Das graue Haus in der Rue Richelieu & Eine Kriminalgeschichte (eBook)

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2016 | 2. Auflage
91 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-6817-0 (ISBN)

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Das graue Haus in der Rue Richelieu & Eine Kriminalgeschichte -  Karoline Pierson
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Dieses eBook: 'Das graue Haus in der Rue Richelieu & Eine Kriminalgeschichte' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Karoline Pierson (1811-1899) war eine deutsche Improvisationskünstlerin und Schriftstellerin. Seit 1860 war sie wieder schriftstellerisch tätig; unter dem Pseudonym R. Edmund Hahn veröffentlichte sie eine ganze Reihe von Romanen. Aus dem Buch: 'Sobald als möglich kehrte ich auf die verhängnißvolle Stelle zurück und sah Falkenberg, der sich nicht hatte halten können, weiter unten regungslos liegen. Von einer andern Seite aus kletterte ich langsam und vorsichtig zu ihm hinab und fand ihn betäubt vom Fall.'

III. Der Graf und seine Töchter


Ueber dicke, weiche Teppiche unhörbar schritten die drei Gräfinnen nach dem Zimmer des Vaters. Wer sie die drei Grazien genannt hatte, konnte durchaus nicht für einen Schmeichler gelten, es waren reizende Geschöpfe, wie man sie nur selten findet.

Sie waren zum Vater gerufen, deßhalb hatten sie nicht nöthig an seine Thüre zu klopfen. Leise traten sie ein und blieben erschrocken am Eingange des Zimmers stehen, denn der Graf lag rückwärts im Lehnstuhl, todtenbleich und regungslos.

Mathilde blieb wie erstarrt stehen und blickte angstvoll nach dem Vater hin, Hildegard zog die Klingelschnur, Constanze neigte sich, in Thränen ausbrechend, über den Ohnmächtigen und liebkoste ihn.

Erschlug die Augen auf und blickte erstaunt um sich.

»Was ist geschehen, was ging hier vor? sprecht, ich will es wissen!« rief der Graf gebieterisch.

»Sie hatten befohlen, Papa, daß wir zu Ihnen kommen sollten« begann etwas zaghaft Mathilde.

»Wir fanden Sie ohnmächtig, theurer Papa«, fügte Constanze muthiger hinzu.

»Und da benutzte Eure Neugier den Augenblick und Ihr laset meine Briefe«, sagte der Graf bitter und schaute auf das Schreiben, das offen vor ihm lag.

»O bester Papa, wie mögen Sie doch so gering von uns denken«, betheuerte Hildegard.

»Wir zitterten für Sie«, fuhr Mathilde fort, »Hildegard zog die Schnur, damit Hülfe käme. Constanze ging zu Ihnen und ich« – der Eintritt Bornemanns unterbrach ihre Rede.

»Excellenz haben befohlen?«

»Ein Glas Wasser, ganz frisches aus dem Schloßbrunnen«, befahl der Graf. Als der Diener sich entfernt hatte, wandte sich Hohenburg zu seinen Töchtern und sagte: »es war ein Anfall von Schwindel, Kinder, er ist vorüber; ich verbiete Euch, zu irgend Jemanden davon zu sprechen, ich will nicht, daß Tante Christiane oder Eure Brüder meinetwegen in Sorgen leben«.

»Aber wollen Sie nicht den Arzt zu Rathe ziehen, theuerster Papa?«

»Gewiß, liebe Constanze. Setzt Euch jetzt, meine Töchter, und hört mich an«.

Die Mädchen nahmen dem Vater gegenüber Platz, dieser begann: »Das Geschlecht der Hohenburg-Hellborn ist ein altes, berühmtes, ehrenwerthes. Den Spruch: ›Adel verpflichtet‹, hat es stets getreu befolgt. Niemals hat ein Hohenburg sich feige gezeigt, nie sein Wort gebrochen. Keusch und fromm war jede Frau von Hohenburg und gehorsam ihren Eltern waren die Söhne und Töchter dieses Hauses. Kein Hohenburg hat eine Frau zum Traualtare geführt, welche ihm nicht ebenbürtig war, und keine Hohenburg ist einem Entführer gefolgt, wie unseres Nachbars Schwester Adelheid von Wallbach. Ihr werdet stets von mir erwarten, daß ich Wort halte und ich dagegen erwarte von Euch – Gehorsam«.

