Gemetzel (eBook)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
112 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403501-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gemetzel -  Albert Ostermaier
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Das alte Lied, für die Bühne neu erzählt: Ein Drama um Liebe und Betrug, große Freundschaft und ihren bitteren Verrat. Und im Mittelpunkt ein unermesslicher Schatz: Der legendäre Schatz der Nibelungen, das geraubte Gold, dessen Glanz alle verblendet. Gemischte Gefühle bei den Hunnen. Kriemhilds sagenhafte Verwandtschaft ist im Anmarsch. Also lässt sich ihr Sohn Ortlieb die alten Geschichten erzählen. Von Siegfried und Brünhild und dem düsteren Hagen. Hagen, der Kriemhild Nacht für Nacht im Traum erscheint. Der sie um ihre Liebe und um ihr Gold gebracht hat. Und der als Einziger weiß, wo es versteckt ist. Das soll er ihr nun verraten. Und dafür ist sie bereit, alles zu opfern...

Albert Ostermaier, geboren 1967, Lyriker, Dramatiker und Romanautor, lebt und arbeitet in München. 1988 veröffentlicht er erste Gedichte und erhält zwei Jahre darauf mit dem Literaturstipendium der Stadt München seinen ersten Preis. Das 1995 im Bayerischen Staatsschauspie0l München uraufgeführte Stück ?Zwischen zwei Feuern. Tollertopographie? eröffnet Albert Ostermaiers Karriere als Theaterautor. Er wird Hausautor am Nationaltheater Mannheim, am Bayerischen Staatsschauspiel und am Burgtheater Wien. Seine Stücke wurden von namhaften Regisseuren wie Andrea Breth, Lars Ole Walburg und Martin Ku?ej inszeniert.Neben seinen zahlreichen Lyrik-Bänden erschienen seine Romane ?Zephyr? (2008), ?Schwarze Sonne scheine? (2011), ?Seine Zeit zu sterben? (2013) und zuletzt ?Lenz im Libanon? (2015).Albert Ostermaier ist u. a. Träger des Kleist-Preises, des Bertolt-Brecht-Preises und des Welt-Literaturpreises und hat als künstlerischer Leiter verschiedener Festivals großes Ansehen erlangt.

Albert Ostermaier, geboren 1967, Lyriker, Dramatiker und Romanautor, lebt und arbeitet in München. 1988 veröffentlicht er erste Gedichte und erhält zwei Jahre darauf mit dem Literaturstipendium der Stadt München seinen ersten Preis. Das 1995 im Bayerischen Staatsschauspie0l München uraufgeführte Stück ›Zwischen zwei Feuern. Tollertopographie‹ eröffnet Albert Ostermaiers Karriere als Theaterautor. Er wird Hausautor am Nationaltheater Mannheim, am Bayerischen Staatsschauspiel und am Burgtheater Wien. Seine Stücke wurden von namhaften Regisseuren wie Andrea Breth, Lars Ole Walburg und Martin Kušej inszeniert. Neben seinen zahlreichen Lyrik-Bänden erschienen seine Romane ›Zephyr‹ (2008), ›Schwarze Sonne scheine‹ (2011), ›Seine Zeit zu sterben‹ (2013) und zuletzt ›Lenz im Libanon‹ (2015). Albert Ostermaier ist u. a. Träger des Kleist-Preises, des Bertolt-Brecht-Preises und des Welt-Literaturpreises und hat als künstlerischer Leiter verschiedener Festivals großes Ansehen erlangt.

TEIL I


Prolog: Nixen


Drei nackte Nixen, ihre Kleider suchend.

ERSTE WASSERFRAU das Publikum direkt ansprechend

Hochgeborener Ritter Hagen, wir sagen Euch hier, wenn Ihr uns, kühner Held, unsere Kleider wiedergebt, wie Eure Fahrt zum Hunnenhof ausgeht. Wie Wasservögel treiben wir auf den Wellen, Ihr könnt uns ruhig glauben. Die Zukunft rinnt wie Wasser durch unsre Hände.

 

DRITTE WASSERFRAU

Ihr könnt gut in Etzels Land reiten.

ERSTE WASSERFRAU

Ich gebe Euch mein Ehrenwort, dass Helden niemals besser in irgendwelche Reiche zogen und so großen Ruhm erwarben.

DRITTE WASSERFRAU

Das könnt Ihr wahrlich glauben.

ERSTE WASSERFRAU Kleider auffangend

Danke, dass Ihr uns die Kleider zurückgegeben habt.

