So klingt dein Herz (eBook)
480 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490220-3 (ISBN)
Cecelia Ahern erzählt Geschichten, die unvergleichlich inspirieren und berühren. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt und vielseitig wie wenige andere, schreibt zeitgenössische Romane, Novellen, Storys, Jugendbücher, TV-Konzepte und Theaterstücke. Für ihre Werke wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihre Romane wurden fürs Kino oder fürs Fernsehen verfilmt, zum Beispiel »P.S. Ich liebe Dich« mit Hilary Swank und »Für immer vielleicht« mit Lily Collins. Cecelia Ahern ist Jahrgang 1981, hat Journalistik und Medienkommunikation studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Norden von Dublin.
Cecelia Ahern erzählt Geschichten, die unvergleichlich inspirieren und berühren. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt und vielseitig wie wenige andere, schreibt zeitgenössische Romane, Novellen, Storys, Jugendbücher, TV-Konzepte und Theaterstücke. Für ihre Werke wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihre Romane wurden fürs Kino oder fürs Fernsehen verfilmt, zum Beispiel »P.S. Ich liebe Dich« mit Hilary Swank und »Für immer vielleicht« mit Lily Collins. Cecelia Ahern ist Jahrgang 1981, hat Journalistik und Medienkommunikation studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Norden von Dublin. Christine Strüh, geboren 1954, lebt in Berlin. Sie ist Übersetzerin von Gillian Flynn, Cecelia Ahern, Judy Blume, Pete Hamill, Laini Taylor und anderen.
Einzigartig und berührend, so schreibt nur Welt-Bestseller-Autorin Cecelia Ahern!
Neben einer zarten Romanze enthält der Roman auch jede Menge Medienkritik.
Bewegend, inspirierend und einfach wunderschön.
1
Am selben Morgen
»Bist du sicher, dass du fahren kannst?«
»Ja«, antwortet Bo.
»Bist du sicher, dass sie fahren kann?«, wiederholt Rachel die Frage, diesmal an Solomon gewandt.
»Ja«, antwortet Bo erneut.
»Besteht die Chance, dass du mit dem SMS-Schreiben aufhörst, solange du fährst? Meine Frau ist hochschwanger, und ich möchte mein Erstgeborenes gern kennenlernen«, sagt Rachel.
»Ich schreibe nicht, ich checke nur meine Mails.«
»Na dann.« Rachel verdreht die Augen und schaut aus dem Fenster auf die vorübersausende Landschaft. »Du fährst zu schnell. Und du hörst Nachrichten. Und du hast einen Mordsjetlag.«
»Schnall dich an, wenn du dir solche Sorgen machst.«
»Na, das ist echt beruhigend«, murmelt Rachel, rückt rüber auf den Platz hinter Bo und lässt ihren Sicherheitsgurt zuschnappen. Der Platz hinter dem Beifahrersitz wäre ihr wesentlich lieber, denn von dort könnte sie Bo besser im Auge behalten, aber Solomon hat seinen Sitz so weit nach hinten geschoben, dass sie nicht bequem hinpasst.
»Außerdem hab ich überhaupt keinen Jetlag«, verkündet Bo, legt aber zu Rachels Erleichterung wenigstens das Smartphone weg. Doch noch während Rachel darauf wartet, dass Bos Hände wieder zum Steuer greifen, wendet Bo sich stattdessen dem Radio zu und klickt sich durch die Sender. »Musik, Musik, Musik, warum redet denn keiner mehr?«, brummt sie.
»Weil die Welt manchmal den Mund halten muss«, antwortet Rachel. »Aber egal, was mit dir ist – er hat eindeutig Jetlag. Und vermutlich keine Ahnung, wo er ist.«
Verschlafen öffnet Solomon die Augen, um zu zeigen, dass er mitgehört hat. »Ich bin wach«, verkündet er träge. »Ich bin bloß, na ja, ihr wisst schon …« Dann fallen ihm die Augen wieder zu.
»Ja, ich weiß, ich weiß, du willst nicht sehen, wie Bo fährt. Klar«, sagt Rachel.
Nach dem Sechsstundenflug von Boston nach Dublin, der um halb sechs heute früh gelandet ist, haben Solomon und Bo schnell am Flughafen Zähne geputzt, ihr Auto und dann Rachel abgeholt, und jetzt sind sie unterwegs ins County Cork, dreihundert Kilometer von Dublin entfernt im Südwesten Irlands. Zwar hat Solomon im Flieger die meiste Zeit geschlafen und ist trotzdem noch müde. Aber Bo war jedes Mal hellwach, wenn er im Flugzeug kurz einmal die Augen öffnete, um zu ihr zu schauen – sie hat buchstäblich jede Sekunde des Fluges genutzt, um sich sämtliche in der Bordauswahl vorhandenen Dokumentarfilme anzusehen.
