Die Katze des Dalai Lama und der Zauber des Augenblicks (eBook)

Roman. - Band 3 der Romanreihe

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
256 Seiten
Lotos (Verlag)
978-3-641-18551-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Katze des Dalai Lama und der Zauber des Augenblicks -  David Michie
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Glücklich leben im Hier und Jetzt: Diese Katze zeigt, wie's geht
Eigentlich gestaltet sich das Leben im Kloster des Dalai Lama recht angenehm und friedlich - nur nicht für die Katze Seiner Heiligkeit. Denn ihr neugieriges, unruhiges Naturell macht ihr bei der Suche nach Glück und Gelassenheit immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Deshalb schickt sie der Dalai Lama auf eine Mission: Sie soll den Zauber des Augenblicks erforschen, das Geheimnis wahren inneren Friedens ...

David Michie gelingt es meisterhaft, buddhistische Lebensweisheit auf überaus unterhaltsame Weise zu vermitteln. Indem wir die sympathische Protagonistin bei ihren Abenteuern begleiten, entdecken wir auch für uns neue Wege, die Kraft der Gegenwart zu erfahren, innezuhalten und zur Ruhe zu kommen.

Mit inspirierender Meditationsanleitung für jede Katze und ihren Menschen.

David Michie, geboren in Simbabwe, lebt heute in Australien, wo seine Bücher Bestseller sind. Ursprünglich Thriller-Autor, gelingt es dem praktizierende Buddhist mit Bravour, buddhistische Gedanken in moderner, verständlicher Form einem breiteren Publikum nahezubringen.

Erstes Kapitel

Alles begann mit meiner sprichwörtlichen Neugier. Ein streunender Hund hatte die Nacht auf der Fußmatte vor unserer Residenz zugebracht. Als ich am Morgen aus dem Gebäude trat, hielt ich inne, weil ich den üblen Geruch witterte, den er hinterlassen hatte, und versuchte, seine Rasse zu bestimmen. Auch auf dem Rückweg blieb ich noch einmal kurz auf dem Fußabtreter stehen.

Kurze Zeit später lag ich auf der Fensterbank in den Gemächern des Dalai Lama im ersten Stock. Mein Lieblingsplatz – nicht zuletzt, weil man von dort mit geringem Aufwand sehr viel beobachten kann. Außerdem gibt es nichts Schöneres, als mit dem Dalai Lama in einem Raum zu sein. Ob es nun an seiner Präsenz, seiner Energie oder seiner Liebe liegt – wenn man in seiner Nähe ist, überkommt einen unweigerlich eine tiefe Glückseligkeit und man hat die unumstößliche Gewissheit, dass unter der Oberfläche alles gut ist, was auch geschehen mag.

An besagtem Morgen hatte ich es mir also gerade auf der Fensterbank gemütlich gemacht und wartete darauf, in die wohlwollende Aura des Dalai Lama eintauchen zu können, als mich plötzlich ein starker Juckreiz befiel. Ich drehte den Kopf und leckte mich wie wild, doch davon wurde das Jucken nur noch schlimmer! Ich kratzte mich wie verrückt und biss mir sogar stellenweise die Haut von Bauch und Rücken. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Als wäre mein Körper von Kopf bis Pfote das Ziel einer Armee unsichtbarer Angreifer!

Seine Heiligkeit sah besorgt von seinem Schreibtisch auf.

Nur wenige Augenblicke später hörte das Jucken so unvermittelt auf, wie es begonnen hatte. Hatte ich mir das alles nur eingebildet? War es eine der unergründlichen Launen des Karmas gewesen?

Später an diesem Tag, als ich gerade von einem Spaziergang zurückkehrte, erfolgte der nächste Angriff. Der Schmerz kam so unerwartet und war so stark, dass ich von dem Aktenschrank im Assistentenbüro sprang, unsicher auf dem Boden landete und mir wild zappelnd den Rücken leckte und kratzte. Mit einem Mal schienen hundert kleine Plagegeister auf meiner Haut zu krabbeln und mich mit glühend heißen Zangen zu kneifen. Es war so schlimm, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte als daran, diese Plage schnellstens wieder loszuwerden.

