Solange ich in deinem Herzen bin (eBook)

Eine berührende Familiengeschichte

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
336 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-631-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Solange ich in deinem Herzen bin - S.D. Robertson
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Will hat seiner kleinen Tochter Ella geschworen, immer für sie da zu sein. Und er tut alles dafür, um sein Versprechen zu halten. Bis zu dem Tag, an dem er tödlich verunglückt. Aber selbst der Tod kann das Band zwischen Vater und Tochter nicht zerreißen. Will erhält eine letzte Chance, um Ella Lebewohl zu sagen. Doch wie kann er den Menschen ziehen lassen, dem sein Herz gehört?
'Herzzerreißend gut, mit vielen Momenten, die einen zum Lachen bringen' - The Sun



S.D. Robertson kündigte seinen Job als Redakteur, um seiner wahren Leidenschaft nachzugehen und Schriftsteller zu werden. Außerdem war er u.a. bereits als Animateur, Handelsvertreter und Mobilfunktechniker tätig und lebte in Frankreich, Holland und Australien. Mittlerweile ist der Autor mit seiner Familie in der Nähe von Manchester zu Hause.

1. KAPITEL


14:36 Uhr, Donnerstag, 29. September 2016

Sterben stand nicht auf dem Zettel, den ich an diesem Nachmittag noch geschrieben hatte. Zweifellos hatte die Fahrerin des Geländewagens auch nicht vorgehabt, einen Radfahrer umzubringen. Aber es war passiert. Ihr riesiger schwarzer Wagen schlingerte auf mich zu – und erfasste mich frontal. Keine Zeit zu reagieren. Nur ein schreckliches Kreischen, ganz kurz das Gefühl zu fliegen und plötzlich ein lähmender Schmerz. Dann verlor ich das Bewusstsein.

Auf einmal stand ich auf dem Pflaster und sah zu, wie zwei Sanitäter darum kämpften, meinen geschundenen, blutüberströmten Körper wiederzubeleben. Verzweifelt hoffte ich, sie würden es schaffen, ich ging sogar etwas näher heran, um im richtigen Moment vielleicht wieder zurück in meine Haut springen zu können. Alles zwecklos. Minuten später wurde ich für tot erklärt.

Aber ich bin doch noch hier! sagte ich mir. Nur als was? Und dann dachte ich an Ella. Was würde mit ihr geschehen, wenn ich tot war? Sie wäre ganz allein, von beiden Eltern verlassen. Und ich hatte ihr geschworen, dass das niemals geschehen würde.

„Wartet! Gebt nicht auf!“, brüllte ich die Sanitäter an. „Nicht aufhören! Ich bin noch hier. Ihr müsst es weiter versuchen. Ihr wisst nicht, was ihr da macht! Verdammt noch mal, gebt mich nicht auf! Ich bin nicht tot!“

Ich schrie mir die Lunge aus dem Leib, bettelte und flehte sie an, weiterzumachen, weiter zu versuchen, Leben in meinen reglos daliegenden Körper zu pumpen. Aber sie konnten mich nicht hören. Für sie war ich unsichtbar und ironischerweise auch für die Schaulustigen, die sich an der Polizeiabsperrung versammelt hatten – einige fuchtelten mit Smartphones herum, ganz versessen darauf, einen Blick auf den toten Typen zu erhaschen.

Aus schierer Verzweiflung versuchte ich, einen der Sanitäter zu packen. Aber als meine Hand seine rechte Schulter berührte, wurde ich von einer unsichtbaren Kraft nach hinten geschleudert. Alle viere von mir gestreckt, lag ich auf dem Asphalt. Ich war benommen, doch komischerweise verspürte ich keinerlei körperlichen Schmerz. Ich rappelte mich auf und versuchte es mit dem Kollegen des Mannes noch mal, wieder wurde ich zu Boden geworfen. Was zum Teufel ging hier vor?

