Bis bald in Frankreich! -  Karin Hildebrandt

Bis bald in Frankreich! (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
296 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-96051-669-9 (ISBN)
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Bis bald in Frankreich ist ein spritziges Lesevergnügen für gemütliche Stunden am Strand, im Garten oder Reisezug. Drei Freundinnen freuen sich auf einen gemeinsamen Urlaub in Südfrankreich. Ihre diesjährige Ladiestour führt sie zunächst in die Provence. Johanna und Carla brechen in Münster auf, um in St. Rémy de Provence Isabelle aufzupicken und bei dieser Gelegenheit deren neue Liebe Antoine kennenzulernen. Ein spannendes Unterfangen liegt vor den beiden Frauen, da Isabelles Ehemann vor zwei Jahren spurlos verschwand und Isabelle in einem Dschungel von Selbstzweifeln, Hoffnungen und Trauer zurückließ. Jetzt hoffen die beiden, dass für ihre Freundin die Zeit der Verunsicherung und Quälerei endlich vorüber ist und ein neuer hoffnungsvoller Lebensabschnitt beginnen kann. Gemeinsam wollen die drei anschließend weiter ans Meer fahren. Natürlich sind Johanna und Carla sehr gespannt und neugierig auf Antoine. Doch bis sie sich selber ein Bild von ihm machen können, liegt noch eine aufregende Autofahrt voller turbulenter Ereignisse vor ihnen.

Karin Hildebrandt, im westfälischen Münsterland geboren und aufgewachsen, lebt seit mehr als zwei Jahrzehnten in Aachen. 2005 begann sie ihre schriftstellerische Tätigkeit mit lyrischen Werken. Ihr erster Gedichtband Das Lachen am Horizont erschien 2010. Im Jahr 2012 folgte die Gedichtreihe Es war 1x. Immer wieder gelingt es der Autorin, in feinsinnigen und humorvollen Werken das Augenmerk des Lesers auf sich selber und das Leben zu richten. Dieser Betrachtungsweise bleibt sie auch in ihrem autobiografischen Roman Alles Liebe, dein Krebs treu. www.karinhildebrandt.de

Kapitel 3


Die nächsten Kilometer fuhren sie schweigend durch das Münsterland, vorbei an Getreide- und Gemüsefeldern, die sich mit grünen Wiesen abwechselten und regelmäßig von kleinen Baumgruppen oder Wäldchen unterbrochen wurden. Immer wieder tauchten stattliche Gehöfte und Anwesen auf, eingefriedet von hohen Bäumen. In den meisten Fällen waren es Eichen oder Kastanien, aber auch Buche und Ahorn waren hier beheimatet. Das Münsterland war durchzogen von vielen kleineren Ortschaften oder Kleinstädten, von denen die meisten durch einen gemütlichen Ortskern mit der Kirche als Mittelpunkt ihr Gesicht erhielten. Oftmals bestand ein großer Teil dieser Häuser aus alter Bausubstanz, was die stimmungsvolle Atmosphäre der Dörfer noch erhöhte. Auch die roten Klinkersteine der Gebäude trugen dazu bei und erinnerten an das Nachbarland Holland.

Die Münsterländer steckten viel Mühe in die Gestaltung und Dekoration ihrer Häuser. An den Fenstern, neben den Treppen und in den Gärten standen farblich aufeinander abgestimmte und liebevoll bepflanzte Blumenkästen und Amphoren. In den Fenstern hingen angepasst an die Jahreszeiten bunte Fensterbilder und viele Haustüren schmückten getrocknete Blumengebinde. Dass die Gärten ebenso aufwendig gepflegt waren, verstand sich von selber. Es schien, als hätten alle Menschen hier einen grünen Daumen. Auch dies war eine Gemeinsamkeit mit den niederländischen Gemeinden, die sofort auffiel, sobald man die Grenze überschritt.

Und dann gab es ja noch das Fahrrad als leidenschaftlich genutztes Hauptverkehrsmittel dieser Gegend. Wie die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung bevorzugten auch die Freundinnen das gute alte Hollandrad. Diese Drahtesel waren robust und unverwüstlich und überdauerten nicht nur eine Generation. In der heutigen Wegwerfgesellschaft eine schier unglaubliche Vorstellung! Allerdings gelang diese Nachhaltigkeit auch nur bei der besonderen Fahrweise von kraftvoll, stetig und gleichmäßig.

