Shoe Dog (eBook)

Spiegel-Bestseller
Die offizielle Biografie des NIKE-Gründers

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
448 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-86248-928-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Shoe Dog -  Phil Knight
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Als junger, abenteuerlustiger Business-School-Absolvent auf der Suche nach einer Herausforderung lieh Phil Knight sich von seinem Vater 50 Dollar und gründete eine Firma mit einer klaren Mission: qualitativ hochwertige, aber preiswerte Laufschuhe aus Japan importieren. In jenem ersten Jahr, 1963, verkaufte Knight Laufschuhe aus dem Kofferraum seines Plymouth Valiant heraus und erzielte einen Umsatz von 8000 Dollar. Heute liegen die Jahresumsätze von Nike bei über 30 Milliarden Dollar. In unserem Zeitalter der Start-ups hat sich Knights Firma Nike als Maßstab aller Dinge etabliert und sein 'Swoosh' ist längst mehr als nur ein Logo. Es ist ein Symbol von Geschmeidigkeit und Größe, eines der wenigen Icons, die in jedem Winkel unseres Erdballs sofort wiedererkannt werden. Aber Knight selbst, der Mann hinter dem Swoosh, ist immer ein Geheimnis geblieben. Jetzt erzählt er endlich seine Geschichte. Seine Memoiren sind überraschend, bescheiden, ungeschönt, humorvoll und handwerklich meisterhaft. Den Anfang markiert eine klassische Situation am Scheideweg. Der 24-jährige Knight bereist als Rucksacktourist Asien, Europa und Afrika, ihn bewegen die ganz großen philosophischen Fragen des Lebens. Und er entscheidet sich für einen unkonventionellen Lebensweg. Anstatt für ein großes etabliertes Unternehmen zu arbeiten, beschließt er, etwas ganz Eigenes zu schaffen - etwas, das neu, dynamisch und anders ist. En détail beschreibt Knight die vielen unberechenbaren Risiken, mit denen er sich auf seinem Weg konfrontiert sah, die niederschmetternden Rückschläge, die skrupellosen Konkurrenten, die zahllosen Zweifler und Widersacher, die abweisenden Banker, die etlichen Male, wo er knapp einer Katastrophe entging, ebenso wie seine vielen triumphalen Erfolge. Vor allem aber ruft er Erinnerungen wach an die prägenden Freundschaften, die Nikes Wesen ausmachen, wie etwa das Verhältnis zu seinem ehemaligen Lauftrainer, dem aufbrausenden und charismatischen Bill Bowerman, oder zu seinen ersten Angestellten, einem bunt zusammengewürfelten Haufen von Aussteigern und Inselbegabten, aus denen sich innerhalb kürzester Zeit eine unerschütterliche, dem Swoosh verschworene Bruderschaft formierte. Gemeinsam bündelten sie ihre Kraft, angetrieben von einer mutigen Vision und dem gemeinsamen Glauben an die erlösende, Grenzen überschreitende Macht des Sports, und schufen eine Marke und eine Kultur, die vollkommen neue Maßstäbe setzte.

PHIL KNIGHT, der Gründer von Nike, Inc., ist einer der einflussreichsten Unternehmensleiter der Welt. Von 1964 bis 2004 war er der CEO/Geschäftsführer von Nike und noch heute ist er dessen Vorstandsvorsitzender. Er lebt mit seiner Frau Penny in Oregon.

PHIL KNIGHT, der Gründer von Nike, Inc., ist einer der einflussreichsten Unternehmensleiter der Welt. Von 1964 bis 2004 war er der CEO/Geschäftsführer von Nike und noch heute ist er dessen Vorstandsvorsitzender. Er lebt mit seiner Frau Penny in Oregon.

1962


Als ich endlich den Mut fand, meinen Vater auf meine Idee anzusprechen, stellte ich sicher, dass es früher Abend war. Das war bei meinem Dad immer die beste Zeit. Da saß er meist entspannt, gesättigt und zufrieden auf seinem Kunstledersessel in der Fernsehecke. Ich kann noch heute, wenn ich die Augen schließe, das Publikum lachen hören und die blechernen Titelsongs seiner Lieblingsserien Wagon Train und Tausend Meilen Staub.

Seine liebste Show war die von Red Buttons. Jede Folge begann mit dem singenden Red: Ho ho, hee hee ... strange things are happening.

Ich stellte einen Stuhl neben seinen Sessel, lächelte matt und wartete die nächste Werbeunterbrechung ab. In meinem Kopf hatte ich die Partie immer wieder durchgespielt, besonders den ersten Zug. Also, Dad, erinnerst du dich an die Verrückte Idee, die ich in Stanford hatte ... ?