Manche Menschen machen Witze darüber, dass man von Luft und Liebe leben kann. Solomon ist überzeugt, dass Bo von Information leben könnte, wenn sie wollte. Informationen nimmt sie mit astronomischer Geschwindigkeit auf, sie ist immer hungrig auf Nachschub, sie liest, hört zu, fragt und sucht überall nach Wissenswertem, bis kaum noch Platz für andere Nahrung übrig ist. Daher isst Bo auch kaum einmal in Ruhe, und die Information treibt sie zwar vorwärts, macht sie jedoch nie satt – ihr Hunger nach Wissen ist unstillbar.
Solomon und Bo wohnen in Dublin und sind von dort nach Boston geflogen, um eine Auszeichnung für Bos Dokumentation The Toolin Twins entgegenzunehmen, die bei der jährlichen Preisverleihung eines Monatsmagazins als Outstanding Contribution to Film and Television ausgezeichnet worden ist. Es war die zwölfte Auszeichnung, die sie in diesem Jahr entgegengenommen haben, und es gab sogar noch einige mehr, bei deren Verleihung sie nicht zugegen sein konnten.
Vor drei Jahren sind sie dem Zwillingspaar Joe und Tom Toolin, die damals siebenundsiebzig waren, ein Jahr lang mit der Filmkamera gefolgt. Die beiden lebten als Farmer in einem abgeschiedenen ländlichen Teil von County Cork, westlich von Macroom. Bo war auf der Suche nach einem Projekt auf die Geschichte der beiden Männer gestoßen, und sie hatten im Handumdrehen ihr Herz, ihre Gedanken und in der Folge ihr ganzes Leben erobert. Die Brüder wohnten und arbeiteten schon ihr ganzes Leben zusammen, keiner von beiden hatte je eine Beziehung mit einer Frau oder sonst jemandem gehabt. Von Geburt an bewirtschafteten sie dieselbe Farm, zunächst mit ihrem Vater, nach seinem Tod zu zweit. Sie arbeiteten unter harten Bedingungen, bewohnten ein sehr einfach ausgestattetes Farmhaus mit Steinboden, schliefen im selben Zimmer, und zur Unterhaltung gab es lediglich ein altes Radio. Kaum einmal verließen die Toolins ihr Land; ihr bescheidener Wocheneinkauf wurde von einer Frau aus dem nächsten Dorf angeliefert, die auch die nötigsten Haushaltsarbeiten erledigte. Die Beziehung der Brüder zueinander und auch ihre Lebensauffassung hatte nicht nur die Filmcrew, sondern auch das Publikum zu Tränen gerührt, denn unter ihrer Einfachheit war stets ein tiefes und klares Weltverständnis spürbar.
Bo produzierte den Film mit ihrer Produktionsfirma Mouth to Mouth Productions und führte Regie, Solomon war für den Sound zuständig, Rachel für die Kamera. Schon seit fünf Jahren arbeiten sie als Team, und seit der inoffiziellen Abschlussparty der Toolin-Dokumentation vor zwei Jahren sind Bo und Solomon auch als Paar liiert. The Toolin Twins war ihre fünfte gemeinsame Arbeit und ihr erster großer Erfolg. In diesem Jahr sind sie um die halbe Welt gereist, von einem Filmfestival und einer Preisverleihung zur nächsten, wo Bo Auszeichnungen entgegengenommen und fleißig an ihrer Dankesrede gefeilt hat.
Nun sind sie auf dem Weg zurück zur ihnen so vertrauten Farm der Toolin-Zwillinge. Aber nicht etwa, um dort ihre Erfolge zu feiern, sondern vielmehr, um dem Begräbnis von Tom Toolin beizuwohnen – dem um zwei Minuten jüngeren Zwillingsbruder.
»Können wir vielleicht mal eine Pause machen und irgendwo eine Kleinigkeit essen?«, fragt Rachel.
»Nicht nötig.« Eine Hand am Steuer, beugt Bo sich zum Beifahrersitz und fängt an, auf dem Boden zu kramen – eine gefährliche Aktion, bei der das Auto mitten auf der Autobahn ins Schlingern gerät.
»O Mann«, stöhnt Rachel und möchte sich am liebsten die Augen zuhalten.
Aber Bo kommt mit drei Energieriegeln wieder hoch und wirft Rachel einen davon zu. »Lunch, bitte schön!«, ruft sie, reißt die Verpackung mit den Zähnen auf und beißt herzhaft in ihren Riegel. Dann kaut sie aggressiv darauf herum, als wäre der Riegel eine Pille, die sie schlucken muss, notwendige Energiezufuhr, um weitermachen zu können, weiter nichts. Von Genuss keine Spur.
»Du bist kein menschliches Wesen, weißt du«, sagt Rachel, öffnet ihren Energieriegel und starrt frustriert darauf. »Du bist ein Monster.«
»Aber sie ist mein kleines unmenschliches Monster«, mischt Solomon sich mit verschlafener Stimme ein, streckt die Hand aus und drückt zärtlich Bos Oberschenkel.