Johanna und Carla liebten diese Gegend. Beide waren in Münster aufgewachsen und fühlten sich dort zu Hause. Und bis heute war es ihre Heimat geblieben, was sie beide als großes Glück empfanden. Sie hatten sich vor vier Jahrzehnten kennengelernt, als sie von der Grundschule zur Mädchen-Realschule gewechselt waren. Der Zufall hatte es wohl so gewollt, dass sie in derselben Klasse landeten und plötzlich nebeneinandersaßen. Vom ersten Schultag an hatten sich die beiden Mädchen gut verstanden, die temperamentvolle, zupackende und kommunikative Carla und die ruhige, zurückhaltende, aber äußerst eigenständige Johanna. Schnell war aus ihrer Sitznachbarschaft eine innige Freundschaft gewachsen. Bei den Lehrern waren beide sehr beliebt gewesen, weil sie ein unauffälliges Team bildeten, das viele gute Ideen in den Unterricht einbrachte. Obwohl sie mit allen anderen Klassenkameradinnen gut ausgekommen waren, hatten sich keine weiteren Freundschaften entwickelt. Die beiden hatten sich selber genügt.

So hatte es sich ganz selbstverständlich ergeben, dass sie immer mehr Freizeit miteinander verbrachten. Carlas Vater hatte sich mit einer kleinen Schusterwerkstatt in Münster selbstständig gemacht. Im hinteren Raum hatte der Vater gearbeitet, während in dem vorderen Verkaufsraum die reparierten Schuhe sowie Kleinigkeiten wie Schuhsenkel, Sohlen, Schuhspanner und Schuhcremes aufbewahrt und verkauft worden waren. Herr Gerber hatte sich als sorgfältiger und zuverlässiger Handwerker bald einen Namen gemacht, so dass seine Frau immer häufiger im Geschäft aushelfen musste, bis sie schließlich, als Carla zur Realschule gewechselt war, den ganzen Tag dort gearbeitet hatte. So war es Frau Gerber mehr als recht gewesen, dass sich die beiden Mädchen so rasch angefreundet und einen Teil der Freizeit entweder in der Werkstatt oder in ihrer Wohnung auf der ersten Etage verbracht hatten. Die Mädchen selber hatten die Werkstatt geliebt und Carlas Eltern gerne bei der Arbeit zugeschaut, manchmal auch geholfen. Besonders Carla war mit großer Freude auf die Kunden zugegangen. Vielleicht hatte sie damals schon geahnt, wie wertvoll diese Erfahrungen für ihr späteres berufliches Leben sein würden?

Allerdings hatten Carlas Eltern phasenweise recht wenig Zeit für die Kinder gehabt, so dass sie es stets begrüßt hatten, wenn ihre Tochter nach dem Unterricht mit Johanna nach Handorf gefahren war, wo Familie Lindemann einen großen Bauernhof bewohnte. Dort hatte Carla einen gänzlich anderen Lebensrhythmus kennengelernt, als sie es aus der Stadt gewohnt war. Natur und Tiere hatten dort den Ton angegeben und den Tagesablauf bestimmt. Neben dem Wetter natürlich. Und dann waren da noch Johannas Brüder gewesen, zwei ältere und ein jüngerer. Alle hatten sich ständig geneckt, woran sich Carla als Einzelkind erst gewöhnen musste. Doch sie hatte sich schnell eingefunden und erfahren, dass sich die Geschwister sehr gut verstanden und immer zusammenhielten, bis heute. Carla war rasch integriert worden, denn sie hatte gerne mit angepackt und die Freiheiten, die das Leben auf einem Hof so mitbrachte, genossen. Sie hatten eine herrliche Kindheit gehabt.

