Hurra, wir lieben noch! (eBook)

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2017 | 1. Auflage
256 Seiten
Knaus (Verlag)
978-3-641-20955-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hurra, wir lieben noch! -  Bill Mockridge,  Margie Kinsky
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Das Comedy-Paar Bill & Margie ist Kult:
Endlich erzählen sie ihre Geschichte

Ganz Deutschland liebt das Powerpaar Bill Mockridge und Margie Kinsky. Die beiden Standup-Comedians füllen die Theater von Berlin bis Stuttgart und gehören zu den beliebtesten Gästen der Talkshows auf allen Kanälen. Bill Mockridge als Erich Schiller in der 'Lindenstraße' ist Legende, bei Margie Kinsky folgt Tournee auf Tournee und inzwischen gibt es die ganze Familie samt allen sechs (!) Söhnen als WDR-Sitcom 'Die Mockridges - Eine Knallerfamilie'. Wie eine Ehe das alles aushält und wie es überhaupt dazu kam, davon erzählen Bill & Margie in ihrem ersten gemeinsamen Buch.

Bill Mockridge und Margie Kinsky, geboren 1947 und 1958, sind Schauspieler, Kabarettisten und seit 33 Jahren verheiratet. Ursprünglich aus Toronto und Rom, lernten sich die beiden in Bonn kennen, wo sie 1982 das Improvisationstheater 'Die Springmaus' gründeten. Bill Mockridge wurde durch seine Rolle als Erich Schiller in der 'Lindenstraße' deutschlandweit bekannt, Margie Kinsky spätestens 2010 mit ihrem Bühnensolo 'Kinsky legt los'. Das Paar hat sechs Söhne; seit August 2015 stehen alle gemeinsam für die Comedy-Serie 'Die Mockridges - eine Knallerfamilie' vor der Kamera. Sowohl Bills humorvoller Altersratgeber 'Je oller, je doller' als auch Margies 'Ich bin so wild nach deinem Erdbeerpudding' schafften es auf die Bestsellerlisten. 'Hurra, wir lieben noch!' ist ihr erstes gemeinsames Buch, es wird auch auf der Bühne zu sehen sein.

Gibt es Liebe auf den ersten Blick?

Margie: Nee, natürlich gibt’s das nicht! Niemals! Wie soll das denn gehen? Kommst du irgendwo rein, siehst einen Typen, und – whoosh! – taucht eine Fee auf, schmeißt mit Glitzerpulver um sich, und dann bist du verknallt? Und jetzt stell dir mal vor, die Fee ist ganz schlecht im Zielen und trifft den Typen gar nicht, während du ihn, vollgesaut mit Glitzer von oben bis unten, bespringst wie ein wild gewordenes Pony, während er panisch die Flucht ergreift? Ich hatte mich vor Bill schon ein paarmal verliebt (oder mir das wenigstens eingebildet), aber die Fee war eine Schlampe und hatte jedes Mal zu wenig Streuglitzer dabei, das hat dann leider nur für mich gereicht. Ich hab schon als Kind Disneyfilme geliebt und wollte, dass es bei mir genauso läuft – wenn sich die beiden Streuner Susi und Strolch endlich kriegen! Und wenn nicht so – dann eben gar nicht.

Aber je naiver du gestrickt bist, desto einfacher läuft’s dann doch: Ich war 1982 bei einem Casting für das Improtheater »Springmaus« in Bonn. Ich komme also in den Workshopraum rein, wie immer eine kleine Idee zu spät. Und als ich durch die Tür komme, rufe ich (ich hatte schon damals vielleicht nicht das letzte, aber immer das erste Wort!): »Bin ich hier richtig? Bist du der kanadische Schauspieler, der hier den Workshop gibt?«

Margie und Bill, Regiebesprechung
unten am Rheinufer, 1983.