Er hielt inne und sah alle drei Töchter der Reihe nach scharf an. Die beiden ältesten erwiederten des Vaters Blick offen, Constanze schlug die Augen nieder. Der Graf fuhr fort: »vor Jahren, als Ihr noch mit Puppen spieltet, gab ich, gleichviel für Euch aus welchem Grunde, meinem Freunde, dem damaligen Grafen Hoheneck, das Ehrenwort, ihm früher oder später einen Lieblingswunsch zu erfüllen. Jetzt mahnt er mich daran, ich muß und werde es halten, mein Jugendfreund« – es schien als ob das letzte Wort schwer über Hohenburgs Lippen wolle, – »begehrt eine von Euch zur Gattin und wird Morgen hier sein«.

Mathilde und Hildegard glühten wie Rosen, Constanze glich der weißen Lilie.

»Curt Hoheneck, seit dem Tode seines Oheims Fürst von Wolfenstein, zählt zwei Jahre weniger als ich, seit Jahren sah ich ihn nicht, damals fanden ihn die Frauen bezaubernd. Er ist voll Geist und so viel ich weiß, auch sehr reich, obgleich schon zweimal verheirathet, ist er doch kinderlos, also Keine von Euch darf fürchten, Stiefmutter werden zu müssen. Möglich, daß auf Keine von Euch seine Wahl fällt, in diesem Falle,« und unwillkürlich, seufzte der Graf tief auf, »bin ich von meinem Worte entbunden, doch wie ich den Fürsten kenne, wird Eine von Euch, Mathilde oder Hildegard, ihn fesseln. Du bist zu jung, Constanze, um in Betracht gezogen zu werden, und ich werde Dir den Fürsten nur vorstellen, weil Du auch eine Tochter des Hauses bist. Ihr Beiden aber fügt Euch meinem Gebote, und welche auch in Zukunft Fürstin genannt werden wird, möge sie beglückt sein! Schweigen, selbst gegen die Tante, empfehle ich Euch, selbst der Fürst darf nicht vermuthen, daß Ihr von seinen Absichten wißt. Hoffentlich ist Euer Herz noch frei, denn ungern würde ich Euch weh thun«.

Nach diesen Worten erhob er sich und entließ seine Töchter.

Constanze eilte in ihr Zimmer, um einige Worte an Arwind zu schreiben, sie hatte schon einen Boten, welcher ihr Briefchen sofort nach der Stadt trug, denn mild und leutselig, war sie der Abgott der Beamten und Dienerschaft des gräflichen Hauses. Mathilde und Hildegard besuchten das Garderobezimmer und musterten ihre Gewänder.

»Wir sind Zwillingsschwestern und haben einander geliebt, so lange wir leben«, nahm Hildegard das Wort, »ich hoffe die Ankunft des Fürsten Wolfenstein, wird keine Mißstimmung zwischen uns hervorrufen. Ich gestehe Dir ganz offen, es gefällt mir bei uns nicht besonders. Papa ist stets ernst, ja trübsinnig, die Tante mit ihren Ermahnungen zu Zeiten über alle Maaßen langweilig, und wir sind bereits neunzehn Jahre ohne von Welt und Leben mehr zu kennen, als die nächste Stadt.«

»O Himmel Himmel, Hildegard, Du hast Recht. Und was thun wir in der Stadt? Führt Papa uns in das Theater oder auf den Ball? Mit Nichten, wir durchwandeln einige Straßen und machen Einkäufe, das ist Alles. Wenn der Fürst meine Hand begehrt sage ich, dem Papa gehorsam, ja, und nehme Dich mit mir. Der Fürst muß dann den nächsten Winter mit mir in Prag, Wien oder Paris leben, und dort wirst Du bald einen eben so reichen Fürsten kennen lernen.«

»Ja, beste Mathilde, oder einen Marquis, oder englischen Lord, einen spanischen Granden, und wenn mich der Fürst wählt gehst Du mit mir.«

Nach diesen Worten umarmten die schönen Mädchen einander. Mathilde fand der Schwester Rath gut, dem Fürsten zuerst im carmosinrothen Gewande entgegenzutreten, weil diese Farbe Brünetten vorzüglich kleidet, und empfahl der blonden Hildegard seegrün oder schönes violett. An Constanze dachte keine, sie war ja noch ein Kind, seit wenig Tagen sechzehn Jahre alt, hatte noch im Winter zwei Kinderbälle bei Wallbachs besucht; daß sie dort Arwind von Aarenhof, zum Erstenmal gesehen hatte, wußten die Schwestern nicht, sie waren gar nicht mit nach Wallbach gefahren.