Und nun waren sie unterwegs nach Südfrankreich. Mit einem gleichbleibenden Tempo von 120 Stundenkilometern tuckerten sie dahin. Johanna fuhr nie schneller. Sie war der festen Überzeugung, dass Raserei, und alles über Tempo 120 war für sie Raserei, überhaupt nichts einbrachte. Die eventuell eingesparte Zeit würde durch aufgeriebene Nerven nicht aufgewogen. Sowieso sei es nicht möglich, Zeit zu gewinnen. Zeit könne man nicht aufholen, so ihre Devise, Zeit müsse jeden Augenblick gelebt werden.

»Ich glaube, ich habe heute Morgen zu viel getrunken.« Carla nahm ihre Handtasche und kramte eine Tüte Pfefferminzbonbons heraus.

»Soll ich dir eines auspacken?« Sie hielt Johanna die Tüte vor die Nase.

»Ja, gern. Vielleicht findest du ja noch mehr Aufgaben, die dich ein wenig ablenken. Wir machen nämlich frühestens in zwei Stunden Rast, eher in drei.«

»Warum denn das?«

»Erstens, weil wir das immer so gehandhabt haben. Und zweitens, weil du nur nach einer Gelegenheit suchst, Charly zu checken.«

»Aber das stimmt doch gar nicht!«

»Natürlich stimmt das. Ich kenne dich doch. Entspann dich, wir haben schließlich Urlaub, und vertrau mir einfach mal.«

»Du weißt, dass ich dir blind vertraue, halt nur nicht bei den technischen Dingen.«

»Du solltest mal darüber nachdenken, ob es dir guttut, wenn du so nachtragend bist.«

»Ich bin überhaupt nicht nachtragend, sondern ein gebranntes Kind. Und ich sage nur: Cochem an der Mosel.«

Johanna versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken und sowohl sich als auch ihre Freundin durch mehrmaliges Schauen in den Seiten- und Rückspiegel abzulenken.

»Du kannst dich doch noch daran erinnern, oder?«, stichelte Carla.

»Aber sicher. Es war eine wunderbare Ladiestour. Wir haben herrliche Wanderungen durch die Weinberge und eine Fahrradtour entlang der Mosel gemacht. Die Pension war eine Zumutung, aber der Blick vom Frühstückszimmer auf den Fluss phantastisch.«

»Ja, ja, aber …«

»Und wenn ich mich recht erinnere, hattest du dir für unsere Wanderungen neue Stöckelschuhe aus schwarzem Lackleder gekauft, die die erste Route durch die Weinberge, auf der uns leider der Regen erwischte, nicht überlebten.«

»Ich habe noch nie Wanderschuhe getragen und werde es auch in Zukunft nicht tun. Und ich habe mich nicht beklagt.«

»Das stimmt. Aber du hast dir die ersten Blasen deines Lebens gelaufen. Und wenn ich mir vorstelle …«

»Hör auf!«

Beide fingen an zu kichern.

»Dieses Bild werde ich nie vergessen.«

»Hör auf!«

Carla erinnerte sich sehr gut an die beiden riesigen Blasen, die einzigen, die sie sich in ihrem Leben bisher gelaufen hatte. An jeder Ferse blühte eine. Natürlich hatte sie sich nicht beschwert! Wie sollte sie auch. Schließlich war die Wahl ihrer Schuhe auf ihren Ladiestouren häufig genug Anlass für endlose Diskussionen gewesen, da die anderen beiden ihr immer wieder zu erklären versuchten, dass es einen berechtigten Unterschied gäbe zwischen Dienst- und Freizeitschuhen. Aber es hatte ihr noch nie Probleme bereitet, ausschließlich Pumps zu tragen, während der vielen Stunden im Friseursalon nicht und bei anderen Gelegenheiten erst recht nicht. Auch nicht bei stundenlangen Wanderungen. Nur in ihrer Wohnung trug sie Filzpantoffeln, um das Parkett zu schonen. So hatte sie sich auch in Cochem trotzig verteidigt.

»Wozu soll ich meine Gewohnheiten ändern? Um euch einen Gefallen zu tun?«

Bis zum Abend waren es lediglich die Schuhe gewesen, die den Ausflug nicht überlebt und daher für ausreichend Gesprächsstoff gesorgt hatten. Am...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
ISBN-10 3-96051-669-X / 396051669X
ISBN-13 978-3-96051-669-9 / 9783960516699
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