Frühling im Kirschblütencafé (eBook)

Roman

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
448 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-21899-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Frühling im Kirschblütencafé -  Heidi Swain
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Willkommen in Wynbridge - einem Städtchen zum Verlieben!
Lizzie Dixon steht vor einem Scherbenhaufen, als sie von ihrem Freund anstelle des langersehnten Heiratsantrags den Laufpass bekommt. Sie kehrt zurück in ihre Heimatstadt und schlüpft bei ihrer besten Freundin Jemma unter, die gerade das alte Café am Marktplatz gekauft hat. Die Renovierung des kleinen Ladens weckt wunderbare Erinnerungen an ihre Jungend, und so erfüllen die Freundinnen sich einen lang gehegten Traum: Lizzie wird Teilhaberin und bietet im Café Nähkurse an. Doch kann sie ihr altes Leben wirklich hinter sich lassen? Und dann ist da noch Ben, der sie zu Schulzeiten nie eines Blickes gewürdigt hat. Als sie gezwungenermaßen zu Mitbewohnern werden, kribbelt es erneut in Lizzies Bauch ...

Heidi Swain hat Literatur studiert und als Journalistin gearbeitet, ehe sie endlich den Mut fand, ihren Kindheitstraum in die Tat umzusetzen: Sie belegte einen Kurs für Kreatives Schreiben und begann ihren ersten Roman zu schreiben - »Frühling im Kirschblütencafé«. Mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern lebt sie in Norfolk, England.

Kapitel 2

Jemma begann kurz nach acht Uhr am nächsten Morgen anzurufen. Angeblich spielte Giles um diese Zeit Squash mit einem Kollegen, und so wusste sie, dass ich allein zu Hause sein würde. Ich lag da und hörte ihren fröhlichen Nachrichten zu, die mich, ihre älteste Freundin, aber nicht über ihre Verzweiflung darüber hinwegtäuschen konnten, dass ich nicht abnahm. Ihre Nachrichten auf meiner Handymailbox wären mit Sicherheit nicht annähernd so höflich.

»Hallo, ihr! Ich bin’s noch mal. Ihr seid wohl nicht zu Hause, denn wenn ihr es wärt, hättet ihr bestimmt schon abgenommen, oder?«

Wenn das Ganze nicht so tragisch wäre, hätte ich gelacht. Im Laufe des Morgens klang sie immer frustrierter, doch ich konnte noch nicht den Mut aufbringen ranzugehen.

»Also, ich geh mal kurz raus, um Ella zum Ballett zu bringen und im Café nach dem Rechten zu sehen«, sagte sie leichthin. »Ich versuche später noch einmal, dich auf dem Handy zu erwischen, Lizzie. Ich hoffe, es geht euch gut und ihr hattet einen tollen Abend. Liebe Grüße … okay, tschüss.«

Ich vergrub mich wieder unter der Decke, wollte mich der Realität noch für eine kurze Weile nicht stellen und dachte an die aufregende Zeit, die Jemma und ihr Mann Tom gerade erlebten. Anders als ich hatten sie nie den Wunsch verspürt, Wynbridge zu verlassen. Der Ort war ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und nun auch ihre Zukunft. Sie hatten vor Kurzem ein Geschäft gekauft, das Kirschblütencafé, und steckten mitten in der Renovierung.

Laut Jemma war das Café ein absolutes Schnäppchen gewesen. Die Stadtverwaltung war gerade in den letzten Zügen der Wiederbelebung des Stadtzentrums und deshalb gewillt, ein paar der kleineren Läden für einen Apfel und ein Ei herzugeben. Man zog alle Register, um die Ortsansässigen weg von dem außerhalb gelegenen Einkaufszentrum (das vor ein paar Jahren noch wie eine gute Idee geschienen hatte) und zurück zum Marktplatz zu locken, bevor dieser all seinen Charme verlor und von Billigläden überschwemmt wurde. Laut Jemma war »buy local« jetzt überall das Schlagwort.

Das Café war der Treffpunkt gewesen, als wir aufwuchsen, und nun stand es kurz davor, wieder aufzublühen und würde der ideale Ort sein, an dem Jemma ihr Backimperium ausweiten konnte.

Ich wickelte mich noch ein bisschen fester in die Decke und schämte mich, dass mich plötzlich der Neid packte, als ich an Jemmas perfektes Leben und ihr Glück dachte. Sie hatte einen Mann, der sie liebte, eine entzückende Tochter und nun auch noch ihren Traumjob; das Café würde die Kirsche auf ihrem Cupcake sein.

