Leuchtturmtage (eBook)
200 Seiten
Forever (Verlag)
978-3-95818-122-9 (ISBN)
Anni Deckner, geboren 1961 in Winnert bei Husum, lebt mit ihrer Familie in Hanerau-Hademarschen. Ihre Liebe zur »Grauen Stadt am Meer« kann man in ihren Werken spüren. Die kreative Luft des Nord-Ostsee-Kanals inspiriert die Autorin genau wie damals den berühmten Dichter Theodor Storm, der an diesem Ort seinen Schimmelreiter zu Papier brachte. Ihre Leidenschaft zum Schreiben entwickelte sich schon in früher Jugend, ihr erstes Buch »Heimathafen Husum« erschien jedoch erst im März 2014, gefolgt von »Knocking Out« 2015. In ihrer Freizeit geht die Autorin gern mit ihrem Mann auf Reisen. Ihr Beruf und gleichzeitig Berufung ist ihre Arbeit bei der Kirchengemeinde Hanerau-Hademarschen.
Anni Deckner, geboren 1961 in Winnert bei Husum, lebt mit ihrer Familie in Hanerau-Hademarschen. Ihre Liebe zur "Grauen Stadt am Meer" kann man in ihren Werken spüren. Die kreative Luft des Nord-Ostsee-Kanals inspiriert die Autorin genau wie damals den berühmten Dichter Theodor Storm, der an diesem Ort seinen Schimmelreiter zu Papier brachte. Ihre Leidenschaft zum Schreiben entwickelte sich schon in früher Jugend, ihr erstes Buch "Heimathafen Husum" erschien jedoch erst im März 2014, gefolgt von "Knocking Out" 2015. In ihrer Freizeit geht die Autorin gern mit ihrem Mann auf Reisen. Ihr Beruf und gleichzeitig Berufung ist ihre Arbeit bei der Kirchengemeinde Hanerau-Hademarschen.
Der Vertrag
Stella hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde. »Holger«, flüsterte sie freudig. Eilig ging sie ihm entgegen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Na endlich.
»Stella, gut dich anzutreffen, ich habe mit dir zu reden.« Gut gekleidet und rasiert trat er ihr entgegen. Den Mantel behielt er an.
»Gerne, mein Hase, aber willst du deinen Mantel nicht ablegen? Ich koche uns einen Kaffee.« Sie wollte in die Küche gehen, als Holger sie stoppte.
»Nicht nötig, danke. Ich muss gleich wieder los. Ein Klient wartet auf mich.«
Unsicher hielt Stella inne. Sie sah ihren Mann liebevoll an, sie wollte ihn berühren, zog ihre Hand jedoch gleich wieder zurück, als sie bemerkte, dass Holger sich versteifte. Zu gerne hätte sie ihn in den Arm genommen, seine Wärme gespürt, diese jahrelange Vertrautheit in sich aufgesaugt. Sie verspürte jedoch nur eisige Kälte. Er ließ keine Nähe zu. Stattdessen kam er sofort zur Sache.
»Stella, ich will unser Haus selbst bewohnen. Du erhältst eine Abfindung und zusätzlich Unterhalt. Zuzüglich deiner Ersparnisse, von meinem Geld erwirtschaftet, wirst du in der Lage sein, zurechtzukommen. Bedingung ist, du ziehst in den kommenden zwei Wochen aus.« Holger beendete die Forderungen mit einem milden Lächeln. Er hatte sich immer schon zielsicher und mitleidlos ausgedrückt. Die zusätzliche Härte in seinem Tonfall kränkte Stella zutiefst.