DRITTE WASSERFRAU

Was freut Ihr Euch?

ZWEITE WASSERFRAU

Ihr freut Euch zu früh.

ERSTE WASSERFRAU

Wollt Ihr nicht die nackte Wahrheit hören?

ZWEITE WASSERFRAU will ihre Kleider wiederbekommen

Ich will Euch warnen, Hagen. Kommt Ihr zu den Hunnen, seid Ihr verraten und verkauft. Kehrt wieder um!

DRITTE WASSERFRAU

Es ist höchste Zeit für Euch!

ERSTE WASSERFRAU

Weil Ihr kühnen Helden eingeladen seid, um in Etzels Land zu sterben.

ZWEITE WASSERFRAU

Wer dorthin reitet, ist des Todes. Da, ich seh es in seinen Augen, er glaubt mir nicht.

DRITTE WASSERFRAU

Es ist unabwendbar.

Bild 1: Sluoc


Im Lager vor dem Hof.

NARR wie eine Krähe mit den Armen flatternd und um Jung-Ortlieb kreisend

Do sluoc, do sluoc, do sluoc, daz kint, daz kint, kräh, kräh, das kint, da sluoc der helt das kräh kind, kräh, kräh, das krähende, sluoc, sluoc, sluoc das kint, der helt, der gute held das kind, tot, er schlug es tot, der helt, do sluoc, der helt, do, do, do, tot, tot, das kind, do, tot, kräh, kräh, das kind, tot, kräh, sloc, kräh, das kint, tot, tot, der helt guot tot, tot, das kind, das kind, du, do, da, du do da, da du do, do sluoc, do sluc, du do da.

ORTLIEB

Narr, hör auf, wer schlug wen tot? Vor dir steht ein Königssohn!

NARR

Dich sluoc er do tot, tot, tot, die Krähen schreien’s, da hörst du’s nicht, tot, tot, do, do, sluoc.

ORTLIEB

Aber ich leb doch, Narr, ich bin ein Ritter, schau nur, wie stark meine Rüstung ist und wie breit mein Schwert. Ich habe es Siegfried genannt!

NARR

Das Blut fließt ihm von der Klinge auf die Hände zu, kräh, dem guten Held, kräh, da wie du do streckt er sein Schwert in den Himmel, aber die Krähen, kräh, die Krähen erschlägt er nicht damit, dich erschlägt er und dein Kopf, Kind, dein Kindskopf, Kind, kräh, der springt, der springt, wie ein Ball springt er do, ganz geschwind, Kind, springt er in den Schoß, den blutigen Schoß deiner Mutter, der Kopf, Kind, in ihren Schoß und blutet und die Krähen werden weinen, kräh, aber Kriemhild weint nicht, die Krähe, die Küneginne.

ORTLIEB

Du Narr, ich leb doch, beug dein Knie, ich schlag dir den Kopf ab zur Strafe, dass du mir Angst machst. Aber ich habe keine Angst, denn ein wackrer Held wackelt nicht.

NARR

Ein Mord, ein Mord, und alles brennt, die Flügel brennen, die Krähen brennen, ein Himmel voll brennender Krähen, sieh nur, wie sie in der Sonne brennen, Kind.

ORTLIEB

Beug schon dein Knie, damit ich dich endlich erschlagen kann, wie es sich gehört.

NARR

Wollt Ihr mir nicht das Leben schenken? Es waren doch nur die Krähen, denen ich meine Zunge lieh, Herr.

ORTLIEB

Dann lass dir die Zunge abschlagen, Narr, wenn sie mit Krähen spricht.

NARR

Nein, lieber den Kopf, Herr. Sterbt wohl, Herr, und behaltet mich in lebendiger Erinnerung do unten im Himmel und werft mein Haupt in die Luft, damit ich euch allen auf den Kopf spucken mag, wenn der Regen ausbleibt.

RITTER

Nimm, mein Schwert, Herr, es ist aus Eisen.

ORTLIEB

Es ist so schwer.

RITTER

Ich werd Euch helfen, den Narren einen Kopf kürzer zu machen.

ORTLIEB

Ihr fragt gar nicht, was er getan hat?

RITTER

Er ist ein Narr. Eine Fliege. Wenn sie Euch stört, erschlagt sie und reißt ihr die Beine aus.

NARR

Ein Narr ohne Kopf ist wie ein König ohne Land. Ein Land ohne König trägt die Köpfe unter der Hand. Drei Köpfe hatte es, bald hat’s keinen mehr, nur das Blut, das aus den Hälsen schießt. Ein Königreich aus Köpfen gebaut, ein Turm bis zum Himmel, seh ich, um den die Krähen kreisen, Schädel für die Bienen, summ, summ.