Ich schaffte es, den Rest dieses furchtbaren Wochenendes mithilfe meiner zwei anderen besten Freunde namens Ben and Jerry zu überstehen, und ich kann ehrlich sagen, dass ich nicht geplant hatte, die nächste Woche über krankzufeiern. Doch mein Eiskonsum hatte epische Ausmaße angenommen, und ich lief Gefahr, einer schweren Überdosis Zucker zu erliegen.

Jemma hatte irgendwann aufgehört anzurufen, wahrscheinlich weil sie annahm, dass Giles und ich nun verlobt und deshalb mit einer das ganze Wochenende andauernden Orgie beschäftigt waren. Was unglücklicherweise nicht der Fall war – das heißt, was ihn angeht, vielleicht schon, aber mit der perfekten, makellosen Natasha und nicht mit meiner ungeschliffenen Wenigkeit.

Beunruhigenderweise hatte auch meine Mutter ein paar Mal angerufen. Sie hatte ihre Nachrichten in der Stimme hinterlassen, die sie Giles und seiner Familie vorbehielt, schmerzhaft jede Silbe betonend, und zu ihrem grauenhaften Tonfall kam noch meine Verwunderung hinzu, weil sie eigentlich so gut wie nie anrief. Ihr Leben bestand aus einer endlosen Abfolge von Wynbridge-Landfrauentreffen und Kaffeekränzchen für verwaiste Orang-Utans. Ich hoffte, Jemma hatte sie nicht getroffen und etwas darüber gesagt, dass sie mich nicht erreichen konnte, aber das war sehr unwahrscheinlich. Die beiden bewegten sich kaum in denselben sozialen Kreisen.

Sonntagnacht schaffte ich es endlich zu schlafen und blöderweise schlief ich auch weiter. Die ausgeklügelte Nachricht, mit der ich mein Gesicht wahren wollte und die ich mir stundenlang ausgedacht hatte, ging deshalb leider nicht auf. Mir ein paar Krankheitstage zu erschnorren, hätte mir genug Zeit gegeben, mich zu sammeln, über Giles hinwegzukommen und selbstbewusst und mit der Welt zu meinen Füßen zur Arbeit zurückzukehren, doch unglücklicherweise schien es, als wäre das Schicksal noch nicht ganz fertig mit mir.

»Es war nicht nur meine Schuld«, stöhnte ich, immer überzeugter davon, dass diese Höllenqualen meine wohlverdiente Strafe dafür waren, dass ich Giles so bereitwillig vergeben hatte, als ich herausfand, dass er derjenige gewesen war, der Natasha vor dem Altar hatte stehen lassen, und nicht umgekehrt.

»Elisabeth Dixon!« Ich zuckte unter meiner Decke zusammen, als die Stimme meines normalerweise ruhigen und gutmütigen Chefs Henry Glover von den Wänden der Wohnung widerhallte. »Wo zum Teufel steckst du? Falls du es vergessen hast, du solltest heute Morgen die Vertriebstagung leiten! Du hast alle Daten auf deinem Computer, und keiner sonst kommt dran! Beeil dich, verdammt noch mal, alle warten auf dich!«

Widerwillig quälte ich mich aus dem Bett, ich wusste, ich konnte es nicht länger aufschieben.

»Sally«, schniefte ich in den Hörer und versuchte, mehr nach Grippe als nach gebrochenem Herzen zu klingen. »Hallo. Du, ich kann ein paar Tage nicht kommen. Kannst du das Henry bitte ausrichten? Ich glaube, die Nachricht, die ich gestern hinterlassen habe, wurde nicht abgehört.«

Ja, okay, das war gelogen, aber wenn man die Umstände betrachtete, war doch eine einzige Lüge sicherlich gestattet, oder?

»Oh, Lizzie, du Arme. Ich hab gehofft, dass du anrufst.«

Ich schluckte, konnte aber den Kloß, der sich in meinem Hals wohl häuslich einrichten wollte, nicht loswerden. Sally, Henrys Sekretärin, wusste alles. Ich konnte es ihr anhören. Wenn ich wirklich krank gewesen wäre, hätte sie freundlich, aber kurz angebunden reagiert. Ich hielt das nicht aus. Wenn sie es wusste, dann wussten es alle. All die Menschen, die für mich zu gewinnen ich Monate gebraucht hatte, als ich bei Giles eingezogen war, würden sich nun wieder von mir abwenden. Oder etwa nicht? Wir waren bestimmt nie Busenfreunde gewesen, aber ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, zurück ins Büro zu kommen und niemanden zum Reden zu haben.

