Und nebenan warten die Sterne (eBook)
384 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403636-6 (ISBN)
Lori Nelson Spielman gehört zu den erfolgreichsten Romanautorinnen weltweit. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit ihrem ersten Roman, ?Morgen kommt ein neuer Himmel?, der in über 30 Ländern erschienen ist und in Deutschland der Jahresbestseller Belletristik 2014 war. Auch ihre beiden folgenden Romane, ?Nur einen Horizont entfernt? sowie ?Und nebenan warten die Sterne?, wurden sofort zu Nummer-1-Bestsellern.
Lori Nelson Spielman gehört zu den erfolgreichsten Romanautorinnen weltweit. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit ihrem ersten Roman, ›Morgen kommt ein neuer Himmel‹, der in über 30 Ländern erschienen ist und in Deutschland der Jahresbestseller Belletristik 2014 war. Auch ihre beiden folgenden Romane, ›Nur einen Horizont entfernt‹ sowie ›Und nebenan warten die Sterne‹, wurden sofort zu Nummer-1-Bestsellern. Andrea Fischer hat Literaturübersetzen studiert und überträgt seit über fünfundzwanzig Jahren Bücher aus dem britischen und amerikanischen Englisch ins Deutsche, unter anderem die von Lori Nelson Spielman, Michael Chabon und Mary Kay Andrews. Sie lebt und arbeitet im Sauerland.
Nach der Lektüre wirkt die Welt schöner und weniger trist.
Ein trauriges Thema leicht erzählt – macht Mut.
Die Autorin möchte mit ihrem Roman Mut machen, sich auf die Suche nach dem Glück zu machen. Denn man weiß nie, wo man es findet.
Ergreifender Bestseller
Eine tragische Geschichte, die trotzdem voller Hoffnung ist.
Ein Mutmacherbuch für verregnete Herbsttage.
sie schreibt über Menschen, die jeder kennt, über Probleme, die niemandem fremd sind. Und sie verfügt über Stilmittel, die zutiefst berühren.
Ein Roman, der zu Herzen geht.
1 Erika
Wenn dich etwas aufhält, bleib stehen. Das würde meine Mutter sagen. Wenn sie noch lebte, könnte ich ihr antworten, dass das im Moment nicht möglich sei. Meine Karriere nimmt gerade richtig Fahrt auf. Doch sie würde den Kopf schütteln und durchaus zutreffend erwidern, es ginge immer, man müsse sich nur dazu entschließen.
Ich schlüpfe in einen schwarzen Rock und hochhackige Schuhe. In Gedanken gehe ich meine ellenlange To-do-Liste durch: Vertrag für Parc 77 abschließen, Vergleichsangebote für die Zweizimmerwohnung im Mayfair einholen. Das alles muss ich noch erledigen, bevor ich die Mädchen heute Vormittag, wie versprochen, nach Philadelphia bringe.
Ich checke meine Mails. Oh, oh. Chung Wang, der Makler aus Peking, hat auf meine Nachricht zu dem Apartment im Plaza reagiert. Er hätte noch Zeit für eine Besichtigung, aber sein Flug gehe am Mittag. Richten Sie es bitte ein.
O nein! Nicht heute, wo ich mir für meine Töchter freigenommen habe! Aber Mr Wang vertritt meine wichtigsten Kunden. Wenn ich es nicht für ihn »einrichte«, übernimmt das sicher gerne die Konkurrenz.
Wird gemacht, tippe ich zurück.
Mein Magen verkrampft sich. Wie soll ich den Mädchen beibringen, dass ich sie doch nicht zur Uni fahren kann? Annie kann den alten Spruch, dass die Arbeit vorgeht, mit Sicherheit nicht mehr hören. Und ich bin ihn, ehrlich gesagt, auch leid. Aber ich will einen Wettbewerb gewinnen. Noch acht Monate in dieser Tretmühle, dann kehrt wieder etwas mehr Ruhe ein.
Als ich meine Schlafzimmertür öffne, begrüßen mich der Duft von Toast und das Geklapper von Geschirr. Ich schaue auf die Uhr. Fünf Uhr sechsunddreißig. Kristen hat die Nacht durchgemacht. Mal wieder.
Im Flur ergänze ich in Gedanken meine Liste um einen weiteren Punkt: Mit Brian über unsere Tochter reden. In Zeiten wie diesen – wenn die Launen unserer Neunzehnjährigen so unvorhersehbar wechseln wie die Lieblingslieder auf ihrer Playlist – bin ich froh, dass mein Exmann Arzt ist.
Ich nehme die Abkürzung durchs Esszimmer, wo Kristens Handtasche auf dem Tisch liegt. Ihr Portemonnaie und ein Päckchen Minzbonbons sind herausgerutscht. Als ich näher hinsehe, entdecke ich einen offensichtlich gefälschten Führerschein auf den Namen einer gewissen Addison. Mit dem Ausweis geht sie als einundzwanzig und damit als volljährig durch – wahrscheinlich war sie gestern in einer Disko und hat Alkohol getrunken. Also wirklich, Kristen! Doch für so was habe ich jetzt keine Zeit. An der Schwelle zu meiner sonst so makellosen Küche bleibe ich wie angewurzelt stehen.
