Die Orestie (eBook)

Agamemnon. Choephoren. Eumeniden

(Autor)

Kurt Steinmann (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2016 | 3. Auflage
288 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961174-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Orestie -  Aischylos
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Es beginnt mit einem Menschenopfer. Agamemnon tötet Iphigenie, deren Mutter tötet Agamemnon, der Sohn Orest tötet die Mutter. Eine ganze Familie bringt sich gegenseitig um: Sühne durch Rache. Bis jetzt. Orest wird nicht getötet, sondern vor ein Gericht attischer Bürger gestellt - der Fluch wird endlich gebrochen. 'Die Orestie des Aischylos behandelt auf höchst tragische und ästhetische Weise Grundfragen der menschlichen Existenz und gehört zu den tiefgründigsten Texten, die jemals geschrieben wurden' (Anton Bierl). A. C. Swinburn nannte sie 'die größte Leistung des menschlichen Geistes'. Bis heute wird die griechische Tragödientrilogie gerne aufgeführt. Der vielfach ausgezeichnete Übersetzer Kurt Steinmann hat sie nun neu übertragen, gewohnt präzise und nah am Original. Im Nachwort verortet der Basler Gräzist Anton Bierl die Orestie in der Kultur, Politik und Religion Athens, beleuchtet ihre dichterische Qualität sowie ihr Fortwirken bis ins 21. Jahrhundert.

Aischylos (525/524 Eleusis [Attika] - 456 v. Chr. in Gela [Sizilien]) gehört mit Sophokles und Euripides zu den drei großen Tragikern der Antike. Die Dionysien - den antiken Dichterwettstreit - entschied er 13 Mal für sich. Von seinen ihm zugerechneten 90 Stücken sind nur sieben erhalten. Als Teil des Athener Heeres siegt Aischylos bei der Schlacht um Salamis im Jahr 480 v. Chr. über die Perser. In seinem Erstling 'Die Perser' - dem ältesten bekannten Drama überhaupt - arbeitet er die persische Niederlage aus Sicht der Verlierer auf. Die Trilogie 'Die Orestie' erzählt in ihren Episoden 'Agamemnon', 'Choëphoren' und 'Eumeniden' von einer Jahre andauernden, blutigen Fehde, die letztlich durch öffentliche Rechtsprechung und göttliche Hilfe zur Aussöhnung kommt.

Aischylos (525/524 Eleusis [Attika] – 456 v. Chr. in Gela [Sizilien]) gehört mit Sophokles und Euripides zu den drei großen Tragikern der Antike. Die Dionysien – den antiken Dichterwettstreit – entschied er 13 Mal für sich. Von seinen ihm zugerechneten 90 Stücken sind nur sieben erhalten. Als Teil des Athener Heeres siegt Aischylos bei der Schlacht um Salamis im Jahr 480 v. Chr. über die Perser. In seinem Erstling "Die Perser" – dem ältesten bekannten Drama überhaupt – arbeitet er die persische Niederlage aus Sicht der Verlierer auf. Die Trilogie "Die Orestie" erzählt in ihren Episoden "Agamemnon", "Choëphoren" und "Eumeniden" von einer Jahre andauernden, blutigen Fehde, die letztlich durch öffentliche Rechtsprechung und göttliche Hilfe zur Aussöhnung kommt.

Agamemnon
Choephoren
Eumeniden

Anhang
Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Agamemnon
Choephoren
Eumeniden
Literaturhinweise
Nachwort

2. Epeisodion (489–680)


CHORFÜHRER.

Gleich werden wir erfahren, ob der hellen Fackelzeichen

flammende Signale und des Feuers Staffellauf,490

was wirklich ist, vermelden, oder ob nach Traumes Art

dies Licht, das so erfreulich kam, bloß unsre Sinne trog;

dort seh ich von der Küste einen Herold nahn,

beschattet von des Ölbaums Zweigen; es bezeugt des Schlammes

Zwillingsbruder, trockner Staub, mir dies,495

dass er nicht sprachlos bleiben, nicht vom Holz der Berge eine Glut

entfachen und durch Feuers Rauch Signale geben wird,

nein, mit seinen Worten wird er unsre Freude steigern, oder –

doch Rede, die dazu im Widerspruch, die hasse ich.

Zum Guten, das sich schon gezeigt, komm weitres Gutes noch hinzu!500

Wenn einer aber fleht mit andrem Ziel für unsre Stadt,

so ernt er selber seines fehlgegangnen Geistes Frucht.

(Der Bote tritt auf.)

BOTE.

O Boden meiner Väter im Argeierland!

In des zehnten Jahres Lichtglanz kehrt’ ich heute heim zu dir;

zerbrochen ist so manche Hoffnung, eine nur ward mir erfüllt:505

Nie nämlich wagte ich zu träumen, hier in der Argeier Land

nach meinem Tod ein Grab zu finden, das mir allerliebst.