Indeß hatte Constanze ihr Briefchen gesiegelt und dem kleinen Groom gegeben, welcher ihr zu Gefallen durch das Feuer gegangen wäre. Es war ihm übrigens heute ein Leichtes, den Auftrag der Comtesse auszurichten. Der Graf hatte der Gräfin Christiane mitgetheilt, daß sein Jugendfreund, Fürst Wolfenstein den nächsten Tag zum Besuch kommen würde, worauf die würdige Dame für nöthig hielt, verschiedene Bestellungen in der Stadt machen zu lassen. Der Groom, schnell und gewandt, wurde zum Boten erwählt, er sattelte sich das kleine littauische Pferd, welches er zu reiten pflegte, steckte den langen, mit Aufträgen aller Art beschriebenen Zettel und das Briefchen der jungen Dame zu sich, und sprengte lustig fort. Allerdings war das Brieflein der Comtesse an ihre Putzmacherin adressirt, aber in demselben Hause wohnte Arwind, und er wußte, daß wenn Gräfin Constanze von Hohenburg-Hellborn Blumen oder Schleier bestellte, etwas Besonderes vorgegangen sein mußte, nämlich, daß er sie auch in den Nachmittagsstunden in Hohenburg würde sehen können.

Mit ihrem Vater heute über ihre Liebe zu Aarenhof zu sprechen, war unmöglich, indeß schöpfte sie große Hoffnung, daß ihr zukünftiger Schwager, der Fürst, sich ihrer annehmen würde, und dieser hatte sicher viel Einfluß auf ihren Vater.

»Mag die hohe Mathilde oder, die goldhaarige Hildegard im Fürstenschlosse wohnen, als Pallastdame einer Kaiserin glänzen, ich bin zufrieden im einfachen Hause an Arwind's Seite,« dachte sie, »mag mein guter Vater jede der Schwestern fürstlich ausstatten, ich begehre kein Diadem so lange mich Arwind's Liebe mit Rosen kränzt.«

In heitere Träume versunken, schlenderte sie im Garten umher, und blieb, gelockt vom Dufte des Geisblattes und des persischen Flieders der in Gruppen unter den Fenstern von ihres Vaters Gemächern blühte, stehen.

Sie pflückte sich einige Zweige des Flieders und wollte eben Geisblatt brechen, als ihr Auge auf ein Blatt Papier fiel, auf dem mit flüchtigen Zügen der Name Constanze geschrieben war.

Sie nahm das Blatt, offenbar ein Stück von einem zerrissenen Briefe, sie spähte weiter, und fand noch drei kleinere Stückchen, die verstreut auf den Beeten lagen.

Rasch entfernte sie sich mit ihrem Funde und begab sich auf ihr Zimmer, dort fügte sie die zerrissenen Blätter zusammen und las: »Mathilde, schon in der Knospe reizend, auch die kleine Constanze – ich werde mich bemühen sie glücklich zu – Alberne Gerüchte in Bezug auf Amalie – die große Erbschaft ist nur natürlich niemals ge– halte Du Dein Wort, so halte ich das meine, werde doch nicht meinen Schwiegervater verrathen – Jähzorn, Eifersucht sind schlimme Begleiter – meine zweite Frau starb in Folge ihres Eigensinnes, ich –« die andre Seite des Papierfetzens war leer bis auf drei Worte in lateinischer Sprache, von welcher Constanze nur das eine Wort verstand: cave!

Mathilde und Hildegard waren gutartige, wohlerzogene Mädchen, aber ohne bedeutende Geistesgaben, ohne lebhafte Fantasie. Sie...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2016
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Agatha Christie • Die Schwester • Edgar Wallace • Harry Potter und das verwunschene Kind • John Grisham • Schmutzige Tränen • seelenblind • Seelenrausch • Sherlock Holmes • Stieg Larsson
ISBN-10 80-268-6817-X / 802686817X
ISBN-13 978-80-268-6817-0 / 9788026868170
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