich einen guten Grund gefunden habe, nicht gleich wieder vom Heiligen Vater zurückgeschickt zu werden.
»Dem Schutz unserer Herde dient unser ganzes Trachten und unser Lebenszweck. Dafür sind wir auf der Welt«, sagte der Abt laut und nickte Bruder Girolamo gemessen zu. Dann schenkte er der jungen Klosterschwester ein väterliches Lächeln.
Er hatte keine Ahnung, dass Schwester Magdalena Caterina in seinen Gedanken lesen konnte wie in einem offenen Buch.
»Norditalien ist ein gesegnetes Land. Es heißt, dass Gottes Hand von jeher darauf liegt«, sagte die Äbtissin. »Wenn sie leicht darauf ruht, gibt es im richtigen Maß Sonne und Regen, Trockenheit und Überschwemmung, Anbauflächen und Wälder voll Niederwild, Straßen und schiffbare Flusswege, Gemüse und Kräuter im Frühling, Getreide im Sommer, Wein und Kastanien im Herbst.«
Und jenen mildsanften Nieselregen in blau verschwimmender Stille, die alles einhüllt und zur Ruhe bringt im Winter, dachte Schwester Magdalena. Die mein Herz aufschreien lässt, weil ich den Horizont nicht sehe und mich nur auf den Glauben verlassen kann, dass es jenseits des Nebels noch eine Welt gibt; weil das Leben im Winter noch zäher verläuft als sonst und ich jeden Tag Zeit habe, mir die Frage zu stellen: Wozu bin ich auf der Welt?
»Und wenn sie schwer darauf liegt«, fuhr die Äbtissin fort, »dann bringt sie Hitze und Kälte im Ungleichgewicht, verheerende Unwetter, Winterstürme, Überschwemmungen, Malaria und Ernteschädlinge und dann und wann einen Kaiser des Reichs, der entweder wie Friedrich Barbarossa die Städte niederbrennt oder wie Maximilian das Land als Exerzierplatz für seine Kriegstaktiken missbraucht.«
»Kriege kommen von den Menschen, nicht von Gott«, murmelte der Abt, der nur bruchstückhaft zum Gesprächsstoff fand und dessen andere Gedanken für Magdalenas besonderen Sinn durch die Luft wehten wie kleine panische Schreie: Rom! Ich muss hier weg! Rom! Es war nicht so, dass Magdalena tatsächlich Gedanken lesen konnte; aber die Wellen und Signale, die sie von manchen Menschen auffing, ließen sich deuten. Die Signale, die der Abt sendete, bedurften allerdings keinerlei Interpretation.
»Nicht von allen Menschen, ehrwürdiger Vater. Nur von denen, die sich auserwählt fühlen und Gottes Namen für ihr Werk missbrauchen«, sagte die Äbtissin. »Ob der deutsche Kaiser, der französische oder der spanische König – all die gesalbten Häupter, die ihre Armeen durch unser Land trampeln lassen!«
»Und doch sind das nur Schafe im Vergleich zu den Wölfen, die die Menschen aus purer Mordlust quälen«, erwiderte Bruder Girolamo mit seiner brüchigen, aggressiven Stimme und im toskanischen Dialekt.
»Welche Wölfe, Bruder Girolamo?«
»Die Söldner, ehrwürdige Mutter«, sagte Bruder Girolamo. »Die Mordhaufen. Die condottieri und ihre fleischgewordenen Monstren. Die Schwarze Schar!«
»Bruder Girolamo«, sagte der Abt, »berichte uns, was du erfahren hast, und lass nichts aus.«
Bruder Girolamo setzte sich zurecht. Er hatte ein blasses, nichtssagendes Gesicht, aber seine Gedanken waren eine Art weißer Flamme in Magdalenas besonderem Sinn; so wie die Signale, die sie vom Vater Abt spürte, kleine hektisch umherflatternde Vögel waren und die der Mutter Oberin ein unverständliches, unartikuliertes Geräusch, als würde jemand hinter einer dicken Mauer flüstern.
