Krabbe mit Rettungsring (eBook)

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
304 Seiten
MIRA Taschenbuch (Verlag)
978-3-95649-544-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Krabbe mit Rettungsring - Tanja Janz
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War es wirkliche eine gute Idee, an einer Abnehm-Show teilzunehmen? Das fragt sich Mittdreißigerin Nina, als sie in Seenot im kalten Wasser vor St. Peter-Ording treibt. Und das nur, weil ihre blöde Weight Fight-Kollegin Silke mit den Katzenfoto-Shirts ihre Surfkünste maßlos überschätzt hat. Können Nina und ihr Team nun noch gewinnen? Und warum muss ausgerechnet Rettungsschwimmer Veit sie aus dem Meer fischen, der die Abnehmer abschätzig 'Krabben mit Rettungsring' nennt? Ja, sie sind alle füllig und sie haben vielleicht zu lange in der Sonne gebrutzelt. Aber sie wird es ihm und allen anderen zeigen - zusammen mit Silke, Paul und Edwin, der besten Abnehmtruppe der Welt.



Tanja Janz wollte schon als Kind Bücher schreiben und malte ihre ersten Geschichten auf ein Blatt Papier. Heute ist sie Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen im Ruhrgebiet. Neben der Schreiberei und der Liebe zum heimischen Fußballverein schwärmt sie für St. Peter-Ording, den einzigartigen Ort an der Nordseeküste.

1. KAPITEL

Nina? Könntest du bitte einen Blumenstrauß nach deiner Mittagspause besorgen?“ Der Juniorchef beugte sich zu mir über den Tresen des Empfangsbereichs und zeigte sein charmantestes Lächeln.

Die Rezeption bestand komplett aus Glas und passte perfekt zu dem durchgestylten Empfangsraum, der hauptsächlich in den Farben Silber und Weiß eingerichtet war. An der gläsernen Frontseite des Tresens zierten silberne geschwungene Lettern das durchsichtige Material. Werbeagentur Börsch und Partner, stand dort zu lesen. Links und rechts befanden sich Benjamin-Bäumchen, die in großen Terrakottakübeln Halt fanden. An den Wänden hingen als Referenz eingerahmte erfolgreiche Werbekampagnen eines Mobilfunkanbieters und einer Bahngesellschaft, die den öffentlichen Personennahverkehr in Köln betreibt. Durch diese Kampagnen hatte die Agentur nicht nur eine Menge Geld verdient, sondern auch ihren exzellenten Ruf in der Branche untermauert. Im Hintergrund mühte sich eine Praktikantin vergeblich mit der Bedienung eines Kaffeeautomaten ab. Heißer Dampf trat aus einer länglichen Düse, welche die Milch partout nicht so aufschäumen wollte, wie das junge Mädchen es sich wünschte. In kräftigen Stößen wurde die weiße Masse zum wiederholten Male im hohen Bogen über die schlichte Kleidung der Praktikantin und die Maschine befördert. Leise fluchend versuchte das Mädchen mithilfe von Küchenpapier, sich und den Automaten zu reinigen. Auf ihrem weißen Oberteil zeichneten sich bereits viele kleine beige Spritzer ab.

Ich ignorierte das Chaos um mich herum und spielte gedankenverloren mit einem Band meines getupften Wickelkleides. Für mich existierte in diesem Moment nur der unverschämt gut aussehende Juniorchef, mit dem ich seit geraumer Zeit eine heimliche Affäre hatte. Insgeheim träumte ich davon, dass aus dieser Liaison bald eine feste und offizielle Beziehung wurde. Und das am besten noch vor meinem vierzigsten Geburtstag, den ich im September groß feiern wollte. Schließlich wurde man ja nur einmal vierzig!

„Na, klar. Gar kein Problem, Marc. Ich wollte eh in die Stadt, und da liegen mindestens vier Blumenläden auf meinem Weg“, antwortete ich und strahlte ihn dabei an. Es kam öfter vor, dass ich Blumensträuße besorgte. Meistens handelte es sich dabei um eine Aufmerksamkeit des Hauses für Kunden, die einen lukrativen Werbedeal mit der Agentur abgeschlossen hatten. Den Kunden zu pampern, gehörte zum Business dazu. Da ich mit einem Blick auf den Kalender keinen aktuellen Geburtstag innerhalb der Belegschaft ausmachen konnte, ging ich davon aus, dass es sich auch dieses Mal um ein Kundengeschenk handelte. „An was für Blumen hast du denn gedacht?“

Marc zuckte mit den Schultern und vergrub seine Hände in den Taschen seiner dunklen Anzughose. „Keine Ahnung. Was Buntes vielleicht?“

Ich verdrehte die Augen. Marcs Antwort war mal wieder typisch für ihn. Ging es um Pflanzen, prallten zwei Welten aufeinander. Im letzten Winter hatte er es sogar geschafft, dass die Wüstenkakteen in seinem Büro eingegangen waren. Den grünen Daumen bekam er in diesem Leben definitiv nicht mehr, so viel stand fest. „Sind die Blumen für einen Mann oder eine Frau?“, erkundigte ich mich.

