Der Pilot von der Donau (eBook)

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2017 | 1. Auflage
216 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-8073-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Pilot von der Donau -  Jules Verne
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Die Menschen an den Ufern der Donau werden von einer Verbrecherbande durch Raub und Mord bedroht. Die Bevölkerung ist durch die Vorfälle beunruhigt. Die Polizei konnte die Verbrecher bisher nicht fassen. Der Detektiv Karl Dragoch erhält von einer Kommission aller Donau-Anrainer-Staaten den Auftrag die Bande mit Hilfe einer Spezialeinheit zu ergreifen. Der Fischer Ilia Brusch, der bei einem Angelwettbewerb in Sigmaringen zwei erste Preise errungen hat, verpflichtet sich öffentlich, die Donau mit seiner Jolle flussabwärts in Richtung Schwarzes Meer zu befahren und unterwegs ausschließlich von dem Erlös frisch gefangener Fische zu leben. Ein Fremder, der sich als Tourist namens Jäger ausgibt, drängt sich Brusch in Ulm als Passagier auf. Der Freiheitskämpfer Serge Ladko, der in Bulgarien gegen die Herrschaft der Türken kämpft, wird unterdessen mit einem Verbrecher verwechselt, der seinen Namen verwendet. Jules Verne (1828-1905) war ein französischer Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem durch seine Romane Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, 20.000 Meilen unter dem Meer sowie Reise um die Erde in 80 Tagen. Neben Hugo Gernsback, Kurd Laßwitz und H. G. Wells gilt Jules Verne als einer der Begründer der Science-Fiction-Literatur.

Zweites Kapitel.


An den Quellen der Donau.


War Ilia Brusch wohl von Ruhmsucht geleitet gewesen, als er seinen im »Treffpunkt der Fischer« versammelten Kollegen seinen Plan, mit der Angel in der Hand die Donau hinunterzufahren, verkündigte? Wenn er solchen Ruhm erstrebt hatte, so war ihm das geglückt. Die Presse hatte sich der Angelegenheit bemächtigt, und alle Zeitungen des Donaugebietes ohne Ausnahme hatten eine Abbildung des Wettbewerbes von Sigmaringen mit mehr oder weniger ausführlichem Text gebracht, der aber immer hinreichte die Eigenliebe des Siegers angenehm zu kitzeln, dessen Name schon auf dem Wege war, überall populär zu werden.

Schon am nächsten Tage, am 6. August, enthielt die Wiener »Neue Freie Presse« folgenden Artikel:

»Der letzte Angelwettstreit des Donaubundes hat gestern in Sigmaringen mit einem richtigen Theatercoup geendet, dessen Held ein Ungar mit dem bis gestern unbekannten und heute fast schon berühmten Namen Ilia Brusch gewesen ist.

Was hat denn, fragen Sie, Ilia Brusch getan, einen so plötzlichen Ruhm zu verdienen?

Vor allem ist es diesem geschickten Mann gelungen, die beiden ersten Preise, den für die meisten gefangenen Fische und den für den schwersten, auf sich zu vereinigen, indem er seine Mitbewerber weit hinter sich ließ, ein Ereignis, das seit dem Bestehen der Wettstreite dieser Art noch niemals beobachtet worden ist.

Das war ja nicht übel, doch es kommt noch besser.

Wenn man eine solche Lorbeerernte eingeheimst, einen so glänzenden Sieg davongetragen hat, scheint es doch, sollte man das Recht haben, eine verdiente Ruhe zu genießen. Das ist aber nicht die Ansicht dieses erstaunlichen Ungars, der sich vorbereitet, noch mehr Erstaunen zu erwecken.

Wenn wir recht unterrichtet sind – und man kennt ja die Zuverlässigkeit unsres Nachrichtendienstes – hatte Ilia Brusch seinen Kollegen angekündigt, die ganze Donau von ihrer Quelle im Großherzogtum Baden an bis zu ihrer Mündung am Schwarzen Meer, d. h. etwa eine Strecke von dreitausend Kilometern, mit der Angel in der Hand hinunterzufahren.

Wir werden unsre Leser bezüglich der Vorfälle bei diesem originellen Unternehmen auf dem Laufenden erhalten.

