Muscheln, Mord und Meeresrauschen (eBook)

Ein Ostfriesen-Krimi
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2018 | 1. Auflage
336 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40258-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Muscheln, Mord und Meeresrauschen -  Christiane Franke,  Cornelia Kuhnert
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Großbrand in Neuharlingersiel. Bei einem Feuer auf der Baustelle des neuen Entspannungszentrums «Meeresrauschen» kommt ein polnischer Arbeiter ums Leben. Der Investor Johann Gehrken tönt auf der Jahresversammlung des Boßelvereins laut herum, er wisse, wer den Brand gelegt hat. Nur wenige Stunden später ist er tot. Die Kripo in Wittmund verdächtigt den örtlichen Bauunternehmer, doch Lehrerin und Hobby-Detektivin Rosa Moll hat einen anderen Verdacht. Gemeinsam mit ihren Freunden, Dorfpolizist Rudi und Postbote Henner, krempelt sie die Ärmel hoch und macht sich daran, auch diesen Fall zu lösen.

Christiane Franke wurde an der Nordseeküste geboren und lebt immer noch gerne dort. Neben ihren gemeinsamen Projekten mit Cornelia Kuhnert schreibt sie eine weitere Krimiserie um die Wilhelmshavener Kommissarinnen Oda Wagner und Christine Cordes, die im Emons Verlag erscheint.  Gemeinsam mit Cornelia Kuhnert hat sie bei rororo bereits elf Bände ihrer Ostfriesland-Krimireihe um Dorfpolizist Rudi, Postbote Henner und Lehrerin Rosa veröffentlicht.

Christiane Franke wurde an der Nordseeküste geboren und lebt immer noch gerne dort. Neben ihren gemeinsamen Projekten mit Cornelia Kuhnert schreibt sie eine weitere Krimiserie um die Wilhelmshavener Kommissarinnen Oda Wagner und Christine Cordes, die im Emons Verlag erscheint.  Gemeinsam mit Cornelia Kuhnert hat sie bei rororo bereits elf Bände ihrer Ostfriesland-Krimireihe um Dorfpolizist Rudi, Postbote Henner und Lehrerin Rosa veröffentlicht. Cornelia Kuhnert lebt in Hannover und hat dort als Lehrerin gearbeitet. Sie hat bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht und Anthologien herausgegeben. Gemeinsam  mit Christiane Franke hat sie bei rororo bereits zehn Bände ihrer Ostfriesland-Krimireihe um Dorfpolizist Rudi, Postbote Henner und Lehrerin Rosa veröffentlicht.

Mittwoch


Das weiße Gespenst baumelt schlaff am Bogenarm der Wandlampe. Die rote Kordel stranguliert den Hals, der Mund ist eine gerade schwarze Linie. Traurig sieht es aus, wie es da schaukelt. Genau wie die drei anderen Spukgestalten daneben.

«Ich finde, der Strich für die Lippen sollte nach oben gehen», mäkelt Adelheid. «Wirkt irgendwie lustiger.»

«Dass du aber auch immer was zu meckern hast! Achte mal lieber darauf, dass du den Kürbis sorgfältig aushöhlst. Sonst leuchtet er nicht ordentlich, weil die Fruchtfasern vor den Kerzen rumhängen», kontert ihre Schwester Clara.

«Nun streitet mal nicht wie kleine Kinder», mischt sich Mudder Steffens ein. «Schon gar nicht wegen diesem Halloween. Bloß weil die in Amerika da so’n Hampelkram draus machen, müsst ihr den Blödsinn noch lange nicht nachäffen.» Die rüstige Bäuerin, deren lange weiße Haare auf dem Hinterkopf zu einem Dutt zusammengesteckt sind, nippt an ihrem Tee mit Rum und stellt die Tasse klappernd zurück auf die Untertasse.

«Ach, Muddern, reg dich nicht so auf», sagt Friederike. «Das war doch kein richtiges Streiten! Außerdem macht uns das Basteln Spaß. Und Theo freut sich, dass wir ihm die Deko fürs Dattein liefern und er nicht so’n gekauften Kram nehmen muss. Stimmt’s, Mädels?» Ihre Schwestern und die anderen Frauen des Häkelbüdel-Clubs nicken. Gisela Frerichs und Sigrid Twenge schneiden weiter eifrig die Stoffe für die Gespenster zu, ohne überhaupt den Kopf zu heben.

«Klar!» Dörte fummelt an der Lichterkette mit den schwarzen Fledermäusen aus Pappe rum.

Nur Rosa legt ihre Schere zur Seite. «Sagt mal, was ganz anderes: Habt ihr den Flyer von dem neuen Wellnesstempel gesehen?»

«Nee!», ruft Sigrid entrüstet. «Die verteilen schon Flyer? Und von wegen Wellnesstempel! Dass ich nicht lache! Ludwig hat gesagt, das soll ein Swinger-Club für versaute Städter werden – und der muss es schließlich wissen.» Ihr Mann ist der unermüdliche Online-Reporter der Neuharlingersieler Mitmachzeitung.

