Sherlock Holmes - Der Hund der Baskervilles (eBook)

Roman. Neu übersetzt von Henning Ahrens
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
224 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403618-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sherlock Holmes - Der Hund der Baskervilles -  Arthur Conan Doyle
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»Man wird des Moores nie müde. Die herrlichen Geheimnisse, die es birgt, übersteigen unsere Vorstellungskraft. Es ist so groß und so karg und so rätselhaft.« Welche düsteren Geheimnisse birgt das Moor? Der wohl bekannteste Fall führt Holmes und Dr. Watson nach Dartmoor, in dem der Legende der Familie Baskerville zufolge ein grauenerregender, riesiger Hund haust, der Tod und Schrecken verbreitet. Doch gibt es dieses Geschöpf wirklich? Die Legende scheint sich zu bewahrheiten, als Sir Charles Baskerville tot am Rande des Moors aufgefunden wird. Sherlock Holmes muss all seine Fähigkeiten einsetzen, um dessen Tod aufzuklären und einen weiteren Mord zu verhindern. Der Kult um Sherlock Holmes setzt sich fort - Band 6 der Neuedition in der Übersetzung von Henning Ahrens jetzt im FISCHER Taschenbuch

Arthur Conan Doyle, geboren am 22. Mai 1859 im schottischen Edinburgh, absolvierte dort ein Medizinstudium und unterhielt kurzlebige Praxen in Plymouth und Southsea. Aus Patientenmangel begann er zu schreiben, ab 1887 verfasste er Geschichten um die Detektivfigur Sherlock Holmes, die in den 1890er Jahren enorme Popularität erlangten. Außerdem verfasste er zahlreiche historische Romane und ab 1912 auch Science-Fiction. Doyle engagierte sich politisch und sozial, 1902 wurde er geadelt. Er starb am 7. Juli 1930 in Crowborough/Sussex.

Arthur Conan Doyle, geboren am 22. Mai 1859 im schottischen Edinburgh, absolvierte dort ein Medizinstudium und unterhielt kurzlebige Praxen in Plymouth und Southsea. Aus Patientenmangel begann er zu schreiben, ab 1887 verfasste er Geschichten um die Detektivfigur Sherlock Holmes, die in den 1890er Jahren enorme Popularität erlangten. Außerdem verfasste er zahlreiche historische Romane und ab 1912 auch Science-Fiction. Doyle engagierte sich politisch und sozial, 1902 wurde er geadelt. Er starb am 7. Juli 1930 in Crowborough/Sussex. Henning Ahrens lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er veröffentlichte diverse Lyrikbände sowie die Romane »Lauf Jäger lauf«, »Langsamer Walzer«, »Tiertage« und »Glantz und Gloria«. Für S. Fischer übersetzte er Romane von Richard Powers, Kevin Powers, Khaled Hosseini. Zuletzt erschien sein Roman »Mitgift«.

EINS Mr Sherlock Holmes


Mr Sherlock Holmes saß schon am Frühstückstisch, obwohl er sonst, wenn er nicht mal wieder die Nacht durchgearbeitet hatte, ein ausgemachter Langschläfer war. Ich stand am Kamin und griff nach dem Spazierstock, den unser Besucher am letzten Abend vergessen hatte, ein kräftiges Stück Holz mit kugelförmigem Knauf, auch als »Penang lawyer« bekannt. Gleich unterhalb des Knaufes trug es ein zweieinhalb Zentimeter breites Silberband mit der Gravur: »Für James Mortimer, M.R.C.S., von seinen Freunden im C.C.H.«, dazu die Jahreszahl »1884«. Ein solcher Stock gehörte früher zur Ausstattung des traditionsbewussten Allgemeinmediziners – würdevoll, solide, beruhigend.

»Und, Watson? Was schließen Sie daraus?«

Holmes kehrte mir den Rücken zu, und ich hatte meine Beschäftigung durch nichts verraten.

»Woher wissen Sie, was ich gerade tue? Haben Sie Augen im Hinterkopf?«

»Nein, das nicht, aber vor mir steht eine blankpolierte, versilberte Kaffeekanne«, antwortete er. »Und nun schießen Sie los, Watson – was schließen Sie aus dem Stock des Mannes, der uns besuchen wollte? Da wir ihn leider verpasst haben und sein Anliegen nicht kennen, ist dieses vergessene Utensil nicht ganz unwichtig. Lassen Sie hören, welche Schlüsse Sie von dem Stock auf den Besitzer ziehen.«

»Ich schätze«, sagte ich in dem Versuch, die Methoden meines Freundes möglichst perfekt anzuwenden, »dass Dr. Mortimer ein etwas älterer und erfolgreicher Mediziner ist, der, wie die Widmung seiner Freunde zeigt, obendrein sehr geschätzt wird.«

»Gut!«, sagte Holmes. »Ausgezeichnet!«

»Außerdem würde ich vermuten, dass er ein Landarzt ist, der viele Visiten zu Fuß absolviert.«

»Wie kommen Sie darauf?«

»Weil dieser ursprünglich edle Stock so viele Gebrauchsspuren aufweist, dass er keinem städtischen Arzt gehören kann. Die starke Abnutzung des Eisenbeschlags am unteren Ende sagt mir, dass der Besitzer viel zu Fuß unterwegs ist.«

»Absolut richtig!«, sagte Holmes.

