Sherlock Holmes' Buch der Fälle (eBook)

Erzählungen. Neu übersetzt von Henning Ahrens
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2019 | 1. Auflage
320 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490466-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sherlock Holmes' Buch der Fälle -  Arthur Conan Doyle
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Das große Finale - Verpassen Sie nicht den letzten Band der »Sherlock Holmes-Reihe« in der Neuübersetzung von Henning Ahrens. Sherlock Holmes' ungebrochene Popularität bewog Arthur Conan Doyle auch nach dessen »Abschiedsvorstellung« zu weiteren Geschichten. Das Genie und Dr. Watson bekommen es im »Buch der Fälle« mit kunstaffinen Mördern, Blausäureattentaten, vermeintlichen Vampirbissen, gelben Haarquallen und einem Farbenhändler im Ruhestand zu tun.

Arthur Conan Doyle, geboren am 22. Mai 1859 im schottischen Edinburgh, absolvierte dort ein Medizinstudium und unterhielt kurzlebige Praxen in Plymouth und Southsea. Aus Patientenmangel begann er zu schreiben, ab 1887 verfasste er Geschichten um die Detektivfigur Sherlock Holmes, die in den 1890er Jahren enorme Popularität erlangten. Außerdem verfasste er zahlreiche historische Romane und ab 1912 auch Science-Fiction. Doyle engagierte sich politisch und sozial, 1902 wurde er geadelt. Er starb am 7. Juli 1930 in Crowborough/Sussex.

Arthur Conan Doyle, geboren am 22. Mai 1859 im schottischen Edinburgh, absolvierte dort ein Medizinstudium und unterhielt kurzlebige Praxen in Plymouth und Southsea. Aus Patientenmangel begann er zu schreiben, ab 1887 verfasste er Geschichten um die Detektivfigur Sherlock Holmes, die in den 1890er Jahren enorme Popularität erlangten. Außerdem verfasste er zahlreiche historische Romane und ab 1912 auch Science-Fiction. Doyle engagierte sich politisch und sozial, 1902 wurde er geadelt. Er starb am 7. Juli 1930 in Crowborough/Sussex.  Henning Ahrens lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er veröffentlichte diverse Lyrikbände sowie die Romane »Lauf Jäger lauf«, »Langsamer Walzer«, »Tiertage« und »Glantz und Gloria«. Für S. Fischer übersetzte er Romane von Richard Powers, Kevin Powers, Khaled Hosseini. Zuletzt erschien sein Roman »Mitgift«. 

Das Abenteuer mit dem illustren Klienten


»Kann jetzt auch nicht mehr schaden«, lautete die Erwiderung von Mr Sherlock Holmes, als ich ihn zum zehnten Mal in zehn Jahren bat, diese Geschichte ans Licht bringen zu dürfen. So kam es, dass mir schließlich doch noch gestattet wurde, das festzuhalten, was in mancher Hinsicht den Höhepunkt der Karriere meines Freundes darstellt.

Holmes und ich hatten eine Schwäche für das türkische Bad. Wenn wir angenehm entspannt im Ruheraum rauchten, kam er mir menschlicher und zugänglicher vor als irgendwo sonst. Im Obergeschoss des Hammam in der Northumberland Avenue gibt es eine abgeschiedene Ecke mit zwei Liegen, und dort ruhten wir uns am dritten September 1902 aus, dem Tag, an dem meine Geschichte beginnt. Ich hatte ihn gefragt, ob sich etwas tue, und er hatte als Antwort einen langen, schmalen, nervösen Arm aus den Decken schießen lassen, in die er sich gehüllt hatte, und einen Umschlag aus der Innentasche des neben ihm hängenden Mantels gezogen.

»Könnte sich um einen wichtigtuerischen, übergeschnappten Dummkopf handeln; könnte aber auch eine Sache von Leben und Tod sein«, sagte er, als er mir den Umschlag reichte. »Ich weiß auch nicht mehr, als in diesem Brief steht.«

Dieser stammte aus dem Carlton Club und war am Vorabend aufgegeben worden. Ich las Folgendes:

Sir James Damery entbietet Mr Sherlock Holmes seine besten Grüße und wird ihn morgen Nachmittag um halb fünf aufsuchen. Sir James erlaubt sich zu ergänzen, dass die Angelegenheit, die er mit Mr Holmes erörtern möchte, ebenso heikel wie wichtig ist. Er vertraut deshalb darauf, dass Mr Holmes alles tun wird, um das Gespräch zu ermöglichen, und bittet um eine telefonische Zusage im Carlton Club.

»Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass ich zugesagt habe, Watson«, sagte Holmes, als ich den Brief zurückreichte. »Haben Sie schon mal von diesem Damery gehört?«

»Ich weiß nur, dass sein Name in höheren gesellschaftlichen Kreisen sehr bekannt ist.«

»Nun, ich weiß etwas mehr. Er hat sich den Ruf erworben, Angelegenheiten zu regeln, die in der Presse keine Erwähnung finden dürfen. Sie erinnern sich vielleicht, dass er im Fall des Hammerford-Testaments mit Sir George Lewis verhandelte. Er ist ein weltläufiger Mann und ein diplomatisches Naturtalent. Ich gehe also davon aus, dass es sich nicht um einen Fehlalarm handelt, sondern dass er tatsächlich unsere Hilfe braucht.«

»Unsere?«

»Vorausgesetzt, Sie sind so freundlich, Watson.«

»Es wäre mir eine Ehre.«

»Sie wissen, wann er kommt – um halb fünf. Bis dahin können wir die Sache aus unseren Gedanken verbannen.«

Damals bewohnte ich in der Queen Anne Street eigene Räumlichkeiten, war aber schon vor der verabredeten Stunde in der Baker Street. Punkt halb fünf wurde Colonel Sir James Damery angekündigt. Unnötig, ihn zu beschreiben, denn man erinnert sich bestimmt an diese beeindruckende, offene und ehrliche Persönlichkeit mit dem breiten, glattrasierten Gesicht und der angenehm sanften Stimme. Seine grauen irischen Augen strahlten Aufrichtigkeit aus, seine regen, lächelnden Lippen wurden von Gutmütigkeit umspielt. Sein glänzender Zylinder, sein dunkler Gehrock, ja jedes Detail, von der mit einer Perle geschmückten Nadel in der schwarzen Seidenkrawatte bis zu den lavendelfarbigen Gamaschen über den blankpolierten Schuhen, zeugte von der berühmten Sorgfalt, die er auf seine Kleidung verwandte. Der stattliche, gebieterische Aristokrat dominierte das kleine Zimmer.

»Ich war natürlich darauf vorbereitet, Dr. Watson anzutreffen«, bemerkte er mit einer höflichen Verbeugung. »Seine Mitarbeit könnte von großem Nutzen sein, denn wir haben es mit einem Mann zu tun, für den Gewalt alltäglich ist und der buchstäblich vor nichts zurückschreckt, Mr Holmes. Ich glaube, in ganz Europa gibt es keinen gefährlicheren Mann.«

»Ich hatte mehrere Gegenspieler, die man so schmeichelhaft charakterisiert hat«, erwiderte Holmes lächelnd. »Sie rauchen nicht? Mit Ihrer Erlaubnis zünde ich eine Pfeife an. Sollte Ihr Mann wirklich gefährlicher sein als der verstorbene Professor Moriarty oder der quicklebendige Colonel Sebastian Moran, dann wäre es ein Gewinn, ihn kennenzulernen. Darf ich seinen Namen erfahren?«

»Haben Sie jemals von Baron Gruner gehört?«

»Sie meinen den österreichischen Mörder?«

Colonel Damery lachte auf und warf die Hände hoch, die noch in Lederhandschuhen steckten. »Immer eine Nasenlänge voraus, Mr Holmes! Herrlich! Sie haben ihn also schon als Mörder eingestuft?«

»Die Verbrechen auf dem Kontinent genau zu verfolgen, gehört zu meinem Beruf. Wer hätte von den Ereignissen in Prag lesen können, ohne von der Schuld dieses Mannes überzeugt zu sein? Er kam durch einen Formfehler und den verdächtigen Tod eines Zeugen davon! Angeblich starb seine Frau bei einem Unfall auf dem Splügenpass, aber ich bin so felsenfest davon überzeugt, dass er sie ermordet hat, als wäre ich persönlich dabei gewesen. Ich wusste auch, dass er inzwischen in England lebt, und habe geahnt, dass ich mich irgendwann mit ihm befassen muss. Was hat Baron Gruner jetzt schon wieder angestellt? Es hat sicher nichts mit der erwähnten Tragödie zu tun, richtig?«

»Nein, die Sache ist viel ernster. Ein Verbrechen zu sühnen ist wichtig, aber eines zu verhüten ist noch wichtiger. Wenn man mitansehen muss, Mr Holmes, wie alles auf ein schreckliches Ereignis, auf eine furchtbare Situation zusteuert, dann ist das grauenvoll, zumal, wenn man genau weiß, wie es enden wird, ohne etwas dagegen tun zu können. Gibt es eine quälendere Ausgangslage?«

»Wohl kaum.«

»Dann haben Sie sicher vollstes Verständnis für den Klienten, dessen Interessen ich vertrete.«