Jetzt, Erde, sei gegrüßt, gegrüßt der Sonne Licht,

des Landes Höchster, Zeus, auch und du, Pythos Herr –

nicht länger schleudre mit dem Bogen auf uns Pfeile,510

genug warst du uns gnadenlos an des Skamandros Ufern,

jetzt dagegen sei uns wieder Retter und ein Gott, der heilt,

Apollon, Herr! Und alle Götter, die hier sind versammelt,

sie grüße ich, vor allem Hermes, meinen Schützer,

den lieben Herold, welchen jeder Herold hoch verehrt,515

und euch, Heroen, Ahnengeister, die’s geleiteten:

Nehmt freundlich wieder auf das Heer, das übrig ließ im Kampf der Speer.

O Hallen unsrer Könige, geliebtes Haus,

ehrwürdge Sitze und ihr Götterbilder, zugewandt dem Sonnenlicht,

wenn je zuvor, empfangt mit diesem strahlend frohen Blick520

den König nach so langer Zeit, wie sich’s gebührt!

Denn er ist da und bringt euch Licht in düstrer Nacht

und allen hier zugleich, er, Agamemnon, unser Herr.

So heißt denn freundlich ihn willkommen – denn so ziemt es sich –,

der Troja eingeebnet hat mit Zeus’,525

des Rachebringers, Karst, mit dem der Grund dort ist zerwühlt.

Es sind verschwunden die Altäre und die Götterbilder,

und des gesamten Landes Saat ist ausgemerzt.

Ein solches Joch hat er dem Nacken Trojas umgehängt,

der ältre Atreus-Sohn, der Herr, und kehrt als glücksverwöhnter Mann530

zurück, von allen Menschen unsrer Zeit am meisten wert,

geehrt zu werden; Paris nicht, noch die mit ihm mitbüßt, die Stadt,

kann prahlen, ihre Tat sei größer als ihr Leid.

Denn der Entführung und des Diebstahls schuldig,

büßt’ ein er seine Beute und zu völligem Verderben mähte535

er nieder seiner Väter Haus zusammen mit dem Land:

So büßten doppelt ihren Rechtsbruch Priams Söhne.

CHORFÜHRER.

Freu dich, sei willkommen, Herold des Achaierheers!

BOTE.

O ja, ich freue mich; jetzt tot zu sein: Nicht länger widersetz ich mich den Göttern.

CHORFÜHRER.

Hat Sehnsucht dich nach diesem deinem Vaterland zermürbt?540

BOTE.

So stark, dass meine Augen sich mit Freudentränen füllen.

CHORFÜHRER.

Erfreulich also war die Krankheit, die euch dort befiel?

BOTE.

Wie das? Nicht eh du’s mir erklärt, begreif ich, was du sagst.

CHORFÜHRER.

Nach denen, welche eure Lieb’ erwiderten, verzehrte euch Verlangen.

BOTE.

Du meinst, dass unser Land und Heer sich nach einander sehnten?545

CHORFÜHRER.

Ja sehr, so dass ich oft aus düstrem Seelentief hab aufgeseufzt.

BOTE.

Wie kam’s, dass dieser Trübsinn, dieser Gram auf deinem Herzen lag?

CHORFÜHRER.

Schon lange nutz das Schweigen ich als Mittel gegen Schaden.

BOTE.

Wie das? Als fern die Herrscher, zittertest du da vor irgendwem?

CHORFÜHRER.

So sehr, dass jetzt – mit deinen Worten – selbst der Tod wär eine große Gunst.550

BOTE.

Ja, gut ging’s aus. Von diesen Dingen freilich könnte einer sagen,

dass in so langer Zeit das eine günstig ausgefallen ist,

das andre Grund zum Tadel gibt. Doch wer – sieht ab man von den Göttern –

wär seine ganze Lebenszeit hindurch verschont von Leid?

Denn wollte ich von unsern Plagen reden und dem harten Nachtquartier,555

dem engen, kärglich ausgelegten Bordgang – ja, was gab’s,

worüber wir nicht stöhnten, was als des Tages Anteil uns nicht ward zuteil?

Dann auf dem Festland kam noch mehr hinzu, das uns zuwider war:

Denn unsre Zelte standen bei der Feinde Mauern,

und her vom Himmel und herauf vom Wiesengrund560

durchnässte Regen uns und Taugetröpfel, eine Dauerqual,

so dass die Wolle unsrer Kleider ganz verlauste.

