Der Tanz der Schäfflerin (eBook)

Historischer Roman
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2017 | 1. Auflage
Burgenwelt Verlag
978-3-943531-46-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tanz der Schäfflerin -  Yngra Wieland
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Eine historische Geschichte von Verrat, Verlust, Hoffnung und Liebe! München im Jahre 1634 - Jakoba, die Tochter des Schäfflermeisters Wilhelm Neuburg, erlebt als kleines Mädchen den Schäfflertanz nach einer Bedrohung durch die Pest als überwältigendes Ereignis. Fortan hat sie keinen sehnlicheren Wunsch, als einmal diesen traditionellen Tanz der Fassmacher mitzutanzen. Doch dies ist ausschließlich den Gesellen der Zunft erlaubt. Als in München erneut die Pest ausbricht, überredet Jakoba ihren Vater dazu, den Schäfflertanz wieder aufleben zu lassen, um den Menschen Mut zu machen, wie es schon ihre Ahnen taten. Unerlaubt beobachtet sie, wie die Gesellen proben, übt im Geheimen die Schritte und Abfolgen. Doch die boshafte Bäckerstochter Agnes, die es auf Jakobas Verlobten Quirin abgesehen hat, verrät sie. Für ihr lästerliches Verhalten wird die Schäfflertochter der Hexerei bezichtigt. Jakoba bleibt schließlich nichts anderes übrig als zu fliehen. Auf der Flucht lernt sie den Schäfflergesellen Sylvester kennen, der mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Gemeinsam beschließen sie, Jakobas Traum vom Tanz der Schäffler wahr werden zu lassen. Koste es, was es wolle... Yngra Wieland eröffnet den Lesern mit ihrer tragischen und mitreißenden Geschichte um die Heldin Jakoba faszinierende Einblicke in die Tradition der Schäffler und das Leben in München im siebzehnten Jahrhundert. Mit einem Vorwort von Christian Baumann (Fachverein der Schäffler Münchens)

Leidenschaft spielte im Leben der in München lebenden Autorin Ynga Wieland schon immer eine bedeutende Rolle. Sie studierte klassischen Tanz, führte eine Galerie und arbeitete für das Fernsehen, bevor sie sich als Heilpraktikerin für Psychotherapie selbständig machte. Mit dem gleichen inneren Feuer brennt die Autorin heute für historische Ereignisse, die ihre Leser zum Schäfflertanz oder an geschichtsträchtige Handlungsorte führt. Und weil Leidenschaft keine Grenzen kennt, schreibt sie darüber hinaus Fantasy für Kinder, zeitgeschichtliche Romane und Ratgeber.

Leidenschaft spielte im Leben der in München lebenden Autorin Ynga Wieland schon immer eine bedeutende Rolle. Sie studierte klassischen Tanz, führte eine Galerie und arbeitete für das Fernsehen, bevor sie sich als Heilpraktikerin für Psychotherapie selbständig machte. Mit dem gleichen inneren Feuer brennt die Autorin heute für historische Ereignisse, die ihre Leser zum Schäfflertanz oder an geschichtsträchtige Handlungsorte führt. Und weil Leidenschaft keine Grenzen kennt, schreibt sie darüber hinaus Fantasy für Kinder, zeitgeschichtliche Romane und Ratgeber.

Der Aufmarsch

 

München, 12. August, im Jahre des Herrn 1634

Aus der Narrenkeuche erklang der Schrei eines dort Angeketteten, hallte grausig über den Hof und jagte Jakoba trotz der Hitze einen Schauer über den Rücken. Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Sie schauderte, rieb sich fest die Arme, um das Gefühl zu vertreiben. Der Schrei verwehte und endete in lang gezogenem Wimmern, hinterließ eine böse Ahnung in der Sommerluft.

 

Die Augustsonne hatte ihren höchsten Stand erreicht. Erbarmungslos brannte sie vom Himmel herunter in den Innenhof des Heilig-Geist-Spitals und verwandelte ihn in einen Backofen. Der Platz wurde an der einen Seite von der Heilig-Geist-Kirche, an der anderen vom Weiberspital und der vorderen Spitalküche eingefasst, in der für die begüterten Pfründner gekocht wurde. Das Heilig-Geist-Spital war ein riesiger Komplex und Jakoba fühlte sich manchmal, als befände sie sich in einer Stadt in der Stadt. Sie liebte die Lebendigkeit dieses Ortes.

Ihr Blick wanderte zur Heilig-Geist-Kirche, ein Längsbau mit mächtigem Satteldach und glatten Wänden, deren Eingang im Innenhof lag. Das Gotteshaus strahlte in seiner Einfachheit eine ruhige Würde aus, die Jakoba ein Gefühl von Geborgenheit vermittelte. Neben den Benefiziantenhäusern, in denen die Geistlichen lebten, die für die reichen Bürger täglich die Messe lasen, und den Siechenhäusern gab es eine Gebärstube für Frauen ohne Unterkunft, eine Mühle, eine Bäckerei, eine Badestube und sogar eine Brauerei.