Auf den weißen Marmorflächen herrscht ein wildes Durcheinander von Töpfen und Pfannen, die zwischen Butterverpackungen und Eierschalen stehen. Mehl und Puderzucker zieren den dunklen Holzfußboden. Kristen hat in der Kupferschüssel Sahne geschlagen. Schon von der Tür aus kann ich die weißen Spritzer auf dem Edelstahlherd sehen. Die Unordnung hinter den weißen Schranktüren kann ich mir lebhaft ausmalen.
Und da steht sie, an der Kücheninsel, immer noch in dem gelben Kleidchen, das sie am Vorabend anhatte. Sie ist barfuß, ihre lilafarbenen Zehennägel blitzen. Auf dem Kopf hat sie den kabellosen Kopfhörer. Während sie Erdnussbutter auf dicke Toastscheiben schmiert, singt sie schief einen Hip-Hop-Song mit.
Am liebsten würde ich meine chaotische Tochter gleichzeitig umarmen und erwürgen.
»Guten Morgen, Schätzchen!«
Mit wippendem Kopf träufelt Kristen Honig auf die Erdnussbutter, leckt sich die Finger ab und legt die Brotscheibe in die Pfanne mit schäumender Butter.
Ich komme näher und tippe ihr auf die schmale Schulter. Sie fährt zusammen, dann strahlt sie übers ganze Gesicht.
»Hey, Mom!« Sie reißt sich den Kopfhörer von den Ohren. Die Musik dröhnt weiter, bis Kristen sie auf dem Handy leiser stellt. »Lust auf ein leckeres Frühstück?« Ihre blauen Augen tanzen, doch hinter der Fröhlichkeit erkenne ich den glasigen Blick von zu wenig Schlaf.
»Wieso bist du nicht im Bett, Süße? Hast du gar nicht geschlafen?«
Kristen hält mir ihre Espressotasse entgegen und zuckt mit den Schultern. »Schlaf wird überbewertet. Hey, guck mal, was ich für dich gemacht habe!«
Ich hole tief Luft. »Ach, wie lieb! Aber ich hoffe, du räumst dieses Durcheinander auch noch auf, bevor ihr los…« Ich unterbreche mich, als ich ein handgeschriebenes Schild entdecke, das an den Küchenschränken hängt – befestigt mit braunem Klebeband!
Tschüs, Mom! Du wirst uns fehlen! 1000 Küsse
»Heute ist unser letzter gemeinsamer Morgen.« Kristen schlingt die Arme um mich.
»Das stimmt.« Ich löse mich von ihr. »Vorsichtig! Auf deine klebrigen Fingerabdrücke würde ich lieber verzichten.«
»Ups! ’tschuldigung! Du siehst übrigens schick aus«, sagt sie und fügt dann hinzu: »Ich dachte, wir brauchen einen zünftigen Abschied.«
Ein zünftiger Abschied. So hat das meine Mom immer genannt. Und wie jede anständige Mutter hätte sie Kristen zugestimmt. Eigentlich müsste ich jetzt am Herd stehen und ein Abschiedsfrühstück für meine Töchter zubereiten, nicht umgekehrt.
Kristen führt mich zum Tisch, der bereits für drei Personen gedeckt ist. Ein Krug mit Orangensaft steht in der Mitte, daneben eine Vase mit pinkfarbenen Blumen, die verdächtige Ähnlichkeit mit den Pentas vom Balkon haben, die Annie im vergangenen Frühjahr gepflanzt hat.
Meine Tochter zieht einen Stuhl für mich hervor, dann springt sie in den Flur: »Hey, Annie! Raus aus den Federn!«
»Kristen!« Ich versuche, mit einer Ruhe zu sprechen, die ich gar nicht empfinde. »Sei bitte leise! Willst du das ganze Haus aufwecken?«
»Sorry!« Sie kichert. »Pass auf, probier mal das hier: Toast mit Erdnussbutter, Honig und gerösteten Pekannüssen. Die pure Geschmacksexplosion, das schwöre ich dir.«
Ich schüttele den Kopf. In dem Moment kommt Annie, meine zweite neunzehnjährige Tochter, hereingetapert. Ihr hübsches rundes Gesicht hat dank ihrer Latina-Gene und der Sommersonne einen satten Braunton angenommen, ihre langen schwarzen Haare sind ein einziges Lockengewirr. Auch wenn sie einen Meter fünfundsiebzig misst, ist sie in ihrem gestreiften Pyjama und den flauschigen Elefantenpantoffeln immer noch mein kleines Mädchen. Ich stehe auf und gebe ihr einen Kuss.