Tenzin – die rechte Hand des Dalai Lama in allen weltlichen und diplomatischen Angelegenheiten – spähte an seinem Schreibtisch vorbei. Er war gerade damit beschäftigt gewesen, eine Mail an einen skandinavischen Popstar zu schreiben, der in den Achtzigern große Erfolge gefeiert hatte. Nun sah er mich überrascht an.

»KSH?« Wie gewöhnlich sprach er mich mit meinem offiziellen Titel an: Katze Seiner Heiligkeit. »So kenne ich dich ja gar nicht.«

Gut beobachtet. Aber sonst wurde ich ja auch nicht von diesen grässlichen Juckattacken gequält, die mich im weiteren Tagesverlauf und auch die Nacht über heimsuchten. Ich war kurz davor, den Verstand zu verlieren.

Am nächsten Tag rief der Dalai Lama gleich in der Frühe seinen Assistenten zu sich. »Tenzin, unsere kleine Schneelöwin hat arge Probleme.«

Normalerweise hüpfte mein Herz vor Freude, wenn mich Seine Heiligkeit mit diesem Kosenamen anredete. Doch nicht an jenem Morgen. Stattdessen zuckte ich wie aufs Stichwort zusammen und ging mit gefletschten Zähnen auf meinen juckenden Schwanz los.

»Das hat sie gestern auch schon gemacht«, sagte Tenzin. Die beiden beobachteten mich eine Weile, warfen sich dann einen vielsagenden Blick zu und stellten gleichzeitig die Diagnose: »Flöhe!«

Tenzin ließ ein Flohhalsband bringen, das er offenbar an meinem Hals befestigen wollte. Dieses Halsband, so versicherte er mir, würde nicht nur meinen Qualen ein Ende setzen, sondern eine Zeit lang auch die Flöhe fernhalten.

Flöhe? Ich? Das musste ich erst einmal verdauen. War die Katze des Dalai Lama nicht immun gegen solche ordinären und wenig standesgemäßen Beschwerden? Noch dazu hatte ich mir dieses Ungeziefer von einem streunenden Hund geholt. Konnte ich noch tiefer sinken?

Zunächst sträubte ich mich gegen Tenzins Bemühungen. Schließlich wollte ich der Öffentlichkeit keinen so deutlichen Hinweis auf mein peinliches Leiden geben. Mit festem Griff und beruhigenden Worten legte er mir jedoch das Halsband um und stellte mich danach im Erste-Hilfe-Zimmer unter Quarantäne. Der Dalai Lama war außer Haus, um eine wichtige Mönchsprüfung zu beaufsichtigen, und so nutzte Tenzin die Gelegenheit für einen gründlichen Frühjahrsputz des Büros Seiner Heiligkeit und aller anderen Räumlichkeiten, in denen ich mich aufgehalten hatte.

Auch der Fußabtreter wurde einer genaueren Inspektion unterzogen. Er war dermaßen flohverseucht, dass er entsorgt und durch eine schöne neue Kokosfasermatte mit kurzen Borsten und einem roten Rand ersetzt wurde. Das Sicherheitspersonal erhielt die Anweisung, die Augen nach dem streunenden Hund offen zu halten. Sobald er sich wieder zeigte, würde man ihn im Kloster aufnehmen, bis ein geeignetes Heim für ihn gefunden war.

Es sah ganz so aus, als hätte sich die Angelegenheit damit erledigt.

Dummerweise ist im Leben aber alles etwas komplizierter. Obwohl ich zum Glück schnell von den Flöhen befreit war, hatten sie mich doch so traumatisiert, dass ich sie zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit plötzlich und ohne erkennbaren Grund auf mir zu spüren glaubte. Ich saß beispielsweise in stiller Kontemplation auf der Fensterbank und wurde aus heiterem Himmel von einer Juckattacke heimgesucht. Oder ich bereitete mich auf eine Meditationssitzung vor, und plötzlich beherrschte das Ungeziefer meine Gedanken. Dann kratzte und biss ich mir wie wild im Fell herum, weil ein halbes Dutzend imaginärer Schädlinge sein Unwesen darin trieb. Selbst wenn es mir gelang, eine körperliche Reaktion zu unterdrücken, stellte dieses Phänomen doch eine unwillkommene Ablenkung dar. In gelegentlichen Augenblicken der Ruhe versuchte ich mir einzureden, dass ich das Trauma überwunden hätte, doch schon kurz darauf belehrte mich ein neuerlicher Anfall eines Besseren. Ich mochte zwar nicht mehr von Flöhen befallen sein, litt aber immer noch unter ihnen.