«Hier», Rosa greift in ihre Handtasche und zieht das Faltblatt hervor. «Seht selber, was die schreiben.»

Rumms! In diesem Moment knallt es draußen laut. Die gemütliche Atmosphäre der Bastelrunde verfliegt endgültig, als dem ersten Knall gleich darauf ein zweiter folgt.

Rosa springt auf. «Was ist das denn?» Sie rennt zum Fenster. «Ist da was explodiert?»

Schnell stehen auch die anderen Frauen am Fenster und starren hinaus in die Dunkelheit.

«Ach du Scheibenkleister», kreischt Doro. «Da brennt’s!» Sie guckt Muddern an. «Das ist doch der Resthof vom Geflügelbaron, oder?»

Gerda Steffens nickt. «Jo. Dat is Gehrken sien Hof.»

Während alle noch hektisch durcheinanderreden, fackelt Rosa nicht lange. Sie zieht ihr Handy aus der Hosentasche und wählt die 112. In knappen Worten meldet sie, dass es bei Gehrken brennt. Anschließend ruft sie Rudi an. Als Dorfpolizist muss er schließlich Bescheid wissen, wenn in Neuharlingersiel ein Feuer ausgebrochen ist. Vor allem, wo dieser Resthof gerade zu einem umstrittenen Entspannungszentrum umgebaut wird. Da sagt ihr ja schon ihre Nase, dass da was nicht stimmen kann.

***

Rudolph Hieronymus Bakker, kurz Rudi genannt, sitzt in Uniform bei seinen Hühnern im Stall und prostet ihnen mit dem ersten Bier des späten Feierabends zu. Es war ein langer Tag. Aber bevor er es sich beim Fußballspiel vor dem Fernseher gemütlich macht, muss er sich um die armen Viecher kümmern. Leben im Sperrbezirk. Wegen der verdammten Geflügelpest dürfen die Hühner seit Wochen nicht raus und langweilen sich den ganzen Tag im Stall. Er hat ihnen ein Radio hingestellt, damit sie wenigstens etwas Abwechslung haben. Gerade will er aufstehen, um ins Haus zu gehen, da klingelt sein Telefon. Rosa. Was will die denn, und um diese Zeit?

***

Mit den Worten «Drüben brennt’s, ich hab die Feuerwehr und Rudi schon angerufen!» stürzt Rosa ins Wohnzimmer des Steffens-Hofes, wo Henner gemütlich mit Vaddern vorm Fernseher sitzt und sich auf das Spiel Werder Bremen gegen Bayern München freut.

Oh nee, das hat Henner gerade noch gefehlt.

«Los, kommt mit, vielleicht können wir helfen.» Rosa steht immer noch in der Tür. Hinter ihr seine Schwestern. Jedenfalls ein Großteil davon.

Mist, dann verpasst er den Anpfiff. Aber wenn Not am Mann ist, muss man helfen. Keine Frage.

Vaddern sieht das genauso. Ohne ein Wort zu verlieren, schlüpft er bereits in die Holzpantinen und greift nach seiner Jacke. «Lass uns ein paar Eimer mitnehmen, vielleicht können wir beim Löschen helfen.»

***

Rudis alte Ente springt zum Glück ohne Murren an. Er setzt den Blinker und legt den ersten Gang ein, da hört er das Martinshorn der Freiwilligen Feuerwehr. Im nächsten Augenblick brettert ein Löschfahrzeug mit «Tatütata» an seinem Haus vorbei. Sofort tritt auch Rudi aufs Gaspedal.

Direkt hinter dem Feuerwehrfahrzeug biegt er auf die Zufahrt zur Baustelle des Resthofes ab, gleich hinter dem Steffens-Hof. Mit quietschenden Reifen kommt er vor einer Mauer zum Stehen, im sicheren Abstand zum brennenden Haus.

Rosa hat am Telefon ausnahmsweise nicht übertrieben. Aus den Fenstern des Erdgeschosses züngeln Flammen in den klaren Nachthimmel. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sind längst aus dem Fahrzeug gesprungen. In ihren leuchtenden Uniformen – allen voran sein Boßelkumpel Dieter – rollen sie bereits den ersten Schlauch ab.

«Hierher!», ruft Dieter und läuft zum Hydranten. Als er sich umdreht, entdeckt er Rudi. Überrascht wirkt er nicht. «Ist noch jemand im Haus?», ruft er laut.

«Keine Ahnung!», brüllt Rudi zurück und marschiert auf Dieter zu. «Soweit ich weiß, ist das hier eine Baustelle. Da dürfte um diese Uhrzeit niemand drin sein.»

In diesem Moment schießt schon der erste Wasserstrahl auf die Flammen. Es zischt laut, Funken sprühen, und es riecht nach verbranntem Gummi.

Rudi wird mulmig zumute. Hoffentlich ist da wirklich niemand mehr drin.