Es war einer meiner letzten Kurse, ein Seminar über Unternehmertum. Ich hatte für ein Referat Nachforschungen über Schuhe angestellt und das Referat hatte sich von einer Allerweltsaufgabe zu einer wahren Obsession ausgewachsen. Als Läufer wusste ich einiges über Laufschuhe. Von meinem Interesse für die Wirtschaft wusste ich, dass es japanischen Kameraherstellern gelungen war, große Teile eines Markts zu erobern, der zuvor von Deutschen beherrscht worden war. Das, so argumentierte ich in meinem Referat, könnte mit japanischen Laufschuhen ebenfalls gelingen. Die Idee fand ich zunächst interessant, sie inspirierte mich zunehmend und schließlich war ich von ihr besessen. Das schien doch so einleuchtend, so simpel und von enormem Potenzial.

Ich arbeitete wochenlang an dem Referat, zog quasi in die Bibliothek ein und verschlang alles, was ich über Import und Export sowie über Geschäftsgründungen finden konnte. Schließlich hielt ich, wie dies erforderlich war, mein Referat vor meinen Kommilitonen, die mit ungespielter Langeweile reagierten. Nicht ein Einziger stellte eine Frage. Auf meine Leidenschaft und Hingabe antworteten sie mit schwerfälligem Stöhnen und leeren Blicken.

Der Professor fand meine Verrückte Idee ausgezeichnet und gab mir die Bestnote. Aber damit hörte es schon auf. Zumindest hätte es an diesem Punkt aufhören sollen. Doch ich dachte immer weiter über mein Referat nach. Während meiner restlichen Zeit in Stanford, bei jedem Lauf am frühen Morgen bis genau zu jenem Moment in der Fernsehecke sinnierte ich darüber, nach Japan zu gehen, dort eine Schuhfabrik zu finden und ihnen meine Verrückte Idee zu verkaufen. Ich hoffte, dass sie größeren Enthusiasmus zeigen würden als meine Kameraden, und dass sie mit dem schüchternen, blassen, spindeldürren Jungen aus dem verschlafenen Oregon eine Partnerschaft eingehen würden.

Ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt, während meiner Reise nach Japan ein paar exotische Abstecher zu machen. Wie sollte ich auf dieser Welt Spuren hinterlassen, dachte ich, wenn ich mich nicht in sie hineinbegeben und sie gesehen hätte? Bevor man ein großes Rennen startet, will man doch die Strecke abgegangen sein. Eine Reise mit dem Rucksack rund um die Welt schien mir genau das Richtige, überlegte ich. Niemand sprach damals über Wunschlisten für Lebensträume, aber genau das schwebte mir in etwa vor. Bevor ich sterben würde oder zu alt und zu sehr mit Alltagsdingen beschäftigt sein würde, wollte ich die schönsten und wundersamsten Orte dieses Planeten besuchen.

Und seine heiligsten. Natürlich wollte ich auch anderes Essen probieren, andere Sprachen hören und in andere Kulturen eintauchen, aber wonach ich mich wirklich sehnte, war eine Verbindung von tieferer Bedeutung. Ich wollte meine Erfahrungen machen mit dem, was die Chinesen Tao nennen, die Griechen Logos, die Hindus Jnana, die Buddhisten Dharma. Was für die Christen der Heilige Geist ist. Bevor ich zu meiner eigenen persönlichen Lebensreise aufbreche, so dachte ich, will ich zunächst die größere Reise der Menschheit verstehen. Lass mich die beeindruckendsten Tempel, Kirchen und Schreine entdecken, die heiligsten Flüsse und Berggipfel. Lass sie mich spüren, die Anwesenheit von ... Gott?

Ja, sagte ich mir, ja. Es gibt wohl kein besseres Wort.

Aber zunächst brauchte ich die Zustimmung meines Vaters.

Mehr noch, ich brauchte sein Geld.

Ich hatte im Jahr zuvor schon einmal eine große Reise erwähnt und mein Vater schien dafür ganz offen zu sein. Aber wahrscheinlich hatte er es vergessen. Und nun trieb ich es sicherlich zu weit, als ich zu meinem ursprünglichen Vorhaben nun noch die Verrückte Idee hinzufügte, diesen unverschämten Abstecher nach – Japan? Um eine Firma zu gründen? Lass uns doch gleich das Geld zum Fenster hinauswerfen.

Dies ging ihm bestimmt einen Schritt zu weit.

Einen verdammt teuren Schritt. Ich hatte noch Ersparnisse von der Armee und diversen Gelegenheitsjobs aus den vergangenen Sommern. Zudem plante ich, mein Auto zu verkaufen, einen kirschroten 1960er MG Twin Cam mit Rennreifen (dasselbe Auto, das Elvis in Blaues Hawaii fährt). Alles zusammengerechnet kam ich auf 1500 Dollar, ein Tausender zu wenig, wie ich nun meinem Vater beichtete. Er nickte, brummte und schaute kurz vom Fernseher zu mir auf und wieder zurück, während ich alles vor ihm ausbreitete.