ORTLIEB

Er hat gesagt, ich sei erschlagen worden. Ich würde sterben.

RITTER

Keiner wird erschlagen außer ihm. Er verdient sein Brot, alles zu verdrehen. Aber heut beißt du ins Gras, Narr. Herr, ich zeig Euch, wie man’s macht. So, das Schwert …

NARR

Die Burgunder, die Nibelungen kommen!

ORTLIEB

Wartet, edler Recke, Holzköpfe muss man mit Holzschwertern schlagen, überlasst das mir.

RITTER

Der nächste Narr. Was sagst du?

NARR

Die Burgunder kommen. Auf Einladung der Königin. Kriemhilds Brüder kommen.

Barbaren.

ORTLIEB

Meine Onkel! Dir geb ich’s!Er beginnt den Narren zu schlagen.

NARR

Herr, Ihr habt mich erschlagen, alle Kinder sind Narren, also bin ich ein Kind, also bin ich hin, da sluoc er das kint, hin bin ich, tot, Ihr seid ein guter Held, nach dem bald keiner kräht, wenn alles untergeht.

RITTER

Verschwinde, Narr, du hast deinen Spaß zu weit getrieben.

NARR

Nur auf die Spitze, Ritter, nur eine Schwertspitze Salz in Euren Wunden, Herr.

ORTLIEB

Sag, kommen sie wirklich?

NARR

Alle sagen es, es läuft wie ein Feuer durch alle Zungen.

ORTLIEB

Kommt auch ein Drache mit ihnen? Und bringen sie den Schatz mit? Was weißt du über die Nibelungen, sprich! Meine Mutter hat mir nichts erzählt, alle flüstern nur, nur von Siegfried hat meine Mutter Kriemhild mir geschworen, dass er der größte aller Helden war und den Drachen erschlug. Und ihr Blut fließt doch auch in meinem, halb Hunne, halb Nibelung bin ich.

NARR

Nicht Fisch, aber Fleisch.

Wir werden Euch ihre Geschichte zeigen, Herr. Setzt Euch, Herr.

RITTER

Ihr sollt den Jungen nicht verderben.

NARR

Do do do, ein Drache, ein Drache, do! Wie konnt ein Weib aus Rache wohl entsetzlicher tun. Es ist ihr Sohn, er sagt kein Ton. Mehr. Nicht einmal ein Krächzen mehr, kräh, kräh.

RITTER

Herr, müsst Ihr nicht ins Haus. Es ist zu gefährlich für Euch, wenn es dunkel wird, es läuft viel Gesindel rum hier, wenn auch manch guter Held.

ORTLIEB

Lasst mich, bitte, nur ein wenig noch. Ich will die Geschichte zu Ende hören. Bis zum Ende.

Bild 2: Der Nibelungen Sage


Die Tänzer bereiten sich vor. Sie stellen alle Figuren und den feuerspeienden Drachen dar. Sie spielen die Nibelungensage wie eine böse Farce.

ORTLIEB

Wer ist das?

NARR

Das ist Sivrit, Siegfried, der Held, helt, der snelle degen guot, zu seiner besten Zeit, in seiner Jugendblüte Jahre konnt von ihm man wahre Wunder sagen.

ORTLIEB

Aber der ist klein und hässlich und hat eine dicke Lippe. Ist das nicht eher der böse Hagen?

NARR zeigt auf einen schwarzen Ritter

Nein, der dort ist Hagen, von Tronege Hagene, hack, hack, hack. Seine Seele ist so schwarz, dass sie durch die Rüstung drückt. Wenn Ihr ihn aufschneidet, werdet Ihr seine Seele in der Galle finden.

RITTER zieht sein Schwert

Ihr …

NARR

Verzeiht, mein Herr! Ein Spiel. Ich wollte Euch nicht beleidigen, hack. Setzt Euch zu uns und unserm Herrn, Ritter Hack Hack, sie geben der Nibelungen Sage. Der...

Erscheint lt. Verlag 23.7.2015
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Brünhild • Burgund • Drama • Hagen • Hunnen • Kriemhild • Nibelungen • Nixe • Rhein • Schatz • Theaterstück • Worms
ISBN-10 3-10-403501-6 / 3104035016
ISBN-13 978-3-10-403501-7 / 9783104035017
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 689 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
The Experimental Theater in France

von Leonard C. Pronko

eBook Download (2023)
University of California Press (Verlag)
43,99