Bo grinst.
»Mir war es lieber, als ihr beiden noch keinen Sex miteinander hattet«, sagt Rachel und schaut weg. »Da warst du immer auf meiner Seite, Solomon.«
»Das ist er doch immer noch«, erwidert Bo in scherzhaftem Ton, obwohl sie es ernst meint.
Solomon ignoriert den Seitenhieb.
»Wenn wir dem armen Joe nur unseren Respekt erweisen wollen, warum habt ihr mich dann eigentlich gezwungen, mein ganzes Arbeitszeug einzupacken?«, fragt Rachel, den Mund voller Nüsse und Rosinen. Eigentlich kennt sie die Antwort genau, aber sie hat Lust, ein bisschen Unruhe zu stiften. Mit Bo und Solomon kann man viel Spaß haben, es ist ganz einfach, sie auf hundertachtzig zu bringen.
Langsam öffnen sich Solomons Augen, und er mustert seine Freundin prüfend. Seit zwei Jahren sind sie liiert, seit fünf Jahren professionell verbunden, und er kann in ihr lesen wie in einem Buch.
»Du glaubst doch nicht etwa, dass Bo aus reiner Herzensgüte zu dieser Beerdigung geht, oder?«, stichelt er. »Preisgekrönte, international renommierte Regisseurinnen müssen jederzeit offen sein, um neue Geschichten aufzunehmen.«
»Das klingt schon wesentlich nachvollziehbarer«, meint Rachel.
»Mein Herz ist nicht aus Stein«, verteidigt sich Bo. »Ich habe unsere Doku auf dem Rückflug noch mal angeschaut. Erinnert ihr euch, wer das letzte Wort hatte? Tom. ›Jeder Tag, den du aus deinem Bett aufstehen und rumlaufen kannst, ist ein guter Tag‹, hat er gesagt. Joe tut mir unendlich leid, von ganzem Herzen.«
»Na ja, zumindest von einem Teil deines ganzen Herzens«, neckt Rachel sie freundlich.
»Was soll Joe denn jetzt machen?«, fährt Bo fort, ohne auf den Spott einzugehen. »Mit wem kann er sich unterhalten? Wird er überhaupt daran denken, dass er essen muss? Tom war doch immer derjenige, der die Lebensmittel organisiert und der auch gekocht hat.«
»Dosensuppe, Baked Beans auf Toast oder Tee und Toast – das würde ich nicht gerade kochen nennen. Ich denke, Joe wird diese Herausforderung bewältigen«, meint Rachel lächelnd und erinnert sich daran, wie die beiden Männer an Winternachmittagen, wenn es schon dunkel geworden war, zusammen am Tisch saßen und hartes, trockenes Brot in ihre wässrige Suppe tunkten.
»Für Bo ist das eine Mahlzeit mit drei Gängen«, witzelt Solomon weiter.
»Stellt euch vor, wie einsam das Leben jetzt für ihn sein wird, da oben auf dem Berg, vor allem im Winter, wenn er eine Woche oder noch länger keinen Menschen zu Gesicht bekommt«, sagt Bo.
Einen Augenblick herrscht Schweigen, während alle drei über Joes zukünftiges Leben sinnieren. Sie kennen ihn besser als die meisten anderen Menschen. Bei den Dreharbeiten haben die beiden Brüder sie an ihrem Leben teilhaben lassen und waren offen für jede Frage.
Während des Filmens hat Solomon oft überlegt, wie die Brüder einzeln funktionieren würden. Tom und Joe...
Erscheint lt. Verlag | 24.8.2017 |
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Übersetzer | Christine Strüh |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Aufnahme • Aufnehmen • Australien • Autotür • Bar • Baum • bekannt • Bellen • Berühmt • Berührend • Bestseller • Bruder • Brüder • Casting • Club • Cottage • Disco • Dokumentarfilm • Drehen • Dublin • Espresso • Fähigkeit • Familie • Farm • Feld • Fernsehn • Fernsehshow • Fest • Film • Filmen • Flügel • Flugzeug • Freundin • Gabe • Galway • Geheimnis • Geräusch • Gold • Großmutter • Handy • Harfe • Herz • Hören • Hund • Hütte • Irland • Käfig • Kamera • Kleid • Kleider • Klingen • Korb • Lauschen • Laut • leise • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Mikrofon • Moyes • Mutter • Nähen • Onkel • Paparazzi • Presse • Räuspern • romantisch • Show • Spielman • Star • Stimme • Talent • Talentshow • Tanzen • Tiere • Tochter • Ton • Toningenieur • Tonspur • Tontauben • TV • Valentinstag • Vater • verliebt • Vogel • Vögel • Wald • Wohnung • Zuhören • Zwilling |
ISBN-10 | 3-10-490220-8 / 3104902208 |
ISBN-13 | 978-3-10-490220-3 / 9783104902203 |
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