Erinnerungen IV (eBook)
586 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7357-4679-5 (ISBN)
Weder bin ich bekannt wie etwa Goethe, Schiller oder Dieter Hildebrandt, noch habe ich den Beruf des Schriftstellers erlernt. Da ich bisher durchaus ein recht bewegtes und interessantes Leben hatte, baten mich meine Kinder, dies doch einmal aufzuschreiben. Dabei merkte ich, dass man dadurch unangenehme Erlebnisse auch ohne fremde Hilfe viel besser verarbeiten und vergessen kann. Geboren bin ich in Mackensen in Hinterpommern, dem jetzigen Polen, am 16. Februar 1934. 1945 mussten wir alles stehen und liegen lassen und unsere Heimat verlassen. In Anklam beendete ich die Grundschule; ein Gymnasien gab es zu der Zeit nicht. Anschließend lernte ich den Beruf des Bau-und-Möbelschreiners. 1952 holte ich das Abitur nach und studierte in Weimar an der Hochschule für Architektur und Bauwesen. Seit 1960 arbeitete ich als Architekt an der Hochschule für Architektur in Leipzig, bei einem Baubetrieb in Ostberlin und nach meiner Flucht 1963 in Reutlingen. Seit 1997 bin ich in Rente, aber keineswegs Im Ruhestand. Denn nun begann ich mit ehrenamtlicher Tätigkeit und besuchte viele ferne, fremde Länder. Nach meiner Scheidung fand ich ein neues und sehr zufriedenes Leben.
1.00 ENDLICH 63
1.10 Rentenberatung
Als ich 62 Jahre alt war ging ich zur Rentenberatung ins Rathaus. Ich wollte erfahren, welches die beste Möglichkeit war, in Rente zu gehen. Das Ergebnis war, dass es gerade ein Rentenmodell gab, nach dem ich schon mit 63 Jahren in die Rente gehen könnte, ohne Abstriche zu erhalten. Mein jetziger Rentenanspruch erschien mir ausreichend, sodass ich mir überlegen sollte dieses Modell anzunehmen. Außerdem erklärte mir der nette Berater, dass ständig mit kleinen Änderungen in der Berechnungsmodalität zu rechnen sei, so dass am Ende nach zwei Jahren weiterer Einzahlung gar nicht mehr heraus käme als jetzt.
Das machte mich stutzig! Sollte ich wirklich noch 3 Jahre arbeiten – sozusagen für nichts???
Mein Entschluss stand nun fest, ich würde schon mit 63 aufhören. Als ich das meinem Chef erzählte meinte er, dass ich doch noch soooooooo fit sei.
„Eben“, antwortete ich, „genau deshalb möchte ich gehen. Damit ich auch noch fit bin, um etwas anderes zu tun.
Und außerdem möchte ich nicht warten, bis man mich mit den Füßen zuerst hier hinaus trägt.“
1.20 Meine Verabschiedung
Am 1. April 1997 war es dann etwas verspätet so weit.
Es gab eine bewegende Verabschiedung mit Urkunden und vielen Sprüchen und Gedichten. Frau Baur hatte es sich nicht nehmen lassen, extra einige Verse zu dichten. Dann nahm mich mein Chef beiseite und offenbarte mir, dass er es an meiner Stelle auch so gemacht hätte. Das beruhigte mich, brauchte ich deshalb also kein schlechtes Gewissen zu haben.
War ich aber wirklich auf diesen Moment gut vorbereitet? Hatte ich doch schon bei einigen Abgängern erlebt, dass sie fürchteten in ein Loch zu fallen. Und deshalb tauchten sie regelmäßig hier wieder auf, manchmal zum Leidwesen der Kollegen, weil sie gerne noch mitreden wollten. Wieder andere hatte ich erlebt, die wollten mit ihrer alten Arbeitsstelle niiiiiiiiiiiie mehr etwas zu tun haben, sie kamen auch zu keinem Fest und mieden jeden Kontakt zum Betrieb und zu den alten Kollegen.
Nein, bei mir war das ganz anders. Ich dachte gerne an meine Arbeitszeit zurück, aber ohne sie zu vermissen.
Ich hatte auch keine Angst etwa nicht mehr gebraucht zu werden. Im Gegenteil ich freute mich auf den neuen Lebensabschnitt, zumal ich mich selbst noch recht fit fühlte. Es kam mir vor als würde ich ein neues Leben beginnen. Denn nun durfte vieles anders, leichter, unbeschwerter werden und vor allem nicht mehr dem zeitlichen Zwang unterliegen.
Doch langweilig sollte es nicht werden, dazu hatte ich noch viel zu viele Ideen.
1.30 HIER EIN KLEINER RÜCKBLICK In VERSFORM:
1. Ausgangssituation
Nun bin ich froh, hab ich vom Amt,
dieses Papier fest in der Hand.
Herr Haufe von der OFD
hat mir bescheinigt, dass ich geh`.
Schon fürchtete ich zuletzt,
ich würde noch mal fest gesetzt.
Wie hat Herr Melchers mal gesagt,
ein jeder Rentner würde verklagt,
dem Land zu zahlen Schadeneratz,
für den verlassenen Arbeitsplatz.
2. Rückblick
Teils traurig, teils auch beglückt,
schau ich jetzt noch mal zurück:
Ein Wort nun noch zum letzten Jahr,
das für mich doch recht stressig war.
Auslaufen lassen, hat` ich geglaubt,
doch fast hätt`s mir den Nerv geraubt.
Nichts war es mit Bequemen,
nicht mal Urlaub konnt` ich nehmen.