»Guten Morgen, Schätzchen.«
»Was ist mit Krissie?«
»Sie macht uns Frühstück.«
Annie registriert die Pentasblüten in der Vase und seufzt. Sie geht zum Herd, wo ihre Schwester das nächste Sandwich in die heiße Butter legt, und zupft einen Klecks Schlagsahne aus Kristens blondem Haar.
»Was hast du gemacht? Eine Bombe gezündet?« Annies Stimme ist sanft, als spräche sie mit jemandem, der sehr empfindlich ist.
»Das ist mein Abschiedsfrühstück für dich und Mom«, erklärt Kristen. Mit einem Pfannenwender holt sie die ersten gebräunten Toasts heraus.
»Du meinst: für Mom«, korrigiert Annie.
Kristen schaut sie an, dann herüber zu mir. »Ah, stimmt. Ein Abschiedsfrühstück für Mom. Du und ich, wir fahren ja zur Uni. Zusammen.«
»Was ist los, meine Damen? Will eine von euch ihre Sommerferien etwa ein wenig verlängern?«, frage ich.
»Natürlich nicht«, sagt Kristen, legt einige Bananenscheiben auf den Toast, besprenkelt ihn mit Sirup und setzt einen Klecks Schlagsahne obendrauf. »Voilà!« Sie hält den Teller in die Höhe, als würde sie ihn den Göttern darbieten, und reicht ihn dann Annie. »Gibst du ihn bitte Mom?«
Wie unglaublich lieb ist es von meinen Töchtern, ein Abschiedsessen für mich zu veranstalten! Doch ich denke im Moment nur daran, wie schnell ich dieses zweitausend Kalorien schwere Frühstück verdrücken und zur Arbeit fahren kann.
Ich schaue zu Annie hinüber, die mein Handy beäugt. Ich stelle den Klingelton ab und lege es mit dem Display nach unten auf den Tisch.
Während Kristen zwischen Herd und Tisch hin- und hereilt, schildert sie uns lachend und wild gestikulierend die vergangene Nacht mit ihren Freunden, bis ins kleinste Detail. Kaum zu glauben, dass dieses Mädchen sich noch vor einer Woche auf ihr Zimmer zurückgezogen hat und nichts essen wollte. Ich nehme an, dass sie sich wieder mit Wes vertragen hat, schneide das Thema jetzt aber lieber nicht an.
»Ich hab drei Stunden durchgetanzt, Minimum!« Kristen wirft sich auf ihren Stuhl und piekst eine Bananenscheibe mit der Gabel auf, dann schiebt sie den Teller von sich. »Mir ist schlecht.«
O Gott, bitte nicht! Ich lege ihr die Hand auf die Stirn. »Du hast aber kein Fieber. Hast du vielleicht beim Kochen zu viel genascht?«
Sie grinst. »Nur ungefähr fünf Löffel Erdnussbutter … ein bisschen Sirup … und zwei Espressi.« Sie lacht, ich bin erleichtert.
»Wann fahren wir heute los?«, will Annie wissen.
»Ach ja, das wollte ich …«, setze ich an, doch Kristen unterbricht mich.
»Ich bin so froh, dass wir nicht den Zug nehmen müssen! Wo wollen wir zu Mittag essen? Ich hatte an das White Dog Café gedacht. Oder vielleicht italienisch im Positano.«
Ich reibe mir den Nacken. Annie beobachtet mich, spürt mein Unbehagen und stößt einen übertriebenen Seufzer aus. »Lass mich raten: Du kannst uns nicht hinbringen?«
Ich ziehe den Kopf ein, hasse mich selbst dafür, mein Versprechen brechen zu müssen. »Es tut mir furchtbar leid, aber für heute Vormittag ist in letzter Minute eine Besichtigung angesetzt worden. Wenn ihr bis morgen warten könntet …«
»Können wir aber nicht. Krissie hat heute Nachmittag einen wichtigen Termin.« Annie stürzt sich...
Erscheint lt. Verlag | 29.9.2016 |
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Reihe/Serie | Die Achtsamkeitsromane | Die Achtsamkeitsromane |
Übersetzer | Andrea Fischer |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Au-pair • Aupair • Beziehung • Broker • Ehe • Fähre • Freundschaft • Glück • Immobilienmakler • Insel • Liebe • Lori Nelson Spielman • Mackinac Island • Makler • Morgen kommt ein neuer Himmel • Mutter • Mutter-Tochter-Beziehung • Nelson Spielman • New York • New York City • Nur einen Horizont entfernt • Paris • Philadelphia • Scheidung • Schicksal • Schwestern • Schwestern-Beziehung • Tochter • Töchter • Tod • tödliches Zugunglück • Trauer • Unglück • USA • Vater • Vergebung • Vertrauen • Verzeihen • Zugunglück |
ISBN-10 | 3-10-403636-5 / 3104036365 |
ISBN-13 | 978-3-10-403636-6 / 9783104036366 |
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