»Ich bin überzeugt, dass die Hand Gottes nicht schwer auf Norditalien ruht«, sagte Bruder Girolamo. »Sicher, die Menschen in diesem Land blicken zu Gott auf und fragen ihn: Warum folgt stets auf einen kurzen Sommer des Friedens ein langer Herbst des Mordens? Warum werden die Kinder, die die Fülle des einen Jahres ihnen geschenkt hat, in der Not des folgenden Jahres wieder abberufen? Es gibt zwei Antworten auf diese Fragen, ehrwürdige Mutter. Die eine ist theologischer Natur und könnte lauten, dass es vielleicht daran liegt, dass all die Gebete von den kleinen Flüssen zum Strom getragen und dort ins Meer geschwemmt werden, ohne Gott jemals zu erreichen.«
»Der Strom bringt den Segen, er nimmt ihn nicht mit sich fort«, hörte Magdalena jemanden sagen und stellte überrascht fest, dass sie es selbst gewesen war. Die Äbtissin warf ihr einen scharfen Seitenblick zu.
»Nun, so ist es hier«, sagte sie. »Wer auch immer festgestellt hat, dass Gottes Wege unergründlich sind, war vermutlich ein Piemonteser, ein Veneter, ein Lombarde … eben ein Norditaliener.«
»Ich komme aus den Bergen, Schwester«, sagte Bruder Girolamo. »Dort sind die Flüsse die, die unsere Felder unterhöhlen, unsere Brücken mit sich fortreißen, unsere Dörfer überschwemmen und die Frucht unserer Arbeit stehlen.«
»Der große Strom gibt uns mehr, als er nimmt.«
»Ja – Fieber, Schwüle, schwarze Gedanken …«
»Bruder Girolamo«, sagte die Äbtissin, »ich bitte dich, in deinem Bericht fortzufahren. Teile dein Wissen mit uns, die wir hinter diesen Mauern das Gefühl für die Weisheit derjenigen, die die Welt gesehen haben, zu verlieren drohen.«
»Die andere Antwort lautet … nun, ehrwürdige Mutter, Sie wissen, dass Norditalien von jeher den Neid all seiner Nachbarn erweckt hat. Sie zerren alle an diesem Land – sie halten sich für Jagdhunde, die einen geflohenen Hirsch aufgespürt haben, dabei sind sie schlimmer als Straßenköter, die sich um eine Ratte balgen. Und ich bitte um Verzeihung …«, Bruder Girolamo machte eine kleine Verbeugung in Magdalenas Richtung, die zwar nicht spöttisch aussah, aber die junge Nonne fühlte, wie sie gemeint war, »… wenn ich anmerke, dass die Ratte in diesem Fall halb verhungert ist. Die spanischen hidalgos und ihre Truppen sind verarmt, verblendet und allesamt syphilitisch, und sie liefern sich unwichtige, aber grausige Scharmützel mit den nur ein bißchen weniger verarmten, ein bißchen weniger verblendeten, aber mindestens genauso syphilisverseuchten französischen Generälen, wenn sich nicht beide Seiten ihrer Lieblingsbeschäftigung hingeben, nämlich ihre Krankheit emsig zu verbreiten.« Bruder Girolamos Gedanken loderten hell vor Zorn. In Friedenszeiten verbrennen in diesem Feuer Bücher, dachte Magdalena.
»Daneben geraten sich beide Seiten mit den deutsch-habsburgischen Landsknechtsheeren in die Haare, die noch ein bisschen verarmter, ein bisschen verrohter, ein bisschen skrupelloser sind.«
»Wenn auch nicht im gleichen Maß syphilitisch, was daran liegt, dass die deutschen Landsknechte ihre Huren aus der Heimat mitgebracht haben«, sagte die Äbtissin zornig. »So viel haben wir schon gehört!«
Aus dem Herzen des Abtes flog ein besorgter Vogel und trug die erschrockene Frage mit sich, ob die Magd, der der Abt letztens nach der Beichte Trost gespendet hatte, etwa von einem syphilitischen Spanier oder Franzosen geschändet...
Erscheint lt. Verlag | 1.5.2018 |
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Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Historische Kriminalromane | |
Schlagworte | 16. Jahrhundert • Bote des Feuers • Entführung • Florenz • Frühe Neuzeit / Renaissance (15.-17. Jh.) • historischer Krimi • Historischer Kriminalroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Italien • Jahrhundert • Krimis • Renaissance • Schicksale und Wendepunkte • Söldner • Toscana • Verbrecherbande • Wolfspack |
ISBN-10 | 3-7325-5402-3 / 3732554023 |
ISBN-13 | 978-3-7325-5402-7 / 9783732554027 |
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