Da war der Nachlass von Zwiefalten,
den ich bis dahin musst` verwalten.
Von oben hatte man beschlossen,
uns aus der Bauplanung zu entlassen.
Pläne, Akten war`n zu übergeben,
ich dacht`ich würd`s nicht überleben.
Akten und Pläne aus 50 Jahren,
was fast 50 Leut` gesammelt haben!
140 Ordner warf ich raus,
mustert überholte Schreiben aus.
Auch die Pläne hatten Tücken,
zu ergänzen war so manche Lücke.
Frau Henle hat mir bis zuletzt,
den CAD dabei ersetzt.
Trotzdem 2000 Pläne blieben,
wurden an`s PLK übergeben.
Ich wett` es hätte mancher leicht,
dafür 6 Monate Freistellung erreicht.
Froh, los zu sein das PLK,
hat ich am Hals die JVA.
Ich kam vom Regen in die Traufe,
was ich erst merkte im Verlaufe.
Im PLK durft` selbst ich schließen,
hier immer auf Beamte angewiesen.
Ich kam mir vor wie im Käfig,
kaum Unterschied zu einem Häftling.
Ursprünglich wurd `ich eingesetzt,
weil die Sanierung wichtig jetzt.
Auch stellte sich dann bald heraus,
die Mauersichrung reicht nicht aus.
Die Torwache war auch geplant,
jedoch am falschen Platz sie stand.
Noch vieles An`dre musste sein,
dem Nutzer ständig fiel was ein.
Leider ging nicht alles glatt,
wie es solch Bau so in sich hat.
Durch ein Loch der Giebelseite,
suchten 4 Häftlinge das Weite.
Schnellstens hieß es reagieren,
keine Zeit war zu verlieren.
Gefasst waren bald wieder alle 4,
jetzt sitzen sie in sicherem Revier.
Ständig muß`t man auf der Hut sein,
Häftlingen fiel immer was neues ein.
An Schnüren durch`s Fenster gechickt,
wurd mancher Kassiber so verschickt.
Der Mauerschutz war ohne Frage,
für uns die allergrößte Plage.
Viele Versuche haben wir gemacht,
uns immer was neues ausgedacht.
Die Lösung war dann ungelogen,
gerollter Nato-Draht ganz oben.
So wird`s auch stetig weiter gehen,
mein Nachfolger wird es schon sehen.
Dann plötzlich kam es mir so vor,
ich hätt` nen kleinen Mann im Ohr.
Was ich bisher noch nicht gewusst,
Man nennt den Kleinen TINITUS!
Doch leider kam er nicht allein,
der Tinitus kommt meist zu drei`n!
Gleichgewicht und das Gehör,
leiden dabei noch viel mehr.
Ein Mittel gäbe es zum Glück,
Fusionen - und zwar 10 Stück.
7 Wochen er mir glatt stahl,
die Zeit lief weg - katastrophal!
Dies hatte deutlich Folgen,
Tübinger Bauten machten Sorgen.
Das Vermessungsamt sollt` übergeben,
um die Räume zu belegen.
Bisschen Sanierung war gedacht,
das ist doch sicher schnell gemacht.
Ein wenig Umnutzung im Dach,
sollte dabei schnell noch mit gemacht.
Doch leider lief es nicht nach Plan,
weil die Baugenehmigung nicht kam.
Dann kein Geld auf 519 kommt,
Baustopp gibt es für alle prompt!
Danach der Statiker schockiert,
das Holzwerk falsch dimensioiert.
Abstände zu groß, Sparren zu schwach,
desolat das ganze Dach!
kurzum verglichen kam ich drauf,
es muss ein neuer Dachstuhl drauf.
Ein Preisvergleich hatte erbracht,
billiger wird ein neues Dach.
Für Holzschutz wäre ungelogen,
`ne größ`re Summe auszugeben.
Mit der Zeit stellt sich heraus,
zu teuer wird das ganze Haus.
Frau Baur in ihrem Amte waltet,
hat sich hier helfend eingeschaltet.
Nachdem noch vieles sollt` hinzu,
die Amtsleitung kam auf einen Clou:
`nen Sammeltitel machen wir auf
und hauen alle Kosten drauf!
Nun ist doch alles wohl vollbracht,
mit viel Geduld der Bauherrschaft.
Und so ganz nebenbei noch lief,
selten gerade, meistens schief,
das Institut Franco-Allmand,
das kurz vor der Vollendung stand.
Das Bürö U 8 Aguilar,
der planende Architekt hier war.
Doch schnell stellt sich dabei heraus,
warum ich übernahm dies Haus.
Viel Führungsarbeit war zu leisten,
Rechnungen nervten mich am meisten.
Z-Bau gab`s auch noch nebenher,
mal wenig Arbeit und mal mehr.
Geldforderungen kamen dann,
wenn man sie gad nicht brauchen kann.
Eilig war`n sie - das war klar,
weil überall die Mittel rar.
So ließ ich manchmal alles stehen,
um schnell mal nach Z-Bau zu sehen.
Jetzt ist Herr Benfeld mit dabei,
da geht die Arbeit schlicht durch zwei.
Doch nun ist endlich ganz gewiss,
hier zu End` für mich der...
Erscheint lt. Verlag | 12.6.2014 |
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Reihe/Serie | Erinnerungen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Bildkomentare • Biographie • Erlebnisse • Fernreisen • soziale Einstellung |
ISBN-10 | 3-7357-4679-9 / 3735746799 |
ISBN-13 | 978-3-7357-4679-5 / 9783735746795 |
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