»Erinnerst du dich an unsere Unterhaltung, Dad? Als ich dir erzählt habe, dass ich um die Welt reisen will? Der Himalaja? Die Pyramiden? Das Tote Meer, Dad? Das Tote Meer? Nun, ich habe mir überlegt, auch einen Abstecher nach Japan zu machen, Dad. Erinnerst du dich an meine Verrückte Idee? Japanische Laufschuhe? Das könnte richtig groß werden, Dad. Richtig groß.«

Ich trug nun richtig dick auf und versuchte, geschickt und überzeugend zu argumentieren, obwohl ich das Verkaufen immer gehasst hatte und dieser Verkauf nicht die geringste Chance hatte. Mein Vater hatte erst kürzlich Hunderte von Dollar für die Universität von Oregon hingeblättert und dazu noch Tausende für Stanford. Er war der Verleger des Oregon Journal, ein solider Beruf, der ihm alle Grundbedürfnisse finanzierte, inklusive unseres geräumigen weißen Hauses in der Claybourne Street in Portlands ruhigstem Vorort, Eastmoreland. Aber der Mann bestand nicht nur aus Geld.

Außerdem schrieben wir das Jahr 1962. Die Erde erschien uns damals noch größer, auch wenn Menschen begonnen hatten, den Orbit der Erde in Raumkapseln zu umkreisen. 90 Prozent der Amerikaner hatten noch nie ein Flugzeug bestiegen. Die meisten Männer und Frauen waren nie viel weiter als hundert Meilen von zu Hause weg gekommen, sodass die bloße Erwähnung einer Weltreise mit dem Flugzeug wohl jeden Vater nervös machen würde, besonders meinen, dessen Vorgänger bei der Zeitung bei einem Flugzeugabsturz umgekommen war.

Abgesehen von Geld und Sicherheitsbedenken war die ganze Sache auch unrealistisch. Mir war bewusst, dass 26 von 27 neu gegründeten Firmen scheiterten, und meinem Vater war das auch klar, und die Vorstellung, ein so kolossales Risiko einzugehen, widersprach all seinen Überzeugungen. In vielerlei Hinsicht war er ein konservativer Anglikaner, ein gläubiger Christ. Aber er verehrte heimlich noch eine andere Gottheit – Seriosität. Ein Haus im Kolonialstil, eine schöne Frau, gehorsame Kinder, all das genoss mein Vater sehr. Aber was er noch mehr genoss, war, dass seine Freunde und Nachbarn wussten, dass er all das besaß. Er liebte es, bewundert zu werden. Es verging kaum ein Tag, an dem er sich nicht von seiner besten Seite zeigte. Daher würde er wohl wenig Sinn darin sehen, nur aus Spaß um die Welt zu reisen. So etwas machte man einfach nicht. Sicherlich nicht als seriöser Sohn eines seriösen Vaters. Das konnten die Kinder von anderen Leuten machen. Beatniks und Hipster machten so etwas.

Der eigentliche Grund für seine Fixierung auf Seriosität war vielleicht seine Angst vor dem eigenen inneren Chaos. Ich fühlte dies instinktiv, denn ab und zu brach dieses Chaos aus. Ohne Vorwarnung klingelte dann nachts das Telefon in der Vorhalle, und wenn ich dran ging, war dort immer dieselbe raue Stimme in der Leitung: »Hol ma’ deinen alten Herrn ab.«

Ich zog meine Regenjacke an – es schien in diesen Nächten immer zu nieseln – und fuhr in die Stadt zum Club meines Vaters. So deutlich wie ich mich an mein Zimmer erinnere, erinnere ich mich auch an den Club. Ein Jahrhundert alt, mit bis zu den Decken reichenden Bücherschränken aus Eiche und mit Ohrensesseln, sah er aus wie das Herrenzimmer eines englischen Landhauses. Mit anderen Worten: äußerst seriös.

Ich fand meinen Vater immer am selben Tisch, im selben Stuhl. Ich half ihm stets sanft auf die Füße. »Geht es dir gut, Dad?« »Natürlich geht es mir gut.« Ich führte ihn nach draußen zum Auto, und auf dem Weg nach Hause taten wir immer so, als wäre nichts. Er saß ganz gerade, fast majestätisch, und wir redeten über Sport, denn über Sport zu reden, lenkte mich ab und beruhigte mich, wenn ich gestresst war.

Mein Vater liebte Sport ebenfalls, Sport war für ihn etwas Seriöses.

Aus diesem und einem Dutzend anderer Gründe erwartete ich, dass mein Vater in seiner Fernsehecke meinem Ansinnen mit hochgezogenen Brauen und einer schnellen Abfuhr begegnen würde. »Ha, Verrückte Idee. Du sagst es, Buck.« (Mein eigentlicher Name war Philip, aber mein Vater nannte mich Buck. Er nannte mich sogar schon vor meiner Geburt Buck. Meine Mutter hat mir erzählt, wie er oftmals ihren Bauch getätschelt und gefragt habe, wie es denn dem kleinen Buck gehe?) Als...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2016
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
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