»Aber Holger, wo soll ich nur so spontan hin? Warum tust du mir das an? Nach all den Jahren? Ich verstehe es nicht. Bitte sag doch etwas.«
Holger wirkte weder niedergeschlagen noch schuldbewusst. Er verzog den Mund zu einem hässlichen Grinsen. »Sieh dich nur einmal an«, sagte er und ging zur Tür, ohne abzuwarten, ob Stella sich mit dem Vorschlag einverstanden erklärte. Für ihn war alles gesagt. »Denk dran, Stella, in zwei Wochen bist du hier weg. Ich verspüre keine Lust, dauerhaft in der Kanzlei zu schlafen. Deine Kontonummer kenne ich. Lebwohl.« Schwungvoll verließ er das gemeinsame Haus. Die Tür knallte ins Schloss. Stella blieb verlassen zurück.
Sie war zu erledigt, um in Tränen auszubrechen, also ging sie in die Küche und öffnete kraftlos die Kühlschranktür. Sie fand dort einige Leckereien, aber sie schloss die Tür wieder, ohne etwas herauszunehmen. Ihr war durchaus bewusst, dass das Essen ihre Ehe zerstört hatte.
Beherzt fasste sie einen Entschluss und griff zum Telefon. Die warme Stimme ihres Bruders schmeichelte ihrer Seele. Für einen Moment schloss sie die Augen.
»Stella, du rufst mich an? Womit habe ich das verdient, Schwesterherz?«
Stella gab sich einen Ruck und bemühte sich, in gleichbleibender Tonlage zu sprechen. »Sam, ich brauche deine Hilfe. Darf ich für eine Weile zu dir auf den Hof kommen? Ist mein ehemaliges Zimmer derzeit frei?«
»Jederzeit, Stella. Dennoch, ich verstehe nicht ganz. Hat Holger dich vor die Tür gesetzt?« Sam gab sich keine Mühe, den spöttischen Tonfall zu kaschieren. Er hatte noch nie viel für Holger Engel übriggehabt. Die jahrelange Ehe mit Stella hatte daran nicht das Mindeste geändert.
»Ja«, erwiderte Stella knapp und wahrheitsgemäß. Sie ahnte, ihr Bruder würde ihr ohnehin nicht glauben, darum blieb sie getrost bei der Wahrheit.
»Ach, Stella, das wäre zu schön, um wahr zu sein.« Sam nahm selten ein Blatt vor den Mund. »Du darfst dir gerne eine Auszeit auf meinem Hof gönnen. Mit Wellness kann ich allerdings nicht dienen. Gegebenenfalls eine Güllepackung, oder ein Bad im Heu?«
Lachend ging Stella auf Sams Späße ein. »Ich besitze nicht viel Geld, ist das bezahlbar für mich?«
»Klar, Kleines, du wirst die Gülle eigenhändig in die Badewanne schaffen. Das ermäßigt den Preis erheblich. Wann kommst du? Dein Zimmer dient zurzeit als Rumpelkammer, ich müsste erst die Bewohnbarkeit herstellen.« Sam lachte verlegen.
»In ein paar Tagen, sobald ich hier mit den Vorbereitungen fertig bin. Bitte keine Umstände, ich werde meine Freude daran haben, die Bude gemütlich herauszuputzen. Es wird auf alle Fälle für keinen von uns in Schwerstarbeit ausarten.«
»Fantastisch, Stella, ich stecke ohnehin bis zum Hals in Arbeit.«
»Ach, Sam das tut mir leid. Ich helfe dir auf dem Hof, wenn ich es hinbekomme.«
Sam schwieg am anderen Ende der Leitung. Stella hatte sich in der Vergangenheit nicht für den Hof interessiert. Als jugendliches Mädchen war sie jeder Modelveranstaltung hinterhergejagt. Freudestrahlend zeigte sie zu Hause ihre Preise. Lifestyle und mit schönen Dingen umgeben zu sein, brauchte sie wie die Luft zum Atmen. Rinder und Schweinezucht gehörten nicht zu ihren Vorlieben.
»Stella? Was ist los mit dir? Hast du Sorgen?«
»Solange ich dich in meiner Familie weiß, bin ich wunschlos glücklich.« Kichernd beendete sie das Gespräch.