Zur selben Zeit geschah etwas, was unsere kleine Gemeinschaft in ihren Grundfesten erschütterte. Und obwohl ich Augenzeugin des Vorfalls war, hätte ich mir die Auswirkungen, die er auf mein Leben haben sollte, nie vorstellen können. Außerdem erfuhr ich, dass nicht nur Katzen unter Flöhen leiden.

Es geschah während eines der Festessen, die der Dalai Lama regelmäßig für prominente Gäste ausrichtet. Eine Delegation hochrangiger Würdenträger aus dem Vatikan war zum Mittagessen gekommen. Mrs. Trinci – die Köchin des Dalai Lama für besondere Gelegenheiten – arbeitete unten in der Küche. Sie gab sich allergrößte Mühe, jeden Gast Seiner Heiligkeit vollständig zufriedenzustellen. Seit drei Tagen schon war sie eifrig am Werk und kümmerte sich persönlich um jedes noch so kleine Detail. Für sie als Italienerin war es Ehrensache, sich bei einem Besuch von Landsleuten in gastronomische Höhen aufzuschwingen, die denen der besten Restaurants Roms in nichts nachstanden.

Nachdem die Pastateller abgeräumt waren, folgte ein unterhaltsamer Austausch zwischen Seiner Heiligkeit und den Gästen – wobei er nicht nur mit Worten kommunizierte, sondern auch durch seine pure Präsenz. Obwohl ich den erstaunlichen Effekt, den der Dalai Lama auf seine Mitmenschen hat, jeden Tag aufs Neue beobachten kann, wird mir dabei nie langweilig. Heute nun kamen also die Besucher aus dem Vatikan in den Genuss dieser tiefen Glückseligkeit. Unterdessen wartete ich mit wachsender Ungeduld auf mein eigenes Mittagessen.

Wenn man mich fragen würde, wen ich von allen Menschen im Namgyal-Kloster – mit Ausnahme Seiner Heiligkeit natürlich – am liebsten habe, gäbe es wohl nur eine Antwort: Mrs. Trinci. Sie ist lebhaft, überschwänglich und die unbestrittene Chefin der Küche. Als sie mich zum ersten Mal erblickte, nannte sie mich die schönste Kreatur auf Erden. Ich muss nur in die Küche spazieren, und schon nimmt sie mich in den Arm, stellt mich vorsichtig wie eine zerbrechliche Mingvase auf die Arbeitsfläche und serviert mir auf einem Unterteller saftige Leckerbissen. Und wenn ich die gehackte Hühnerleber dann mit hörbarem Vergnügen verzehre, himmelt sie mich mit ihren bernsteinfarbenen, von stark getuschten Wimpern umrandeten Augen an und flüstert mir süße Komplimente ins Ohr.

Selbst wenn ich nicht persönlich zugegen war, dachte sie noch an mich. Egal, für wen Mrs. Trinci ihre aufwendigen Menüs zubereitete, für Gäste aus dem Weißen Haus, aus der Prager Burg oder dem Palácio da Alvorada, sie vergaß nie, eine Schüssel mit laktosefreier Milch oder – zu ganz besonderen Gelegenheiten – einen Löffel Schlagsahne für meine Wenigkeit auf den Dessertwagen zu stellen.

An diesem Tag wurde – wie üblich vom Beifall der Gäste begleitet – eine Auswahl von Panna cotta, Tiramisù und verschiedenen Torten serviert. Nach dem Dessert zogen sich die Kellner, die die Gesellschaft bedient hatten, nach und nach zurück, bis nur noch Dawa, der Oberkellner, anwesend war. Ich sah zum Dessertwagen hinüber – und vermisste mein kleines weißes Souffléförmchen.

Ja, war denn das...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2016
Reihe/Serie Romanreihe Katze des Dalai Lama
Übersetzer Kurt Lang
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Power of Meow
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Achtsamkeit • Ajahn Brahm • Buddhismus • eBooks • Erleuchtung • Gelassenheit • Glück • Haustiere • Lebensschule • Mönch • Spiritualität • spirituelle Bücher
ISBN-10 3-641-18551-3 / 3641185513
ISBN-13 978-3-641-18551-0 / 9783641185510
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