Da sitzt also so ein Musketier im wallenden Leinenhemd, mit schulterlangen Haaren, in knallenger, gestreifter Büx und Piratenstiefeln. Typ D’Artagnan, Fluch der Karibik gab’s ja damals noch nicht, aber das hätte auch gepasst. Das war Bill. Und er rasselte auch sofort mit dem Säbel, denn er knurrte: »Ja. Und DU bist zu SPÄT! Dann kannst du gleich mal auf die Bühne!« Das waren seine ersten Worte. Wie geil, hab ich gedacht, biste ja gleich dran. Wir hatten damals in unserer WG einen Kühlschrankmagneten, auf dem stand: »Wer zu spät kommt, muss nicht warten!« Ich gehe also direkt auf die Bühne und kriege meine Aufgabe: Ich sitze in einem überfüllten Bus, und neben mir stinkt jemand bestialisch – und das ohne Worte! Kein Problem für die Römerin, die gefühlte hundert Jahre immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule gefahren ist, bei vierzig Grad Hitze und natürlich ohne Klimaanlage. Und ich hab den italienischen Zwiebelsuppenschweiß sofort wieder in der Nase – so doll, dass ich fast aufs Bühnenparkett kotze. Und das muss wohl ziemlich glaubwürdig gewesen sein. Bingo! Römischer Personennahverkehr trifft auf kanadischen Holzfäller – ein Abenteuer ging los! Bill war zwar für mich kleine, verklemmte Römerin erstmal ein komischer Vogel. Aber auch irgendwie der Inbegriff von großer, weiter Theaterwelt mit ordentlich Glamour, schon fast sowas wie der erste Schritt nach Hollywood! Und das mit einer ordentlichen Ladung Abenteuerspielplatz obendrauf.

Bill und die pünktlichen Theaterkollegen wurden sofort zu meiner neuen Familie. Wir hießen Springmäuse, und wir waren ein geiles, eingeschworenes Team – und talentiert! Und Bill war für mich sofort vertraut – mit ihm war’s wie zu Hause mit meinen zwei großen Brüdern. Ich hab mich manchmal gefragt, ob das vielleicht mein heimlicher Bruder sein könnte, von dem ich bisher nix wusste. Wir konnten uns über die gleichen Witze scheckig lachen. »Kommt ’n Pferd in den Blumenladen: ›Haben Sie Ma-geritten?‹« Wir mochten die gleichen Filme und konnten die gleichen Lieblingsstellen daraus auswendig. Wir standen auf die gleiche Musik und waren beide richtig bunte Vögel, und das im staubgrauen Bonn! Sogar unsere Familiengeschichten waren ähnlich schräg: Bill kam als adoptiertes Kind in so eine poshe, oberwichtige Anwaltsfamilie in Toronto, und ich war das uneheliches Kind einer böhmischen Gräfin, die wohl doch nicht so konservativ war, wie sie gern getan hat, sonst hätte sie sich nicht ausgerechnet mit meinem italienischen Journalistenpapa eingelassen. Wir waren ja jeder für sich schon ein ganz eigener Cocktail aus den wildesten Zutaten – was würde eigentlich passieren, wenn wir uns für eine krachende Cocktailparty zusammentun? Jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben, hatte ich das Gefühl, eine komplette Baggerladung mit Schmetterlingen donnert durch meinen Bauch. Da war sofort was zwischen uns. Es reichte nur ’ne kleine Kopfbewegung, und wir wussten sofort, was der andere meint. Immer, wenn kleine Kinder auf mich zurannten, haben sich unsere Blicke erwischt. Und ich dachte: Mit Bill kannste dir das vorstellen. Wenn ’n Mann, dann so einer, vor dem dir nichts peinlich ist und vor dem du dich nicht verstellen musst. Mit dem es sich einfach so anfühlt wie Heimat.

Bill: Liebe auf den ersten Blick? Natürlich gibt es das. Jungs, ihr kennt das doch auch, oder? Ihr steht mit euren Kumpels an der Theke, auf einmal öffnet sich die Tür, und herein schreitet – ach was! – gleitet – noch besser: schwebt! ein Wesen von überirdischer Schönheit. So als hätte man ein ganzes Filmteam engagiert, nur um diesen Auftritt zu inszenieren. Ein Tontechniker schaltet die Geräuschkulisse in der Kneipe aus, ein Spot geht an und taucht die Göttliche von Kopf bis Fuß in ein schmeichelndes, weiches Licht. Ein Bildmischer verlangsamt die Abspielgeschwindigkeit um fünfzig Prozent. Sie bleibt mitten im Raum stehen, ihr Blick fällt auf dich, während ihr seidiges Haar in Zeitlupe schwingt. Blüten rieseln von oben auf die Szenerie, und ein Streichorchester spielt herzzerreißende Melodien dazu. Die Göttliche reicht dir mit anmutiger Geste ihre Hand, und du schließt sie zärtlich in die Arme. Zwei Herzen schlagen im selben Takt. In diesem Moment fühlen zwei Liebende, dass ihre Suche jetzt endlich zu Ende ist. So funktioniert Liebe auf den ersten Blick. Ja, Freunde, sowas gibt’s wirklich. Ich weiß das. Denn als ich Margie zum ersten Mal erblickte, war das ganz, ganz anders.