Dann sah ich die Fahrerin, die mich getötet hatte. Unter den wachsamen Blicken eines jungen Streifenpolizisten rauchte sie eine Mentholzigarette nach der anderen. „Es war ein Unfall“, sagte sie zwischen den Zügen. „Das Navi war runtergefallen und lag auf dem Boden, neben meinen Füßen. Ich wollte es nur wieder aufheben, als … Oh Gott, ich hab immer noch vor Augen, wie sein Gesicht an die Windschutzscheibe geprallt ist. Was hab ich nur getan? Kommt er wieder in Ordnung? Sagen Sie mir, dass er durchkommt.“

„Sehe ich aus, als wäre mit mir alles in Ordnung?“, fragte ich. Ich stellte mich vor sie, starrte ihr ins Gesicht und versuchte, sie durch meine Willenskraft dazu zu bringen, mich wahrzunehmen. „Hat es den Anschein, als würde ich durchkommen? Sie haben mich umgebracht. Ich bin tot. Nur wegen eines blöden Navis. Sehen Sie mich an, verflucht noch mal! Ich stehe vor Ihnen!“

Sie hätte großartig aussehen können, wäre da nicht Erbrochenes auf ihren hochhackigen Schuhen und in den geglätteten Haaren gewesen. Leichenblass war sie, und sie zitterte so furchtbar, dass ich es nicht übers Herz brachte, sie weiter zu beschimpfen. Sie wusste auch so, was sie getan hatte.

„Warum bin ich noch hier?“, brüllte ich zum Himmel.

„Weißt du, wie spät es ist?“, fragte ein Polizist den anderen.

„Gleich drei.“

Verdammt. Schulschluss. Ellas Grundschule war zu Fuß gute fünfzehn Minuten von hier entfernt; es war wie ein Reflex, ich fing an zu rennen.

Die letzten paar Nachzügler gingen gerade durchs Schultor, als ich ankam. Die Auswirkungen meines Unfalls zeigten sich bereits an einer riesigen Autoschlange, die sich die eine Spur der Vorstadtstraße entlangschleppte. In den Autos sah ich an Autofenstern platt gedrückte Nasen und neugierige Blicke. Ich hetzte zum Hinterausgang des Schulgebäudes, wo Ella warten würde, und sah sie da ganz allein stehen und verlassen vor sich hin schauen. „Hier drüben, Liebling!“, rief ich winkend und rannte über den menschenleeren Schulhof. „Es ist alles in Ordnung. Ich bin jetzt hier.“

Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Warum sollte sie mich wahrnehmen, wenn es sonst niemand konnte? Meine sechsjährige Tochter sah einfach durch mich hindurch.

Warum sollte sie mich sehen, wenn mich sonst niemand sehen konnte? Dass meine sechsjährige Tochter durch mich hindurchguckte, brachte mich ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen.

„Ella, Daddy ist hier“, sagte ich zum x-ten Mal. Ich hatte mich vor sie hingekniet, sodass wir uns von Angesicht zu Angesicht befanden, aber ich traute mich nicht, sie zu berühren, nach dem, was ich mit den Sanitätern erlebt hatte. Ihre Lippen waren rau, und ihre rechte Hand, mit der sie die Hello-Kitty-Brotdose umklammerte, war mit rotem Filzstift beschmiert. Ich schnappte nach Luft, als mir klar wurde, dass ich nicht in der Lage sein würde, sie daran zu erinnern, ihren Lippenbalsam zu benutzen, und ich konnte ihr auch nicht mehr helfen, „die dreckigen Pfoten zu schrubben“, wie wir es immer genannt hatten.

Sie merkte nicht, dass ich da war, sondern schaute erwartungsvoll zum anderen Ende des Schulhofs.

Hinter Ella kam Mrs. Afzal aus der Schultür. „Ist er immer noch nicht da, Liebes? Dann solltest du jetzt besser reinkommen.“

„Er kommt gleich“, sagte Ella zu ihrer Lehrerin. „Vielleicht ist die Batterie in seiner Armbanduhr schon wieder leer.“

„Komm. Wir gehen ins Büro und rufen ihn an.“

Panik durchzuckte mich, als ich mir vorstellte, wie mein Handy hinten im Krankenwagen klingelte, während mein toter Körper abtransportiert wurde. Wie einer der Sanitäter – noch mit meinen Blutspritzern auf seinem grünen Hemd – meine Taschen danach durchwühlte. Wie lange mochte es noch dauern, bis Ella erfuhr, was passiert war?

Ich wollte den beiden gerade ins Gebäude folgen, als mir jemand auf die Schulter klopfte. Erschrocken drehte ich mich um.