»Bitte sag Henry, es tut mir leid. Ich glaub, es ist nur eine Erkältung«, log ich und versuchte, meine Stimme nicht zittern zu lassen. »Ich hab mir wohl am Wochenende was eingefangen.«

Sally seufzte.

»Wenn es dich irgendwie tröstet, Liebes, es gibt dir keiner die Schuld. Es liegt nur an Giles, dieser kleine Scheißer, der wollte schon immer das, was er nicht haben darf.«

Die Spannung, die meine Schultern mit eisernem Griff umklammerte, ließ gerade ein wenig nach, als das Telefon erneut klingelte. Diesmal war es Jemma, und ich wusste, ich konnte sie nicht länger hinhalten. Das wäre nicht fair. Ich holte tief Luft, wappnete mich für den drohenden Sturm und ging ran.

»Endlich!«, rief sie lachend. »Ich dachte schon, ihr habt das Land verlassen! Nun sag nicht, Giles hat dich über das Wochenende in ein schnuckeliges Luxushotel entführt, dich nach Strich und Faden verwöhnt und du trägst nun einen Ring mit einem Diamanten im Prinzessschliff so groß wie deine Hand!«

»Nicht ganz«, murmelte ich.

»Oh, es ist ein Lady-Di-Saphir, stimmt’s?«

»Mensch, Jemma, jetzt halt doch mal für zwei Sekunden die Klappe.«

»Was ist denn? O Gott, sag nicht, ihr habt heimlich geheiratet! Ella wird es dir nie verzeihen, wenn sie die Chance verpasst hat, Blumenmädchen bei deiner Hochzeit zu sein! Los, erzähl mir alles, schnell!«

»Also«, sagte ich gequält, »der Tag fing mit einem Aufenthalt in einem Landhaus-Spa an.«

»Ein Landhaus-Spa!«, spottete Jemma. »Was hat er sich denn dabei gedacht? Du kannst solche Sachen doch nicht ausstehen! Und dann?«

»Dann ging’s zum Essen zurück in die Stadt.«

»Ja«, sagte sie ungeduldig, »ich hab mir schon gedacht, dass Essen irgendwann vorkommen würde. Mann, Lizzie, jetzt komm mal zu den interessanten Details, ja?«

Ich holte tief Luft und zwang mich, die vier kleinen Worte auszusprechen, die ich die ganze Zeit fürchtete, laut aus meinem Mund und in die Welt hinaus zu lassen.

»Und dann … hat er mich abserviert.«

»Was?«

»Er ist ausgezogen, während ich im Spa war, und er ist zu Natasha zurückgegangen. Sie wollen heiraten.«

Stille. Dann erfüllte leises Schluchzen den Raum, der vor ein paar Sekunden noch mit dem fröhlichen Zwitschern meiner besten Freundin über meine glorreiche Zukunft ausgefüllt gewesen war.

»O Gott, heul doch jetzt nicht!«, bettelte ich. »Ich hab nicht die Kraft, dafür zu sorgen, dass du dich besser fühlst.«

»Nein. Tut mir leid. Es ist nur so furchtbar.«

»Ich weiß. Ich hab fast auf den Tisch gekotzt, als er mir das sagte.«

Keine Ahnung, warum ich versuchte, es lustig klingen zu lassen. Das minderte kein bisschen den Schmerz oder die Scham. Seit Wochen hatten Jemma und ich über den Moment fantasiert, in dem Giles mir einen Antrag machen würde, und nun musste ich ihr erklären, dass das, was ich für seine Angst vor der entscheidenden Frage gehalten hatte, in Wirklichkeit schon Teil des Fluchtmanövers gewesen...

Erscheint lt. Verlag 12.2.2018
Reihe/Serie Die Kirschblüten-Reihe
Willkommen in Wynbridge - dem Städtchen zum Verlieben!
Übersetzer Cathrin Claußen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Cherry Tree Café
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Backen • Café • eBooks • England • Frauenromane • Freundinnen • frühlingsblumen • Heller • Jenny Colgan • Kleinstadt • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Kuchen • Liebesroman • Liebesromane • Nähen • Romane für Frauen • Vögel • warm • Zeitumstellung
ISBN-10 3-641-21899-3 / 3641218993
ISBN-13 978-3-641-21899-7 / 9783641218997
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