Ich war 1982 als Schauspieler am Bonner Theater engagiert. Doch weil mich das amerikanische Improvisationstheater schon immer fasziniert hatte, war ich nebenher dabei, eine neue Theaterform zu finden. Einmal saß ich im Betriebsbüro des Theaters und bastelte mit der damaligen Disponentin einen Aushang für das schwarze Brett: »Bill Mockridge sucht Teilnehmer für ein Impro-Workshop. Bitte im Betriebsbüro melden«. Draußen auf dem Flur blökte plötzlich eine laute, hohe Frauenstimme auf Italienisch. Und schon flog die Tür auf, und es segelte eine junge Frau herein, die jetzt plötzlich breitestes Bönnsch sprach. »Tach Annemarie, isch muss flöck datt Teil hier avgeve. Hier hasse den Wisch.« Sie warf einen Personalbogen auf den Schreibtisch. »Tschööö, un schönen Tach auch! Bin fott.«

Und schon war sie wieder abgerauscht, mit laut knallender Tür. Annemarie guckte mich an und sagte: »Bill, das wäre eventuell jemand für deinen Workshop.«

»Was war das grade?«, fragte ich. Annemarie grinste. »Sie heißt Maria Grazia Kinsky, aber alle hier im Theater nennen sie nur Margie. Sie kommt aus Rom, spricht sechs Sprachen, studiert hier an der Uni und arbeitet bei uns in der Oper als Statistin. Ich glaube, sie ist ein bisschen verrückt, aber genau das suchst du ja, oder?«

Am Wochenende darauf versammelten sich etwa vierzig theaterbegeisterte Menschen auf der Probebühne des Theaters zum Workshop. Ich erklärte ihnen, dass ich auf der Suche nach jungen Talenten sei, um die erste Impro-Theater-Truppe in Deutschland zu gründen. Wir legten mit einfachen Übungen los. Mitten in einer sehr leisen Sensibilitäts-Übung flog die Tür auf (bei Margie fliegen Türen immer auf), und ein Wesen wirbelte durch den Raum: »Ich weiß, ich bin ’ne Idee zu spät, aber draußen geht so ein Wind, das kannste dir gar nicht vorstellen! Das dauert ewig, bis man da mit Rollschuhen vorwärtskommt. Dann hab ich den Scheißaufzug nicht gefunden und musste die Treppe hochlaufen, aber da kamen mir auf halber Höhe ein paar Typen mit ’nem Klavier entgegen, und weil ich nicht an denen vorbeikam, musste ich wieder ganz runter und jetzt wieder ganz hoch. Aber jetzt hab ich’s ja geschafft! Wo ist denn der Typ, der das Casting leitet? Ich hab nämlich nicht viel Zeit!«

Da stand Margie mit wüst zerzausten Haaren, im auf links gedrehten Pullover und die Rollschuhe an zusammengeknoteten Schnürsenkeln um den Hals. Sie schaute mich an, und dieser Blick überraschte mich völlig. Er war überhaupt nicht verrückt, sondern ganz ruhig und auf seltsame Weise ganz vertraut. Als ob ich ihn aus meiner Kindheit kannte und nur jahrelang vergessen hatte. Ich habe aber erstmal auf Regisseur gemacht und sagte: »Der Typ bin ich, und du bist nicht ›eine Idee‹ zu spät, sondern inzwischen (Blick auf die Uhr) fast eine halbe Stunde. Leg die Rollschuhe ab und geh auf die Bühne, ich gebe dir gleich eine Übung.«

Margie sprang zu den anderen auf die Bühne, und wir konnten alle dabei zuschauen, wie sich ihr Gesicht von einem Moment auf den anderen verwandelte. Mal riss sie vor Verwunderung Mund und Augen auf, in der nächsten Sekunde schüttelte sie sich dermaßen vor Ekel, dass ich schon befürchtete, gleich kotzt sie mir die ganze Bühne voll. Sie hielt sich eine Hand auf den Mund, die andere auf ihren Bauch und stand mit wackligen Beinen auf. Inzwischen brüllten wir alle vor Vergnügen, während Margies wunderbares Gummigesicht zwischen Rot, Orange und Purpur changierte. Am Ende der Szene roch sie kurz an ihrer Achselhöhle, rollte mit den Augen und wurde dann ohnmächtig. Wir alle hielten die Bäuche vor Lachen, und mir war klar, dass ein komödiantisches Naturtalent vor mir stand. Ich müsste aber lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich in diesem Augenblick in Margie...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2017
Co-Autor Tania Kibermanis
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte eBooks • Eine Knallerfamilie • Ich bin so wild nach deinem Erdbeerpudding • Je oller, je doller • Kanada • Lindenstraße • Luke Mockridge
ISBN-10 3-641-20955-2 / 3641209552
ISBN-13 978-3-641-20955-1 / 9783641209551
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