Jakoba stemmte die Fäuste ins Kreuz und stöhnte. Ihr Rücken schmerzte höllisch. Die letzten Stunden hatte sie damit verbracht, in dem großen Bottich die Kleidung der Waisenkinder zu waschen und auszuwringen.

Sie beugte sich über die Lauge und betrachtete ihr verzerrtes Spiegelbild. Bernsteinfarbene Augen blickten ihr grimmig entgegen, das Kinn war angestrengt nach vorne geschoben, die glatte Haut von der Hitze gerötet.

Verstimmt über den Anblick schlug sie auf die Wasseroberfläche, sodass ihr Gegenüber sich in kleinen Laugenwellen auflöste. Sie richtete sich auf und streckte sich ächzend. Eine Strähne hatte sich unter ihrer Haube hervorgeschmuggelt und kitzelte sie am Hals. Ungeduldig stopfte sie die Haare unter die Kopfbedeckung zurück, als sie Pater Martin durch das Tor eilen sah. Der sonst besonnen einherschreitende Gottesmann wirkte aufgeregt und voll Sorge.

Zwei Männer, zwischen sich eine Bahre, folgten ihm und verschwanden auf Pater Martins Wink eilig im Spital.

Im nächsten Augenblick kam Mina, eine junge Magd, aus Leibeskräften schreiend über den Hof gerannt. Sie verhedderte sich in ihrem Rock, taumelte und stürzte vor Jakoba zu Boden.

»Wir werden alle sterben! Der Schwarze Tod ist in der Stadt!«

Jakoba starrte sie an. Eiseskälte kroch ihr den Rücken hinauf.

»Die Bäckerswitwe, die Gebhartin Marie aus der Sendlingerstraße, haben sie ins Rauchhaus im Spital gelegt! Es ist die Pest, die Pest ist ausgebrochen!«

Das Grauen stand Mina ins Gesicht geschrieben, die Augen weit aufgerissen, schrie der speichelfeuchte Mund unaufhörlich die entsetzlichen Worte heraus.

Jakoba hätte am liebsten die Hände über die Ohren gelegt, doch sie konnte sich vor Entsetzen nicht rühren.

»Sie sagen, dass der Schwarze Tod von den Soldaten aus Burgund kommt. Man rechnet mit dem Schlimmsten! Die Pest ist wieder in der Stadt!«

Die Magd kam ungeschickt auf die Füße, stolperte weiter, ihre Stimme überschlug sich, keine Worte, nur noch Kreischen.

 

Jakoba stand wie festgewachsen, ihr Atem ging schwer. Während der letzten Jahre war der Schwarze Tod ein häufiger Gast in München gewesen und die Menschen von außerhalb, die in die Stadt reisen mussten, wurden oftmals verspottet, sie hätten mit dieser Reise einen sicheren Gang in den Tod vor sich.

In den vergangenen Monaten hatte die Brechin, wie sie die Pest nannten, Ruhe gegeben, und die Münchner hatten gerade begonnen, sich in Sicherheit zu glauben.

Die Soldaten aus Spanien und Burgund, die vor den Toren Münchens lagerten, überschwemmten die Stadt mit ihrer Anwesenheit. Die Söldner brachten jede Menge Unannehmlichkeiten für die Münchner, vor allem für die Frauen, die sich kaum noch ohne männlichen Begleitschutz auf die Straßen wagen konnten. Nun hatten sie den Tod in die Stadt gebracht.

 

Bevor Jakoba sich weiter mit den schlimmen Neuigkeiten befassen konnte, fegte eine Meute Kinder schreiend auf sie zu, und im nächsten Augenblick klammerte sich ein winziges Mädchen an Jakobas Röcke.

»Koba, hilf mir, hilf mir, die wollen mich hauen!«

Dicke Tränen kullerten ihr über die Backen und hinterließen schmutzige Spuren. Jakoba hob die Kleine schwungvoll hoch und streichelte Annis Köpfchen, das diese schluchzend an ihrer Halskuhle verbarg.

»Was ist denn bloß los mit euch? Findet ihr es richtig, jemanden zu hauen, der viel kleiner und schwächer ist als ihr?«, funkelte sie die Kinder an.

»Was wird der Pater sagen! Macht euch lieber nützlich!«

Kurz und bündig gab sie ihre Anweisungen, ihr Tonfall machte jede Widerrede unmöglich.

»Ihr beiden, ihr nehmt den Bottich und schüttet ihn aus, und du und du«, sie deutete mit dem Kinn auf die zwei größeren Jungen, »ihr nehmt den Korb mit der Wäsche und hängt die Sachen auf.«

Murrend machten sich die Kinder ans Werk. Sie wussten wohl, dass mit Jakoba nicht zu spaßen war, wenn es um Anni ging.