Nächsten Donnerstag den 10. August wird Ilia Brusch dazu aufbrechen. Wünschen wir ihm glückliche Reise, doch wir wollen auch wünschen, daß dieser schreckliche Fischersmann das Getier, das die Fluten der Donau bevölkert, nicht etwa bis zum letzten Vertreter ausrotte.«

So sprach sich die »Neue Freie Presse« Wiens aus. Der »Pester Lloyd« von Budapest zeigte sich nicht minder warm interessiert, ebenso wie die serbische »Srbské Noviné« von Belgrad und der »Românul« von Bukarest, in denen die betreffende Notiz zu einem längern Artikel ausgesponnen war.

Diese Druckerzeugnisse waren höchst geeignet, die Aufmerksamkeit auf Ilia Brusch hinzulenken, und wenn es zutrifft, daß die Presse der Widerschein der öffentlichen Meinung ist, so konnte dieser erwarten, ein mit der weitern Fortsetzung seiner Fahrt immer nur zunehmendes Interesse zu erregen.

In den bedeutenderen an seinem Wasserwege gelegnen Städten konnte er ja überdies darauf rechnen, Mitglieder des Donaubundes zu treffen, die es als eine Pflicht betrachten würden, zum Ruhme ihres Kollegen beizutragen, und im Notfall konnte er bei diesen wohl auch auf Beistand und Hilfe rechnen.

Von jetzt an bekamen die Besprechungen der Presse eine besondre Wichtigkeit für die Angelfischer. In den Augen dieser Professionellen gewann das Unternehmen Ilia Bruschs eine ungeheure Bedeutung, und viele Bündler, die durch den eben abgeschlossenen Wettbewerb nach Sigmaringen gelockt worden waren, verweilten jetzt hier noch länger, um der Abfahrt des ersten Siegers des Donaubundes beizuwohnen.

Wenn sich einer nicht über die Verlängerung ihres Aufenthaltes zu beklagen hatte, war es entschieden der Wirt im »Treffpunkt der Fischer«. Am Nachmittag des 8. August, zwei Tage vor dem von Brusch für den Antritt seiner originellen Fahrt bestimmten Termine, führten noch mehr als dreißig trinkfeste Männer ein lustiges Leben im Saale des Gasthauses, dessen Kasse sich bei der Fähigkeit dieser auserlesenen Kunden, viel zu verzehren, ganz unerwarteter Einnahmen erfreute.

Doch trotz der Nähe des Ereignisses, das diese Neugierigen in der Hauptstadt von Hohenzollern zurückgehalten hatte unterhielt man sich am Abend des 8. August im »Treffpunkt der Fischer« nicht von dem Helden des Tages. Eine andre und für die Uferbewohner des großen Stromes noch wichtigere Angelegenheit bildete den Gegenstand des allgemeinen Gesprächs und erregte nicht wenig alle Anwesenden.

Diese Aufregung war nicht etwa übertrieben, sondern durch verbürgte, sehr ernste Vorkommnisse völlig gerechtfertigt.

Seit mehreren Monaten wurden die Ufergebiete der Donau von ununterbrochenen Räubereien heimgesucht. Die verwüsteten Gehöfte, die geplünderten Schlösser und ausgeraubten Villen waren gar nicht mehr zu zählen, und mehrere Personen hatten ihren Widerstand gegen die unergreifbaren Verbrecher auch schon mit dem Leben bezahlt.

Ohne Zweifel konnte eine so lange Reihe von Schandtaten nicht von einigen vereinzelt operierenden Burschen ausgeführt werden; sicherlich hatte man es hier mit einer wohlorganisierten und, nach den vielen Überfällen zu urteilen, recht zahlreichen Bande zu tun.

Seltsamerweise operierte diese Bande aber nur in der unmittelbaren Nähe der Donau. Jenseits eines Streifens von zwei Kilometern Breite an jedem Ufer konnte man ihr auch nicht ein einziges Verbrechen mit Wahrscheinlichkeit anrechnen. Der Schauplatz ihrer Tätigkeit schien aber nur bezüglich seiner Breite beschränkt zu sein, denn das österreichische, ungarische, serbische und rumänische Ufergelände wurde in gleicher Weise von den Banditen belästigt, die man niemals auf frischer Tat abfassen konnte.

Hatten sie eine Schandtat ausgeführt, so verschwanden sie bis zum nächsten Verbrechen, das vielleicht hunderte von Kilometern von dem letzten entfernt begangen wurde. In der Zwischenzeit war jede Spur von ihnen verschwunden. Sie schienen sich ebenso verflüchtigt zu haben, wie die oft recht umfangreichen Gegenstände, die ihre Beute bildeten.