Und spräche man vom Winter dann, dem Vogelmörder,

den unerträglich uns der Schnee vom Ida machte,

auch von der Hitze, wenn das Meer, versunken565

in windstille Mittagsruhe, unbewegt von Wogen, schlief –

allein, was soll das Klagen noch? Vorbei ist alle Müh,

vorbei ist sie, so dass die Toten selbst darum

sich nicht mehr kümmern, dass sie jemals wieder auferstehn,

für uns jedoch, den Rest des Griechenheeres, überwiegt573

der Vorteil, und das Leid wiegt ihn nicht auf.574

Wozu herzählen die Gefallnen, und wozu570

soll einer, der davonkam, hadern mit des Schicksals Niedertracht?571

Dem Unglück herzhaft zuzurufen: »Lebe wohl!« halt ich für richtig,572

denn stolz im Lichte dieses Tages dürfen wir uns rühmen,575

deren Ruhm im Flug sich breitet über Meer und Land:

»Die Troja endlich eingenommen, der Argeier Heereszug,

sie nagelten den Göttern diese Beutestücke in ganz Griechenland

an ihre Tempel als uralt-ehrwürdgen Schatz.«

Wer solches hört, der muss die Stadt lobpreisen580

und ihre Feldherrn; auch Zeus’ Gnade wird man feiern,

der dies vollbracht hat. Alles weißt du nun.

CHORFÜHRER.

Ich leugne nicht: Mich haben deine Worte eingenommen,

denn immer ist es Jugendzeit für alte Männer, um zu lernen.

(Klytaimestra tritt aus dem Palast.)

Das Herrscherhaus und Klytaimestra geht natürlich deine Botschaft585

vor allem an, doch sie beglückt zugleich auch mich.

KLYTAIMESTRA.

Schon längst schrie jubelnd ich vor Freude auf,

als in der Nacht die erste Feuerbotschaft kam,

zu melden Ilions Fall und Untergang.

Und mancher sagte da, mich scheltend: »Haben Feuerzeichen dich dazu gebracht,590

zu wähnen, Troja sei nunmehr zerstört?

Gewiss, es ist des Weibs Natur, sich leicht im Herzen zu begeistern!«

Durch solch Gerede stand ich offen als Verrückte da.

Ich brachte dennoch Opfer dar, und sie, nach Frauenart,

der eine hier, der andre dort, quer durch die Stadt,595

ließen freudig Jubelschreie laut ertönen und besänftigten an Göttersitzen

die Feuerglut, indem des Weihrauchs Wohlgeruch sie dazu streuten.

Und jetzt, was brauchst du mir das Weitre noch zu sagen?

Vom Herrscher selbst werd alles ich erfahren.

Mich sputen will ich, meinen hochverehrten Gatten600

bei seiner Rückkehr auf das Beste zu empfangen; denn

was für ein Tag ist wonnevoller in den Augen einer Frau,

als wenn sie, hat ein Gott den Mann errettet aus dem Krieg,

das Tor ihm öffnet? Dies berichte meinem Gatten!

Er komme schleunigst, von der Stadt herbeigesehnt.605

Mög treu im Haus er seine Frau vorfinden, wenn er kommt,

genauso wie er sie verließ, des Hauses Hündin,

ihm zugetan, den Bösgesinnten feind,

die auch in allem andern gleich sich blieb

und nie ein Siegel je erbrach in der so langen Zeit.610

Genuss und Spaß durch einen andern Mann

und übler Leumund sind so fremd mir wie das Härten von Metall.

Das tönt nach Selbstlob, aber da’s die reine Wahrheit ist,

bringt’s keine Schande einer edlen Frau, es auszusprechen.

(Klytaimestra ab in den Palast.)

CHORFÜHRER.

So sprach sie denn, hielt eine Rede dir,615

die wohlgefällig klingt, doch zum Verstehn scharfsichtge Deuter braucht.

Doch Bote, sag – nach Menelaos frag ich dich:

Kehrt er nach Hause? Kommt er wohlbehalten

mit euch zurück, der liebe Herrscher unsres Lands?

BOTE.

Nicht ist’s mir möglich, das, was lügenhaft ist, schönzureden,620

dass draus die Freunde Nutzen zögen lange Zeit.

CHORFÜHRER.

O möcht es dir gelingen, Wahres auszusprechen, das erfreulich ist!

Doch ist verschieden beides, so verbirgt es sich nicht leicht.

BOTE.

Der Mann – verschwunden ist er aus Achaias Heer,

er selber und mit ihm sein...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2016
Nachwort Anton Bierl
Übersetzer Kurt Steinmann
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte antike griechische Trilogie • Die Grabesspenderinnen • Die Totenspende • Die Weihgussträgerinnen • Griechische Tragödie • Versübersetzung
ISBN-10 3-15-961174-4 / 3159611744
ISBN-13 978-3-15-961174-7 / 9783159611747
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