Jakoba stellte das Mädchen behutsam auf den Boden und kniete sich vor sie hin. Ein Bild des Jammers bot sich ihren Augen. Anni war klein für ihr Alter und ihre Haut so fein, dass man die Adern hindurchschimmern sah. Das fadenscheinige Kittelchen hing viel zu groß an ihr herunter und hatte bei der Verfolgungsjagd einen langen Riss davongetragen. Einer der dünnen blonden Zöpfe hatte sich aufgelöst. Jakoba flocht ihn mit flinken Fingern neu und zupfte den Kittel der Kleinen so gut es ging zurecht.

»Du tust mich immer retten, gell, Koba?«

Annis große, hellblaue Augen hingen flehend an Jakobas Gesicht. Die zog die Zopfschleife fest und drückte Anni noch einmal an sich.

»Immer, wenn ich kann, das verspreche ich dir.«

»Ich auch, Koba, ich will auch immer auf dich aufpassen!«

Einen verträumten Moment lang wiegte Jakoba das Kind gerührt hin und her. Sie konnte fühlen, wie Anni die seltene Wärme einer Liebkosung hungrig aufsog. Am liebsten hätte Jakoba ihren Liebling mit nach Hause genommen, das Waisenkind umsorgt und aufgepäppelt, der Kleinen ein richtiges Zuhause geboten. Ihr Vater wollte nichts davon wissen. Und Quirin, ihr Verlobter, erst recht nicht.

»Was willst du denn mit so einem Bastard«, hatte er sich eingemischt, als Jakoba beim Abendbrot wieder einmal angefangen hatte, ihren Vater wegen Anni zu bearbeiten.

Wilhelm Neuburg, der genauso stur sein konnte wie seine Tochter, hatte nur abgewunken.

»Mädchen, lass gut sein. Es gibt genug hier im Haushalt zu tun und mehr Esser brauchen wir nicht!«

Später, als Jakobas Vater außer Hörweite war, hatte Quirin ihr zugeflüstert:

»Wart nur ab, wenn wir erst verheiratet sind, mach ich dir einen ganzen Stall voll davon!«

Jakoba war es furchtbar unangenehm gewesen, wie er sie dabei angegrinst und sich anzüglich mit der Zunge über die Lippen gefahren war. Ihr grauste vor seinen muskulösen Unterarmen und Händen, auf denen schwarze Haare wuchsen, dicht wie ein Tierfell. Manchmal, wenn sie alleine waren, musterte er sie, als könne er durch ihre Kleidung hindurchsehen.

Wenn nur ihre Mutter noch da wäre! Die hätte sie bestimmt unterstützt und Anni wäre in einem liebevollen Heim aufgewachsen.

 

»Ach Mutter!«

Jakoba seufzte aus tiefstem Herzen. Acht Jahre war es her, seit ihre Mutter am Kindbettfieber gestorben war, und nur ein paar Tage später hatte der Herrgott auch ihren kleinen Bruder zu sich geholt. Dabei war ihr Vater so stolz gewesen, dass es endlich einen Nachfolger für die Schäfflerei Neuburg geben sollte. Schon damals, als Jakobas Mutter mit ihr guter Hoffnung war, glaubte der Vater fest an einen Stammhalter. Jakob hätte er heißen sollen. Dann war eine Jakoba daraus geworden. Es brauchte viel Zeit, bis Martha Neuburg wieder ein Kind empfing. Der Traum von einem Nachfolger für die Schäfflerei dauerte nur sieben Tage. Nach dem Tod von Eheweib und Sohn hatte sich Wilhelm Neuburg strikt geweigert, noch einmal zu heiraten. Nun war es an ihr, der einzigen Tochter, dem Vater seine Wünsche nach dem Fortbestand der Schäfflerei Neuburg zu erfüllen.

Die Traurigkeit, die sich manchmal in seine Augen schlich, wenn er sich unbeobachtet glaubte, berührte sie tief. Schweren Herzens hatte sie zugestimmt, den Gesellen Quirin Moosegger zu heiraten, sobald dieser seine Meisterprüfung abgelegt haben würde. Die Schäfflerei würde in der Familie verbleiben und, wie ihr Vater nie müde wurde zu betonen, Quirin war ein stattlicher junger Mann, der anständig zupacken konnte.

Stattlich ja, das mochte wohl sein, aber Jakoba hätte sich Quirin niemals freiwillig ausgesucht, um den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen. Zu grob war er ihr, zu laut und vor allem viel zu bestimmend. Durch den frühen Tod ihrer Mutter war sie es gewohnt, Tag für Tag eigenständig zu handeln, sie führte schon lange den Haushalt des Vaters und ebenso seine Bücher. Quirin jedoch ließ ihre Meinung nie gelten, er schnitt ihr grundsätzlich das Wort ab oder verspottete sie. Abgesehen...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2017
Verlagsort Bremen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Böttcher • Hexe • Inqisition • Inquisition • Mittelalter • München • Pest • SCHAFF • Schäffler • Tanz • Tradition
ISBN-10 3-943531-46-5 / 3943531465
ISBN-13 978-3-943531-46-6 / 9783943531466
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