»Dann gibt es noch die Widmung der ›Freunde im C.C.H.‹ Ich nehme an, dass es mit einer lokalen Jagdgesellschaft zu tun hat, irgendeiner ›Hunt‹, der er als Arzt behilflich war und die sich mit diesem Präsent bei ihm bedankt hat.«

»Sie übertreffen sich selbst, Watson, wirklich«, sagte Holmes, der seinen Stuhl zurückschob und eine Zigarette anzündete. »Sie stellen Ihr Licht in Ihren Berichten über meine kleinen Erfolge viel zu sehr unter den Scheffel, ganz ehrlich. Sie sind vielleicht nicht die größte aller Leuchten, aber Sie können andere erleuchten. Manche Menschen verfügen über kein Genie, aber über eine ausgeprägte Gabe, dieses in anderen anzuregen. Ich gebe zu, alter Knabe, dass ich tief in Ihrer Schuld stehe.«

So lobend hatte er sich noch nie geäußert, und ich gestehe, dass ich mich über seine Worte sehr freute, zumal mich seine Gleichgültigkeit gegenüber meiner Bewunderung und meinen Bemühungen, die Öffentlichkeit mit seinen Ermittlungsmethoden bekannt zu machen, oft geärgert hatte. Außerdem war ich stolz darauf, diese inzwischen so gut zu beherrschen, dass er mir Anerkennung zollte. Er nahm mir den Spazierstock ab und betrachtete ihn eine Weile. Dann legte er mit interessierter Miene die Zigarette weg, nahm den Stock mit zum Fenster und untersuchte ihn durch eine Lupe.

»Interessant, wenn auch nur in Ansätzen«, sagte er, als er sich auf seine Lieblingsecke des Sofas setzte. »Aber der Stock hat immerhin ein oder zwei ergiebige Hinweise zu bieten.«

»Habe ich etwas übersehen?«, fragte ich mit einem Hauch von Selbstzufriedenheit. »Ich kann doch davon ausgehen, dass mir nichts Wichtiges entgangen ist?«

»Ich fürchte, Ihre Schlussfolgerungen waren überwiegend Schüsse in den Ofen, mein lieber Watson. Ich habe Sie als anregend bezeichnet, weil ich durch Ihre Irrtümer oft auf die Lösung gekommen bin. Trotzdem liegen Sie nicht ganz falsch. Der Mann ist mit Sicherheit ein Landarzt. Und viel zu Fuß unterwegs.«

»Ich hatte also recht.«

»In diesem Punkt schon.«

»Der Stock gibt aber nicht viel mehr her.«

»Oh, doch, mein lieber Watson, viel mehr – sehr viel mehr. So würde ich zum Beispiel vermuten, dass ein Arzt eher von einem Krankenhaus als von einer Jagdgesellschaft mit einem Präsent bedacht wird, und die Initialen ›C.C.H.‹ könnten auf ein solches hindeuten. Sie stehen vermutlich für ›Charing Cross Hospital‹.«

»Könnte sein.«

»Die Wahrscheinlichkeit spricht jedenfalls dafür. Wenn wir dies als Arbeitshypothese benutzen, können wir uns ein genaueres Bild von unserem Besucher machen.«

»Schön, und was folgt daraus, dass ›C.C.H.‹ für ›Charing Cross Hospital‹ steht?«

»Haben Sie keine Idee? Sie kennen meine Methoden. Wenden Sie sie an!«

»Ich komme nur zu der naheliegenden Schlussfolgerung, dass der Mann vor seiner Zeit als Landarzt in der Stadt praktiziert haben muss.«

»Ich denke, wir können noch etwas weiter gehen. Überlegen Sie mal: Was wäre die wahrscheinlichste Gelegenheit für ein solches Präsent? Wann hätten ihn alle Freunde gemeinsam ihrer Wertschätzung versichert? Doch wohl zu dem Zeitpunkt, als er den Dienst im Krankenhaus quittierte, um eine eigene Praxis zu eröffnen. Wir wissen, dass er ein Präsent erhalten hat. Wir glauben, dass er ein städtisches Krankenhaus gegen eine Landpraxis eingetauscht hat. Wäre die Schlussfolgerung übertrieben, dass sein Wechsel der Anlass zu diesem Präsent war?«

»Nein, sie wäre einleuchtend.«

»Außerdem müssten Sie wissen, dass er nicht zur Krankenhausleitung gehört haben kann, weil er in diesem Fall eine etablierte Londoner Praxis hätte haben müssen, und wenn er eine solche gehabt hätte, wäre er nicht aufs Land gezogen. Also: Welchen Posten hatte er? Wenn er im Krankenhaus tätig war, aber nicht zu dessen Leitung gehörte, muss er Assistenzarzt oder Chirurg gewesen sein, vielleicht frisch von der Universität. Und er hat vor fünf Jahren seinen Abschied genommen – die Jahreszahl steht auf dem Stock. Damit löst sich Ihr ernster und gesetzter Allgemeinmediziner in Luft auf, mein lieber Watson, und es erscheint ein Mann unter dreißig, sympathisch, zerstreut, nicht besonders ehrgeizig und im Besitz eines innig geliebten Hundes, der, grob gesprochen, größer als ein Terrier, aber kleiner als eine Dogge ist.«

Ich lachte ungläubig, während sich Sherlock Holmes auf dem Sofa zurücklehnte und Rauchringe in Richtung Decke blies.