»Mir war nicht klar, dass Sie nur der Mittler sind. Wer ist die Hauptfigur?«

»Ich muss Sie bitten, nicht auf dieser Frage zu beharren, Mr Holmes. Der Mann muss die Gewissheit haben, dass sein ehrbarer Name nicht in diese Sache hineingezogen wird. Seine Motive sind absolut ehrenhaft und ritterlich, aber er möchte nicht genannt werden. Ich muss wohl nicht extra betonen, dass Sie ihr Honorar garantiert erhalten und freie Hand haben. Der echte Name des Klienten tut wenig zur Sache, nicht wahr?«

»An einem Ende meiner Fälle steht immer ein Geheimnis, das bin ich gewohnt«, sagte Holmes, »aber an beiden Enden? Nein, das ist zu verwirrend. Ich fürchte, ich muss ablehnen, Sir James, tut mir leid.«

Unser Besucher war sehr verstört. Enttäuschung und andere Emotionen verdunkelten sein großes, sensibles Gesicht.

»Sie ahnen nicht, was Ihre Forderung bedeutet, Mr Holmes«, sagte er. »Sie bringt mich in eine schlimme Zwickmühle. Ich bin überzeugt, dass Sie diesen Fall mit Stolz übernehmen würden, sobald Sie die Fakten kennen, auch wenn ich aufgrund meines Versprechens nicht alle offenbaren kann. Darf ich wenigstens schildern, was mir gestattet ist?«

»Unbedingt. Sie müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass ich mich dadurch zu nichts verpflichte.«

»Das nehme ich zur Kenntnis. Ich gehe davon aus, der Name General de Merville sagt Ihnen etwas?«

»De Merville, der Held vom Chaiber-Pass? Ja, der Name sagt mir etwas.«

»Er hat eine Tochter, Violet de Merville, jung, reich, schön und formvollendet, in jeder Hinsicht die perfekte Frau. Und diese Tochter, dieses wunderbare, unschuldige Mädchen, müssen wir unbedingt aus den Klauen eines Schurken retten.«

»Sie steht also unter dem Bann von Baron Gruner?«

»Unter dem stärksten Bann, was Frauen betrifft – dem der Liebe. Sie wissen vielleicht, dass der Mann blendend aussieht und eine extrem faszinierende Art, eine sanfte Stimme und die romantische, geheimnisvolle Ausstrahlung hat, die Frauen so hinreißt. Angeblich liegt ihm die ganze Weiblichkeit zu Füßen, was er auch weidlich ausgenutzt hat.«

»Wie konnte der Mann Bekanntschaft mit einer Dame vom Rang Miss Violet de Mervilles schließen?«

»Auf einer Yacht, während einer Mittelmeer-Kreuzfahrt. Eine exklusive Gesellschaft, nur vermögende Leute. Die Veranstalter haben das wahre Wesen des Barons zweifellos zu spät durchschaut. Der Schurke hat die Dame umworben, und zwar so erfolgreich, dass er ihr Herz komplett erobert hat. Zu sagen, dass sie ihn liebt, wäre eine Untertreibung. Sie himmelt ihn an; sie ist von ihm besessen. Für sie gibt es auf Erden nur noch ihn. Sie will nichts Negatives hören. Man hat alles getan, um ihr diesen Wahnsinn auszutreiben, vergeblich. Kurz gesagt: Sie will ihn im kommenden Monat heiraten. Da sie volljährig ist und einen eisernen Willen hat, weiß keiner, wie man sie daran hindern soll.«

»Ist sie über den Vorfall in Österreich informiert?«

»Dieser gerissene Teufel hat ihr alle widerwärtigen Skandale gebeichtet, in die er verwickelt war, aber stets so, dass er als unschuldiger Märtyrer dastand. Sie akzeptiert seine Versionen ohne Wenn und Aber und will nichts anderes hören.«

»Du liebe Güte! Aber Sie haben den Namen Ihres Klienten gerade aus Versehen preisgegeben, nicht wahr? Es kann nur General de Merville sein.«

Unser Besucher rutschte auf seinem Stuhl herum.

»Ich könnte das bejahen, um Sie zu täuschen, Mr Holmes, aber es wäre nicht die Wahrheit. De Merville ist ein gebrochener Mann. Die Ereignisse haben den wackeren Soldaten vollkommen demoralisiert. Er hat die Nerven verloren, die ihn auf dem Schlachtfeld nie im Stich gelassen haben, und ist jetzt ein schwacher, klapperiger, alter Mann, der einem brillanten, forschen Schuft wie diesem...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2019
Reihe/Serie Sherlock Holmes
Sherlock Holmes
Übersetzer Henning Ahrens
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Abenteuer • Baker Street • Detektiv • Dr. Watson • Holmes • Klassiker • London • Neuübersetzung • Sherlock • Weltliteratur
ISBN-10 3-10-490466-9 / 3104904669
ISBN-13 978-3-10-490466-5 / 9783104904665
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