Immer wieder im Sommer (eBook)

Spiegel-Bestseller
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
384 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40029-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Immer wieder im Sommer -  Katharina Herzog
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Vom Mut, das Glück wiederzufinden Zweimal hat Anna ihr Herz verloren: einmal an Max, doch die Ehe ging vor fünf Jahren übel in die Brüche. Und dann war da Jan ... die unvergessene Liebe eines Jugendsommers. Schon lange fragt sie sich, was aus ihm geworden ist. Als sie erfährt, dass er auf Amrum wohnt, beschließt die sonst so vernünftige Anna spontan, mit ihrem VW-Bus gen Küste zu fahren. Doch dann meldet sich ihre Mutter, zu der sie seit 18 Jahren keinen Kontakt mehr hatte, mit schlimmen Nachrichten und einer großen Bitte. Am Ende sitzen nicht nur Anna und ihre Mutter zusammen im Auto, sondern auch ihre beiden Töchter - und Max ... Ein Buch wie eine perfekt gepackte Strandtasche: berührendes Familiendrama, wunderschöne Liebesgeschichte und Road Novel.

Katharina Herzog ist die deutsche Autorin für Liebesromane mit Fernweh-Garantie. Sie liebt es, ihre Leser an Sehnsuchtsorte wie Amrum, die Amalfiküste, Juist und New York zu entführen und diese Schauplätze auch selbst zu bereisen. Mit ihren Romanen schrieb sie sich nicht nur in die Herzen ihrer Leser, sondern eroberte auch die Bestsellerlisten. Katharina Herzog lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und plant schon ihre nächste Reise.  

Katharina Herzog ist die deutsche Autorin für Liebesromane mit Fernweh-Garantie. Sie liebt es, ihre Leser an Sehnsuchtsorte wie Amrum, die Amalfiküste, Juist und New York zu entführen und diese Schauplätze auch selbst zu bereisen. Mit ihren Romanen schrieb sie sich nicht nur in die Herzen ihrer Leser, sondern eroberte auch die Bestsellerlisten. Katharina Herzog lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und plant schon ihre nächste Reise.  

Anna


«Guten Morgen, Nelly!» Anna zog den Rollladen einen Spalt auf und ließ die Sonne ins Zimmer ihrer Tochter.

«Ich mag nicht aufstehen.» Nelly zerrte die Bettdecke über ihren Kopf.

«Nur noch ein Mal. Dann hast du vierzehn Tage Pfingstferien.»

«Zum Glück», ertönte es dumpf aus den Daunen. «Kommt Papa uns heute Nachmittag abholen?»

«Nein, ich fahre euch zu ihm.» Anna setzte sich zu ihrer Tochter ans Bett. Unter der Decke hörte sie ein leises Schnurren. Anna schlug sie zurück und blickte in zwei grüne Augen, die sie ohne jedes Schuldbewusstsein anschauten.

«Herr Karlsson!» Sie hob den roten Kater hoch und hielt ihn vor sich. «Du weißt doch genau, dass du hier nichts zu suchen hast.»

«Sein Schuhkarton ist kaputtgegangen, und er konnte nicht schlafen.» Nelly setzte sich auf. Eine Strähne hatte sich aus ihrem langen blonden Zopf gelöst. Sie strich sie sich aus dem Gesicht und zeigte auf den Pappkarton auf der Fensterbank. Er war an der Seite eingerissen. Das passierte ständig. Herr Karlsson war nämlich viel zu dick für die klitzekleinen Kartons, in die er sich mit Vorliebe quetschte. Er war schon ziemlich neurotisch, dieser Kater. Genau wie Nelly. Annas Blick schwenkte zu dem Poster, das über dem Bett ihrer Tochter hing. Jamie Oliver war darauf abgebildet, wie er in einer großen Pfanne rührte. Welches achtjährige Mädchen kochte schließlich lieber komplizierte Menüs, anstatt mit anderen Kindern zu spielen? Nelly war schon ein ungewöhnliches Mädchen. Sophie dagegen, Nellys vierzehnjährige Schwester, verhielt sich so wie jeder Teenager in ihrem Alter. Leider.

Anna setzte den Kater auf den Boden, stand auf und ging hinaus.

«Sophie!» Sie klopfte an die Tür ihrer älteren Tochter. «Aufstehen!»

Erst nach dem dritten Klopfen ertönte der vertraute Grunzlaut, das Zeichen, dass Sophie sie gehört hatte. Neben Türenschlagen war er derzeit Sophies einzige Kommunikationsform.

Anna spürte, wie Herr Karlsson sich nachdrücklich an ihre Beine presste, und ging in die Küche, um sein Futter zu holen. Als sie den Schrank öffnete, fielen ihr ein paar Plastikdosen entgegen.