„Für eine Frau.“

„Wie wäre es dann mit einem freundlichen Frühlingsstrauß?“, schlug ich vor.

Marc nickte. „Hört sich toll an. Ich wusste ja gleich, dass ich mich da voll und ganz auf dich verlassen kann“, sagte er und wandte sich zum Gehen.

„Moment noch!“, rief ich ihm nach.

Er drehte sich zu mir um. „Ja?“

„In welcher Preisklasse darf sich der Blumenstrauß bewegen?“

„Das überlasse ich dir.“ Er zwinkerte mir über die Schulter hinweg zu. „Ach, bring am besten gleich zwei Sträuße mit.“ Dann verschwand er hinter einer Tür, die zu einem Konferenzraum führte.

Ich rief am PC Marcs Outlook-Kalender auf und verschaffte mir einen Überblick über seine heutigen Termine. 14 Uhr, Arbeitsbesprechung mit Nina, las ich verwundert. Davon hatte er mir gar nichts gesagt. Vermutlich hatte er es einfach vergessen oder war davon ausgegangen, dass ich als Empfangssekretärin ohnehin den Überblick über sämtliche Termine in der Agentur hatte. 15 Uhr, Frau Santin, Arbeitsplatzübergabe. Ich runzelte die Stirn. Seit einigen Jahren florierte die Agentur. Das war auch der Grund, weswegen vor einigen Tagen eine zusätzliche Bürokraft eingestellt worden war. Die Bewerbungsgespräche für die Stelle hatten in der letzten Woche in den frühen Abendstunden stattgefunden. Nach meinem Feierabend, sodass ich den potenziellen Bewerberinnen nie über den Weg gelaufen war. Bei Frau Santin kann es sich nur um die neue Kollegin handeln, mutmaßte ich. Wahrscheinlich wollte Marc, dass ich die neue Kraft einarbeitete, und deswegen mit mir reden, bevor Frau Santin ihre Arbeit antrat. Hoffentlich war sie nett und ich würde mich gut mit ihr verstehen. Eine arrogante Zicke konnte ich jedenfalls überhaupt nicht gebrauchen.

In der Mittagspause zog ich Richtung Kölner City los. Das Wetter war schön und passte zu meiner guten Laune. Die Sonnenstrahlen schienen schon angenehm warm. Deswegen verzichtete ich auf eine Fahrt mit der U-Bahn und schlenderte stattdessen zu Fuß in Richtung Innenstadt. Meistens verbrachte ich die freie Zeit im Bistro Bellissima, das in der Nähe des Kölner Doms lag und meinem Schulfreund Angelo gehörte.

„Ciao, Nina!“, begrüßte Angelo mich, als ich das Bistro betrat. „Im ersten Moment habe ich doch glatt gedacht, da kommt Barbara Schöneberger hereinspaziert. Habe ich dir schon mal gesagt, dass du ihr verdammt ähnlich siehst?“

Ich freute mich über das Kompliment und suchte mir einen Tisch neben dem Piano aus. Ich mochte Barbara Schöneberger und schaute mir bei der kurvigen Moderatorin oftmals Stylings ab, die ich nachmachte und zukünftig auch auf meinem Blog vorstellen wollte. „Hast du. Und ganz unrecht hast du dieses Mal auch nicht.“ Ich deutete auf mein rotes Wickelkleid mit den weißen Tupfen. „Das gleiche Modell hat sie vor Kurzem in der NDR Talk Show getragen.“

„Wusste ich es doch.“ Er reichte mir die Tageskarte.