Schweißgebadet legte Stella den Hörer weg. Sam hatte irgendetwas gemerkt. Sie mochte jedoch nicht am Telefon darüber sprechen, dass sie vorhatte, vielleicht für immer auf den elterlichen Hof zurückzukehren. Sie wollte es selbst nicht wahrhaben.
Lethargisch ging sie durchs Haus. Hier hatte sie mit Holger jahrelang im siebten Himmel gelebt. Verdammt, sie liebte ihn. Sie schlich ins Büro, wo ihre persönlichen Dinge eine Bleibe gefunden hatten. Die Fotoalben mit den Erinnerungen an ihre Hochzeit. Urlaubsfotos aus exotischen Ländern. Ihr fiel ein Album aus der Zeit ihrer Modelaktivitäten in die Hände. Strahlend sah sie auf allen Fotos in die Kamera. Wie hatte dieses lebhafte, erfüllte Lachen verlorengehen können? Eine andere Stella ermahnte sie auf den Fotos mit spöttischem Grinsen.
Regelmäßig stieg sie am Morgen auf die Waage und nahm sich vor, endlich ihr Gewicht zu reduzieren. Vorsätze, die auf dem Weg vom Bad zum Kühlschrank in Vergessenheit gerieten.
Stella legte die Alben sorgfältig in einen Wäschekorb. Ein Leben in Bildern aus längst vergangener Zeit. Verspielt und verschenkt. An wen? An einen Mann, der sie nur zum Vorzeigen wollte? Hatte sie aus diesem Grund ihre Figur vernachlässigt, weil sie sich nicht geschätzt gefühlt hatte?
Sie hievte den Korb mit den Erinnerungen hoch und platzierte ihn für den Abtransport im Flur. Stella wunderte sich, dass es ihr nicht schwerfiel. In derselben Weise fuhr sie mit dem Rest ihrer persönlichen Dinge fort. Sie schwitzte, als ob sie dabei wäre, einen Boxkampf zu gewinnen. Anstrengungen lagen ihr nicht mehr, seitdem ihr Körper beschlossen hatte, ihr zu entgleiten. Zuletzt verstaute Stella ihren Computer vorsichtig in einem Karton. Der Eingangsbereich lag überfüllt mit Kisten und Körben vor ihr. Stella hatte Mühe, darüber hinwegzusteigen. Sie suchte fieberhaft nach einer Lösung, mit der sie die gesammelten Werke nach Westerhever schaffen konnte. Mit ihrem Auto würde es wahrlich nicht klappen.
Kurz entschlossen und mit schlechtem Gewissen ergriff sie den Zündschlüssel des Wohnmobils. Sie ging zum Carport, das ausschließlich für das Wohnmobil errichtet worden war. Stella öffnete die Fahrertür und wuchtete sich hinein. Mit zittrigen Fingern steckte sie den Schlüssel ins Schloss. Ihr ehemaliges Urlaubsdomizil sprang sofort an. Stella hatte das Riesenmobil noch nie zuvor gefahren. Holger hatte es ihr nicht erlaubt. Unschlüssig starrte sie durch die Windschutzscheibe. Ihr Wohnmobil brummte geduldig vor sich hin und wartete, dass Stella in die Auffahrt rollte. Beherzt legte sie den Rückwärtsgang ein. Die Außenspiegel verhießen ihr freie Fahrt. Mit klopfendem Herzen lenkte sie das Mobil aus der Auffahrt hinaus. Bald würde sie in ein unbekanntes Leben fahren. Stolz, aufgrund ihres Erfolgs, stieg sie aus. Den Motor ließ sie laufen. Stella öffnete die Klappe zum Stauraum, in den ohne Mühe ein Kleinwagen hineinpassen würde. Entschlossen verfrachtete sie ihr Hab und Gut. Als alle Kisten verstaut und für den Abtransport gesichert waren, stellte sie fest, dass sie noch Platz hatte. Sie holte ihr Fahrrad aus der Garage. In Westerhever würde es sehr nützlich sein und sie würde das Wohnmobil getrost stehenlassen können, um kurze Wege per Drahtesel zu erledigen. Der Ort ihrer Kindheit verfügte nur über enge Straßen und für ein Wohnmobil wenig geeignete Parkplätze.