Wieder mal vollgestopft bis an den Rand. Genervt warf Anna die Dosen wieder hinein. Gleich heute Nachmittag, wenn sie die Mädchen bei ihrem Exmann abgesetzt hätte, würde sie damit anfangen, die Wohnung aufzuräumen. Vielleicht sollte sie ihren Urlaub auch dazu nutzen, ein paar Wände neu zu streichen? Ein bisschen Farbe könnten sie gut vertragen. Genau wie ihr Leben.

Sogar Frau Kurz, ihre 75-jährige Nachbarin, hatte ein aufregenderes Privatleben als sie. Und das schon seit dem Tag vor fünf Jahren, als Anna diese SMS auf Max’ Handy gefunden hatte. Das böse F-Wort war darin vorgekommen, und die Nachricht hatte leider nicht von ihr gestammt. Lange Zeit hatte sie sich eingeredet, dass ihr das überhaupt nichts ausmachte. Die Jahre mit Max waren schließlich turbulent genug gewesen. Doch in der letzten Zeit konnte sie ihre Sehnsucht immer weniger verdrängen. Vielleicht hielt die Zukunft doch noch ein bisschen mehr für sie bereit als Kinder, Arbeit und die Gilmore Girls?

Nelly erschien und setzte sich an den Frühstückstisch.

«Bekomme ich auch einen Kakao, Mama?», fragte sie und hielt Anna ihre gelbe Lieblingstasse mit den Schmetterlingen hin.

Anna nickte und betrachtete voller Zuneigung ihre jüngere Tochter, die herzhaft in ihre Honigsemmel biss. Sie sah ganz anders aus als sie selbst, die brünett und grünäugig war. Ebenso wie Sophie hatte Nelly die blonden Haare und die blaugrauen Augen ihres Vater geerbt, und sie würde mit ihren langen Locken und den roten Wangen wie ein pummliger Weihnachtsengel aussehen, wären da nicht die großen, weit auseinanderstehenden Vorderzähne. Anna wusste, dass Nelly sich damit furchtbar hässlich fand. Doch der Kieferorthopäde hatte gesagt, es sei noch zu früh für eine Behandlung.

Wo blieb denn Sophie? Gerade als Anna nach ihr rufen wollte, schlurfte auch sie in die Küche, aber anstatt sich zu Nelly zu setzen, nahm sie lediglich einen Apfel aus dem Obstkorb. Ihre glattgeföhnten Haare trug sie im Mittelscheitel, und sie fielen ihr weit über den Rücken. Die Sommersprossen auf ihrer Nase hatte sie wieder mal mit einer dicken Schicht Make-up kaschiert, und trotz der kühlen Temperaturen heute Morgen trug sie nur Hot Pants und ein enges Shirt. Wie so oft in der letzten Zeit verströmte sie einen penetranten Duft nach Haarspray, Vanilledeo und Parfüm. Statt eines Rucksacks trug sie eine Handtasche über der Schulter, die nicht so aussah, als ob sich besonders viele Bücher und Hefte darin befänden. Anna verkniff sich einen entsprechenden Kommentar.

«Nimm dir doch noch etwas.» Sie hielt Sophie den Korb mit den Semmeln hin. Zur Feier des letzten Schultages war sie extra beim Bäcker gewesen.

«Keinen Hunger. Wir müssen los.» Sophie stupste Nelly in die Seite, die gehorsam den letzten Bissen ihrer Semmel mit einem großen Schluck Kakao herunterspülte.

Anna hatte Widerstand erwartet, doch die Tatsache, dass heute der letzte Schultag vor den Pfingstferien war, motivierte Nelly anscheinend, das Haus ohne ihr übliches Murren und Jammern zu verlassen. Woher kam nur ihre plötzliche Abneigung gegen die Schule? Bis vor ein paar Wochen war Nelly wirklich gerne zum Unterricht gegangen. Aber wenn Anna bei ihr nachhakte, wich sie ihr immer aus. Stattdessen kam sie nachts manchmal wieder zu ihr ins Bett, weil sie schlecht träumte.

Während Nelly sich die Zähne putzte und Sophie mit dem Handy in der Hand an ihrer Zimmertür stand und tippte, klingelte es an der Tür. Frau Kurz. In ihren Sandaletten, dem engen weißen Rock und der roten Bluse, die genau den gleichen Farbton wie ihre Lippen und Zehennägel hatte, sah sie nicht älter als Mitte sechzig aus und weitaus spektakulärer als Anna, die ungeschminkt war und eine Caprihose, T-Shirt und Flipflops trug.