„Dabei ist sie in Wirklichkeit bestimmt ziemlich schlank. Wusstest du eigentlich, dass die Leute im Fern-sehen mindestens zehn Kilo schwerer erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind?“

„Nein, das wusste ich nicht. Dann möchte ich mich nicht im Fernsehen sehen müssen.“ Angelo strich über seinen leichten Bauchansatz, der sich vorwitzig über seinen Hosenbund wölbte. Ich legte die Karte auf den Tisch. „Mach mir am besten etwas, das schnell geht. Ich habe heute nicht so viel Zeit. Muss noch zwei Blumensträuße für die Agentur besorgen und wollte auf dem Rückweg bei der neuen Boutique in der Kupfergasse vorbeischauen. Dort soll es schicke Klamotten auch in großen Größen geben. Vielleicht schreibe ich über den Laden einen Bericht für meinen Blog.“

„Einen Salat?“

Ich winkte ab. „Davon werde ich nicht satt. Dann lieber Nudeln.“

„Kommt sofort.“

Ich schnappte mir eine Zeitschrift, die auf dem Piano lag, und blätterte darin herum. Dabei entdeckte ich das Foto einer Frau, die ein ähnliches Kleid trug, wie das, das in meinem Zweitkleiderschrank hing. Ich hasste es, mich von Dingen zu trennen. Darin war ich richtig schlecht. Deswegen bewahrte ich zu klein gewordene Klamotten in einem separaten Schrank auf. Mit jedem Kleidungsstück verband ich besondere Erinnerungen und Emotionen. Außerdem kaufte ich ausschließlich Kleidung, die mir au-ßerordentlich gut gefiel, eine gewisse Qualität hatte und die ich einfach besitzen musste. Natürlich kannte ich den allseits bekannten Leitspruch aus Modemagazinen, man solle sich von Dingen trennen, die ein Jahr lang nicht zum Einsatz gekommen waren. Doch diese radikale Form des Ausmistens brachte ich einfach nicht übers Herz. Stattdessen hatte ich mir eben diesen Zweitkleiderschrank zugelegt, in dem ich Klamotten hortete, in die ich seit geraumer Zeit nicht mehr passte.

„Du könntest damit vielleicht auf einen Kleidertrödelmarkt gehen. Dort wirst du bestimmt einiges davon los“, hatte meine Mutter mal vorgeschlagen.

„Danke für den Tipp. Aber nein. Irgendwann werde ich die Sachen wieder tragen können.“

„Und wann soll das sein? Bis dahin ist das Zeug aus der Mode. Dann kriegst du dafür auch nichts mehr beim Flohmarkt.“ Für meine Mutter währte Ehrlichkeit am längsten. Daher nahm sie auch nie ein Blatt vor den Mund und sagte stets das, was sie dachte. Eine Eigenschaft, auf die ich durchaus des Öfteren verzichten konnte.

Ich war spät dran. Meine Armbanduhr zeigte bereits 13:50 Uhr an, als ich mit zwei Blumensträußen beladen und mit der Plastiktüte mit meinen neuen Sachen aus der Boutique unter dem Arm in die gepflegte Allee einbog, in der die Werbeagentur in einer noblen modernen Stadtvilla untergebracht war. Alte Linden säumten die Straße in Köln-Lindenthal, und am Straßenrand parkten ausnahmslos neue und teure Autos der gehobenen Klasse. Die sauber gefegten Gehwege wurden durch stabile Zäune von den dahinter liegenden großzügigen Gärten und Villen abgegrenzt.

Vor der Agentur parkte Marcs schwarzes Mini Cooper Cabriolet mit offenem Verdeck. Ich drückte die schwere Holztür der Agentur mit der rechten Schulter auf und lief direkt auf den Empfangsbereich zu. Die Praktikantin lochte gelangweilt Formulare und heftete sie in einem Ordner ab.

„Kannst du die Sträuße bitte in eine Vase stellen? Ich habe nun einen Termin mit Herrn Börsch.“ Ich drückte der jungen Frau die Sträuße in die Hand, legte die Plastiktüte auf einem Bürostuhl ab und...

Erscheint lt. Verlag 10.5.2016
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abnehmen • Belletristik • Cozy • Frauenroman • Frauenromane • Frauenunterhaltung • Freundinnen • Freundschaft • Gegenwartsliteratur • Gesicht • Gewinnspiel • Grüner Tee • Historische Kriminalromane • Kabarett • Kindle • Kleidung • Kriminalgeschichten • Liebesroman • Liebesromane • Liebste • Mystery • Mysterythriller • Neue Liebe • Nordsee • Nordseeküste • Roman • Romance • Roman historisch • Romantik • Romanzen • Sankt Peter Ording • Satire • Schauspieler • Schlaf • Schlafzimmer • schlechtes Gewissen • Schulter • Strand • Strandkorb • Tanja Janz • Unterhaltung • Unterhaltungsroman • Urlaub • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-95649-544-6 / 3956495446
ISBN-13 978-3-95649-544-1 / 9783956495441
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