»Hallo, Stella, geht’s wieder los? Wollt ihr Urlaub machen?« Ihr ohnehin strapaziertes Gewissen ließ sie vor Schreck zusammenfahren.
»Lukas, hast du mich erschreckt. Nein, wir bekommen neue Möbel. Ich entsorge einige Sachen, die wir nicht mehr brauchen. Inzwischen bin ich aber an die Grenzen meiner Kräfte gestoßen. Der Ledersessel soll auch mit. Ich fürchte, ich muss abwarten, bis Holger zurück ist.«
»Och, Stella, wozu ist denn Nachbarschaft da? Ich komme geradewegs vom Training, da schaffe ich deinen Ohrensessel mit links.« Lukas war in der Tat ein Muskelpaket, das es in sich hatte. Stella bezweifelte nichtsdestotrotz, dass er das Ungetüm bewältigen konnte.
»Unter Umständen schaffen wir es gemeinsam?«, bot Stella ihre Hilfe an. Lachend ging Lukas ins Haus, um den Ledersessel zu sichten.
»Diesen stattlichen Sessel wollt ihr entsorgen? Wenn du nichts einzuwenden hast, ich könnte ihn gebrauchen?«
»Nein, ich meine, ja …« Stella stand vor ihm und sah ihn ratlos an. Lukas hatte stets ein gutes Verhältnis zu Holger gehabt. Sie spielten gemeinsam Tennis und beide sahen mit Leidenschaft zusammen Fußball. Unmöglich konnte sie ihm anvertrauen, dass sie gerade im Begriff war, ihrem Mann die Möbel zu entführen. Lukas schaute sie erstaunt an.
»Stella, was ist nur los mit dir, befindest du dich auf der Flucht?«
»Ja, es...
Erscheint lt. Verlag | 18.11.2016 |
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Reihe/Serie | Ein Nordsee-Roman | Ein Nordsee-Roman |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Abenteuer Bücher • alleinerziehend ... und dann auch noch Seeluft • Barfuß • Bauernhof • Bauernhof Buch • Buch 2016 • Claudia Thesenfitz • Dörte Jensen • Dünenglück • Edna Schuchardt • Ein InselInselwinter • Ein Inselroman • Ein Stern über Sylt • Elin Hilderbrandt • forever • Frauenromane • Friesenbrise • Friesenherzen und Winterzauber • Gabriella Engelmann • Geschenkbücher • Geschenkbücher für Frauen • Geschenkbücher Meer • Himmelblaue Küsse • Ines Thorn • Inseltage • Inselwinter • Jette Hansen • Jule Meeringa • Liebe • Liebe Buch • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Liebesromane Bestseller • Meer • Meer Buch • Meeresbiologie • Moderne Frauen • Moin • Neu 2016 • Neuerscheinung 2016 • Neuerscheinungen 2016 • Nordsee • Nordsee Leuchtturm • Nordsee Romane • Nordsee Urlaub • Populäre Belletristik • Reise & Abenteuer • Romantik • romantisch • Romantische Komödie • Romanze • Sarah Mundt • Schneegestöber • Seeabenteuer • Single • Strand Meer • Sylt oder Selters • Sylvia Lott • Tanja Janz • Tierarzt • Ullstein • Urlaub am Meer • Urlaub an der Nordsee • Urlaubsreif • Weihnachten Buch • Weihnachten Roman • Weihnachten Weihnachten • Weihnachts • Weihnachtsroman • Westerhever • Westerhever Leuchtturm • Wintergeschichten • Winterglück • winterliebe • Wintersonnenglanz |
ISBN-10 | 3-95818-122-8 / 3958181228 |
ISBN-13 | 978-3-95818-122-9 / 9783958181229 |
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