«Dieser Postbote», seufzte Frau Kurz, «er hat gestern schon wieder einen Ihrer Briefe bei mir in den Briefkasten geworfen.»

Hoffentlich nicht schon wieder eine Rechnung! Annas Budget war in diesem Monat schon ziemlich ausgereizt. Die Ausgaben für Nellys Klassenfahrt, der kaputte Anlasser des VW-Busses und Sophies neue Turnschuhe … Die mussten natürlich wieder einmal unbedingt von einer ganz bestimmten, horrend teuren Marke sein. Natürlich bezahlte Max für die Mädels Unterhalt, aber große Reichtümer konnte man mit einer Wohnung mitten in München und einem Job als Zimmermädchen trotzdem nicht anhäufen, und manchmal musste Anna ziemlich knapsen, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Doch der Brief sah nicht aus wie eine Rechnung. Der Umschlag war cremefarben, nicht weiß, und Adresse und Absender waren nicht gedruckt, sondern von Hand geschrieben.

Anna bedankte sich und ging mit dem Brief ins Wohnzimmer. Dort setzte sie sich auf einen Stuhl und starrte auf die geraden, steilen Buchstaben, die sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte und doch unter Tausenden wiedererkannt hätte. Mit klopfendem Herzen riss sie den Umschlag auf, zog einen Bogen heraus und las:

Liebe Anna,

ich muss mit dir sprechen.

Bitte ruf mich an!

Deine Mutter

Warme Luft wehte von draußen herein und blähte die zitronenfarbenen Chiffon-Gardinen vor der Balkontür. Vor dem Straßencafé schräg gegenüber saßen ein paar Männer und unterhielten sich. Anna hörte, wie eine Autotür zugeschlagen wurde, dann das Aufheulen eines Motors. Zu Hause auf dem Hof war es selbst tagsüber meist still gewesen. Er lag zu weit weg von der Straße, als dass Motorengeräusche hätten in ihr Zimmer dringen können. Wenn in dieser Gegend überhaupt jemals ein Auto unterwegs war. Und wenn sie aus dem Fenster geschaut hatte, wurde ihr Blick von keiner Hausfassade begrenzt, sondern sie konnte unendlich weit über Hügelkuppen und Wälder hinweg in den Himmel schauen.

Viel zu viele lange weggeschlossene Erinnerungen stiegen in Anna auf. Was war wohl aus Schneewittchen und den anderen Pferden geworden? Gab es den Gnadenhof noch? Und ob ihre Mutter wohl hin und wieder noch an Jan dachte? Jan, der Junge, der vor neunzehn Jahren einen magischen Sommer lang seine Sozialstunden bei ihnen auf dem Hof abgeleistet hatte.

Jahrelang hatte Anna vergeblich das Internet nach ihm durchforstet, bevor sie vor ein paar Wochen beim Friseur zufällig auf diesen Artikel über ein Heim für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche gestoßen war. Die etwa zehn- bis vierzehnjährigen Mädchen und Jungen auf dem Foto hatten sie nicht besonders interessiert, aber ihr Betreuer, der groß und breitschultrig mit dunklen Haaren und noch dunkleren Augen neben ihnen stand, hatte ihren Blick angezogen. Jan.

Sie hatte den Artikel heimlich herausgerissen und bewahrte ihn seitdem gut versteckt in einem Stapel Zeitschriften auf. Jetzt zog sie ihn heraus und faltete ihn auseinander. Seiner Frau zuliebe, einer Lungenfachärztin, sei Jan vor dreizehn Jahren von Hamburg nach Amrum gezogen. Er habe dort eine Stelle als Sozialpädagoge im Heim Dünenblick angenommen und sei, auch nachdem seine Ehe geschieden worden war, auf der Insel geblieben. Anna musste den Artikel nicht noch einmal lesen, sie wusste, was darin stand. Das Scheitern ihrer eigenen Ehe hatte sie wenig euphorisch gestimmt, aber bei diesem Artikel konnte sie nicht verhindern, dass sich ein warmes Gefühl in ihr ausbreitete, als sie das Wort «Scheidung» las. Anna betrachtete das Foto von Jan und seinen Schützlingen. Er hatte sich verändert. Er war...

Erscheint lt. Verlag 22.4.2017
Reihe/Serie Farben des Sommers
Zusatzinfo Mit 3 s/w Vignetten
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amrum • Demenz • Jugendliebe • Liebesromane • Liebesromane deutsch • München • Mutter • Reise • Road-trip • Romantische Komödie • Sommer • Tochter • VW-Bus
ISBN-10 3-644-40029-6 / 3644400296
ISBN-13 978-3-644-40029-0 / 9783644400290
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