Die in Frage kommenden Regierungen hatten allmählich aufgehört, sich über ihre fortwährenden Mißerfolge zu erregen, da für diese wegen mangelnder Zusammenwirkung der polizeilichen Kräfte keine einzelne haftbar zu machen war. Über die Angelegenheit hatte sich endlich ein diplomatischer Meinungsaustausch entwickelt, und diese Verhandlungen endigten, wie die Morgenzeitungen vom 8. August mitteilten, mit der Errichtung einer internationalen Polizeitruppe, die unter einem einzigen Chef längs des ganzen Laufes der Donau tätig sein sollte. Die Wahl dieses Chefs hatte freilich Schwierigkeiten verursacht, endlich aber hatten sich die Stimmen auf einen weit bekannten und erfolgreichen ungarischen Geheimpolizisten Namens Karl Dragoch vereinigt.

Karl Dragoch war in der Tat ein hervorragender Polizist, und die ihm anvertraute schwierige Aufgabe hätte gewiß keinem Würdigern zufallen können. Fünfundvierzig Jahre alt, war er ein Mann von Mittelgröße, etwas mager, und mit Geistesgaben mehr ausgestattet als mit besondrer Körperkraft. Immerhin war er imstande, die Anstrengungen, die sein Beruf mit sich brachte, zu ertragen, und an Mut, der Gefahr ins Gesicht zu sehen, fehlte es ihm auch nicht. Eigentlich wohnte er in Budapest meist befand er sich aber, mit einer Takt erfordernden Nachforschung beschäftigt, irgendwo unterwegs. Seine gründliche Kenntnis aller Sprachen Südost-Europas,einschließlich der deutschen, der rumänischen, serbischen, bulgarischen und türkischen Sprache, seiner Muttersprache, des Ungarischen, nicht zu erwähnen, ließ ihn nie und nirgends in Verlegenheit kommen, und in seiner Eigenschaft als Junggeselle brauchte er nicht zu befürchten, daß Familiensorgen seine Bewegungsfreiheit beschränken könnten.

Seine Ernennung machte überall einen guten Eindruck. Die Allgemeinheit billigte sie mit Einstimmigkeit. Im großen Saale des »Treffpunktes der Fischer« wurde sie mit besondrer Genugtuung aufgenommen.

»Eine bessre Wahl hätte man nicht treffen können, erklärte in dem Augenblicke, wo im Gasthause die Lampen angezündet wurden, Herr Ivetozar, der zweite Preisträger in der Gewichtskonkurrenz bei dem eben beendigten Wettkampf. Ich kenne Dragoch. Das ist ein ganzer Mann.

– Und ein äußerst gewandter obendrein, fügte der Präsident Miklesko hinzu.

– So wollen wir nur wünschen, bemerkte ein Kroate mit dem schwer aussprechbaren Namen Sarb, daß es ihm gelinge, die Ufer des Stromes zu säubern. Das Leben da war wirklich fast unerträglich geworden!

– Nun, Karl Dragoch kann sich hierbei die Zähne ausbeißen, meinte Weber, den Kopf schüttelnd. Erst müssen wir ihn am Werke sehen.

– Am Werke! rief Ivetozar; das ist er gewiß schon. Verlassen Sie sich darauf.

– Ja, sicherlich! stimmte ihm Miklesko zu. Karl Dragoch ist nicht der Mann dazu, seine Zeit zu verlieren. Wenn seine Ernennung, wie die Zeitungen berichten, vor vier Tagen erfolgt, ist er jetzt wenigstens schon drei Tage unterwegs.

– Wo will er aber seine Tätigkeit anfangen? fragte ein gewisser Piscea, ein Rumäne mit einem für einen Angler besonders passenden Namen. Ich muß gestehen, ich käme in Verlegenheit, wenn ich an seiner Stelle wäre,...

Erscheint lt. Verlag 10.12.2017
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Artemis • Blutsbruder • Die Sagen der Alaburg • Die Sterngefallene • Harry Potter • herman hesse • Nimmerherz • origin • Thomas Mann • Vergeltung
ISBN-10 80-268-8073-0 / 8026880730
ISBN-13 978-80-268-8073-8 / 9788026880738
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