„Hallo, William. Tut mir leid, dass ich mich so angeschlichen habe. Ich … äh … ich bin Lizzie.“

Eine stämmige kleine Frau in einem trutschigen grauen Kostüm und einem beigen Trenchcoat stand vor mir, einen Arm hatte sie ausgestreckt, um mir die Hand zu schütteln. Vorsichtig, weil ich wieder einen heftigen Stoß aufs Pflaster befürchtete, griff ich nach ihrer dicklichen Hand. Trotz der ungewöhnlich warmen Septembersonne fühlte sie sich kühl an.

„Woher kennst du meinen Namen?“, fragte ich. „Und wie kann es sein, dass ich dich anfassen kann?“

„Als du gestorben bist, bin ich zu dir geschickt worden. Wahrscheinlich hast du einige Fragen.“

„Was bist du? Eine Art Engel? Das kannst du einem anderen erzählen.“

Lizzie, die grob geschätzt Ende zwanzig war, fuhr sich mit der Hand durchs wellige schwarze Haar, das im Nacken locker zusammengebunden war. Ihre Nase zuckte – ich musste an ein Kaninchen denken.

„Äh, nein. Ich bin kein Engel. Wir sind im selben Team, aber die sind weiter oben in der Hackordnung. Betrachte mich als eine Art Reiseführerin. Diese Zeit kann ziemlich verwirrend sein. Ich bin hier, um deinen Übergang vom Leben zum Tod so reibungslos wie möglich zu gestalten. Wie kommst du bis jetzt zurecht?“

„Nun ja, ich bin tot. Abgesehen von dir kann mich keiner sehen. Nicht mal meine kleine Tochter, die gleich erfahren wird, dass sie Vollwaise ist. Wie komme ich da wohl zurecht?“

„Stimmt. Tut mir leid. Kann ich irgendwas tun, um dir zu helfen?“

„Wie wär’s denn, wenn du mich wieder lebendig machen würdest und stattdessen diese verdammte durchgeknallte Autofahrerin mitnimmst? Es ist ihre Schuld, dass ich hier bin.“

Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht möglich, fürchte ich. Kann ich vielleicht irgendetwas anderes für dich tun?“

„Kannst du mir helfen, mich mit Ella zu verständigen? Wenn ich wirklich ein Geist bin, kann man mich dann nicht unter bestimmten Umständen sehen? Ich muss Ella mitteilen, dass ich noch hier bin, dass ich sie nicht verlassen habe.“

„Das G-Wort benutzen wir eher nicht. Es hat zu viele negative Konnotationen. Der Begriff Seele ist uns lieber.“

„Was auch immer. Das ist Haarspalterei. Kann ich nun mit Ella reden oder nicht?“

„Sie kann dich nicht sehen oder hören. Das hast du selber gesagt. Das wird also leider nicht funktionieren. Ich bin hier, weil ich dich auf die andere Seite hinüberführen und dir zeigen soll, wie es dort läuft.“

„Und wenn ich nicht mitkommen will?“

„Hier ist nichts mehr für dich.“

„Was ist denn mit meiner kleinen Tochter? Sie braucht mich.“

„Du bist nicht mehr für sie verantwortlich, William. Du hast keinen Einfluss mehr auf ihr Leben. Du bist jetzt nur noch Seele. Was für dich auf der anderen Seite wartet, ist so unglaublich, dass es nicht in Worte zu fassen ist.“

„Du hast meine Frage nicht beantwortet. Was ist, wenn ich nicht mitkommen will? Zerrst du mich strampelnd und schreiend hinter dir her?“

„Ich bringe dich nirgendwohin, wo du nicht hinwillst.“

„Also kann ich bleiben?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Das ist deine Wahl.“

„Und wenn ich mit dir gehe? Kann ich es mir dann noch anders überlegen und wieder zurückkommen?“

„Nein. Rückreisen sind nicht vorgesehen.“

„Und wie ist es andersrum? Wenn ich jetzt nicht mit dir gehe, kann...

Erscheint lt. Verlag 9.1.2017
Übersetzer Allys Olsen
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abschied nehmen • bücher neuerscheinungen • Drama • Emotional • emotionales Buch • Familie • Familiendrama • Familiengeschichte • Familienroman • gefühlvoll • Geist • Leben nach dem Tod • Liebe • Roman • Sterben • Tochter • Tod • tod buch • traurige Bücher • traurige Geschichte • Trennung • Vater • Vater Tochter Beziehung • vater tochter buch • Verlust des Vaters
ISBN-10 3-95967-631-X / 395967631X
ISBN-13 978-3-95967-631-1 / 9783959676311
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