***

Rosa und ihre Freundinnen stehen vor Kälte bibbernd beim alten Geräteschuppen in respektvollem Abstand zum brennenden Haus. Als Rosa Rudi entdeckt, drängelt sie sich nach vorne. Aber sie kommt nicht weit.

«Aus dem Weg», ranzt ein junger Feuerwehrmann sie barsch an. Gemeinsam mit einem anderen rollt er einen weiteren Wasserschlauch aus. «Schaulustige können wir hier nicht gebrauchen.»

Als wenn sie eine Schaulustige wäre! Ohne sie wären die noch gar nicht hier. Empört funkelt Rosa ihn an, dann macht sie auf dem Absatz kehrt und bahnt sich zwischen Sandhaufen und Ziegelsteinpaletten hindurch einen Weg zu Rudi.

***

Rudi beobachtet die routinierte Arbeit der Feuerwehrleute. Wasser spritzt in hohem Bogen durch zerborstene Fenster ins Innere des Hauses und auf den Dachstuhl. Funken steigen auf und verglimmen im Strahl des Wassers.

Erschrocken zuckt er zusammen, als ihm jemand auf die Schulter tippt. «Rosa», stammelt er und ärgert sich, dass er so schreckhaft ist. «Was machst du denn hier?»

«Das kannst du dir ja wohl denken», gibt Rosa schnippisch zurück und schaut auf das brennende Haus. «Wie kann das nur passiert sein?»

«Keine Ahnung, in dem Haus wohnt niemand mehr», sagt Rudi. Oder etwa doch? Sein Puls legt einen Gang zu, denn plötzlich fallen ihm die beiden Asiatinnen ein, die er in der Sparkasse gesehen hat. Er stand am Drucker, um seine Kontoauszüge zu holen. Das dauerte und dauerte. Dabei hat Rudi die beiden zierlichen Frauen beobachtet. Sie haben am Tresen mit Klaas Stein gesprochen, der seit einem Jahr die Filiale leitet. Ganz stolz haben die beiden ihm erzählt, dass sie ein Konto eröffnen wollen, weil sie demnächst das neue Entspannungszentrum «Meeresrauschen» hier in Neuharlingersiel leiten. Bei dem Stichwort hat Rudi aufgehorcht. Über dieses Projekt ist in den letzten Wochen viel geredet worden im Ort.

Er runzelt die Stirn. Ob die etwa schon im Haus wohnen?

«Dieter!», schreit Rudi hektisch. «Da könnten vielleicht doch noch Personen drin sein!»

«Alles klar!» Dieter dreht sich um und ruft einem seiner Kollegen zu: «Martin, Achtung, da kann noch wer drin sein!» Sofort setzt Martin sich in Bewegung.

In diesem Moment hört Rudi ein Wimmern und Husten. Verwundert blickt er sich um. Im schwachen Licht der flackernden Flammen entdeckt er zwei Gestalten, die unter einer alten Eiche hocken. Mit den Armen umschlingen sie ihre Beine, als wenn sie sich ganz klein machen wollten.

***

Von den Flammen ist nicht mehr viel zu sehen. Die Feuerwehr scheint den Brand im Griff zu haben, es qualmt bloß noch entsetzlich. Und es stinkt. Eine dicke Rauchwolke liegt wie eine wabernde Watteschicht über der Szenerie, immer wieder erhellt vom blinkenden Blaulicht. Geradezu gespenstisch sieht das aus. Zusammen mit Vaddern und den Mädels vom Häkelbüdel-Club steht Henner am Schuppen. Er kann sich nicht daran erinnern, dass die jemals so einsilbig gewesen sind wie jetzt.

Was hat Rudi denn vor, wundert sich Henner, als sein Kumpel zur alten Eiche läuft, dicht gefolgt von Rosa. Er kneift die Augen zusammen. Jetzt erkennt er zwei Personen, die sich aneinanderkauern. Wer das wohl ist? Auf dem Gehrken-Hof ist in letzter Zeit ja ordentlich Betrieb, hat Vaddern beim Abendbrot erzählt. Seit einer Woche wuseln da nicht nur die Bauarbeiter rum, sondern auch zwei Frauen. Aber dass die da wohnen, davon hat Vaddern nichts gesagt. Ob die das sind? Na, wenigstens scheint ihnen nichts passiert zu...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2018
Reihe/Serie Henner, Rudi und Rosa
Henner, Rudi und Rosa
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Dorfpolizist • Henner • Heuler • Küstenkrimi • Lehrerin • Meeresrauschen • Muschel • Neuharlingersiel • Nordseekrimi • Nordsee Krimi • Ostfriesenkrimi • Ostfriesland • Postbote • Schlickrennen • Seehundstation • Strand • Tierschutz • Trio • Urlaubslektüre • Wellness • Wittmund
ISBN-10 3-644-40258-2 / 3644402582
ISBN-13 978-3-644-40258-4 / 9783644402584
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