»Letzteres kann ich nicht nachprüfen«, sagte ich, »aber es ist kein Problem, etwas über seinen beruflichen Werdegang und sein Alter herauszufinden.« Ich zog das Ärzteverzeichnis aus dem Regal mit medizinischen Büchern und schlug den Namen nach. Es gab mehrere Mortimers, aber nur einer kam für uns in Frage. Ich las den Eintrag vor:

 

»Mortimer, James, M.R.C.S., 1882, Grimpen, Dartmoor, Devon. Von 1882 bis 1884 Chirurg am Charing Cross Hospital. Erhielt für seinen Essay ›Ist Krankheit eine Regression?‹ den Jackson-Preis für vergleichende Pathologie. Korrespondierendes Mitglied der Schwedischen Gesellschaft für Pathologie. Autor von ›Diverse Launen des Atavismus‹ (Lancet, 1882). ›Machen wir Fortschritte?‹ (Journal of Psychology, März 1883). Gesundheitsbeauftragter für die Gemeinden Grimpen, Thorsley und High Barrow.«

 

»Kein Hinweis auf die Jagdgesellschaft, Watson«, sagte Holmes, »aber ein Landarzt, wie Sie scharfsinnig bemerkt haben. Meine Schlussfolgerungen dürften relativ wasserdicht sein. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich den Mann als sympathisch, zerstreut und nicht sehr ehrgeizig beschrieben. Auf dieser Welt, das jedenfalls ist meine Erfahrung, erhält nur ein sympathischer Mensch Zeichen der Wertschätzung, hinterlässt nur ein zerstreuter Mensch nach einer Stunde Wartezeit seinen Stock anstelle der Visitenkarte, tauscht nur ein nicht besonders ehrgeiziger Mann eine Karriere in London gegen das Land ein.«

»Und der Hund?«

»Hat die Angewohnheit, seinem Herrchen den Stock hinterherzutragen. Dieser ist so schwer, dass er ihn in der Mitte fest ins Maul nehmen muss. Dort sind die Abdrücke der Zähne gut zu erkennen. Die Abstände sind für einen Terrier zu breit, für eine Dogge aber zu eng. Es könnte – ja, beim Zeus, es ist ein Cocker Spaniel.«

Während er sprach, war er aufgestanden und hatte begonnen, auf- und abzugehen. Nun blieb er im Erker stehen. Er klang so überzeugt, dass ich verdutzt aufsah.

»Woher wollen Sie das so genau wissen, alter Freund?«

»Ganz einfach: Ich sehe den Hund auf unserer Türschwelle. Und da klingelt sein Herrchen. Bleiben Sie bitte, Watson. Er ist Ihr Berufskollege, und Ihre Anwesenheit könnte nützlich sein. Wir erleben jetzt einen jener Schicksalsmomente, in denen Schritte auf der Treppe ertönen, ohne dass man weiß, ob sie Gutes oder Böses verheißen. Was könnte Dr. James Mortimer, ein Mann der Wissenschaft, von Sherlock Holmes wollen, dem Experten für das Verbrechen. Herein!«

Unser Besucher überraschte mich, weil ich einen typischen Landarzt erwartet hatte. Er war sehr groß und dünn, und seine Nase ragte zwischen grauen, hinter einer Brille mit Goldrand lebhaft funkelnden Augen hervor wie ein Schnabel. Er war standesgemäß, wenn auch etwas schlampig gekleidet, mit schmuddeligem Gehrock und ausgefranster Hose. Obwohl noch recht jung, ging er leicht gekrümmt und mit gerecktem Kopf und strahlte eine...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2017
Reihe/Serie Sherlock Holmes
Übersetzer Henning Ahrens
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Abenteuer • Baker Street • berühmtester Fall • Charles Baskerville • Dartmoor • Detektiv • Dr. Watson • Familie Baskerville • Familiengeheimnis • Henry Baskerville • Holmes • Hugo Baskerville • Klassiker • Komplott • Kriminalroman • Legende • London • Moor • Nebel • Notting Hill-Mörder • Rationalismus • riesiger Hund • Roman • Schattengewächse • Sherlock • Sherlock Holmes • Ungeheuer • verschwundene Stiefel • Weltliteratur
ISBN-10 3-10-403618-7 / 3104036187
ISBN-13 978-3-10-403618-2 / 9783104036182
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